„Wir zeigen ihnen, warum dieser Job Spaß macht“
15.600 Arbeitskräfte fehlen in der Gastronomie und im Tourismus aktuell laut AMS österreichweit. Ist denn die Branche nicht spannend für eine Karriere? Stimmen die Klischees über schlechte Bezahlung und noch schlechtere Arbeitszeiten also? Wir sprechen in unserer Podcastfolge mit Gastronom und Hotelier Wolfgang Gröller über seine Begeisterung für Tourismus und darüber, wie es ihm gelingt, diese an junge Menschen weiterzugeben.
Während anderswo immer mehr Betriebe ihre Öffnungszeiten kürzen, zusperren oder mit möglichst wenig Personalbedarf aufsperren, herrscht hier am Traunsee im beschaulichen Örtchen Traunkirchen Aufbruchstimmung. Das Hotel Post am See wurde gerade umgebaut, im Hotel Das Traunsee strömen Gäste ein und aus, Emma schaut der Rezeptionistin über die Schulter, sie hat heute ihren ersten Schnuppertag als Lehrling. Im Restaurant Das Bootshaus bereitet Vier-Hauben-Koch Lukas Nagl mit seinem Team alles für das Abendmenü zu. Das macht er bereits seit elf Jahren. Ein Kellner biegt lächelnd um die Ecke – die Stammgäste kennen ihn, er war wohl immer schon da. Die Traunseehotels sind ein Familienbetrieb – Wolfgang Gröller führt sie gemeinsam mit seiner Frau Monika. Für die Sommersaison sind sie mit 140 Mitarbeiter:innen gut gerüstet, „unsere Ideen und Pläne sind groß, die Freude am Tun ungetrübt“.
Was ist eigentlich schwieriger? Gute Gäste oder gute Mitarbeitende zu finden?
Wolfgang Gröller: Das Wichtigste sind gute Mitarbeiter:innen. Wenn du keine guten Mitarbeiter:innen hast, kannst du die Gästewünsche nicht erfüllen. Die Mitarbeitersituation bereitet daher viele Gedanken.
Wie gelingt es euch, genügend Mitarbeitende zu finden und sie zu halten?
Wolfgang Gröller: Wir sind eine große Familie, nicht nur meine Frau und unsere Kinder. Wir haben Leute im Team, die über 30 Jahre mit uns den Weg gehen. Die geben Sicherheit – auch den jungen Leuten, die natürlich auch immer wieder dazukommen. Wir fördern und fordern unsere Mitarbeiter:innen. Wir behandeln sie fair und mussten natürlich selbst auch vieles lernen in Sachen Mitarbeiterführung. Gute Betriebe kennen keine richtige Personalnot.
Wie begeistert ihr junge Menschen, eine Lehre bei euch zu machen?
Wolfgang Gröller: Du musst diese jungen Menschen abholen. Und die negativen Seiten auch offen ansprechen. Zum Beispiel, dass man an Wochenenden, oft am Abend und in den Ferien viel arbeiten muss. Also dann, wenn andere aus dem Freundeskreis wahrscheinlich frei haben. Das möchte ich gleich am Anfang thematisieren, damit es sie nicht später überrascht. Natürlich erzähle ich ihnen auch von den vielen positiven Sachen. Und dann versuchen wir, sie zu begeistern, nehmen sie an die Hand und zeigen ihnen, warum wir Spaß daran haben, diesen Job zu machen. Da fangen viele Feuer.
Wenn ein ähnlich qualitativer Betrieb gleich hier in der Nähe aufmachen würde – wäre das ein Vorteil oder ein Nachteil für euch?
Wolfgang Gröller: Ein Vorteil! Je mehr gute Betriebe da sind, desto besser ist das für den Markt, für die Region. Wir sagen immer: Wo Tauben sind, fliegen Tauben hin._
Das ganze Interview zum Anhören:
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