Mit neuen Strategien zum Erfolg
In der heimischen, kleinstrukturierten Landwirtschaft kommen viele Landwirt:innen finanziell immer stärker unter Druck. Direktvermarktung und neue Vertriebsstrategien helfen ihnen, ihre Produkte ohne Zwischenhändler:innen direkt und damit profitabler zu den Konsument:innen zu bringen. Unterstützt werden sie dabei von jungen Unternehmen mit innovativen Konzepten. Die Endverbraucher:innen freuen sich über die Entwicklung.
„Ich wollte schon lange mit Direktvermarktung starten, als Einzelner hat man aber meist hohe Marketingkosten“, sagt Markus Kriegner. Der Bauer beschließt deswegen, sich mit anderen Landwirt:innen zusammenzuschließen „Â und entwickelt mit „Mein Schwein“ ein neues Konzept. „Endverbraucher:innen können bei uns ein Ferkel kaufen, die Fütterung mitbestimmen und das Tier 24 Stunden am Tag via Webcam im Stall beobachten“, sagt er. Durch die Fütterung kann der spätere Geschmack des Fleischs beeinflusst werden, das Schwein wird den Wünschen der Konsument:innen entsprechend zerlegt und kann entweder ab Hof abgeholt oder geliefert werden. Die Aufzucht funktioniert nachhaltig: Der Hofdünger wird mikrobiologisch aufgearbeitet und ersetzt chemische Alternativen. „Dadurch bringen wir eine Kreislaufwirtschaft zusammen und ziehen insgesamt zehnmal mehr CO2 aus der Luft“, sagt Kriegner.
Mittlerweile sind sieben landwirtschaftliche Betriebe Franchisenehmer bei der von Kriegner gegründeten Agro Media GmbH. Der Großteil des erwirtschafteten Umsatzes bleibt bei den Landwirt:innen “ nur zehn bis fünfzehn Prozent wandern für die Vermarktung an die Agro Media. „Für die Landwirt:innen ist das sicher eine der lukrativsten Geschäftsformen. Unser Ziel ist, irgendwann in jedem Bezirk einen Mastschwein-Betrieb zu haben“, sagt Kriegner.
Wertschöpfung und Wertschätzung steigen
Für Landwirt:innen nimmt die Bedeutung von alternativen Vertriebswegen und neuen Marketingkonzepten ständig zu. Die durchschnittliche Betriebsgröße, die benötigt wird, um weiterhin profitabel konventionelle Landwirtschaft zu betreiben, steigt Jahr für Jahr. „Durch den direkten Verkauf an die Konsument:innen kann die Wertschöpfung der Produkte für die Landwirt:innen gesteigert werden und man bekommt mehr Wertschätzung für das Produkt“, sagt Siegfried Pöchtrager, Dozent am Institut für Marketing und Innovation an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU). Besonders in Anbetracht des strukturellen Wandels in der Landwirtschaft und der immer schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sei die Direktvermarktung eine große Chance. „Man muss aber auch offen für Veränderung sein“, sagt er. Denn auch die Bedürfnisse der Konsument:innen würden sich stark verändern. „Früher haben vor allem Pensionist:innen ab Hof gekauft, heutzutage greift auch eine junge Zielgruppe gerne auf direktvermarktete Produkte zurück. Allerdings wird weniger gekocht, dafür sind halbfertige Produkte wie fertige Suppen, Saucen oder geschnittenes Gemüse beliebt“, erklärt Pöchtrager.
Laut einer Studie der Landwirtschaftskammer ßsterreich verkaufen mittlerweile rund 27 Prozent der heimischen landwirtschaftlichen Betriebe ihre Produkte zum Teil selbst. „Diese Zahl steigt zwar nicht wirklich an, dafür steigt in den Betrieben, die diesen Weg schon gehen, der Anteil des Einkommens durch die Direktvermarktung“, erklärt Pöchtrager. Was die Direktvermarktung betrifft, sei ßsterreich europaweit ein Vorbild und Vorreiter. Pöchtrager: „Wir haben diese Art des Vertriebs über die letzten 40 Jahre immer weiter ausgebaut, sehr wichtig war etwa die Gründung der Marke „Gutes vom Bauernhof“, die einen gemeinsamen Auftritt und eine hohe Qualität sicherstellt.“ Es gebe viele junge und kreative Kräfte, welche die Landwirt:innen bei neuen Vertriebs- und Marketingstrategien unterstützen. >
Endverbraucher:innen können bei uns ein Ferkel kaufen, die Fütterung mitbestimmen und das Tier via Webcam beobachten.
Markus Kriegner
Gründer, Agro Media
ßsterreich gilt europaweit als Vorbild für Direktvermarktung in der Landwirtschaft.
Siegfried Pöchtrager
Dozent, Institut für Marketing und Innovation an der Universität für Bodenkultur Wien
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