Wohin führt diese Straße?
Die neue Mühlviertler Schnellstraße S10 verlängert die Mühlkreisautobahn von Unterweitersdorf nach Freistadt und schließslich bis an die tschechische grenze. Dadurch ändert sich nicht nur die Situation für zehntausende Pendler, die täglich aus der Region in den Linzer Großraum pendeln. Unternehmen nutzen die neue Infrastruktur, eröffnen Standorte – die Grundstückspreise steigen.
Als Pendler im nördlichen Mühlviertel hatte man es bisher nicht leicht. Regelmäßige Staus auf einer überlasteten B310, zahlreiche Unfälle und natürlich hohe Treibstoffpreise. Zumindest die ersten beiden Probleme sollen mit der neuen S10 behoben werden. „Das Mühlviertel ist durch die Straßen- und Bahnsituation benachteiligt, daher haben wir dort angesetzt“, sagt Verkehrslandesrat Franz Hiesl. Fortschritte könne es nur dort geben, wo Verkehrswege und Infrastruktur auch dementsprechend ausgebaut und in Ordnung sind. Die S10 ist zwar noch im Bau, die Region profitiert aber bereits jetzt. In Unterweitersdorf werden Gründe aufgekauft, die Grundstückspreise steigen. „Eine deutliche Entwicklung ist bereits sichtbar“, sagt Hiesl. Ein Beispiel: Der Greiner-Konzern hat in einen neuen Standort in Rainbach investiert. Und zwar erst zu einem Zeitpunkt, als der Ausbau der Straße beschlossene Sache war. „Die neue S10 war einer der Hauptgründe für unseren neuen Standort “, sagt Greiner-Pressesprecher Wilfried Stock. Die verbesserte Anbindung ermöglicht einen besseren Transport der Waren nach Süden. „Auch für unsere Mitarbeiter ist die neue Schnellstraße natürlich ein ungemeiner Vorteil, die können deutlich schneller ihren Arbeitsplatz erreichen“, sagt Stock.
Region wird aufgewertet
Durch die neuen Arbeitsplätze in der Region werden auch die Gemeinden aufgewertet, prophezeit Verkehrslandesrat Hiesl. Weniger Menschen müssen zudem in den Großraum Linz pendeln – gut für die Umwelt. Auch für zahlreiche Pendler verändert sich die Situation. „Als die Strecke in Unterweitersdorf geöffnet worden ist, hat es in dem Bereich schon eine massive Erleichterung gegeben“, sagt Petra Traxler. Sie leitet das Institut für Medienpädagogik und IKT in Linz und pendelt jeden Tag aus dem Freistädter Raum in die Stahlstadt. Dass sich durch die neue Schnellstraße aber tatsächlich ihre Fahrzeit an ihren Arbeitsplatz verkürzt, glaubt sie nicht. „Auf der Strecke nach Linz wird es zwar keinen Stau mehr geben, dafür verlagert sich dann alles direkt nach Linz – das wird ein Wahnsinn“, ist ihre Befürchtung. Nur wenn sich die Stadt selbst bis zur Fertigstellung eine Initiative überlegt, könnte sich die Situation für Pendler deutlich verbessern. „Außer natürlich für jene, die nicht wie ich durch Linz fahren müssen – sondern in Betrieben am Stadtrand arbeiten, die haben das Problem nicht“, sagt Traxler. Optimistischer ist Günter Hofstadler. Der 36-Jährige pendelt täglich aus Summerau in die voestalpine. Durch den Schichtbetrieb betreffen ihn die Staus zwar meist nur am Freitag. „Trotzdem erhoffe ich mir ziemlich viel von der S10“, sagt er. Die Situation in Unterweitersdorf habe sich schon deutlich entschärft. „Auch darauf, dass in Freistadt weniger Verkehr ist, warte ich schon sehnsüchtig“.
Für Verkehrslandesrat Franz Hiesl ist die S10 ein Jahrhundertbauwerk. „In den nächsten 100 Jahren wird es in Oberösterreich keine Investition mehr in dieser Größenordnung geben“, sagt er. Der Ausbau sei ein massiver Eingriff ins Geschehen, der für lange Zeit ausreichen würde.
Linz-Prag in zweieinhalb Stunden
Bis Ende 2014 ist die S10 fertig, damit ist das Projekt aber noch nicht abgeschlossen. „2021 wird dann die Schnellstraße Linz-Prag befahrbar sein“, sagt Hiesl. Zumindest ist das der momentane Planungsstand in Oberösterreich. „Der Wirtschaftsraum Südböhmen-Oberösterreich wurde durch den eisernen Vorhang getrennt, die Wirtschaftsbeziehungen sind komplett eingebrochen“, erzählt Hiesl. Mittlerweile würden die Wirtschaftsräume wieder langsam zusammenwachsen. Über 250 oberösterreichische Betriebe haben mittlerweile auch einen Standort in Tschechien, darunter große Unternehmen wie Engel und Pöttinger.
Fährt man heute nach Prag, braucht man vier Stunden oder länger. „Die Verbindung war immer eine ganz schwierige“, sagt Hiesl. Er erinnert sich zurück, als er das erste Mal 1975 die tschechische Hauptstadt besuchte. „Ich hab noch genau das Bild vor mir, damals musste man in Wien mühsam ein Visum für die Reise beantragen“. Heute kann die Grenze zwar problemlos überquert werden, „die Straße ist aber noch im selben Zustand wie vor 35 Jahren“. Sogar in der Monarchie sei man schneller von Linz nach Prag gekommen, sagt Hiesl und lacht. „Es ist wichtig, dass Normalität einkehrt, die 270 Straßenkilometer sollten in zweieinhalb Stunden schaffbar sein“. Von Linz aus müssten Städte wie Wien, München und Graz innerhalb von mindestens 2 bis 3 Stunden mit dem Auto erreichbar sein._
ECKDATEN
Baubeginn_ 1. August 2009
Voraussichtliche Fertigstellung_ Ende 2014
Gesamtlänge_ 38 Kilometer
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