„Das Leben ist keine Generalprobe“

Wenn Roger Hafenscherer eines ist, dann authentisch – im Gespräch und in seinem Auftreten. Und er liebt es, Innovationen voranzutreiben und alte Muster aufzubrechen. So auch bei Sirocco, wo er seit knapp eineinhalb Jahren als Geschäftsführer tätig ist. Er lässt uns an seiner Vorstellung der neuen Arbeitswelten und der Zukunft des Unternehmens teilhaben.

Mit einer Promotion in der Tasche startet Roger Hafenscherer im Herbst sein zweites Doktorat zum Thema Innovationsmanagement und das nicht ohne Grund – für ihn gilt: Kein Fortschritt ohne innovatives Denken und das betrifft nicht nur Lösungen für Kund:innen, sondern auch die Arbeitswelt der Zukunft. Freude an und mit der Arbeit zu haben, soll für seine Mitarbeitenden und ihn die Basis der Zusammenarbeit sein.

Was ist dein Resümee nach eineinhalb Jahren als Geschäftsführer von Sirocco?

Roger Hafenscherer: Ich war davor in größeren Unternehmen in leitenden Funktionen tätig und habe mich dann einer kleineren Firma gewidmet, um schneller agieren und Agenden rascher umsetzen zu können. Die Wahrheit ist allerdings, dass es auch in einem kleinen Unternehmen eine Zeit dauert, bis sich die Mitarbeitenden an ein flotteres Tempo gewöhnt haben und einer neuen Vision folgen, auch wenn man diese gemeinsam erstellt hat.

Was ist deine beziehungsweise eure Vision für Sirocco?

Roger Hafenscherer: Neben den klassischen Zielen wie mehr Umsatz und einer Anpassung der Strukturen steht für mich und mein Team im Vordergrund, dass das Team wieder Spaß an seiner Arbeit hat. Mein persönlicher Wunsch ist allerdings, dass wir unser Kerngeschäft erweitern und mehr in den Softwarebereich eintauchen. Es gibt im Anlagenbau zwei, drei Lücken, die noch nicht bedient sind, und dort möchte ich gerne ansetzen. Natürlich kann ich diese Lücken aber hier nicht verraten, sonst würde sofort jemand anderer die Idee aufgreifen (lacht).

Was sind die größten Stärken deines Unternehmens?

Roger Hafenscherer: Wir sind ein relativ kleines Team und dadurch können wir schlagfertig und flexibel reagieren. Ich glaube, die kleinen agilen Firmen werden die großen laschen fressen – zumindest in den Nischen. Aber ehrlich gesagt waren die Strukturen vor meiner Tätigkeit auch bei Sirocco sehr veraltet und festgefahren. Diese Strukturen aufgebrochen zu haben, macht mich ziemlich stolz.

Wie ist dir das gelungen?

Roger Hafenscherer: Ich bin eine sehr extrovertierte Person und gehe offen auf die Leute zu. Wenn ich Veränderungen vornehme, kommuniziere ich das an jede:n Einzelne:n persönlich. Zum Beispiel habe ich alle Hierarchieebenen im Unternehmen abgeschafft – davon halte ich nicht viel. Das war schon eine große Umstellung für die Belegschaft. Alle zwei Monate organisiere ich einen sogenannten „Shit-Chat“, bei dem ich mir ein Bild davon mache, wie es den Leuten geht und bei dem ich möchte, dass eine aktive Fehlerkultur bei uns im Unternehmen gefördert wird.

Wie positioniert ihr euch als attraktiver Arbeitgeber?

Roger Hafenscherer: Wichtig ist, den Leuten den Freiraum und den Spaß zu bieten, den sie brauchen. Wenn wir Bewerber:innen bei uns haben, versuchen wir ihnen genau dieses Gefühl zu vermitteln. Das Leben ist keine Generalprobe und die Arbeitszeit macht einen großen Teil unserer Wachzeit aus. Wenn wir diese Zeit nicht sinnvoll für uns nutzen, wann dann? Abgesehen davon pflegen wir einen wertschätzenden und ehrlichen Umgang miteinander und eine positive Fehlerkultur. Ich selbst scheitere fast jeden Tag an gewissen Dingen und lerne dann daraus.

Haben sich die Anforderungen der Bewerber:innen geändert?

Roger Hafenscherer: Das kann man wohl sagen. Wenn ich an meine eigenen Bewerbungsgespräche zurückdenke, war ich der Bittsteller. Heutzutage kommen die Jungen und haben ganz konkrete Vorstellungen. Ich finde das gut und wichtig. Aber es zeigt mir, wie alt ich schon bin (lacht).

Wie stellst du dir persönlich die neuen Arbeitswelten vor?

Roger Hafenscherer: Abgesehen von der Möglichkeit von Homeoffice und einer Vier-Tage-Woche, die ich in der Produktion schon umgesetzt habe, glaube ich, dass KI-Tools sowie digitale Medien einige Revolutionen vor allem bei den Routinearbeiten bringen werden. Vielleicht sehe ich meine Kolleg:innen in zehn Jahren schon als Avatar vor mir und eine Kamera kann mir meine Wünsche von den Augen ablesen.

Warum ist es jetzt an der Zeit, dass wir als Gesellschaft Arbeit neu denken?

Roger Hafenscherer: Weil die nächste Generation bald in den Arbeitsmarkt eintritt und Künstliche Intelligenz die benötigten Arbeitsplätze der Zukunft inhaltlich verändern wird. Wenn wir bis dahin nicht wissen, wie wir das Arbeitsleben so gestalten, dass notwendiges, qualifiziertes Fachpersonal bei uns bleibt, wird uns die Fluktuation viel Geld kosten und wir werden an Schwung verlieren._

Der Schlüssel zum Erfolg ist das Lernen aus Rückschlägen.

Roger Hafenscherer Geschäftsführer, Sirocco

"Da Roger und ich einen ähnlichen Heimweg von Wien hatten, bot er an, mich in seinem Tesla nach Hause zu bringen und das Interview während der Autofahrt zu führen. Ein Erlebnis!"

persönliche Notiz zum Interview mit Roger Hafenscherer von Melanie Kashofer

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