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Volle Kraft zurück!

Die Stabilität der österreichischen Wirtschaft steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der starken Exportleistung des Landes. Grenzschließungen und Sonderregelungen hatten den Sektor aber zuletzt fest im Griff. Florian Zeppetzauer, Leiter des Export Centers OÖ, über die aktuellen Herausforderungen der Exportwirtschaft und die Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen mit Österreichs wichtigsten Märkten.

Der österreichische Außenhandel steigt seit 1980 relativ konstant an – mit Ausnahme der Finanzkrise. Wie wird sich die aktuelle Krise in dieser Statistik niederschlagen? Warum ist es wichtig, das Vor-Krisen-Niveau wieder zu erreichen?


ZeppetzauerEs gibt ein relativ einfaches wirtschaftliches Gesetz: Um den Wohlstand in einem Land zu halten, braucht es konstantes Wachstum. Österreich hat eine sehr starke Exportorientierung, die sich deutlich in unserer Wirtschaftsleistung widerspiegelt – zirka jeder zweite Arbeitsplatz ist direkt oder indirekt vom Export abhängig. Aus wirtschaftlicher Sicht kann es daher nur das Ziel sein, möglichst schnell wieder zum Niveau vor der Krise zurückzukommen. Wie sich die Coronakrise in dieser Statistik niederschlagen wird, lässt sich derzeit nicht konkret beantworten. Laut WIFO könnten die mögliche Einbußen für den österreichischen Warenexport heuer zwischen 12 und 22 Prozent liegen. Im Falle wesentlich pessimistischerer Prognosen der Welthandelsentwicklung könnte die österreichische Ausfuhr von Waren mit bis zu 28 Prozent deutlich stärker einbrechen. Die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten ändern sich derzeit noch laufend, was eine Einschätzung der tatsächlichen Entwicklung sehr schwierig macht. Die Mehrheit der Prognosen haben aber gemeinsam, dass ab 2021 mit einer spürbaren Erholung für die Exportwirtschaft gerechnet wird und wir uns in zwei Jahren wieder dem ursprünglichen Vor-Krisen-Niveau nähern sollten.

Es wird zunehmend von „Glokalisierung“ gesprochen: Wie viel Komplexität ist in den Supply-Chains wirklich notwendig?

ZeppetzauerIch verstehe natürlich den Wunsch nach mehr Regionalität, aber es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Man muss schon unterscheiden, um welche Produkte es sich handelt. Wir haben beispielsweise viele Hidden Champions im Land, die in ihren Bereichen absolute Weltklasse sind. Natürlich muss das Potential dieser Unternehmen genutzt und deren Produkte in die ganze Welt geliefert werden. Abgesehen davon, wäre für sie der Heimatmarkt auch zu klein. Wir sind eben ein sehr stark exportorientiertes Land. Unsere Unternehmen stehen in der ganzen Welt für höchste Qualität, darauf hat auch die Coronakrise keinen Einfluss. Wir haben uns die hohe Nachfrage nach unseren Produkten und Lösungen erarbeitet. Und die Komplexität der Supply-Chains liegt in der Natur der Sache. Innovationen und Weiterentwicklungen erfordern Zusammenarbeit – E-Mobilität ist dafür ein Paradebeispiel. Ohne Internationalisierung und komplexe Supply-Chains könnten wir uns von der E-Mobilität verabschieden. Die Produkte sind komplex und man kann nur qualitativ hochwertige Produkte herstellen, wenn man die besten Komponenten aus der ganzen Welt zuliefert.

„Man kann nur qualitativ hochwertige Produkte herstellen, wenn man die besten Komponenten aus der ganzen Welt zuliefert.“

Florian Zeppetzauer Leiter, Export Center OÖ

Österreichs BIP soll heuer um 5,5 Prozent abstürzen. Für die Eurozone wird sogar von einem Rekordrückgang von 7,7 Prozent ausgegangen. Was bedeutet das für die österreichische Außenwirtschaft?

ZeppetzauerDas ist eine schwierige Frage. Wir liefern derzeit rund 70 Prozent unserer Exportwaren in die EU-27-Staaten. Ein starker Rückgang in Europa ist somit natürlich kein positives Zeichen – alles andere wäre gelogen. Besonders im Exportgeschäft ist man immer abhängig von anderen Ländern und Märkten. Insofern hoffen wir, dass Initiativen wie das 750-Milliarden-Euro-Konjunkturpaket der EU oder das 130-Milliarden-Euro-Konjunkturpaket Deutschlands – unseres mit Abstand wichtigsten Handelspartners – hier auch positive Effekte haben. Man darf aber auch nicht außer Acht lassen, dass beispielsweise ein großer Teil der oberösterreichischen Exporte Vorprodukte sind. Diese sind letztendlich nicht für den deutschen Markt bestimmt, sondern als Teil von internationalen Lieferketten für Endkunden außerhalb Europas. Daher wäre eine möglichst rasche Erholung der Weltwirtschaft für Oberösterreichs Exportwirtschaft ebenfalls von großer Bedeutung.

Neben Europa sind vor allem Asien und die USA wichtige Handelspartner für Österreich. Wo treten unter den aktuellen Beschränkungen die größten Schwierigkeiten auf? Wie sollte Österreich diese Handelsbeziehungen in Zukunft gestalten?

ZeppetzauerDie größten Probleme sind die Reisebeschränkungen – die betreffen momentan alle Drittstaaten. Die zentrale Herausforderung ist der Wildwuchs an Bestimmungen, die sogar innerhalb der Länder in verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich ausgestaltet wurden. In den letzten Wochen haben sich im Export Center extrem viele Beratungsleistungen mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Das sind momentan natürlich intensive Arbeitswochen. Nichtsdestotrotz lautet meine Devise für die Handelsbeziehungen der Zukunft: So bald wie möglich zur gewohnten Normalität zurückkehren. Die USA sind unser wichtigster Übersee-Markt und zweitwichtigster Exportmarkt nach Deutschland. In Österreich sind 60.000 Arbeitsplätze direkt vom US-Export abhängig und indirekt noch viel mehr. Das zeigt schon die Bedeutung der USA für Österreich. Aber auch das verhältnismäßig kleine Österreich liegt in den USA unter den Top-25-Importquellen. Außerdem investieren wir dort jährlich 13 Milliarden Euro und schaffen mit unseren Unternehmen 40.000 Arbeitsplätze vor Ort. Das zeigt, dass auch Österreich für die USA wichtig ist. Und für die Handelsbeziehungen mit Asien, ganz besonders China, gilt im Grunde genommen dasselbe. China ist ein wichtiger Beschaffungsmarkt für Österreich und wird zunehmend auch als Exportmarkt interessant – die Kaufkraft der Chinesen ist riesig. Wenn man es als österreichisches Unternehmen schafft, in diesem Land Fuß zu fassen, sind das noch einmal ganz andere Dimensionen. Vor allem in den Bereichen Energie, Umwelttechnik und Transport oder auch im Maschinen- und Anlagenbau haben unsere heimischen Unternehmen einen absolut erstklassigen Ruf. Das bietet unglaubliche Chancen für Österreich. Daher werden sich die Handelsbeziehungen auch in Zukunft nicht anders gestalten.

Haben Sie ein Bild im Kopf, wo die Exportwirtschaft in einem Jahr steht?

ZeppetzauerEin langfristiges Ziel von Oberösterreich war es, 40 Milliarden Euro durch Warenexporte zu erwirtschaften. Die endgültigen Zahlen liegen aktuell noch nicht vor, laut unserer Hochrechnung sollten wir dieses Ziel 2019 aber erstmals erreicht haben. Durch die Krise werden wir hier 2020 wieder zurückgeworfen werden. Ich hoffe aber, dass wir in einem Jahr wieder an der positiven Entwicklung anknüpfen und uns darüber hinaus auch bald neue Ziele setzen können._

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