„Alles richtig machen und trotzdem verlieren“
Das kann einem beim Pokern schnell einmal passieren: Bluffen? Pokerface aufsetzen? All-In gehen? Welche Qualitäten und Kompetenzen kann man als erfolgreicher Unternehmer beim Pokern einbringen und welche Parallelen zum Geschäftsleben gibt es? Wir suchten beim Charity-Pokerturnier am 20. April im Restaurant Ox in der Plus City nach Antworten.
Die Spannung steigt. Der Dealer gibt. Ein kurzer, nervöser Blick in die eigenen Karten: Habe ich eine gute Hand? Schätze ich meine Chancen richtig ein? Die Zuschauer blicken gebannt auf das Geschehen, der Atem stockt, das Adrenalin rauscht. Hat das Gegenüber wirklich gute Karten oder nur ein Pokerface aufgesetzt? Es sind Momente wie diese, welche die Faszination Pokern ausmachen. Ähnliche Situationen erleben auch geschäftstüchtige Unternehmer: Schätze ich meine wirtschaftlichen Risiken richtig ein? Soll ich auf eine bessere Chance warten oder gehe ich mit vollem Risiko All-In? „Wichtig sind Beharrlichkeit und Geduld“, sagt Hans Teuchtmann von ART Rechtsanwälte: „Ich habe versucht, möglichst viel Informationen von meinen Mitspielern zu sammeln und das Umfeld sorgfältig zu prüfen. Wie in einem Unternehmen muss man in kurzer Zeit viele Entscheidungen treffen. Da braucht es trotz Vorbereitung einfach auch ein Quäntchen Glück.“
Geduldsspiel
Das sieht auch Turniererfinder Michael Stöttinger von Grandmaster Communications so: „Es ist viel Zufall dabei, in dieser Hinsicht ist Pokern wie das Geschäftsleben. Beim Schach beispielsweise ist alles symmetrisch, da setzt sich der Bessere durch. Pokern hingegen ist komplett asymmetrisch, mit dem Auflegen der Gemeinschaftskarten kann sich alles ändern. Man kann alles richtig machen und trotzdem verlieren.“ Verloren hat an diesem Abend in der Plus City im Restaurant Ox jedoch niemand. Bei der zwölften Auflage des Turniers standen sich die neun Teams à vier Personen nämlich nicht nur rivalisierend gegenüber. Der gute Zweck einte selbst die ehrgeizigsten Spieler, kam doch der Einsatz der verschiedenen Teams einem sozialen Nutzen zugute. Die gesammelten 5.000 Euro wurden an die Caritas Oberösterreich beziehungsweise Licht ins Dunkel gespendet. Zudem bot das „Ox“ den perfekten Rahmen für diese Charity-Veranstaltung, wie Inhaber und Gastronom Thomas Altendorfer erklärt: „Pokern kommt ja aus Amerika. Unser Restaurant bringt diesen amerikanischen Einschlag mit unseren Steakvariationen mit. Insofern ist dieser Zusammenhang perfekt.“ Aber welche Strategie braucht es? Teuchtmann betont erneut die Geduldskomponente: „Es ist ein Geduldsspiel. Man muss auf die richtige Hand warten und dann setzen.“ Dabei kann es jedoch auch relaxter zugehen, wenn man die nötige Portion Humor mitbringt. „Ich bin sehr ungezwungen an die Sache herangegangen. Ich kannte vorher nur Black Jack und habe mich erst mal viel umgesehen, um alles zu kapieren“, sagt Altendorfer und lacht.
Rational statt emotional
Hat man es einmal kapiert, kann das Grundlagenwissen mit einer Prise Seriosität gewürzt werden, wie Stöttinger erläutert: „Man beginnt am besten mit einem aggressiven Spielstil, wenn man noch mit vielen Spielern am Tisch sitzt, weil man ja noch Chips nachkaufen kann. Dann sollte man etwas konservativer werden. Zum Ende hin ist es ratsam, wieder aggressiver zu werden, denn je mehr Leute ausscheiden, desto höher wird der Kartenwert. Der wichtigste Punkt ist, sich von der Emotion lösen zu können und rational zu denken.“ Einer, der das gut beherrscht, ist Pokerweltmeister Michael Keiner, der das Turnier bereits dreimal gewinnen konnte, heuer aber nur zweiter Gewinner war. „Auch ein richtiger Profi und Weltmeister kann nicht immer gewinnen, weil einfach ein Restrisiko übrigbleibt. Es ist oft nicht vorhersehbar. Hier ist es wieder wie in der Wirtschaft, wo man zwischen der Gewinnwahrscheinlichkeit und dem tatsächlichen Gewinn abwägen muss. Wenn ich in zehn Unternehmen jeweils eine Million Euro investiere und neun Vorhaben davon werden nichts, aber das zehnte Vorhaben bringt mir 30 Millionen ein, habe ich auch gewonnen. Nach dieser Regel agiert auch ein Pokerprofi“, so Stöttinger. Für Altendorfer ist vor allem das kalkulierbare Risiko von Bedeutung: „Ich muss natürlich Risiko nehmen, denn sonst kann ich als Unternehmer nichts gewinnen. Es sollte dennoch in einem überschaubaren Rahmen bleiben. Ich habe auch nicht genau gewusst, wie das Ox von den Leuten angenommen wird, aber hätte ich kein Risiko genommen, wüsste ich es bis heute nicht.“_
SEITENBLICKE
Besonders _Mit von der Partie waren Croupier Andreas Daniel, der in „James Bond – Casino Royal” mitspielte, und Pokerweltmeister Michael Keiner.
Spendabel _Bei der zwölften Auflage des Turniers wurden von den 36 Spielern insgesamt 5.000 Euro an Spenden gesammelt, die an die Caritas Oberösterreich und Licht ins Dunkel gehen.
Promialarm _Nicht entgehen ließen sich das Pokerspektakel TV-Urgestein Peter Rapp, Star-DJ Rene Rodrigezz, Miss Austria Anna Hammel, Starmoderatorin in spe Kristina Inhof, Skiny-Face Victoria Karner und Playmate Steffi Steinmayr.
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