Dort, wo der Leberkäse wächst 2
Während man bei anderen Herstellern nicht genau wisse, wo die Rohstoffe herkommen, setze man bei Gourmetfein ausschließlich auf regionale Fleischproduzenten, erklärt Unternehmenseigentümer und Geschäftsführer Fritz Floimayr. „Die Partnerschaft mit lokalen Produzenten und die Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe bis zu jedem einzelnen Bauernhof ist bei uns zur Selbstverständlichkeit geworden.“ Egal ob es sich um Fleisch, Wurstwaren oder Leberkäse handelt “ auf jedem Produktetikett kann nachgelesen werden, von welchen Partnerbauern die Tiere für das Produkt stammen. Der Kontakt zwischen Gourmetfein und den Partnerbauern ist eng. Monatlich trifft man sich zum bereits traditionellen Stammtisch. „In der Offenlegung der Herkunft der Rohstoffe liegt die Zukunft“, sagt Floimayr. Und so prangt auch Franz Dietachmairs Name prominent auf so mancher Produktverpackung.
Bewusstsein stärken
„Ich bin sehr dafür, dass man die Hoftüren öffnet und die Leute sehen lässt, woher ihre Lebensmittel kommen “ und auch, wie viel Arbeit dahintersteckt. Vielleicht sind die Konsumenten dann bereit, für Fleisch etwas mehr Geld auszugeben“, meint Dietachmair und präsentiert ein kleines Rechenbeispiel: „Nehmen wir an, eine Person isst pro Jahr 50 Kilo Fleisch. Wenn diese pro Kilo nur 50 Cent mehr zu zahlen bereit ist, kommt ihm sein Fleischkonsum im Jahr um 25 Euro teurer. Das halte ich für verkraftbar.“ Für den Bauern seien die 50 Cent, die er für ein Kilo Fleisch mehr bekommt, aber eine große Sache. „Das Geld fließt wieder zurück in die Landwirtschaft: In den Hofausbau oder neue Maschinen.“
Obwohl Dietachmair mitten in der Erntezeit quasi im Dauerstress ist, stehen wir nun schon eine Dreiviertelstunde im Schatten des Mähdreschers. Jetzt muss er aber wirklich weiter. Das gute Wetter gehört schließlich ausgenutzt, das Getreide kann nur trocken geerntet werden. Dietachmair schwingt sich auf seinen großen Mähdrescher und schlängelt sich durch die schmalen Güterwege vorbei an Mais- und Stoppelfeldern zu seinem nächsten Arbeitsplatz.
Fünf Fragen an Gourmetfein-Geschäftsführer Fritz Floimayr
Immer mehr Hersteller setzen auf Qualität, gentechnikfreie Fütterung und nachvollziehbare Herkunft des Fleisches. Bleibt für Gourmetfein dadurch weniger vom Kuchen?
Floimayr_Je mehr Hersteller unseren Weg gehen, umso mehr wird der Konsument zu Lebensmitteln kommen, die er schon längst wollte. Dieser Wettbewerb ist nicht nur gut für den Konsumenten, sondern auch für den Bauern, die Tiere sowie für Grund und Boden.
Zu hoher Ressourcenverbrauch, schlecht für die Umwelt: Fleisch gerät verstärkt in die Kritik, die Vegetarier werden mehr. Was entgegnen Sie den Kritikern?
Floimayr_Alle unsere Partnerbauern verfüttern an ihre Tiere mindestens 80 Prozent Getreide aus eigenem gentechnikfreiem Anbau. Der Rest, gentechnikfreier Soja, kommt aus dem Donauraum. Nicht ein Gramm Getreide kommt aus ßbersee. Daher müssen wir in der ourmetfein-Wertschöpfungskette über Ressourcenverbrauch nicht wirklich reden. Ein Vegetarier verzichtet aus den unterschiedlichsten Gründen auf Fleisch. Manchmal vielleicht auch, weil er von der Qualität und der Herkunft der Fleischrohstoffe nicht überzeugt ist. Das kann ich verstehen.
Wie entstand die Idee, auf Produkte aus der Region zu setzen?
Floimayr_Meine Sympathie für Tierhaltung in großen Masttierfabriken mit geschätzt 40.000 Schweinen in einer einzigen Halle hält sich deutlich in Grenzen. Die Entscheidung, dass ich entweder die Verarbeitung von qualitativ minderwertigen Rohstoffen aus der Tierindustrie beende und unseren Betrieb schließe oder ich mir eine alternative Rohstoffversorgung selbst aufbaue und so beste Qualität erzeugen kann, fiel mir nicht schwer.
Viele Kunden geben an, gerne regional zu kaufen, auch wenn es teurer ist. In der Realität wird aber eher zum billigeren Produkt gegriffen. Wie kann man dem entgegenwirken?
Floimayr_Wir verarbeiten bei gourmetfein rund 60.000 Schweine und rund 2.500 Jungstiere pro Jahr. Das wäre grundsätzlich für einen Betrieb in unserer Größe überschaubar. Die Tatsache, dass diese Menge jedoch ausschließlich von unseren regionalen Partnerbauern aus ßsterreich kommt, ist der Beweis dafür, dass Regionalität viel stärker und bewusster gefragt ist, als vermutet wird. Dass oft auch zu billigeren Produkten gegriffen wird, liegt nicht nur an der Kaufkraft der Bevölkerung, sondern bestimmt auch am massiven Werbedruck des Handels.
Welcher ist Ihr Lieblingsleberkäse?
Floimayr_Ich habe keinen speziellen Lieblings-leberkäse. Jede Sorte ist für sich einzigartig im Geschmack und einfach köstlich.
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