Pur und unverdünnt.
Der Sommer verabschiedete sich heuer so schnell, wie er gekommen ist. Vor kurzem hatten wir noch Temperaturen weit jenseits der Dreißiger und jetzt rieselt plötzlich das Laub. Pünktlich zum Herbstbeginn kauert ein pechschwarzer Porsche Cayman Testwagen vor meiner Haustür. Heiß sieht sie aus, die neue Generation – Elfer zieh dich warm an! Mein Blick fällt auf die üppige Bereifung. Wirklich hübsch. Nur, ob gut angefahrene 20-Zöller das richtige Material für herbstliche Straßenverhältnisse sind?
Ein Druck auf den Schlüssel öffnet die Türen. Schnell hinein in die kuschelige Höhle. Die Sitze sind wirklich eng geschnitten. Das stylische Interieur des Cayman steht der edlen Karosserielinie in nichts nach. Vorsicht, das Startschloss ist bei Porsche noch immer links vom Lenkrad. Ein kurzer Dreh – der Motor hustet sich rasselnd auf dreitausend Touren hoch – bläst sich quasi die Bronchien frei. Dicker Nebel entweicht dem fetten Auspuff. Die Drehzahl pendelt sich langsam knapp über Eintausend ein. Fast schon instinktiv suche ich die Sport-Taste, was angesichts der Knopferlflut auf der Mittelkonsole gar nicht so einfach ist. Der Sport-Modus schärft nämlich Gasannahme und PDK-Getriebe, weiters öffnen sich die Klappen im Sportauspuff. Quasi ein Fest für alle Sinne.
Los geht’s. Vorsichtig aufs Gas. Der Cayman nimmt langsam Fahrt auf. Wirkt irgendwie wie ein Sportler kurz nach dem Aufstehen – steif und ungeschmeidig holpert er brummend über die Einfahrt auf die Straße. Die fetten Reifen sind noch so hart, dass jedes noch so kleine Steinchen auf der Straße durchschlägt. Irgendwie verspüre ich noch keine Ambitionen auf mehr Speed. So schlendern wir durchs Wohngebiet Richtung Bundesstraße. Schön langsam kommt der großvolumige Sechszylinder Boxer auf Temperatur.
Jetzt juckt’s mich schon gewaltig im Gasfuß. Der Boxer grölt garstig auf. Blitzschnell schaltet der Cayman zwei Gänge runter. Gleichzeitig ringen die breiten Hinterreifen um Halt. Also gut – keine übereilten Aktionen am Lenkrad oder Gaspedal. Aber mit jedem km/h wird mein Cayman geschmeidiger. Der Testwagen ist zwar mit seinen 275 PS der schwächste Sportwagen, den Porsche derzeit im Angebot hat, nur darf man nicht vergessen, dass sein Kampfgewicht in Golf-Regionen liegt. Das Fahrgefühl ist einfach überwältigend. Vor allen in Kurven. Ein Tippen mit dem Gasfuß befördert die Drehzahl schreiend in lichte Höhen und den kleinen Porsche in fünfeinhalb Sekunden auf Hundert. Und das Schönste dabei ist der Verbrauch, der lediglich durch kriminelle Fahrweise oder einen Ausflug an die Rennstrecke dauerhaft über die Zehnlitermarke zu treiben ist.
Der Porsche Cayman mag zwar das Einstiegsmodell darstellen, unterschätzen sollte man den Sportwagen aber dennoch nicht. Er vereint wie ein jeder andere Porsche auch dieses perfekt durchkomponierte Zusammenspiel aus Lenkung (die Beste), Fahrwerk (absolut Highspeed-tauglich), Bremsen (überirdisch) und Motor (urgewaltig und trotzdem sparsam). Dieses Package macht jeden Porsche Sportwagen aus – vom kleinen Cayman bis zum brachialen 918 Spyder. Einzig, wie diese Zutaten letztendlich abgeschmeckt sind, ergibt dann den jeweiligen Charakter.
Mein Fazit:
Natürlich fährt sich der Carrera überirdisch. Allerdings ist auch der Cayman ein echter Porsche. Er bietet pure, unverdünnte Fahrfreude und kostet mit einem Basispreis von knapp 60.000 Euro gut einen Audi Q5 weniger als ein ordentlich ausgestatteter Elfer. Damit wäre dann wohl auch die Wintermobilität gesichert._
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