Zukunftsmarkt Vietnam 2
Bürokratie und Korruption
Doch welche Herausforderungen warten auf Unternehmen in Vietnam? Dazu Sucher: „Firmen müssen sich einmal auf eine gewisse Bürokratie und Hierarchie einstellen, brauchen dafür oft einen langen Atem. Themen wie Einfuhrlizenzen, Zulassungen für Lebensmittel oder Zollabwicklungen sind in der Praxis oft nicht ganz einfach.“ Die Lösung dafür sei ein lokaler Partner, der sich verlässlich um all diese Dinge kümmert und auch Vietnamesisch spricht. Deller hat genau solch einen Partner für Backaldrin vor zwei Jahren auf der Lebensmittelmesse Gulfood in Dubai “ einer der größten Messen im Mittleren Osten “ kennengelernt. Es handelt sich um ein Ehepaar, das sich seit 1995 mit dem Thema Brot und Backwaren befasst. Der Mann ist ein gebürtiger Kanadier, die Frau Vietnamesin. „Die beiden lieben ihre Arbeit und das merkt man auch“, schwärmt Deller über die Zusammenarbeit, „und wir sind auch überzeugt, dass die Menschen vor Ort das Wichtigste sind. Wenn das nicht passt, funktioniert gar nichts.“ Bei der Zusammenarbeit macht jeder das, was er am besten kann: „Wir können produzieren, wissen wie man eine Produktionsstätte baut, kennen Hygiene- und Qualitätsvorschriften. Unsere Partner befassen sich mit der lokalen Regierung und wickeln alle Behördengänge ab.“ Dementsprechend habe Backaldrin noch keine „negativen Bekanntschaften mit der vietnamesischen Bürokratie“ gehabt: „Wir haben innerhalb einer Woche den Bescheid für das Grundstück bekommen.“ Korruption ist laut Sucher „nicht mehr und nicht weniger als in der gesamten Region“ ein Thema. Es gelte die historisch bedingten Unterschiede zwischen dem Norden und Süden des Landes zu berücksichtigen. Die Mittelschicht wächst, trotzdem ist das Vermögen noch sehr unterschiedlich verteilt. Dazu Deller: „Von Korruption sind wir in unserem Bereich nicht betroffen und Armut gibt es auf der ganzen Welt. Wir als Backaldrin wollen uns aber nicht zurücklehnen und dabei zuschauen, wir sehen es als eine Aufgabe von uns, eine steigende Kaufkraft zu befriedigen, damit wieder neue Arbeitsplätze zu schaffen und einen Mehrwert für das Land zu erzeugen.“ Die Wirtschaft ist stark landwirtschaftlich geprägt. Knapp die Hälfte aller Erwerbstätigen ist im Agrarsektor beschäftigt, rund zwei Drittel der Bevölkerung leben am Land. Man müsse sich immer speziell auf das Land und einzelne Regionen einstellen, sagt Deller: „Wir müssen vietnamesisch denken.“ Am Land gebe es ganz andere Essensgewohnheiten als in den Ballungszentren, wo man in den Westen schaut und nach Ciabatta und Croissants verlangt. Backaldrin entwickelt in Asten die Produkte für die ganze Welt, die Geschmäcker sind recht verschieden: „Was für uns ßsterreicher knusprig schmeckt, ist für die Asiaten alt. Eine mit ßsterreich vergleichbare Kaisersemmel hat dort fünfzehn Prozent mehr Zucker und 20 Prozent mehr Fett “ wir würden dazu Brioche sagen. Der Kuchen ist extrem süß und schmeckt auf österreichisch gesprochen „gallig“.“ Der Fleischbereich sei für heimische Exporteure laut Hiegelsberger interessant, weil aus unserer Sicht minderwertige Teile, wie Schwänze oder Ohren, nachgefragt werden.
„Es fallen immer wieder Märkte weg und daher müssen sich Unternehmen im Export breit aufstellen und stets nach neuen Ländern Ausschau halten.“
Max HiegelsbergerOß Agrarlandesrat
Export als Erlebnis
Die Anreise von ßsterreich in den Vietnam dauert rund zwölf Stunden. Es gibt keine Direktflüge, man fliegt meist über Bangkok. „Von dort braucht man noch einmal rund zwei Stunden“, so Sucher. Und ohne Hinfliegen funktioniert es nicht. „Der persönliche Kontakt ist in diesen Ländern alles“, weiß Deller, „auf ein E-Mail wird niemand antworten.“ Backaldrin hat einen Exportanteil von über 80 Prozent “ dementsprechend viel ist Deller rund um den Globus unterwegs. ßsterreich hätte mit seinen Produkten auf der ganzen Welt einen tollen Ruf. Firmen sollten beim Export mutiger sein: „Es ist ganz einfach, sich ein paar Länderinformationen aus dem Internet auszudrucken, sich damit in einen Flieger zu setzen und hinzufliegen.“ Denn erst im Land könne man den Markt kennenlernen. Hiegelsberger ergänzt: „Man muss die Menschen im jeweiligen Land erst einmal kennenlernen, um ihnen etwas verkaufen zu können.“ Deller würde etwa bei seinen Sondierungsreisen immer verschiedene Supermärkte besuchen und den Leuten beim Einkaufen zusehen. „So verstehe ich, wie ein normaler Tag in dem jeweiligen fremden Land abläuft und welche Rolle dabei unsere Produkte spielen.“ „Natürlich habe ich bei meinen Reisen schon das ein oder andere Erlebnis gehabt, auf das ich verzichten hätte können“, sagt er und erzählt schmunzelnd von Betten, in denen er lieber nicht geschlafen hätte und stattdessen gerne ein Zelt mitgehabt hätte. Oder von einer gestockten Entenblutsuppe, die ihm Geschäftspartner in China servierten. Auch Hundefleisch, das in Vietnam als Delikatesse gilt, hatte Deller bereits auf seinem Teller. „Ich wurde aber noch nie überfallen oder bedroht. Wenn man sich im Vorfeld über das Land informiert, mit dessen Geschichte auseinandersetzt und dann seinen Hausverstand einsetzt, dann passiert auch nichts.“ In Vietnam wurde er immer sehr freundlich empfangen, aufgrund der strikten sozialistischen Kultur werde enorm auf die Sicherheit von Ausländern geachtet. „Der Export muss einem Spaß machen “ man darf dabei nicht immer die Probleme suchen“, sagt Deller enthusiastisch und denkt dabei vermutlich schon an seine nächsten Reisen. Die ihn wohl zukünftig auch regelmäßig nach Vietnam führen werden._
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