Gemüse aus dem städtischen Umfeld
Immer mehr Menschen zieht es in die Städte – die Versorgung der wachsenden Bevölkerung mit Agrarprodukten ist eine große Herausforderung. Daher sind neue Agrarsysteme notwendig. Der Lehrstuhl für Verfahrenstechnik des industriellen Umweltschutzes der Montanuniversität Leoben ist an einem entsprechenden deutschen Forschungsprojekt beteiligt.
Qualität und Nachhaltigkeit der Ernährung stehen vermehrt im Fokus. Was in landwirtschaftlich geprägten Regionen noch relativ einfach umzusetzen ist, gestaltet sich in den Städten jedoch weitaus schwieriger. Darüber hinaus besteht eine zentrale Zukunftsfrage, wie Ertragssteigerungen in der Agrarwirtschaft bei endlichen Phosphatressourcen, hohem Energieaufwand bei der Düngemittelproduktion und der Verschmutzung von Gewässern und Böden durch Phosphor und Stickstoff künftig möglich sein werden. Ein Team von fünfzehn Partnern aus Industrie und Forschung unter Koordination des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik will dieses Problem nun lösen und entwickelt im Rahmen des Projekts „Suskult“ ein neuartiges Agrarsystem. Das Besondere dabei ist der Standort: Das Agrarsystem dockt an städtischen Kläranlagen an. Denn für den geschlossenen Anbau von gartenbaulichen Produkten, etwa in Gewächshäusern, sind im wesentlichen Nährstoffe (Dünger), CO2, Wärme und Wasser notwendig und all diese Ressourcen sind auf Kläranlagen zu finden. Um eine agrarwirtschaftliche Produktion direkt an Kläranlagen andocken zu können, entwickelt ein interdisziplinäres Konsortium im Rahmen von „Suskult“ ein entsprechendes Bausteinsystem. Das Ergebnis soll regional angebautes, qualitativ hochwertiges Gemüse sein.
Leobener Anteil
Die Leobener Verfahrenstechniker sind bei diesem Projekt zusammen mit dem Lehrstuhl für Rohstoffmineralogie der Montanuniversität für die Rückgewinnung von Nährstoffen aus den Abwässern zuständig. „Wir haben in einem bereits abgeschlossenen Projekt an der Rückgewinnung von Stickstoff aus Klärwasser gearbeitet“, sagt Assistenzprofessor Markus Ellersdorfer. Im neuen Projekt gehe es nun darum, ob dieses Stickstoffprodukt auch als Dünger eingesetzt werden könne und ob Kalium und Phosphor – ebenso wichtige Pflanzennährstoffe – auf dieselbe Weise gewonnen werden können. Für die Arbeitsgruppe ist das Mitwirken in einem so großen Projekt ein großer Erfolg: „Es ist schön anzusehen, dass mit neuen Technologien Abläufe im Sinne der Nachhaltigkeit verbessert werden können.“
„Er ist schön zu sehen, dass mit neuen Technologien Abläufe im Sinne der Nachhaltigkeit verbessert werden können.“
Markus EllersdorferLeiter Forschungsbereich „Renewable Materials Processing“, Montanuniversität Leoben
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