Von Mut, Begeisterung und Respekt 3
Marlene Kittel
„Respekt muss man sich erarbeiten“
Marlene Kittel arbeitete von klein auf im Freistädter Unternehmen Happy Foto, das der Vater gegründet und zum Marktführer für Fotobücher, Fotokalender und verwandte Produkte in ßsterreich, Tschechien und der Slowakei aufgebaut hat. Die Entscheidung, dass sie die Führung einmal übernehmen werde, fiel 2009 während ihres Auslandssemesters in Boston. „Mein Vater hat mich angerufen und gefragt, ob ich Interesse hätte. Er wollte meine Entscheidung vor einer anstehenden Verdoppelung der Produktionsfläche“, erinnert sich Kittel. Ein halbes Jahr später, zurück in ßsterreich, sagte Kittel mit damals 21 Jahren dem Vater für die Unternehmensübernahme zu und bereitete sich seither langsam auf die Geschäftsführer-Rolle vor. Die heute 29-Jährige absolvierte noch einen Master im Managementbereich und arbeitete fünf Jahre als Unternehmensberaterin: „Das war die beste Schule, ich hätte mich persönlich und fachlich in keiner anderen Position so weiterentwickeln können.“ Ihre Urlaubstage hat sie bereits für das Familienunternehmen verwendet: „Es wurden keine langfristigen Verträge mehr ohne mich abgeschlossen.“
Seit März 2017 ist Kittel gemeinsam mit ihrem Vater in der Geschäftsführung, sie leitet den IT- und E-Business-Bereich sowie den Kundendienst und übernimmt bis zur Pensionierung des Vaters in rund einem Jahr schrittweise alle Bereiche. Von den Mitarbeitern wurde sie sehr gut empfangen: „Ich habe einen kleinen Bonsai-Baum bekommen als Zeichen dafür, dass sie mit mir verwurzelt sind und etwas Neues starten wollen.“ Die Mitarbeiter kennen sie durch ihre frühe Arbeit im Unternehmen gut und wissen, dass man sich auf die junge Geschäftsführerin verlassen kann. Kittel ist überzeugt: „Respekt muss man sich erarbeiten und das habe ich gemacht.“ So nahm sie sich einmal zwei Monate Auszeit von ihrer Beratertätigkeit, um kurzfristig als interimistische E-Business-Leiterin einzuspringen.
Für den Vater ist die 29-Jährige voll des Lobes: Genauso gut, wie die Vorbereitung für den Unternehmenseinstieg funktioniert hat, klappe nun die gemeinsame Geschäftsführung. „Wenn wir unterschiedlicher Meinungen sind, dann diskutieren wird das aus“, sagt Kittel und fügt schmunzelnd hinzu, dass es sie „ehrlich gesagt selbst wundert, dass es so gut funktioniert“. Sie schaue sich vom Vater das Wissen im Bereich der Produktion ab und hoffe, sein Gespür für neue Trends, wie er sie etwa mit dem Umbruch von analog auf digital und dem ersten Internet-Bestellservice hatte, zu entwickeln. Gleichzeitig sei es nun ihre Aufgabe, den Bereich „IT und E-Business“, den der Vater laut eigenen Aussagen etwas stiefmütterlich behandelt hatte, wieder auf den richtigen Pfad zu bekommen. Den Beginn machte sie bereits im Sommer 2017 mit der größten IT-Umstellung der Firmengeschichte.
Bei der Führung der Mitarbeiter ist Kittel „die Eigenverantwortung sehr wichtig“. Die Tür zu ihrem Büro sei immer offen, Mitarbeiter können bei Problemen jederzeit kommen. „Wir haben ein sehr gutes Miteinander, ich bin mit allen Mitarbeitern per du.“ Happy Foto wäre nichts ohne seine Mitarbeiter, diese würden unermüdlichen Einsatz zeigen und daher sei es Kittels Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht. Als Führungskraft habe sie Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und darunter versteht Kittel, zu den eigenen Entscheidungen zu stehen und nichts auf andere abzuwälzen._
Steckbrief
- Geboren am _27. Jänner 1988 in Freistadt
- Wohnort _Linz
- Ausbildung _2006 Matura am BORG Hagenberg / 2012 Abschluss des Internationalen Betriebswirtschaftslehrestudiums an der WU Wien
- Karriere _Seit März 2017 gemeinsam mit dem 64-jährigen Vater Bernhard Kittel in der Geschäftsführung bei Happy Foto mit knapp 100 Mitarbeitern und zuletzt 25 Millionen Euro Umsatz / 2012 – 2017 Unternehmensberaterin “ vor allem in der Telekom- und Konsumgüterbranche.
Gedanken
- 3 Eigenschaften, die eine Führungskraft haben sollte _Vision, Verantwortungsbewusstsein, schätzen, was man hat “ wie etwa die Mitarbeiter
- 3 Eigenschaften, die eine Führungskraft nicht haben sollte _kein offenes Ohr für die Mitarbeiter, zu sehr von sich selbst überzeugt zu sein und Kundenbedürfnisse außen vor zu lassen, engstirnig und kurzfristig denken
- Laut werde ich _eigentlich nie. Wenn ich innerlich koche, werde ich nach außen hin immer ruhiger und dann merken die Mitarbeiter, dass etwas los ist. Das einzige wobei ich laut werde, ist mein lautes Lachen.
- Das Schwierigste an meinem Job ist _die Schnelllebigkeit im Zeitalter der Digitalisierung.
- Was soll Ihnen später einmal nachgesagt werden? _Dass ich eine faire Chefin war.
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