×


Wir wollen dir schreiben ...

... und zwar pünktlich donnerstags.


Der Newsletter ist kostenfrei und kann jederzeit abbestellt werden.

ESGeht?!

„Environment, Social, Governance“ – fest steht: Die ESG-Kriterien beschreiben drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche in Unternehmen. So weit, so gut. Aber was bedeuten die Ziele, Richtlinien und Standards wirklich für die Unternehmen des Landes und vor allem für den Industriestandort Oberösterreich? Darüber tauschten sich zentrale Entscheidungsträger:innen aus ganz Österreich beim diesjährigen „Advicum x MACHER Business Lunch“ aus. Robert Ottel, CFO der voestalpine, leitete mit seinem Input die Gespräche ein. Und spricht im Interview über Verantwortung und nachhaltige Veränderungen.

Bundeskanzler Nehammer sagte im Sommer: „Innovationen entstehen nicht durch Verbote, sondern durchs Ermöglichen. Denn die Dampfmaschine wurde nicht verboten, sie wurde durch etwas Besseres abgelöst.“ Wie sehen Sie das?

Robert OttelDas ist grundsätzlich richtig, auch ich glaube nicht an die Zentral- oder Planwirtschaft. Woran ich hingegen glaube, ist, dass es Rahmenbedingungen braucht, für die die Politik schlichtweg zuständig ist. Eine passende Analogie hierzu: Wenn Grünstrom in Österreich die günstigste Form der Energie wäre, hätte vermutlich jedes Unternehmen bereits umgestellt. Allein deshalb, weil es ein Kostenfaktor ist.

Mit Environment, Social und Governance wurden aber im internationalen Vergleich doch hohe Standards eingeführt, die es zu erfüllen gilt. Sehen Sie darin einen internationalen Wettbewerbsnachteil oder eine große Zukunftschance?

Robert OttelZum Vergleich: In den USA löst man das tendenziell eher über Förderungen und indem man Unternehmen stark unterstützt. Asiatische Länder setzen hingegen zum Teil auf Planwirtschaft. Auf internationaler Ebene sehe ich ESG als Wettbewerbsnachteil, wobei ich keineswegs bestreite, dass Handlungen notwendig sind. Es ist absolut richtig, aktiv gegen den Klimawandel vorzugehen. Nur müssen wir uns die Frage stellen, ob die Bevölkerung bereit ist, dafür zu „zahlen“. Denn was durch die Verbote auf den ersten Blick gratis ist, kostet sie dann eben indirekt was.

Sie sagen: „Die Kunst eines Finanzvorstandes ist es, Zahlen spürbar zu machen.“ Inwiefern sind die ESG-Kriterien dafür da, nachhaltige Veränderungen in der Verantwortung von Unternehmen spürbar zu machen?

Robert OttelWir machen Fortschritte beim Thema Nachhaltigkeit, in Europa etablieren sich immer mehr allgemein akzeptierte Kriterien – auch durch die Taxonomieverordnung und andere Regelungen. Hier sehe ich eine Chance, Nachhaltigkeit auch wirklich umzusetzen. Was allerdings nach wie vor der Fall ist: Im Durchschnitt sind Unternehmen und ihre Kennzahlen noch immer finanziell geprägt. Für viele ist es schwierig, den grundsätzlichen Willen in eine veränderte Organisation, die auch nach innen wirkt, umzusetzen.

Heuer wurden Sie von Deloitte gemeinsam mit Herbert Eibensteiner als Top-Führungsduo in der Kategorie „Energie & rohstoffnahe Industrie“ ausgezeichnet. Welche Zutat darf in Ihrem Erfolgsrezept als langjähriger Manager nicht fehlen?

Robert OttelPersönlich bin ich der Überzeugung, dass es als gute Führungskraft darum geht, die Werte, die man tatsächlich hat, auch im Unternehmen zu leben. Eine Vorbildfunktion einzunehmen und danach zu trachten, dass die Menschen rund um einen bestmöglich zur Geltung kommen. Also „die Einzelleistung“ gibt es nicht.

Teil der Begründung war die gute Integration der Finanzfunktion in das Geschäftsmodell eines Unternehmens – insbesondere, wenn es um komplexe Absicherungsgeschäfte für Rohstoffe und Energie geht. Welche Rolle spielt hierfür der Einsatz digitaler Lösungen?

Robert OttelSie sind vor allem ein Teil des Werkzeugs, aber die Basis ist und bleibt das Verständnis des eigenen Geschäftsmodells. Man muss sich darüber im Klaren sein, wie der Markt und Mitbewerber reagieren oder wo Preisschwankungen bei Rohstoffen und Energie an Kund:innen weitergegeben werden können und wo nicht. Diese Kenntnisse sind der eigentliche Schlüssel, um richtig damit umzugehen.

Mit dem Digital Austria Act adressiert die Bundesregierung ein breites Feld wichtiger Digitalisierungsthemen – E-Government, digitale Infrastruktur, Cybersecurity bis hin zu Künstlicher Intelligenz. Ein Quantensprung oder lediglich ein Schritt in die richtige Richtung?

Robert OttelEs ist eine kontinuierliche Entwicklung, die sowohl die Unternehmen als auch die öffentliche Verwaltung sowie der Gesetzgeber Schritt für Schritt gehen müssen. Problematisch wird es dort, wo ein Teil dieses Zusammenspiels hinterherhinkt. Etwa wenn die Gesetze für bestimmte Technologien, die schon angewendet werden, noch nicht reif sind. Ich glaube, es ist eine Entwicklung, die alle gehen müssen und die ohnehin stattfindet. Nur kommt es mir manchmal so vor, dass die öffentliche Verwaltung vielleicht auch sich selbst etwas schneller digitalisieren könnte._

Für viele ist es schwierig, den grundsätzlichen Willen nach Nachhaltigkeit in eine veränderte Organisation umzusetzen.

Robert Ottel CFO, voestalpine

#Ähnliche Artikel

Was kann uns noch retten?

Der CO2-Ausstoß und die Umweltbelastung stagnieren global auf viel zu hohem Niveau, die gesetzten Klimaziele werden konstant verfehlt. Können wir die schlimmsten Folgen des bevorstehenden Klimawandels noch abwenden; ist die Umwelt, wie wir sie kennen, noch zu retten? Darüber gibt es unterschiedlichste Meinungen bei Expert:innen. Eines haben Pessimist:innen und Optimist:innen in Forschung und Wirtschaft aber gemeinsam: Sie suchen unermüdlich nach Lösungen und Strategien, um klimaverträglicher agieren zu können.

Reduktion aufs Maximum

Wenn die kreativen Köpfe zweier Unternehmen an einem gemeinsamen Projekt tüfteln, entsteht nicht selten Großes. Bei Salzer Formtech und GMS Gourmet war das Ergebnis der Zusammenarbeit eine nachhaltige und recyclebare Transportbox für „Essen auf Rädern“ aus expandiertem Polypropylen, die das Warmhalten des Essens garantiert, einfach zu reinigen und wiederverwendbar ist. Uwe Karner, Geschäftsführer von Salzer Formtech, berichtet über das gemeinsame Projekt und darüber, warum Kunststoff auch zur Nachhaltigkeit beitragen kann.

Bitte wenden!

Der Großteil der Wissenschaft ist sich einig: Wenn wir jetzt nicht alles daran setzen, die Klimaziele zu erreichen, kommt es zu einem heftigen Aufprall – den wir, aber vor allem unsere Nachfahren schon bald massiv zu spüren bekommen werden. Höchste Zeit also, um zu wenden. Aber wie? Und wie kann ein Industrieland wie Österreich gleichzeitig konkurrenzfähig produzieren und wesentlich zum Klimaschutz beitragen? Antworten darauf suchen wir in Haag in Niederösterreich. Dort führt Karl Ochsner in fünfter Generation das Unternehmen Ochsner Wärmepumpen. Und möchte alle dazu motivieren, ihren Beitrag zu leisten.

Die IT-Sicherheitslage in Österreich

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Cyberangriffe in Österreich laut einer Studie von KPMG und KSÖ um mehr als 200 Prozent gestiegen. Warum steigt diese Zahl an, wer sind die Opfer, wer die Täter:innen? Eine Analyse.

Was wir einen Politiker immer schon mal fragen wollten

Eine „Liebeserklärung an die Welt“ nennt Klimaschutz-Landesrat Stefan Kaineder seine grüne Politik. Wie häufig er dadurch Morddrohungen erhält? Ob ihn das entmutigt und wie er selbst privat auf mehr Nachhaltigkeit achtet? Er verrät es uns. Ein Politiker, zehn Fragen.

Nachhaltige Mode als Employer Branding

Die individuell gestaltete Bekleidung von „Das Merch.“ soll Gemeinschaftsgefühl und Sichtbarkeit für Unternehmen und ihre Marken erzeugen, Gründer Klaus Buchroithner sieht das Textilienlabel auch als Employer-Branding-Tool. 95 Prozent der Artikel werden innerhalb der EU produziert, man setzt auf Nachhaltigkeit – in Zukunft soll das noch radikaler passieren.

Wasser ist zum Waschen (nicht?!) da

Am Morgen kurz unter die Dusche hüpfen, schnell eine Maschine Wäsche anstellen und am besten noch darauf achten, dass man die täglich empfohlene Menge von drei Litern Wasser trinkt. Der Umgang mit dem so kostbaren Rohstoff ist nicht überall auf dieser Welt selbstverständlich.

(Nicht) auf dem Holzweg

Bauen, und zwar nachhaltig, ressourcenschonend und für Generationen – ein Widerspruch? Für Helmut Möseneder, Geschäftsführer von Genböck Haus, keinesfalls. Er verrät uns im Gespräch, warum Holz schon immer der beste Baustoff für ihn war, auf welche Innovationen sein Unternehmen setzt und wie die kommenden Generationen den Fortbestand des Familienunternehmens sichern.

Auf kleinem Fuß

Wie von Elefanten im Schnee. So fühlen sich die Fußstapfen, die wir mit großem CO2-Footprint nachkommenden Generationen hinterlassen, manchmal an. Die Technologien rund um grünen Wasserstoff und E-Mobilität versprechen, unsere „Schuhgröße“ zu verkleinern. Drei Vorreiter, die auf diesen Gebieten mit gutem Beispiel vorangehen.

Was treibt Spitzenregionen an?

Was Oberösterreich für Österreich ist, das ist Katalonien für Spanien: DER Wirtschaftsmotor. Und da sind wir auch schon beim Thema: Wie läuft eben dieser Motor in Zukunft? Mit welchem Antrieb? Ja, das ist doppeldeutig gemeint. Also mit welchem technologischen Antrieb (und woher kommt die Energie dafür?). Aber auch mit welchen politischen und gesellschaftlichen Antrieben. Denn beide Regionen stehen vor der großen Herausforderung: Wie gelingt die Transformation? Und wie bleibt man dabei wettbewerbsfähig?

Wie ein Industrieland H2-fit wird

Damit befassen sich Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner sowie Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Oberösterreich seit geraumer Zeit. Mit der OÖ. Wasserstoff-Offensive 2030 will das Industriebundesland Nummer eins nun wasserstoffreicher werden, um den Standort noch zukunftsfitter auszurichten.

GREENdustrie, aber wie?

Der „Green Deal“ ist zu abstrakt? Vielleicht sind der „Green Steel“ und seine Vorteile für den Klimaschutz ja etwas greifbarer. Oder lieber doch CO2-Einsparungen dank Leichtbau und die Hebelwirkung von Künstlicher Intelligenz? Wir holen drei Innovationstreiber aus Österreich vor den Vorhang.

Dem Klima etwas zurückgeben …

… und Verantwortung übernehmen. Dazu wollen die Familienunternehmen SPL TELE Group und electrify gemeinsam mit der Invest AG als ihrem strategischen Partner einen Beitrag leisten. Nicht nur für ihr eigenes nachhaltiges Wachstum, sondern auch, um anderen Unternehmen den Umstieg zu ermöglichen.

„Nachhaltigkeit ist das drängendste Thema unserer Zeit“

Das Gründerservice der WKOÖ bietet Gründer:innen professionelle Hilfe vom Start weg – besonderes Augenmerk legt man derzeit auf Nachhaltigkeit. In Beratungsgesprächen zeigt sich: Immer mehr Menschen wünschen sich einen positiven gesellschaftlichen Einfluss als Kernziel ihrer Gründung. Durch neue Rahmenbedingungen wie das neue Lieferkettengesetz wird Nachhaltigkeit an niemandem vorbeigehen.

Von New York bis New Delhi …

… ist die österreichische Außenwirtschaft international erfolgreich und damit einer der stärksten Motoren für den heimischen Wohlstand. Auf Platz sechs unter den Pro-Kopf-Exporten in der EU nimmt das Exportland Österreich eine bedeutsame Rolle bei der Zukunftsfähigkeit des Kontinents ein.

Nachhaltiges Glas für eine grüne Zukunft

Recycling, Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Mit dem Fokus auf diese drei nachhaltigen Grundpfeiler gestaltet die Stoelzle Glasgruppe ihren Weg zur Klimaneutralität. Das Familienunternehmen mit Tradition setzt auf klar formulierte Ziele und konkrete Maßnahmen, damit die Halbierung der CO2-Emissionen bis 2030 und Klimaneutralität bis 2050 gelingen.

C4-Sprengstoff, Dekarbonisierung und Batman

Gandhi, John F. Kennedy und andere inspirierende Persönlichkeiten schmücken mit ihren Zitaten so manchen Lebenslauf. „Ich habe einfach mal etwas anderes gesucht und es trifft auch den Kern dessen, was mir wichtig ist.“ Siemens-Digital-Industries-Leiter Michael Freyny verrät die Bedeutung seines Lieblingszitats aus „Batman Begins“ und spricht über die Herausforderungen der Industrie – dafür treffen wir uns nicht in Gotham City, sondern in der Siemens City in Wien.