
Darf ich bitten? Zum Tanz der Aufmerksamkeit! 2
Die digitale Dosis
Wie aber behält man einen klaren Kopf? Die Dosis macht auch hier das Gift. Beck plädiert für einen kontrollierten, wohldosierten Einsatz von Medien und rät dazu, „Räume festzulegen, wo sich keine digitalen Geräte befinden. Wenn wir in diesen Räumen sind, dann geht das Gehirn in einen anderen Denkmodus und es kommt besser sortiert und einen Tick cleverer in die digitale Welt zurück.“ Informationen müssen analog verdaut und vernetzt werden. „Bei monotonen Tätigkeiten wie Rad fahren, spazieren gehen, Geschirr abtrocknen oder Rasen mähen sind andere Hirnregionen aktiv, die im hinteren Scheitelbereich liegen und die man Grundeinstellungsnetzwerk nennt. Diese Areale sind dafür verantwortlich, dass man durch Mind-Wandering seine Gedanken kreisen lässt, ordnet, vernetzt und nicht überlastet wird.“ Einfache Grundregeln, wie Offlineräume festzulegen, kein Smartphone im Schlafzimmer zu benutzen, keinen Handycheck nach dem Zähneputzen mehr zu machen oder Hobbys offline auszuüben, seien gehirnfreundlich und gut für die Aufmerksamkeitsspanne.
Aufmerksamkeit als Schlüsselqualifikation
Grabuschnig sieht den Umgang mit Aufmerksamkeit als die größte Herausforderung, die Führungskräfte im Arbeitsalltag zu meistern haben. „Priorisieren, sich auf das Wesentliche konzentrieren, sich nicht ablenken lassen und auch in stressigen Situationen klare Entscheidungen treffen zu können, das sind alles Fähigkeiten, die erhöhte Aufmerksamkeit benötigen“, so der Trainer und Coach bei MDI.
Man müsse die eigene Aufmerksamkeit behutsam und diszipliniert verteilen und gleichzeitig darauf achten, Mitarbeiter gezielt unterstützen zu können. „Je aufmerksamer ich als Führungskraft bin, desto besser kann ich Mitarbeiter nach ihren Stärken einsetzen und so eine gute Performance erreichen. Aufmerksam sein bedeutet auch, dass ich mich für andere interessiere“, weiß Kreitmayer.
Angeboren oder antrainiert?
Doch ist die Fähigkeit, aufmerksam zu sein, eigentlich angeboren oder kann man sie (an-)trainieren? „Alles im Gehirn ist irgendwie auch genetisch bedingt“, sagt Beck. „Wir wissen zum Beispiel, dass sich intelligente Menschen vor allem dadurch auszeichnen, dass sie sich sehr gut konzentrieren können. Intelligente Gehirne können unwichtige Dinge gut abschirmen und ausblenden. Sie können ihre Ressourcen und ihre Denkenergie nur in Richtung der wirklich wichtigen Dinge lenken. Die Grundfähigkeit, wie man priorisiert, ist zwar angeboren, man kann sie aber auch trainieren.“ Ein Gehirn ist ein plastisches Organ, das sich anpasst. „Wie ich es benutze, so entwickelt es sich auch auch.“
Wenn ich mich permanent jeder Ablenkung hingebe, dann trainiere ich das Gehirn dafür, offen zu sein, und ich werde unkonzentriert“, sagt Beck. Die Aufmerksamkeitsspanne kann man erhöhen, indem man darauf achtet, wodurch sie unterbrochen wird. „Das kann das „Bing-Geräusch“ einer neuen Chatnachricht sein. Oder die Kollegin, die ohne Termin auftaucht“, so Grabuschnig. Aufmerksamkeit sei stark von Motivation abhängig. „Für Dinge, die Freude machen, wird leichter Aufmerksamkeit aufgebracht.“ Kreitmayer plädiert dafür, mehr im Hier und Jetzt zu sein und auf Multitasking zu verzichten. „Ein Beispiel: Wenn man ein Meeting moderiert, dann sollte man bei den Teilnehmenden sein und nicht gleichzeitig hereinkommende E-Mails bearbeiten.“
Aufmerksam sein “ auf sich selbst
Und wie bleibt man als Führungskraft gegenüber sich selbst am besten aufmerksam? „Wichtig ist, eine Balance zwischen Fokussierung und De-Fokussierung zu schaffen. Stress spielt eine große Rolle, denn wenn man zu viel Druck hat, kann man nicht gut fokussieren. Aber dasselbe passiert auch, wenn man zu wenig Druck hat“, sagt Grabuschnig.
Gerade als Führungskraft sei es wichtig, in Balance zu kommen, indem man sich genügend Pausen durch Meditation, Achtsamkeitstraining, einen Spaziergang im Wald gönnt. „Oft sind es die einfachen Dinge, die uns wieder Energie geben.“ Speziell für Führungskräfte, die sehr von ihren Emotionen gelenkt sind, kann Achtsamkeitstraining eine gute Methode sein, um sich zu erden und vor vorschnellen Entscheidungen zu schützen. Achtsamkeitstraining fördere die Führungskompetenz durch den Aufbau von Resilienz sowie von Fokus und lehre, den Blick für das Wesentliche zu schärfen, weiß Kreitmayer. „Bei sich selbst anzufangen und zu üben ist eine gute Basis.“ Es gehe darum, sich selbst zu spüren und orientiert zu sein. „Bin ich noch im grünen Bereich oder nicht mehr? Kann ich noch als Vorbild gesehen werden? Ich trage mir seit Kurzem täglich ein 3-M-Meeting in meinem Kalender ein: Das ist ein 30-minütiges Meeting mit mir selbst. In dieser Zeit geht es darum, mich zu sortieren und mir einen guten ßberblick zu verschaffen, um danach wieder Schritt für Schritt die nächsten Dinge anzugehen.“_
Man muss die Leute überraschen. Das gelingt mit einem Witz, mit einem Rätsel oder einem Geheimnis, das neugierig macht und nicht aufgelöst wird.
Henning Beck
Neurowissenschafter und Biochemiker
Ich mache täglich ein 30-minütiges Meeting mit mir selbst.
Michaela Kreitmayer
Leiterin, Hernstein Instituts für Management und Leadership
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David denkt … bunt statt schwarz-weiß, bitte!
Klimaschutz. Im Moment scheidet kaum ein Thema so sehr die Geister wie die
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bedeutet. Im Großen, auf der internationalen politischen BuÌ?hne. Wie auch im Kleinen,
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die im Auto auf dem Weg zur Arbeit sind, schnell rotsehen, wenn „Klimakleber:innen“
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zum GluÌ?ck (noch) nicht “ liegt wohl an den orangen Warnwesten „, dennoch sind sie
nur eine Frage der Zeit.
Doch eine lebenswerte Welt fuÌ?r morgen entsteht nur dann, wenn entlang verhärteter
Konfliktlinien die Positionen verhandelbar bleiben “ und zwar auf beiden Seiten. Wie
viele bunte Akzente wir in diesem schwarz-weißen Denken setzen wollen und können,
muss jede:r fuÌ?r sich entscheiden. Statt uns selbst gruÌ?n und blau zu ärgern, haben wir
uns dazu entschieden, genau dafuÌ?r in diesem Kapitel einige Farbtupfen in Form von
Vorbildern, Meinungen und neuen Trends fuÌ?r euch einzufangen. Viel Spaß beim Lesen!

Auf den Punkt gebracht
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GERNOT, was bewegt uns (vorwärts)?
Die schlechte Nachricht zuerst: „Wir bewegen uns auf ein gesellschaftliches Desaster zu, weil wir so viel sitzen“, warnt Gernot Schweizer, Physiotherapeut, Fitness- und Konditionstrainer. Die gute Nachricht: „Es ist nie zu spät, um in Bewegung zu kommen.“

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BETTINA, wie erfinden wir das Rad neu?
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Susanna sagt … Bewegung
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ich zu lange in Sitzposition verweile. Eigentlich sollte ich im Gehen schreiben, denn von
den 10.000 Schritten bin ich wortwörtlich meilenweit entfernt. Super, dass uns die
Digitalisierung nun so wunderbare Innovationen gebracht hat, damit wir uns gesuÌ?nder
verhalten. Oder? Physiotherapeut Gernot Schweizer sieht das nicht ganz so super. „Wir
werden immer digital dementer und digital gefuÌ?hlloser“, warnt er. Und meint damit, dass
wir verlernt haben, auf unseren Körper zu hören. Dabei wuÌ?sste der sehr genau, was wir
brauchen. Ja, das wuÌ?ssten wir generell. Wir wuÌ?ssten auch, dass unser Gesundheits- und
Pflegesystem dringend Veränderungen brauchen. An Konzepten wuÌ?rde es auch gar nicht
mangeln. Aber solange es uns selbst nicht betrifft, bleiben wir mal lieber sitzen. Okay.
Fangen wir bei uns selbst an. Ich geh dann mal ein paar Schritte – bis zur Kaffeemaschine
(Die Uhr schweigt. Und meinen Körper bringe ich selbst zum Schweigen – denn der sagt
mir eigentlich, dass ich schon genug Tassen fuÌ?r heute hatte.)

Melanie meint … manchmal wäre ich gerne ein Drogenboss!
Denn dann hätte ich ein exaktes Verständnis davon, wie ich erfolgreich führe, dabei agil und flexibel bleibe und meine Netzwerke ständig innoviere und vorantreibe. Klingt komisch? Ist natürlich auch nur mit einem Augenzwinkern zu betrachten, aber mal ganz ehrlich “ es gibt vieles, was wir von ungewöhnlichen Vorbildern für unseren Export und die Logistik lernen können. Neugierig geworden?

Valentin vertieft: Karrierefaktor Grillabend
Achtung, dieses Gedankenspiel duÌ?rfte wohl vielen nicht gefallen: Schon bald
könnte es sein, dass viele hochqualifizierte Akademiker:innen umschulen muÌ?ssen
“ um in Fabrikhallen oder handwerklichen Betrieben zu schuften. Denn während
Juraexamen und medizinische ZulassungspruÌ?fungen fuÌ?r ChatGPT schon jetzt kaum
noch ein Problem sind und die KI auch beim Erschaffen von kreativen Texten und
Kunstwerken den Menschen längst Konkurrenz macht, werden komplexe physische
Arbeiten auf absehbare Zeit unersetzbar bleiben. Die Entwicklung entsprechender
Roboter kommt der ständig steigenden Leistungsfähigkeit der KI nicht hinterher.
Möglicherweise werden geschickte Handwerker also bald die besten Karriere“ und
Aufstiegsmöglichkeiten haben. Wer weiß?
Sicher ist hingegen, dass menschliche Interaktion und direkter Kundenkontakt in
Zukunft noch wichtiger werden. Dort kann die KI nicht mit uns mithalten. Soziale
Kompetenzen und menschliches GespuÌ?r gewinnen also an Bedeutung und
entwickeln sich zu den wichtigsten Skills. Und die lassen sich bekanntlich am besten
schulen, indem man Zeit mit seinen Mitmenschen verbringt, zuhört, plaudert, streitet,
diskutiert, flirtet. Ein Faktor, den es zu bedenken gilt, wenn du das nächste Mal vor
der Entscheidung stehst, einen lauen Sommerabend lieber weiterbildend vor dem
Bildschirm oder mit Freund:innen bei einem gemuÌ?tlichen Grillabend im Garten zu
verbringen. FuÌ?r die Karriere könnte langfristig zweiteres förderlicher sein.

Melanie meint .. es soll „menscheln“
New Work “ ein Buzzword, das mittlerweile fast
schon abgedroschen wirkt. Meint es nur Homeoffice
und neuartige BuÌ?rokonzepte, verfehlt es auch
seine eigentliche Intention: Die Arbeitswelten fuÌ?r
alle so gestalten, dass wir uns entfalten können,
gleichberechtigte Teilhabemöglichkeiten haben
und den Puls der Zukunft fuÌ?hlen. Ich persönlich
wuÌ?nsche mir, dass es dabei „menschelt“ und wir
unsere individuellen BeduÌ?rfnisse an unsere Jobs
mit all dem in Einklang bringen können, was uns
als Gesellschaft voranbringt. Inspirationen gefällig?
Einfach weiterblättern und staunen!

„Ich habe schätzen gelernt, was Eltern alles leisten“
83 Prozent aller Kinder in ßsterreich werden in der Karenz nur von Frauen betreut. Was wäre ein möglicher Hebel, dies zu ändern? Ganz eindeutig: Es braucht Vorbilder. Und zwar Väter, die in Karenz gehen und selbst miterleben, welche Herausforderungen dies mit sich bringt und wie wertvoll die Zeit mit den eigenen Kindern ist. Einer davon teilt seine Erfahrungen mit uns.

J&B und ihre Geschichte bei W&H
Familie und Karriere im selben Unternehmen miteinander vereinbaren? Ja, das kann klappen! Johannes und Bettina Felber haben sich beim Medizintechnikhersteller W&H kennengelernt und vor Kurzem eine Familie gegründet. Wir wollen von ihnen wissen, wie sie ihren neuen Alltag beruflich und privat managen.

Schon mal was von „Perheystävällisyys“ gehört?
Ein Tipp: Es handelt sich dabei um etwas, das in Finnland besonders gelebt wird. Richtig, es ist die Familienfreundlichkeit! Was machen die Finn:innen denn besser, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht? Und was müsste sich in ßsterreich am Status quo verändern? Wir haben bei Eva-Maria Schmidt, Soziologin und Ethnologin am ßsterreichischen Institut für Familienforschung, nachgefragt.

Niemals „business as usual“
In fünfzehn Jahren hat sich Feel Events von einem Studentenparty-Veranstalter zu einer großen Eventagentur und einem Lokalbetreiber mit vier Standorten in Linz entwickelt. Mittlerweile kann man mit dem hauseigenen Catering Good Karma Gastro große Events vollständig abdecken, dabei ist man immer auf der Suche nach dem besonderen Etwas. Das Motto der Gründer hat sich nie verändert: Alles, nur nicht normal.

Geschäftsidee gesucht, Sucht gefunden
Biobrote mit kreativen Namen wie Roger Roggen oder Krustav verbunden mit aufwendiger Handwerksarbeit sind in der heimischen Handelslandschaft nicht üblich. Ein IT-Experte und ein Projektmanager in der Backstube eigentlich auch nicht, doch für die verschwägerten Unternehmer Oliver Raferzeder und Stefan Faschinger ist das ihr täglich Brot. Nachdem die Anfangszeit von Brotsüchtig nahezu so hart war wie altes Gebäck, schnuppern sie momentan am Erfolgsduft, der ähnlich süß riecht wie frische Christine Croissants aus dem Ofen.