Roboter ante portas
Vor den Toren von Linz hat die Österreichtochter des Roboterbauers Kuka ihre neue Niederlassung bezogen. Das Gebäude bietet mehr Platz, mehr Möglichkeiten und mehr Wohlfühlfaktor, ist CEO Erich Schober überzeugt. Und genau das brauche man, um Mitarbeiter und Kunden zu begeistern.
Ein knalloranges Großkaliber auf dem Firmenparkplatz, hinter einer Glasfront gleich rechts vom Eingang mehrere mittelgroße in Reih und Glied, beim Empfang noch mal einer in handlichem Miniaturformat: Die Erwartung des Besuchers beim Robotik-Pionier Kuka CEE am neuen Standort in Steyregg wird erfüllt. Roboterarme in sämtlichen Größen sind hier allgegenwärtig, an den Wänden, auf den Bildschirmen, in den Schulungsräumen und im Application Center – „unserer Spielwiese“, wie CEO Erich Schober den brandneuen Bereich lachend bezeichnet.
Im Winter ist Kuka von der zentral gelegenen Gruberstraße in Linz in das Gewerbegebiet Steyregg übersiedelt, Mitte Juni wird das 1.700 Quadratmeter große Gebäude bei einem dreitägigen Festakt mit Galaabend, Kundenevent und Familientag offiziell eingeweiht. „Der letzte Schliff im Innen- und Außenbereich fehlt noch“, gesteht Schober, dass bis zur Eröffnung noch ein paar Handgriffe zu tun sind, denn: „Wir wollen es hier perfekt haben.“
Wohlfühlprogramm für Mitarbeiter
Perfektion, das bedeutet für Schober vor allem, einen Platz zum Wohlfühlen zu schaffen: „Es soll nicht nur ein Arbeitsplatz sein, sondern unsere Mitarbeiter sollen sich hier auch wohlfühlen, sich austauschen und auch mal nach der Arbeit sitzenbleiben können.“ Auf der Terrasse vor der Kantine werfen die Mitarbeiter abends den Griller an, der sonnige Fitnessraum ist rund um die Uhr geöffnet, und auf allen drei Stockwerken laden Begegnungszonen mit Kaffeemaschinen und Tischfußballtisch zu gemeinsamen Pausen ein. „Zwei Drittel der 48 Mitarbeiter hier in Steyregg arbeiten im Bereich Service und Vertrieb, die sind viel unterwegs“, erklärt Schober. „Wir müssen Räume schaffen, wo sich die Leute treffen, miteinander reden und sich auch mit unseren Kunden durchmischen.“
Diese kommen vor allem zu Schulungen nach Steyregg: Fünf fixe und zwei mobile Zellen mit den neuesten Geräten stehen im hausinternen College zur Verfügung, um den praktischen Umgang mit den Roboterarmen zu vermitteln. An die Wände sind nerdige Programmierscherze geklebt wie „if ($date.hour==9) and ($date.min==30) then coffee_break (#cappuccino) endif“. Schober lacht: „Man muss den Beruf sexy machen.“ Denn auch Schulklassen und Lehrlinge können hier mit Roboterarmen experimentieren. „Wir haben einen Auftrag zur Wissensvermittlung. Robotik und Automatisierung sind Schlüsselthemen für die Zukunftsfähigkeit Europas.“
Persönlicher Kontakt mit Roboter
Noch experimentierfreudiger gehe es im neuen Application Center zu, schildert Schober: „Früher haben wir nur das Produkt verkauft, aber der Kunde von heute erwartet sich Lösungskompetenz.“ Sucht jemand eine praktische Antwort auf ein technisches Problem, „dann bastelt man mit einem Techniker und einem Vertriebsmitarbeiter einen Prototypen und schaut, ob und wie das in der Praxis funktioniert“. Dieses Angebot treffe sich mit den Erwartungen der Kunden: „Der Bedarf an persönlicher Betreuung nimmt stark zu. Kundendienst per E-Mail funktioniert heute nicht mehr.“
Trotz der Lage vor den Toren der Stadt sei der direkte Kontakt mit den Kunden kein Problem: „Ob wir in Steyregg oder Linz sind, ist für unsere internationalen Partner völlig egal“, glaubt Schober. 20 mittel- und osteuropäische Länder von der Schweiz bis zur Türkei werden von Steyregg aus betreut, die Zahl der Schulungsteilnehmer soll sich auf knapp 500 pro Jahr verdoppeln. „Was wir hier vermissen, ist ein Hotel“, nennt Schober als einzigen Nachteil, aber in zehn Minuten erreiche man das Zentrum von Linz und die dortige Infrastruktur.
Leistungsfähig und loyal
Froh sei man, dass mit einer eigenen Kantine nun für die Verpflegung der Gäste gesorgt sei. „Davon profitieren auch die Mitarbeiter. Es ist mir wichtig, dass es frisch zubereitetes und vielfältiges Essen gibt“, meint Schober, der so wie viele im Haus regelmäßig Sport betreibt, zum Beispiel Laufen am nahen Donauufer. „Sportliche Angebote bringen auch dem Unternehmen etwas, weil die Mitarbeiter leistungsfähiger sind.“
Abseits der Kantine genießen die Mitarbeiter viele Freiheiten, von flexiblen Arbeitszeitmodellen über Homeoffice bis hin zu Shared Office: Jeder kann sich zum Arbeiten an einen freien Schreibtisch, ins großzügige WorkCafé oder in die Gedankenwerkstatt, wo striktes Redeverbot herrscht, setzen. „Wir haben mündige, erwachsene Mitarbeiter, die sich ihre Arbeit vernünftig einteilen“, beschreibt Schober die gegenseitige Vertrauensbasis. „Wir haben alle einen hohen Qualitätsanspruch, bei uns bringt jeder eine super Leistung.“
Gegen den Pendlerstrom
Um diese Motivation aufrechtzuerhalten, müsse man sich als Arbeitgeber ständig etwas überlegen – und sei es, dass man die Anfahrt zur Arbeit erleichtert. „Wir haben lange nachgedacht, wo wir hingehen, und uns angeschaut, wo unsere Mitarbeiter wohnen. Die meisten sind aus Linz und dem Mühlviertel. Da hat sich Steyregg angeboten.“ Direkt neben der B3 gelegen, sei das neue Gebäude leicht zu erreichen, „man fährt gegen den Pendlerstrom“, beschreibt Schober, der mit seiner Familie in Krems wohnt.
Ein weiteres Argument bei der Standortwahl war der finanzielle Aspekt: „Rund um Linz sind die Grundstücke vergriffen oder die Preise horrend.“ Wichtig ist Schober aber auch, dass es in und rund um die Niederlassung reichlich Freiraum gebe: „Die Mitarbeiter sind nicht eingepfercht. Und wenn wir beim Fenster raussehen, sind wir von Grün umgeben.“
All das sind für Schober gute Gründe, warum sich der Umzug für Kuka gelohnt habe: „Ich persönlich und – soweit ich weiß – auch die Mitarbeiter vermissen die Stadt nicht. An unserem alten Standort war vieles nicht möglich, was wir hier machen können. Wir haben uns hier richtig gut eingelebt.“
Wir müssen Räume schaffen, wo sich die Leute treffen und miteinander reden.
Erich Schober
CEO, Kuka CEE
Links
#Weitere Artikel
Manuelles Chaos? Automatisierte Ordnung!
Selbstfahrende Autos, fahrerlose Transportfahrzeuge, welche die Logistik in Krankenhäusern revolutionieren und Roboter, die während des Produktionsprozesses assistieren? Klingt nach Science-Fiction? Ist in der Automatisierungsbranche aber bereits Realität. Was genau versteht man aber unter Automatisierung? Welche Innovationen gibt es? Wie sehr können uns Roboter in Zukunft bei der täglichen Arbeit ersetzen? Ein Blick hinter die Kulissen …
Vollgas in die Zukunft
Die Autobranche steht vor gravierenden Veränderungen. Digitalisierung, Industrie 4.0 und alternative Antriebskonzepte sind die großen Themen, denen sich die Betriebe des automotiven Sektors jetzt stellen müssen. Der Zulieferkonzern Miba macht dies mit einer klaren Digitalisierungsstrategie. Vorstandsvorsitzender Mitterbauer über die dabei auftretenden Herausforderungen und was das Unternehmen bald mit Google und Facebook gemeinsam hat.
Ein sensibler Roboterarm für harte Jobs
Viele erhoffen sich von Robotern in Zukunft einen unkomplizierten Alltag oder maximal effiziente Produktion. Andere bangen bei der bloßen Erwähnung des Begriffs um ihren Arbeitsplatz oder sie fürchten gar einen Aufstand intelligenter Maschinen in ferner Zukunft. Keine Sorge. Ich selbst bin dazu geschaffen, Menschen am Arbeitsplatz zu unterstützen. Darf ich mich vorstellen: Ich bin der „LBRiiwa“, der erste in Serie gefertigte sensitive Roboter, geeignet für Mensch-Roboter-Kollaboration von Kuka.
Warum?
Von höher, schneller, weiter hatte Unternehmer Gerhard Filzwieser genug. Das Ergebnis: ein Industrieunternehmen mit einer völlig neuen Organisation mit dem Namen „Wurzeln und Flügeln“. Klingt etwas irreal. Ist es aber nicht, denn die Rede ist von einem erfolgreichen Kunststoffverarbeiter in Gaflenz mit knapp 100 Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von 16 Millionen Euro.
„Fertig wird man damit nie“
Was Microsoft Word unter den Textprogrammen ist, ist Eplan für die Elektrokonstruktion. Die Software Eplan Electric P8 für die elektrische Konstruktion der Maschinen und Anlagen der gleichnamigen Firma dominiert mit einer Verbreitung von bis zu 60 Prozent den Markt in Zentraleuropa. Ein Gespräch mit Robert Erasmus, dem technischen Leiter des österreichischen Standortes.
Handwerk 4.0 – Was ist das?
Im Bereich Digitalisierung wird den Gewerbe- und Handwerksbetrieben im Vergleich zur Industrie häufig ein gewisses Nachhinken nachgesagt. Völliger Blödsinn, so die Sprecher der mit Abstand größten Sparte in der Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ).
Abflug!
Die weltweite Anzahl der Flugzeuge wird in den nächsten Jahren stark zunehmen, die zwei großen Flugzeugbauer Airbus und Boeing wollen ihre jährliche Stückzahl von 1.500 auf bis zu 2.300 erhöhen. Gute Aussichten für den Flugzeugzulieferer FACC mit Sitz in Ried im Innkreis, der zu den 20 größten der Welt gehört und bei allen neuen Flugzeugmodellen vertreten ist. Vorstandschef Robert Machtlinger über die dafür notwendigen Vorbereitungen und warum das Staustehen in Großstädten vielleicht schon bald der Vergangenheit angehören könnte.
Musterschüler Oberösterreich?
In welchen Bereichen ist der oberösterreichische Wirtschaftsstandort Klassenprimus, wo braucht er noch Förderunterricht? Das haben wir Produktionsunternehmen in ganz Oberösterreich gefragt. Landeshauptmann Thomas Stelzer und Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Strugl nehmen zu den Kritikpunkten von Unternehmen und Interessensvertretungen Stellung, zeigen Stärken und Schwächen des Standortes auf und argumentieren die Notwendigkeit des potentiellen Standortentwicklungsgesetzes.
Am Ende der Welt? Im Zentrum der Innovationen!
Wer schon mal mit einem Airbus A380 oder einer Boeing 747 geflogen respektive mit einem Audi, BMW oder Mercedes gefahren ist, hatte bereits Kontakt mit dem größten Aluminiumhersteller Österreichs: Der Amag Austria Metall. Am Standort im oberösterreichischen Ranshofen spricht CEO Helmut Wieser über innovative Ideen, schöpferische Zerstörung
und sein großes Vorbild, die Formel 1.
Mehr als nur ein Arbeitsplatz
In Co-Working-Spaces können Jungunternehmer auf vorhandene Infrastruktur zurückgreifen, netzwerken, arbeiten – und fühlen sich im Gegensatz zum Home-Office beim Kaffeetrinken nicht alleine. Weltweit ist das Konzept auf dem Vormarsch. Aber wie arbeitet es sich eigentlich in solchen Büros? Wir haben den „Workspace“ in Wels getestet – der eigentlich kein klassischer Co-Working-Space ist.
Die Geschichte vom „Heinzi“ und der Energiezukunft
Mit welchen Elektroautos werden wir in Zukunft fahren? Was ist ein selbstheilendes Netz? Und wer ist „Heinzi“, der aus der hauseigenen Ideenwerkstatt der Energie AG, der Soko Innovation, kommt? Energie AG-Generaldirektor Werner Steinecker gibt Einblicke in die Energietrends der Zukunft.
44 Unternehmen mit ausgezeichnetem Erfolg
Der Zweite ist immer der erste Verlierer? Falsch. Es kann auch mehrere Gewinner geben. Im Falle von „Österreichs Beste Arbeitgeber“, ausgezeichnet vom Forschungs- und Beratungsnetzwerk „Great Place to Work“, sind es heuer sogar 44. Es sind Unternehmen, die sich nicht selbst als solche bezeichnen, sondern denen ihre eigenen Mitarbeiter so ein gutes Zeugnis ausstellen.
Wenn das die alten Römer wüssten …
Sicherlich, die antiken Kulturen waren die Vorreiter ihrer Zeit, die römischen Aquädukte eine architektonische Pionierarbeit. Der Glanz der ewigen Stadt in Sachen Trinkwasserversorgung ist jedoch längst verblasst. In Linz etwa schaffte man in gut 125 Jahren den Sprung vom „schlechten Brunnenwasser“ zu – laut eigenen Angaben – „Europas bestem Trinkwasser“. Das wird mittlerweile vollelektronisch mit Messsonden überwacht und regelmäßig auf Herz und Nieren geprüft. Da würden selbst die alten Römer vor Neid erblassen.
„Wir schaffen nicht mehr als drei Prozent Wirtschaftswachstum“
Sie sind wertmäßig Marktführer bei Holz/Alu-Fenster und Nummer Zwei auf dem Gesamtfenstermarkt. Josko Fenster und Türen mit Standorten in Kopfing und Andorf hat die zwei besten Jahre seiner Unternehmensgeschichte hinter sich. Doch der starke konjunkturelle Rückenwind birgt auch seine Tücken. CEO Johann Scheuringer junior in vier Statements darüber, wie er den Fachkräftemangel sieht, welche Bedeutung Employer Branding für Josko hat und warum man überrascht war, im Trend-Ranking zu den Top-Arbeitgebern Österreichs zu zählen.
„Verkaufen kam nicht in Frage“
Vor rund zweieinhalb Jahren hat Georgia Rohrhofer-Meinhart, die Nichte von Firmengründer Walter Meinhart, die Geschäfte beim österreichischen Marktführer für Kabeln und Leitungen, Meinhart Kabel aus St. Florian, übernommen. Gemeinsam erzählen Onkel und Nichte, warum man immer in Oberösterreich geblieben ist, wie man als studierte Romanistin und Journalistin Geschäftsführerin in der Kabelbranche wird und wie die Übergabe ablief.
„Ohne Mensch keine Automatisierung“
Warum spielt der Faktor Mensch in Automatisierungsprozessen eine so große Rolle? Was ist der aktuelle Stand zum Einsatz von Robotern in der Industrie? Und welche Veränderungen der bisherigen Arbeitswelt werden dadurch künftig auf uns zukommen? Wir diskutieren mit drei Experten.
Ehrlich ist nicht entbehrlich
„Unsere Branche kann viel zum Umweltschutz beitragen, aber die Themen sind eben nicht immer so sexy wie Elektromobilität oder Photovoltaik“, kritisiert Josko-Geschäftsführer Johann Scheuringer. „Die Diskussion über Nachhaltigkeit wird viel zu oft von scheinheiligen Marketingmaßnahmen getrieben und blendet dabei realitätsbezogene Ehrlichkeit aus.“ Beim Besuch am Firmenstandort in Andorf hat der Firmenchef und Fensterspezialist einiges zu dem Thema zu sagen.
Was Riedersbach im Innviertel mit Frankfurt verbindet
Die Energie AG plant in Riedersbach im Bezirk Braunau einen Rechenzentren-Hub. Passend zum 50. Geburtstag des Internets organisierte das Energieunternehmen eine Reise in die Gigabitcity Frankfurt am Main zum größten Internetknoten der Welt.