Wach auf, Österreich! 4
Wertewandel erfordert radikales Umdenken
Bestätigt wird Schernthaner in seinen Aussagen auch von der Zukunftsforschung. Denn, wie Kühmayer verrät, beobachtet sie einen Wertewandel in der Gesellschaft. Die Digitalisierung hat das Arbeitsleben maßgeblich verändert “ es ist viel automatisierter und effizienter geworden. Das wirft natürlich auch neue Fragen auf: Welche Rolle spielt der Mensch eigentlich heute im Arbeitsleben? Und welcher Teil der menschlichen Arbeit ist in Zukunft wichtig? Die Antworten darauf sind laut Kühmayer sehr einfach: „Alles, was uns Menschen von der Maschine unterscheidet, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Unsere Stärken sind unsere schöpferischen und sozialen Fähigkeiten. Vor allem soziale Komponenten wie Empathie und Emotionen werden immer wichtiger. Also Dinge, die nicht unbedingt im Kopf angesiedelt sind, sondern im Herz.“ Durch diesen Wertewandel müssen auch Unternehmen neu gedacht werden. In der Vergangenheit hat sich das Bild gefestigt, dass Entscheidungen an hierarchische Strukturen gebunden sind. Die großen und schwierigen Entscheidungen über langfristige Entwicklungen müssen also an der Spitze eines Unternehmens getroffen werden, während auf den unteren Ebenen nur wenig weitreichende Entscheidungen stattfinden sollen. Diese Sichtweise erzeugt ein sehr heroisches Führungsbild, das jedoch nicht mehr zeitgemäß ist. „Man muss anerkennen, dass es in der heutigen Welt, die sich so schnell und dynamisch entwickelt, nicht mehr möglich ist, dass jemand tatsächlich all das Wissen über die eigene Branche, den eigenen Markt und große internationale Entwicklungen in sich bündeln kann. So schlau kann niemand sein! Der Unternehmensspitze kommt also zunehmend die Deutungshoheit über die Welt abhanden“, so Kühmayer. „Das ist kein Versagen der Unternehmensspitze, sondern eine natürliche Entwicklung. Nur ist diese längst noch nicht in allen Betrieben angekommen.“ Diese Entwicklung sollte nämlich auch die Rolle der Führungskräfte verändern. Es geht nicht mehr darum, den Mitarbeitern vorzuschreiben, wie sie zu arbeiten haben. Vielmehr ist es wichtig, ihre Eigenverantwortung zu stärken und sie zu befähigen, selbst gute Entscheidungen treffen zu können. „Die Devise muss lauten: Wir suchen intelligente Menschen, die uns erklären, was wir tun sollen und nicht um ihnen zu erklären, was sie tun sollen. Dieser Perspektivenwechsel ist ganz wichtig“, erklärt der Zukunftsforscher. Ein Perspektivenwechsel, den auch Schernthaner bereits wahrgenommen hat: „Dieses adaptive Führungsmodell wird nahezu für alle Organisationen und Unternehmen gelten. Wir bei Schur Flexibles bauen darauf, unsere Mitarbeiter aller Ebenen in ihrer Verantwortung zu Mit-Unternehmern zu entwickeln. Damit geht aber auch eine Sinnfrage einher, die nicht nur Unternehmen beantworten werden müssen “ das betrifft alle Arten der Zusammenarbeit. Um in Zukunft für qualifizierte Fachkräfte attraktiv und als Wirtschaftsstandort erfolgreich zu sein, muss sich auch ßsterreich dieser Sinnfrage stellen.“
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