Beziehungsstatus: Es ist kompliziert 2
Survival Kit für den stationären Handel
Mit welchen Kriterien kann man überhaupt beim Kunden punkten? „Der Klassiker ist nach wie vor die Begrüßung. Hier kann man beim ersten Eindruck mit einer fehlenden oder nicht ernstgemeinten Begrüßung viel falsch machen, kann aber umgekehrt von Beginn an viele Pluspunkte sammeln. Zudem ist eine kompetente, individuelle Beratung einer der Hauptgründe, warum man stationär vor Ort einkauft“, so Höllerbauer. Auch müsse man den Leuten in den Einkaufsstraßen, etwa auf der Linzer Landstraße, das Gefühl vermitteln, dass sie nicht bloß eine pragmatische Aktion ausführen, sondern ihnen mit einem angenehmen Ambiente einen Mehrwert schaffen, so der WKOß-Bezirksstellenobmann Linz-Stadt, Klaus Schobesberger. „Hier gibt es noch viel Potential nach oben, denn das Verkaufspersonal kann gar nicht gut genug geschult sein. Wir stellen oft fest, dass der Konsument besser informiert ist als der Spezialist im Geschäft. Das darf eigentlich nicht sein. Deshalb braucht es: Schulungen, Schulungen, Schulungen. Das gilt nicht nur für das Produkt, sondern auch für den Servicegedanken und etwaige Reklamationen.“ Das Einkaufen auf der Linzer Landstraße sei jedoch ein besonderes Erlebnis, das auch überregional in Anspruch genommen wird: „Sehr viele Leute fahren extra hierher, weil sie das bekommen, was sie brauchen und sich wohlfühlen. Wenn das gegeben ist, wird der Kunde über kurz oder lang wiederkommen. Das gelingt auf der Landstraße sehr gut. Das Flair und die Atmosphäre der Innenstadt bekommt man nicht online und auch nicht im Einkaufszentrum.“ Eine größer werdende Belastung sei allerdings die Linzer Verkehrs- und Parkplatzsituation. Faktoren, zu denen die stationären Händler jedoch nicht wirklich viel beitragen oder sie ändern könnten, so Kindermann.
Dennoch müssten sich Linzer Traditionsbetriebe des Online-Ansatzes und der damit verbundenen Chancen laut Schobesberger viel bewusster werden. „Hier sehe ich auch die Rolle der Wirtschaftskammer: Aufzuzeigen, wo Möglichkeiten im digitalen Handel für die Betriebe liegen und durch Angebote wie KMU-Digital mit Online-Check und Beratungen unterstützen.“ Aber kann es sich ein kleiner Händler überhaupt leisten, einen eigenen Onlinehandel zu betreiben? „Grundsätzlich muss jedes Unternehmen für sich selbst entscheiden, ob es einen eigenen Webshop betreibt oder nicht. Was man aber auf alle Fälle haben muss, ist ein digitaler Auftritt in Form einer Homepage, das ist heutzutage unerlässlich“, so Höllerbauer. Auch Kindermann betont die notwendige Online-Präsenz, meint aber auch, dass es sich kleine Händler gut überlegen sollen, einen eigenen Webshop aufzubauen: „Als kleiner Händler wäre ich vorsichtig. Eine digitale Präsenz muss sein, um gefunden zu werden, das heißt aber nicht automatisch, dass alles online verkauft werden muss. Man braucht eine digitale Regalverlängerung, aber ob das auf Amazon, Shöpping oder dem eigenen Webshop ist, muss man analysieren.“
„Das Flair und die Atmosphäre der Innenstadt bekommt man nicht online und auch nicht im Einkaufszentrum.“
Klaus SchobesbergerBezirksstellenobmann, WKOß Linz-Stadt
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