Wo Kinder die Karriere fördern 2
Nur weil man Kinder hat, heißt das nicht, dass man seine Arbeitsleistung nicht erbringt. Eltern sind echte Meisterleister.
Helena Kirchmayr
Klubobfrau und Familiensprecherin, OßVP
Die Rolle der Väter
Eine wachsende Bedeutung kommt dabei den Vätern zu: „Zwei Monate Väterkarenz sind bei uns fast schon Standard, viele Väter reduzieren zudem ihre Arbeitsstunden“, berichtet Hintenaus, der selbst Vater eines dreieinhalb Jahre alten Sohnes ist. „Ich will daheim meinen Buben aufwachsen sehen und mit ihm qualitative Zeit verbringen. Manchmal höre ich früher auf, bin aber telefonisch erreichbar. Mein Chef hat das Vertrauen, dass das gut funktioniert.“ Man sei aber auch bei der Hypo Oberösterreich noch davon entfernt, „dass Männer und Frauen das Angebot gleichermaßen in Anspruch nehmen“, räumt Brunhofer ein. „Es braucht noch etwas länger, dass sich die Männer trauen, dass es ihrer Karriere nicht hinderlich ist.“ Hintenaus ist dennoch zuversichtlich: „Die erste Väterkarenz war was Neues, mittlerweile jucken zwei Monate Karenz niemanden mehr. In ein paar Jahren werden auch sechs Monate oder zwei Jahre Standard sein.“
Dafür brauche es aber noch viel „Entwicklungsarbeit“, wie Kapfer glaubt. „Es geht um Rollenbilder in den Köpfen der Leute.“ Auch Kirchmayr ortet noch einen „gewissen gesellschaftlichen Druck in manchen Betrieben, wo ein Mann belächelt wird, wenn er in Karenz geht“. Sie ist selbst Mutter einer zweijährigen Tochter und darf sich neben der tatkräftigen Unterstützung ihrer Eltern auch auf die aktive Mithilfe ihres Lebenspartners verlassen. „Es gibt den Trend, dass die Väter mehr mitmischen. Das halte ich für sehr gut, sowohl für die Kids als auch für die Männer und die gesamte Familie.“ Und auch gut für die Unternehmen, ist Kirchmayr überzeugt: „Nur weil man Kinder hat, heißt das nicht, dass man seine Arbeitsleistung nicht erbringt. Im Gegenteil: In der Zeit, in der man im Büro ist, gibt es kaum Pausen, sondern da wird die ganze Arbeit komprimiert. Eltern sind echte Meisterleister.“
Gesellschaftliche Verantwortung
Damit das aber auch gut gelingen könne, brauche es die Flexibilität und das Entgegenkommen der Arbeitgeber, so Kirchmayr: „Als Mutter geht man nicht um 20 Uhr ins Bett, schläft sich bis zum Morgen aus und geht gut gelaunt in die Arbeit.“ Will man, dass Frauen frühzeitig aus der Karenz zurückkommen, müsse man entsprechende Angebote schaffen, zum Beispiel mehr als die gesetzlich garantierten zehn Tage Pflegeurlaub gestatten, „wenn ein Kind zahnt oder auf 41 Grad hochfiebert. Ein Kind funktioniert halt nicht nach Plan“. Sicher stelle das einen erheblichen Mehraufwand dar, aber jedes Unternehmen habe auch eine gesellschaftliche Verantwortung, betont Kirchmayr: „Wir müssen aufpassen, dass es nicht Trend wird, sich gegen Kinder zu entscheiden, weil man dadurch nur Vorteile genießt. Es ist wichtig, dass die Menschen eine Familie gründen und Kinder bekommen, sonst müssen wir Kinder im Reagenzglas produzieren.“ Und das wolle hoffentlich niemand, sagt Kirchmayr.
ßhnlich sieht es Vollmann: Man müsse seine Mitarbeiter in ihrer gesamten Persönlichkeit wahrnehmen “ und da gehöre der Familienmensch dazu. „Solange ein Unternehmen nicht im Fokus hat, dass es hinter den Angestellten Kinder oder pflegebedürftige Angehörige gibt, wird der Fachkräftemangel nicht bewältigbar sein. Es ist volkswirtschaftlich ein Wahnsinn, dass die Talente und Kompetenzen nicht genutzt werden.“ Deshalb brauchen Unternehmen Kreativität für „lebensphasenorientiere Arbeitszeiten“, eine gute Vertrauensbasis mit den Angestellten und Mut für neue Wege, argumentiert Vollmann. „Neues Arbeiten braucht neues Führen. Das Leben besteht nun mal aus Beruf und Privatleben.“
Der größte Stolperstein ist das traditionelle Bild, welche Rolle Frauen und Männer in der Gesellschaft einnehmen sollen.
Manuela Vollmann
Geschäftsführerin, ABZ Austria
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