Wie man auf alten Mauern neue Ideen baut
Seine Eltern führten ein klassisches Hotel mit Halbpension und eine Landwirtschaft in Hinterglemm. Heute steht auf genau diesem Fleck das Designhotel Wiesergut, die Landwirtschaft gibt‘s immer noch und auch die Wieseralm bewirtschaften Josef und Martina Kröll – und zwar so, dass nicht nur zahlreiche Stammgäste (darunter viele bekannte Persönlichkeiten) eine Freude damit haben, sondern auch sie selbst.
Wenn Josef Kröll (den hier alle „Sepp“ nennen) von seinen „Girls“ redet, dann meint er damit seine 40 Kühe, original Pinzgauer Rinder. Für die zieht er sich übrigens auch gern schick an („Wer sagt denn, dass man im Stall schirch sein muss?“, sagt er und lacht). Den Stall hält er so sauber, dass man doch glatt vom Boden essen könnte – Sepp Kröll ist eben kein gewöhnlicher Landwirt.
Überhaupt ist nichts an ihm gewöhnlich. Mit knapp 20 Jahren ersteigert er eine Alm mit über 30 Hektar Grünland (die „Wieseralm“) und erfüllt sich damit seinen Traum von den genüsslich grasenden Kühen. Das war 1998. Viele haben ihn damals dafür belächelt und ihm davon abgeraten. „Aber im Hotel meiner Eltern war ich unterfordert, ich wollte mir selbst etwas erarbeiten und mich selbstständig machen“, erzählt er. Leicht sei es anfangs nicht gewesen: „Ich war damals blutjung, die Ratschläge von anderen haben mich in der ersten Zeit gebremst, aber ich bin meinem Weg treu geblieben.“ Und so gab‘s auf der Wieseralm schon damals nicht das typische Skifahrer-Menü, sondern feine Weine, frischen Fisch und andere Köstlichkeiten.
Neue Spuren mit Respekt für alte Fußstapfen
Sein eigenes Ding zu machen, ist sowieso eine Spezialität von Sepp Kröll. Auch das Hotel seiner Eltern hat er 2012 komplett umgebaut. Und zwar so zeitlos schön, dass man meinen könnte, es sei gerade eben erst neu errichtet worden. „Die Idee, den ursprünglichen Gutshof zu erhalten, mussten wir leider wegen der Bausubstanz im Laufe des Umbaus verwerfen“, erzählt Kröll. „Aber wir haben mit viel Respekt auf den alten Mauern aufgebaut.“ Er deutet auf die Mauern links und rechts von ihm: „Ich könnte zu jeder Mauer eine Geschichte erzählen.“
Das Echte erleben
Die Wurzeln aus dem 14. Jahrhundert wollte Sepp Kröll nicht auslöschen, einfach so weitermachen wie bisher wollte er aber auch nicht. Und das, obwohl das Hotel seiner Eltern „wirtschaftlich mega gut gelaufen ist. Aber es wäre nicht authentisch für mich gewesen.“ Damals boomte schon „Urlaub am Bauernhof“, Kinderhotels mit immer längeren Rutschen und größeren Hüpfburgen entstanden. „Bei diesem Wettrüsten wollte ich nicht mitmachen. Wir lieben Kinder, wir haben selbst drei Kinder, aber in typischen Kinderhotels fühlen wir uns nicht wohl.“ Er und seine Frau wollen vielmehr Gäste ansprechen, die sich bewusst Zeit nehmen, um die Verbundenheit mit der Natur und echten kulinarischen Genuss (mit vielen Produkten aus der eigenen Landwirtschaft) zu erleben.
„Wir empfinden ein Glücksgefühl an diesem Ort, dem Ort unserer Ahnen, an dem wir unsere Gäste auf individuelle Art umsorgen dürfen“, sagt Martina Kröll. Die puristische Architektur, edle Materialien und ein naturnahes Badhaus strahlen ihren Mut zur Veränderung aus. Und was sagen eigentlich Sepp Krölls Eltern dazu? „Die verstehen das weitaus besser als so manche Einheimischen“, sagt Sepp Kröll und schmunzelt. Sein Vater hilft nach wie vor in der Landwirtschaft, seine Mutter bäckt jeden Tag das traditionelle Wieserbrot im Holzofen und macht ihren berühmten eingelegten Käse fürs Frühstück. Denn auch das Frühstück ist hier nicht gewöhnlich. Buffet gab es schon vor Corona nicht, jeden Morgen wird man freundlich bedient und mit immer wieder wechselnden regionalen Köstlichkeiten verwöhnt.
Herzensangelegenheiten
Sepp Kröll entschuldigt sich kurz und steht vom Tisch auf. Er macht seine Runde durch das Restaurant und unterhält sich mit den Gästen. Viele kennt er schon, weil sie schon lange und nicht wenige gleich mehrmals im Jahr kommen. Das kommunikative Gen habe er wahrscheinlich von seiner Großmutter: „Ich hab meine Oma sehr geliebt, sie war so gesellig und unglaublich gern im Betrieb.“ Nachteile eines Familienbetriebes kenne er übrigens keine. „Diesen Betrieb zu führen ist ehrlich, es ist zu 100 Prozent authentisch und das macht‘s so einfach“, erzählt Kröll. Man dürfe nicht den Anspruch haben, jedem gefallen zu wollen. „Aber jeder, der mit uns im Dialog ist, wird merken, es kommt von Herzen.“_
Es ist ehrlich, es ist zu 100 Prozent authentisch und das macht‘s so einfach.
Josef Kröll
Hotelier und Landwirt, Wiesergut und Wieseralm
Familiensache.
Die am häufigsten gesprochenen Worte in unserer FamilieEs gibt oiwei a Lösung.
3 Werte, die uns allen wichtig sindAuthentizität, Ehrlichkeit, Naturverbundenheit.
Worüber wir am häufigsten diskutierenÜber mehr gemeinsame Zeit – wir sehnen uns danach.
Unsere Familien-InspirationsquelleIch lese extrem viel, vor allem Fachmagazine. Und wir – meine Frau und ich – haben ein Faible für die schönen Dinge im Leben: Natur, Design, Mode.
Unser letzter gemeinsamer UrlaubSüdfrankreich.
#Weitere Artikel
Die liebe Familie .. und wie sie unsere Karriere beeinflusst.
Die Familie können wir uns nicht aussuchen. Die Karriere schon? Ganz so einfach ist es nicht, denn beides können wir nur selten getrennt voneinander betrachten. Die Familie lenkt uns (un-)bewusst auf unserem Karriereweg. Sei es durch ihre Vorbildfunktion, mit Erwartungen, Werten oder auch mit einem Unternehmen, das einen Nachfolger sucht.
Familienunternehmen auf Augenhöhe betreut
Als Experte für mittelständische, heimische Betriebe die besten Lösungen zu bieten und ihnen als zuverlässiger Partner zur Seite zu stehen, ist Markus Auer, Vorstandsdirektor der [VKB-Bank](https://www.vkb-bank.at/), ein wichtiges Anliegen. Wie das am besten gelingt? Durch ein eigenes Corporate Finance Team – unter der Leitung von Martin Moser. Passend zu ihrer Tandemlösung erklären die beiden das Konzept gemeinsam in einem Tandeminterview.
„Man muss es wirklich wollen“
Nein, für Julia Speiser war nicht von Anfang an klar, dass sie es wirklich will: das Welser Traditionsunternehmen [Entholzer](https://www.entholzer.at) von ihren Eltern gemeinsam mit ihrem Mann Sebastian Ganthaler übernehmen. 2020 wurde in der Firma dennoch nicht nur das 100-jährige Jubiläum, sondern auch die Übernahme gefeiert. Warum der Generationenwechsel so harmonisch verlaufen ist und warum (Herz-)Blut in Familienunternehmen tatsächlich dicker als Wasser ist? Wir fragen die beiden Geschäftsführer im gemeinsamen (übrigens sehr heiteren) Gespräch.
„Er soll seinen eigenen Weg beschreiten dürfen“
Schon vor 30 Jahren haben Josefine und Norman Deiser mit ihrer Geschäftsidee Straßentransporte auf den Schienenverkehr verlagert. Nun möchte ihr Sohn Dominic weiter – wortwörtlich – auf Schiene bleiben und dafür sorgen, dass bei [Eurotrans](https://eurotrans.at/) alle notwendigen Transportmittel reibungslos ineinandergreifen. Woran es liegt, dass auch die Übergabe reibungslos funktioniert? Wir fragen alle drei.
Wie Vater und Sohn den Weltmarkt erobern
Wer wissen möchte, wie man in einer Nische höchst erfolgreich sein kann, der sollte einen Ausflug nach Schalchen im Innviertel machen. Dort führen Günter und Michael Benninger (Vater und Sohn) den Familienbetrieb [Promotech](https://www.promotech.at/), Weltmarktführer bei Kontaktbauteilen für Parksensoren. Im Gespräch mit ihnen (gerne bei Kaffee und Kuchen, den lieben sie beide) erfährt man dann übrigens auch gleich, wie es gelingt, eine wertschätzende Vater-Sohn-Beziehung zu leben. Und wie man sich als Familienbetrieb gegen große Konzerne behauptet.
100 Jahre Geschichte. Und viel Mut für die Zukunft.
Vom einfachen Handwerksbetrieb zum internationalen Unternehmen mit knapp 400 Mitarbeitern – das ist die Geschichte der [Peneder Holding](https://www.peneder.com/) mit den Bereichen Industrie- und Gewerbebau, Architektur sowie Brandschutz. In vierter Generation schreibt Christian Peneder (gemeinsam mit seiner Cousine) diese Geschichte fort. Warum er für die PenederVision 2030 erst kürzlich einen Bungeesprung gewagt hat und welche Rolle Emotionen, Mut und Exzellenz in seinem Familienbetrieb spielen? Er erzählt es uns.
Wie Corona und ein Pesto die Idee zum Familienbetrieb lieferten
Eigentlich wollten Melanie Heizinger und ihr Vater Dietmar Öller nur so nebenbei mit einem Onlineshop starten. Zeit hatten sie ja während Corona und Spaß am gemeinsamen Arbeiten auch. Doch dann wurde plötzlich eine Koje am Linzer Südbahnhofmarkt frei. Seit Februar überraschen nun [„Die Pastamacher“](https://www.diepastamacher.at/) mit frischer, handgemachter Pasta, Ravioli- und Antipasti-Spezialitäten, Sugos, Pestos, Säften und Suppen – abgefüllt in Gläsern. Und als kreative Mittagsmenüs.
Was E-Mails nicht können. Und miteinander reden bewirken kann.
Wie wird man als Familienunternehmen eigentlich Weltmarktführer? Die Antwort finden wir in Bürmoos. Dort ist das Headquarter der internationalen [W&H Gruppe](https://www.wh.com/), weltweit führend in der Medizintechnik. Die mehr als 1.200 Mitarbeiter werden von Peter Malata geführt. Und zwar auf eine doch sehr andere Art und Weise als von dessen Vater, der ihm die Firma 1996 übergeben hat. Was aber gleichgeblieben ist und wie man Fettnäpfchen „als Jungspund von der Uni“ vermeidet – fragen wir Peter Malata gleich selbst. Und zwar mit direktem Augenkontakt. Denn auf den komme es an.
„Man hat das Unternehmen im Blut“
So richtig beschlossen haben Karl Niederndorfer und Ursula Schmierer (Cousin und Cousine) eigentlich nie, das Familienunternehmen [MKW](https://www.mkw.at/) zu übernehmen. Das habe sich einfach so ergeben. Warum ihr Großvater und Firmengründer heute sehr stolz darauf wäre, was die Vorteile eines Familienunternehmens sind und warum man als solches meist besser durch Krisen kommt – das alles (und einiges mehr) erzählen sie uns im persönlichen Gespräch.
Was können Familien unternehmen?
Jedes zweite Unternehmen in Österreich ist ein Familienunternehmen im engeren Sinn. Zählt man auch die Einpersonengesellschaften dazu, sind es fast 90 Prozent. Diese erzielen insgesamt Umsätze in Höhe von rund 442,1 Milliarden Euro. Die Bedeutung von Familienunternehmen für Österreichs Wirtschaft ist damit unumstritten.
Keep burning!
Sie brennen. Strotzen meist vor Leidenschaft, Engagement und Emotion. Und der Erfolg gibt ihnen recht. Familienunternehmen gelten als Motor der heimischen Wirtschaft. Doch wie kann das unternehmerische Feuer an die nächste Generation weitergegeben werden? Daniela Huemer, Partnerin der [Rechtsanwaltskanzlei Haslinger / Nagele](https://www.haslinger-nagele.com/), über fünf Erfolgsfaktoren für eine gelungene Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen.
Wer übernimmt den Familienbesitz? Günther Jauch!
Seit 1805 befindet sich das [Weingut von Othegraven](https://www.von-othegraven.de/) in Familienbesitz. Dank des Fernsehmoderators, Produzenten und Journalisten Günther Jauch ist es das auch geblieben. Vor elf Jahren haben er und seine Frau Thea das Weingut übernommen. Wie es dazu kam und wo die Wahrscheinlichkeit höher ist, Millionär zu werden: als Gast bei „Wer wird Millionär?“ oder beim Weinbau.
Wo Herzblut spürbar wird
Rund 88 Prozent der heimischen Firmen sind in Familienhand. Rechnet man die Ein-Personen-Unternehmen weg, sind es mit 51 Prozent immer noch mehr als die Hälfte. Die Bandbreite reicht vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum weltweit tätigen Großkonzern. Ein kurzer Einblick.
„Uns wurde das mit der Muttermilch mitgegeben“
Wie bereitet man sich auf eine Führungsrolle in einem Familienunternehmen vor? Wie ist es, ein solches zu leiten? Und kann man sich bei Familienfeiern eigentlich noch gegenseitig in die Augen schauen? Was ein Wickeltisch und ein Zimmererhammer damit zu tun haben, erfuhren wir bei den Kunststoffexperten von Greiner, den Transport- und LKW-Werkstätten-Spezialisten von Petschl und den Baumeistern von Leyrer + Graf.
Bescheiden, normal, alltagstauglich
So beschreibt der Eigentümer des Backgrundstoffherstellers Backaldrin, Peter Augendopler, das Bäckerhandwerk und dessen wichtigstes und ältestes Produkt, das Brot. Welche bewegte Geschichte dieses bereits hinter sich hat, kann man nun in einer – in Österreich einzigartigen – Ausstellung erkunden. Warum das „Paneum“ auch eine Herzensangelegenheit ist und wie es sich anfühlt, in einem Familienbetrieb zu arbeiten, den man gemeinsam mit den Eltern aufgebaut hat, verrät uns Augendopler in der neuen „Wunderkammer des Brotes“.
„Schaut, wie schön unsere Stadt ist!“
Der Bär, also das Hotel Schwarzer Bär in Linz, schläft eigentlich nie. Hier ist immer was los, mal treffen sich internationale Gäste mit Einheimischen, mal werden Feste gefeiert oder einfach ein Glas Wein genossen, während man dem Treiben in der Herrenstraße folgt. In den Wochen nach dem 13. März war das freilich anders. Warum die Coronakrise aber auch Chancen mit sich bringt, was es jetzt braucht, um wieder durchstarten zu können, und welche Gefahren nicht übersehen werden dürfen, wollen wir von Lisa Sigl und Michael Nell wissen. Sie führen das Hotel in dritter Generation.
„Design muss ein Gesamterlebnis sein“
Platz für bis zu 1.500 Teilnehmer, multifunktionale Räume, eine schwimmende Bühne am See, eine mystische Unterwasserwelt als Partylocation, die sogenannte High Flyers Lounge 7 mit Blick in die Berge und auf den See. Und seit kurzem ein neuer Zimmertrakt mit 420 Betten in Designer Rooms. Okay, das wären mal die Fakten. Die sprechen eigentlich für sich. Aber wir wollen jenen sprechen lassen, der dahintersteckt: CEO Peter Gastberger, der gemeinsam mit seiner Tochter Simone Gastberger das Scalaria Event Resort am Wolfgangsee führt.
Von Freiluft-Betten und exotischen Pflanzen
Die Landwirte leiden unter sinkenden Preisen, viele geben den Kampf gegen den Preisverfall und gleichzeitig die Landwirtschaft auf. Wir zeigen eine Auswahl von Landwirten in Oberösterreich, die mit kreativen Ideen ihren eigenen Weg gehen und mit Originalität bei den Konsumenten punkten.