Spieglein, Spieglein …
… an der Kanzleiwand, wo sind sie bloß, die Equity-Partnerinnen im ganzen Land? Sie sind (noch) wenige, aber sie sind da. In der Rechtsanwaltskanzlei Haslinger / Nagele ist man seit Jahren bemüht, mehr Frauen für den Anwaltsberuf zu gewinnen. Mit Erfolg. Equity- Partnerin Johanna Fischer erzählt von ihren Erfahrungen am Weg an die Spitze.
Und es hat knick gemacht. Am oberen Ende der Karriereleiter. Oder ein paar Sprossen darunter. Oder man (beziehungsweise frau) hat einfach kehrtgemacht. Und erklimmt nun eine neue Leiter, eine, die unter dem Druck von Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht auseinanderbricht. Doch wie muss die Karriereleiter für Anwälte aussehen, damit sich mehr Frauen nach oben wagen?
Das große Verschwinden
Etwa tausend Frauen beenden jedes Jahr ihr Jusstudium und sind somit den männlichen Absolventen zahlenmäßig überlegen. Viele Frauen sind noch als Rechtsanwaltsanwärterinnen tätig, die meisten legen die Prüfung ab. Doch dann? „Wenn es dann um die Anwaltei geht, dann trauen sich viele den Job einfach nicht zu“, sagt Johanna Fischer. Viele Juristinnen würden in Rechtsabteilungen von Unternehmen oder in den öffentlichen Dienst wechseln. In Österreich zeigt sich ein klares Bild: Je höher die Karrierestufe im Anwaltsjob, desto weniger Frauen sind dort zu finden. Unter den Equity-Partnern sind österreichweit nur drei Prozent weiblich.
Angst und Umdenken
Die Angst, die manche Frauen dazu bewegt, den vormaligen Anwalts-Traumberuf doch an den Nagel zu hängen, kennt Fischer nur allzu gut. „Für mich war klar, dass ich eine Familie gründen möchte. Deswegen habe ich mich nach dem Gerichtsjahr und am Beginn meiner Arbeit bei Haslinger / Nagele schnell gefragt: Schaffe ich das Pensum?“ Auch die ständige Erreichbarkeit für Mandanten war ein Punkt für Fischer, warum sie vor der Anwaltstätigkeit großen Respekt hatte. „Anwältin zu sein ist ein herausfordernder Job. Wir sind Dienstleister, Vertrauenspersonen, Troubleshooter. Und haben eine riesengroße Verantwortung“, so Fischer. Doch das große Feuer für den Job loderte auch beim Gedanken an die Familiengründung stark weiter. „Ich habe mir damals gedacht: Ich brenne so sehr für meinen Beruf, ich möchte unbedingt bleiben.“ Das Schönste an ihrem Beruf als Anwältin? „Meine Mandanten in schwierigen Situationen zu unterstützen und zur Problemlösung beitragen zu können, im besten Fall sogar eine gute Einigung für alle Parteien zu finden, das sind die großen Erfolgserlebnise“, strahlt die 38-Jährige, die ihre beruflichen Schwerpunkte auf die noch männerdominierten Bereiche Banking und Finance sowie Mergers & Acquisitions gelegt hat.
Babybonus statt Karriereknick? Funktioniert!
In der Kanzlei Haslinger / Nagele sind aktuell mehr als ein Viertel der Partner und Anwälte weiblich, was klar über dem österreichischen Durchschnitt liegt. „Wir haben 2013 einen Diskussionsprozess gestartet, in dem es darum ging, mehr talentierte Juristinnen für die Kanzlei zu gewinnen“, erzählt Fischer. Dass der Denkanstoß von ihren männlichen Kollegen kam, darauf ist die junge Partnerin besonders stolz – weil es zeigt, dass die Anliegen der Frauen in dieser so männerdominierten Berufsgruppe ernst genommen wurden. „Wir haben damals ein Karenzmodell in der Kanzlei entwickelt und verschiedene Anreizsysteme geschaffen, um Frauen zu fördern und ihnen die Angst rund um den Anwaltsberuf zu nehmen.“
Doch wie erlebt die zweifache Mutter das Karenzmodell selbst? „Um am Ball bleiben zu können, ist es wichtig, als Anwältin eingetragen zu bleiben. Und das ermöglicht die Kanzlei, indem sie Kammerbeiträge während der Karenzzeit übernimmt. Das hat mir viele Sorgen genommen. Wir können flexibel arbeiten, auch Väter können bei uns in Karenz gehen. Und: Wir unterstützen uns gegenseitig in der Kanzlei.“
Was benötigt man für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch? „Abseits von der Unterstützung der Kanzlei muss viel organisiert werden, bei uns ist jede Woche perfekt durchgetimt. Ohne die großartige Unterstützung von beiden Großeltern, meiner Kinder und meinem Lebensgefährten könnte ich meinem Job nicht in dieser Form nachgehen“, sagt die Partnerin. Was möchte Fischer jungen Juristinnen auf den Weg mitgeben? „Bitte traut euch den Anwaltsberuf zu! Je mehr wir sind, umso besser und einfacher ist es, passende Möglichkeiten und Rahmenbedingungen zu finden und zu gestalten.“_
Wir haben 2013 einen Diskussionsprozess gestartet, in dem es darum ging, mehr Frauen für die Kanzlei zu gewinnen. Der Denkanstoß kam von den männlichen Kollegen.
Johanna Fischer
Equity-Partnerin, Haslinger / Nagele
# Gedanken
von Johanna Fischer
In der Schule war mein Lieblingsfach_ Musik.
Mein größtes weibliches Vorbild ist/war_ meine Mama.
Wenn ich noch einmal 18 wäre, würde ich_ ein Jahr im Ausland studieren.
Wenn ich das Wort „Quotenfrau“ höre, dann_ finde ich es schade, dass wir die Quote brauchen, um gleiche Verhältnisse herzustellen.
Diversität bedeutet für mich_ die individuellen Talente gezielt zu fördern und ein Team aus Personen mit komplementären Fähigkeiten zusammenzustellen.
Meine größte berufliche Herausforderung war_ ein langjähriges, sehr emotional geführtes Gerichtsverfahren letztlich gemeinsam mit der Anwältin der Gegenseite so aufzulösen, dass daraus für alle Parteien eine Win-win-Situation wurde.
Aufmerksamkeit ist für Führungskräfte_ eine Schlüsselqualifikation, weil es wichtig ist, scharf zu beobachten, Anliegen zu erkennen und schnell zum Punkt oder zu einer Lösung zu kommen.
Mein schönster Moment war_ die Geburt meiner Kinder.
Diese Angewohnheit möchte ich gerne loswerden_ Ich kann nicht ohne Lippenbalsam aus dem Haus gehen.
Mein Tipp an junge Frauen, die eine Karriere als Rechtsanwältin anstreben_ Sich den Job zutrauen, reinhängen und nicht aufgeben. Man kann beides sein: gute Mama und gute Anwältin.
Das Karenzmodell bei Haslinger / Nagele
Eine Babypause soll durch das neue Modell „Babybonus statt Karriereknick“ nicht mehr zwingend zur Unterbrechung der Beteiligungsentwicklung der Partnerinnen führen. Die Kanzlei hat für das Modell bereits Auszeichnungen erhalten, wie etwa 2019 den „Women in Law“-Award.
# Mehr Flexibilität – zeitlich, örtlich, organisatorisch
Flexible Anwesenheitszeiten, Aus- oder Karenzzeiten für Kinderbetreuung, Teilzeitmodelle und Homeoffice können in Anspruch genommen werden. Interne Abstimmungen werden in familienfreundliche Zeitfenster verlegt.
# Finanzielle Unterstützung
Partnerinnen sollen auch während der Babypause(-n) als Anwältinnen eingetragen bleiben. Kammerbeiträge werden von der Kanzlei ersetzt.
#Weitere Artikel
Was du heute kannst besorgen …
… das digitalisiere nicht erst morgen! Denn wenn es darum geht, bestehende Mitarbeitende zu binden und auch in Zukunft neue Talente für sich zu gewinnen, ist ein modernes Recruiting schon heute unerlässlich. Mit Vortura Solutions fokussieren sich Geschäftsführer Joachim Ortner und sein Team daher auf die digitale Mitarbeitergewinnung, die weit über klassische Stellenanzeigen hinausreicht.
Nur miteinander sind wir stark
Was würde sich ändern, wenn mehr Vielfalt in den Führungsebenen herrschen würde? Wie kann Diversität im Topmanagement gelebt werden? Und wie lässt sich unsere diverse Welt bestmöglich in Teams abbilden? Julia Guizani, Geschäftsführerin von Sanofi in Österreich, hat dazu einige Ideen und Best-Practice-Beispiele.
„Alle sollen Spaß bei der Arbeit haben“
Veränderung: Diese zeigt sich bei Sirocco, Teil der SCHAKO Group, nicht nur durch den Wechsel in der Geschäftsleitung. Die neue Führungskraft, Roger Hafenscherer, möchte die Vielfalt und Buntheit seines Teams am Standort Wien-Liesing weiterhin ausbauen. Dass seine Sparte als männlich dominiert gilt, hindert ihn nicht daran. Mit sozial kompetentem Auftreten, wechselseitiger Wertschätzung und Freude am Job möchte er schneller an dieses Ziel.
Die Biene, das Role-Model
Fleißig ist sie, gewiss. Diese Eigenschaft ist allseits bekannt. Doch das nützliche Insekt bietet mehr. Besser gesagt: Sie bieten mehr. Denn für Roland Fabris, Standortleiter von Takeda Linz, dient der gesamte Bienenschwarm als Vorbild für sein Unternehmen.
Rein in den Konter!
Sie machen klein. Lächerlich. Oder verkleben den Mund. Verbale Attacken, die uns die Luft abschnüren. Manchmal fällt uns die passende Antwort erst Stunden nach dem rhetorischen Angriff ein. Doch dann ist es zu spät. Wie man sich dagegen wappnen kann, erklärt Kommunikationsexpertin Iris Zeppezauer.
Leadership? Geht jetzt anders!
Die Digitalisierung, der Wertewandel und natürlich die Krise haben die Welt auf den Kopf gestellt. Muss man als Führungskraft also einen Kopfstand machen, um durch diese Zeit zu führen? Fragen wir Florian Gschwandtner. Mit [„Leaders21“](https://www.leaders21.com/de/) möchte er einen neuen Leadership-Stil in Unternehmen etablieren. Einen, der so agil ist, dass er im 21. Jahrhundert funktioniert – gemeinsam mit seinem ehemaligen Runtastic-Kollegen Thomas Kleindessner startet er wieder mal durch.
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…Wir# brauchen diese Talente!! Unternehmensprofil: HABAU Group
Die Habau-Unternehmensgruppe mit Sitz in Perg ist ein jahrzehntelang erfolgreich gewachsenes Familienunternehmen und zählt zu den Top vier der österreichischen Bauindustrie – mit Tätigkeitsschwerpunkt auf Österreich und Deutschland. Worauf man hier baut: auf Empowerment. Mitarbeiter werden ständig gefördert und dazu ermutigt, sich weiterzuentwickeln und ihren Mut zu Innovation und Kreativität zu leben. Dazu setzt man auf gegenseitiges Vertrauen, Kooperation und offene Kommunikation.
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…Wir# brauchen diese Talente!! Unternehmensprofil: Hypo Oberösterreich
Menschlichkeit und Leistung, passt das zusammen? Bei der Hypo Oberösterreich passt das sogar sehr gut zusammen: Die Bank zählt nicht nur zu den erfolgreichsten Regionalbanken, sondern auch seit vielen Jahren zu den besten und beliebtesten Arbeitgebern Österreichs. 2007 war die Hypo etwa die erste Bank Oberösterreichs, die das staatliche Gütesiegel als familienfreundliches Unternehmen erhalten hat.
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…Wir# brauchen diese Talente!! Unternehmensprofil: Prachtwerk
Im Prachtwerk THE ONE in Gallneukirchen und im Prachtwerk ORIGIN in Linz geht es vor allem um eines: Menschen zum Strahlen zu bringen. Äußerlich mit der ganzen Bandbreite an Beauty-Behandlungen und innerlich, weil Julia Maria Moser hier zwei Orte geschaffen hat, wo man sich – als Kunde genauso wie als Mitarbeiter – wohlfühlt. 2020 hat sich die junge Gründerin ihren großen Lebenstraum erfüllt und in Gallneukirchen einen zweiten Standort aufgebaut.
Erfolgsfaktor Wertschätzung
Ja, genau, überall sollen Führungskräfte Wertschätzung zeigen, um Mitarbeiter zu halten und zu begeistern. Hier und da ein kleines Lob, gelegentlich eine Belohnung und alle Mitarbeiter sollen sich bitte mit Kusshand über die entgegengebrachte Wertschätzung freuen und selbstverständlich besser, lieber und länger arbeiten. Naja, nicht ganz. Was Wertschätzung tatsächlich bedeutet, erklärt „die Wertschätzerin“ Manuela Wenger. Und was bringt sie?
Wir haben uns bei drei Unternehmen umgehört …
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…Wir# brauchen diese Talente!! Unternehmensprofil: Österreichische Post
Die Österreichische Post ist der landesweit führende Logistik- und Postdienstleister. So wie sich die österreichische Bevölkerung und Wirtschaft auf die flächendeckende und zuverlässige Versorgung mit Postdienstleistungen verlassen kann, so können das auch die Mitarbeiter. Selbst in schwierigen Zeiten wie der aktuellen Pandemie hält man hier zu seiner wichtigsten Ressource: den Menschen mit ihren Talenten.
„Häng dich rein!“
Frauen an der Spitze? (K)ein Thema bei LeitnerLeitner. Nikola Leitner-Bommer, Rechtsanwältin bei Leitner Law Rechtsanwälte, und Maria Schlagnitweit, Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin bei LeitnerLeitner, erzählen, warum Frauen ihren (Karriere-)Weg selbst in der Hand haben.
Hallo, ich bin WERNA!
Sie können mich aber auch beim ganzen Namen nennen: Gütesiegel für wertschätzende und nachhaltige Arbeitgeber. Ins Leben gerufen haben mich vier Personalexperten aus unterschiedlichen Branchen. Ihre Motivation dahinter: einen Beitrag zu leisten, dass sich die Arbeitswelt positiv weiterentwickelt.
Bewerbungstrends: mit den richtigen Tipps zum Traumberuf
Jobplattformen, Firmenwebsites, Social Media oder doch ganz oldschool per Post? Die Möglichkeiten sich zu bewerben sind vielfältiger denn je. Auch bei der Gestaltung der (digitalen) Bewerbungsmappe gibt es unterschiedlichste Ansätze. Aber welche Unterlagen lesen sich Personalisten tatsächlich durch? Und worauf achten sie besonders? Zwei Recruiter sprechen über aktuelle Trends im Bewerbungsprozess und Fähigkeiten, die der Arbeitsmarkt der Zukunft erfordern wird.
„Es ist nie zu spät, neue Wege einzuschlagen“
Die Coronakrise hat den Arbeitsmarkt schwer getroffen und sorgt für hohe Arbeitslosigkeit. Gefordert ist jetzt nicht nur das Sozialsystem, sondern auch die Betroffenen selbst. Denn die Wartezeit, bis die Wirtschaft wieder anläuft und Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, kann produktiv genutzt werden. Das AMS hat einige Tipps parat.
Zuhause ist es doch am schönsten?
Corona verändert unsere Arbeitswelt rasant – besonders deutlich zeigt sich das beim Thema Homeoffice. Die Meinungen gehen auseinander, ob durch das Arbeiten daheim Vor- oder Nachteile für Arbeitgeber entstehen. Sicher ist: Auch nach der Krise werden viele Arbeitnehmer nicht mehr auf die neu gewonnenen Freiheiten verzichten wollen.
X, Y, Z und BOOM!
Im Arbeitsleben prallen Generationenwelten aufeinander. Und diese lassen viele spannende Chancen für Unternehmen entstehen. Wenn man versteht, wie sie ticken.
Kinder und Karriere: ein Entweder-oder?
Oder ist beides möglich? „Ja!“, sagen Kati Bellowitsch, Mama zweier Jungs und Peter Huebauer, Papa von zwei Mädchen. Beide erzählen, wie sie alle(s) unter einen Hut bekommen. Wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt werden kann, zeigen die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und Maschinenbau Fill.