„Verkaufen kam nicht in Frage“
Vor rund zweieinhalb Jahren hat Georgia Rohrhofer-Meinhart, die Nichte von Firmengründer Walter Meinhart, die Geschäfte beim österreichischen Marktführer für Kabeln und Leitungen, Meinhart Kabel aus St. Florian, übernommen. Gemeinsam erzählen Onkel und Nichte, warum man immer in Oberösterreich geblieben ist, wie man als studierte Romanistin und Journalistin Geschäftsführerin in der Kabelbranche wird und wie die ßbergabe ablief.
90 Prozent der Unternehmen in Oberösterreich sind Familienbetriebe, jede vierte Firma wird bereits von einer nachfolgenden Generation geführt, sagt der Oberösterreichische Wirtschaftsbund. So auch bei Meinhart Kabel aus St. Florian, wo die Nichte Georgia Rohrhofer-Meinhart den Familienbetrieb von ihrem Onkel und Gründer Walter Meinhart übernahm. Die beiden führen durch das beeindruckende Kabellager, in dem mehr als 3.500 unterschiedliche Kabeltypen auf über 110.000 Quadratmetern “ inklusive Bürogebäude “ lagern.
Es bleibt in der Familie
Meinhart wünschte sich einen Nachfolger aus der Familie. „Ich habe zwei Söhne, die aber nicht übernehmen wollten. Das Unternehmen zu verkaufen kam für mich jedoch nicht in Frage.“ Also suchte er im erweiterten Familienumfeld nach einem Nachfolger. „Da ist nur meine Nichte Georgia in Frage gekommen.“ So übernahm die studierte Romanistin und Journalistin schließlich sukzessive die Geschäftsführung und wurde Mehrheitsbeteiligte. „Zwischen meiner Ausbildung und dem Führen eines Unternehmens gibt es wenige Verbindungen. Aber ich bin in einer Familie groß geworden, in der alle Unternehmer waren. Durch meinen Onkel habe ich die Entwicklung des Unternehmens schon sehr früh mitbekommen“, so Rohrhofer-Meinhart. Es sei viel „Learning-by-doing“ gewesen, ein organisches Wachsen mit der Aufgabe. Meinhart sei froh, dass mit seiner Nichte wieder frischer Wind in das Unternehmen kommt: „Jeder Geschäftsführer drückt dem Unternehmen seinen Stempel auf. Sonst kommt man aus dem alten Fahrwasser nicht heraus, und die Märkte ändern sich ja trotzdem sehr schnell.“ Eines der Hauptziele der neuen Geschäftsführerin sei, den direkten Kontakt zum Kunden wieder mehr zu pflegen: „Durch eine Kundenbefragung haben wir festgestellt, dass wir zu wenig nah am Kunden sind, da haben wir uns durch unsere Größe und das relativ schnelle Wachstum etwas wegentwickelt. Das ist einer der Punkte, wo ich in Zukunft ansetzen möchte.“
Kapazitätsmäßig am Limit
1978 gründete Walter Meinhart das Unternehmen als Ein-Mann-Betrieb, zog dann weiter nach Leonding. 1989 landet man schließlich in St. Florian. Die Verbindung und das Commitment zu Oberösterreich stellte Meinhart als gebürtiger Oberösterreicher nie in Frage: „Oberösterreich ist die wirtschaftlich stärkste Region ßsterreichs mit ungefähr 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und wir haben hier bedeutende Abnehmer.“ Daran werde sich auch in den nächsten 40 Jahren nicht viel ändern, so Rohrhofer-Meinhart: „Es ist für uns die ideale Lage, was das Umfeld, die Nähe zu unseren Großkunden und die Transportwege betrifft. Ich habe nicht vor, das in Zukunft zu ändern. Sicher könnten wir woanders alleine aufgrund der Lohnkosten billiger anbieten, aber das ist für uns kein Thema. Egal, was passiert: Wir werden diesen Standort behalten.“ Zudem will man in „unmittelbarer, nachbarschaftlicher“ Nähe noch weiterwachsen, da man kapazitätsmäßig an seine Grenzen stoße. Es sei bereits geplant, die 113.000 Quadratmeter zu erweitern.
Dass aus dem Spezialisten für Kabeln und Leitungen eine fast vier Jahrzehnte währende Erfolgsgeschichte wurde, war so nicht ganz abzusehen, denn einen konkreten Businessplan gab es anfangs nicht: „Ich hatte keinen Masterplan, sondern wollte mich nur unbedingt selbstständig machen. Die ersten Jahre waren gemessen am Umsatz relativ bescheiden, dann trat aber stetiges Wachstum ein und das ist mit kleinen Unterbrechungen auch so geblieben.“ Mittlerweile beschäftigt man in Oberösterreich 160 Mitarbeiter “ mit den internationalen Töchterunternehmen in Tschechien, Ungarn, Rumänien und Kroatien sind es international gesehen 320 Mitarbeiter -, und liefert jährlich rund 200 Millionen Meter Kabel aus. Das lässt sich in den fast endlos wirkenden Hochregalen erkennen, zwischen denen zig Staplerfahrer herumkurven und die Mitarbeiter die unterschiedlichen Kabeln auf große Holzspulen aufrollen. „Wir können für fast jede Anwendung etwas aus unserer Produktpalette anbieten, vom Installationsdraht bis hin zu flexiblen Anschlüssen für Maschinen der Großindustrie.“ Alleine im Linzer Musiktheater wurden rund 1.200 Kilometer Meinhart-Kabeln verlegt. Mit etwa 35 Prozent Marktanteil in ßsterreich ist man Marktführer und erzielt innerhalb der Unternehmensgruppe einen Umsatz jenseits der 200 Millionen Euro. Zudem sei man mit einer Eigenkapitalquote von rund 83 Prozent bei größeren Investitionen nicht auf Banken angewiesen. „Wir haben ein sehr stabiles Fundament“, so Meinhart, „das liegt auch daran, dass Kabeln und Leitungen ein Muss-Produkt sind. Sie sind sozusagen die Nervenstränge der Gebäude, Maschinen und Industrieanlagen.“_
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