Österreichische Botschafter
Nein, nicht etwa Diplomaten. Mit einem Auftrag hat es aber schon etwas zu tun, erteilt von der Brau Union Österreich. Und es ist auch eine Auszeichnung – von Persönlichkeiten, die sich besonders für die österreichische Bierkultur einsetzen: Helmut Mödlhammer, der bis 2017 Präsident des österreichischen Gemeindebundes war, ist neuer Bierbotschafter und damit Nachfolger von Christa Kummer und Markus Hengstschläger. Ein Einblick in die Aufgaben eines Botschafters, die Geschichte des Bierbrauens und den heimischen Bierkonsum.
„Ich fühle mich geehrt, die vielen Aspekte der österreichischen Bierkultur entdecken und weitergeben zu können“, sagt Helmut Mödlhammer, als er auf der Wiener Wiesn vor rund 150 Gästen zum Bierbotschafter 2017 ernannt wird. Der bekennende Bierliebhaber übernimmt damit das Zepter von Hydrogeologin und Klimatologin Christa Kummer sowie Genetiker Markus Hengstschläger, die das „Amt“ im Vorjahr innehatten. Damals wurden zum ersten Mal Bierbotschafter ernannt – eine Tradition, die nun jährlich fortgesetzt werden soll. „Ich bin stolz, die erste offizielle Bierbotschafterin in Österreich gewesen zu sein, freue mich aber auch, diese Aufgabe an jemanden mit viel Sinn und Leidenschaft für das Thema Bier weiterzugeben“, sagt Kummer bei der Übergabe des Titels an ihren Nachfolger.
Doch woraus besteht diese Aufgabe eigentlich genau? „Unsere Bierbotschafter bringen mit ihrem Wissen und ihrer Faszination für Bier ein gutes Stück Bierkultur unter die Leute“, sagt Brau Union Österreich Generaldirektor Markus Liebl. „Aus unserem traditionellen Bierkulturbericht wissen wir, dass hierzulande Bier im Vergleich zu den meisten anderen Länder in Europa einen besonders hohen Stellenwert hat. Das haben wir gerade in den vergangenen Jahren bemerkt und uns deshalb als Ziel gesetzt, Österreich zum Land mit der besten Bierkultur Europas zu machen.“ Künftig will dazu auch Mödlhammer ein Stück beitragen. Der ehemalige Gemeindebund-Präsident schätze vor allem die außergewöhnlichen Biersorten und exklusiven Spezialitäten, die immer mehr Anhänger finden würden – „wie etwa die Bock-Biere, die im Herbst und Winter frisch angestochen werden, oder auch alte Sorten, die wieder neu entdeckt werden. Spannend finde ich auch die unterschiedlichen Braumethoden.“
Bierbrauen war Frauensache
Apropos Braumethoden. Damit habe man sich schon im frühen Mittelalter auseinandergesetzt, und zwar vorwiegend die Frauen. „Braukenntnisse gehörten damals zu einer gutbürgerlich hauswirtschaftlichen Ausbildung junger Damen. Ein Braukessel als Mitgift rundete eine gute Partie ab“, erzählt Christa Kummer, die sich als erste österreichische Bierbotschafterin besonders dafür interessiert hat, welche Rolle Frauen früher beim Bierbrauen gespielt haben. „Die Brauhäuser gehörten den Frauen und das selbstgebraute Bier wurde unter den Damen natürlich auch verkostet – in den eigenen vier Wänden oder in Lokalen, die nur für Frauen zugelassen waren. Fröhliche ‚Bierkränzchen‘ also, die erst später von den eher langweiligen Kaffeekränzchen abgelöst wurden.“ Die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098–1179) war sogar die Erste, die sich wissenschaftlich mit der Wirkung des Hopfens im Bier auf den menschlichen Organismus beschäftigte.
Heute kursiert die Meinung, dass Bierbrauen und –trinken vorwiegend Männersache sei. Ein Vorurteil, mit dem Kummer auch nach ihrer Zeit als Bierbotschafterin aufräumen will. „Es steckt viel Frau in der Biergeschichte – und die Freude am Biergenuss ist uns bis heute geblieben.“ Auch wenn die Frauen laut aktuellem Bierkulturbericht der Brau Union Österreich heute eher Mischgetränke wie etwa den Radler bevorzugen, zählt Österreich zu den Topnationen in Sachen Bierkonsum. Über 1.000 verschiedene Biere aus 246 heimischen Brauereien und die größte Dichte an Biersommeliers sind der Beweis dafür. 60 Prozent der Österreicher trinken regelmäßig Bier, weil sie es mit Entspannung und Geselligkeit verbinden. 80 Prozent geben sogar an, heimisches Bier zu bevorzugen. Warum? „Nachhaltigkeit bei der Bierproduktion ist für die Österreicher ein ganz wichtiges Thema. Etwa dass die Rohstoffe regional, Arbeitsplätze und eine energiesparende Produktion gesichert und die Transportwege kurz sind“, sagt Kummer. Denn damit werde nicht nur die Tradition und Getränkekultur in Österreich hochgehalten, sondern auch die heimische Wirtschaft unterstützt.
Wussten Sie eigentlich, dass …
… Martin Luther mit einer Berufsbrauerin verheiratet war?
Die ehemalige Nonne Katharina von Bora war berühmt für ihre Braukünste.
… der Radler höchstwahrscheinlich keine österreichische Erfindung war?
Einer weit verbreiteten Geschichte zufolge wurde das Getränk 1922 vom Wirt einer beliebten Ausflugs-alm in der Nähe von München erfunden, weil ihm das Bier auszugehen drohte. Den vorbeikommenden Radfahrern präsentierte er das mit Zitronenlimonade vermischte Bier als „Radlermaß“. Unter der Bezeichnung „Shandy“ wurden aber auch bereits im 19. Jahrhundert Biermischgetränke an britische Truppen ausgeschenkt. „Trotzdem erfreut sich der Radler seit jeher größter Beliebtheit in der Alpenrepublik. Besonders die jüngere Generation und Frauen genießen die leichte Alternative zu Bier regelmäßig in vielfältigen Geschmacksrichtungen“, sagt Christa Kummer, Österreichs erste Bierbotschafterin.
… Christa Kummer sich ihr Bier immer so einschenkt, damit es keinen Schaum hat?
„Das schaut dann eigentlich wie eine Urinprobe aus“, erzählt sie und lacht. Bereits als Kind wollte sie öfters vom Bier ihres Vaters probieren, durfte dabei aber immer nur etwas vom Schaum kosten. „Da habe ich mir geschworen, dass ich, wenn ich einmal erwachsen bin, Bier nur noch ohne Schaum trinke.“
… Bier und Wetter einen Zusammenhang haben?
Das Märzenbier etwa kommt aus der Zeit, in der es noch keine Kühlhäuser gab. Damals braute man mit Naturkühlung in Form von Eisblöcken im Keller, was durch das Wegschmelzen des Eises maximal bis März möglich war.
… Bier früher als Brotersatz diente?
Zur Fastenzeit wurde in den Klöstern Bier getrunken, weil es sehr nahrhaft war.
Brau Union Österreich
Über fünf Millionen Hektoliter Bier setzt das Unternehmen pro Jahr
- in Form von vierzehn führenden Biermarken und über 100 Biersorten
- mithilfe von 2.300 Mitarbeitern in ganz Österreich
- an rund 49.000 Kunden und fünf Millionen Bierliebhaber ab.
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