×


Wir wollen dir schreiben ...

... und zwar pünktlich donnerstags.


Der Newsletter ist kostenfrei und kann jederzeit abbestellt werden.

Von einem abgetrennten Pferdekopf und digitalen Stammtischen

Fake-News-Geschrei, Hasspostings und Alternative Facts. Mancherorts wird bereits vom postfaktischen Zeitalter gesprochen. Doch wie es nun wirklich um Glaubwürdigkeit, Deutungshoheit und Aussagekraft von Informationen steht, darüber diskutieren drei Kommunikationsprofis in der Tabakfabrik.

Hier ein Pop-up-Nachrichtenfenster am Handy, da eine blinkende Werbeeinschaltung am Laptop und dort noch eine Breaking-News-Unterbrechung im TV: Information ist zur Massenware geworden. Und stellt Informationskonsumenten und -produzenten vor große Herausforderungen. Erstere wollen vor allem eines: Glaubwürdigkeit. Letztere stehen in einem harten Wettkampf um das Riesenthema Aufmerksamkeit. Laut einer Studie von Marktmeinungmensch 2017 finden es zwei Drittel der Österreicher schwierig, zwischen wahren und falschen Informationen zu unterscheiden. Doch wie kann man aus dieser unüberblickbaren Informationsflut überhaupt noch vertrauenswürdige Botschaften herausfiltern? Florian Klenk, Chefredakteur der Wochenzeitung Falter, Gerald Mandlbauer, Chefredakteur der OÖ Nachrichten, und Harald Kriegner, Geschäftsführer von Lunik 2, diskutieren über die Bedeutung von klassischen Medien und Marketing im digitalen Zeitalter.

Ein geschlossenes Weltbild durch einseitiges Informieren und Algorithmen abonniert zu haben und darin zu leben, ist fatal.

Gerald Mandlbauer Chefredakteur, OÖ Nachrichten

Medienkompetenz: (k)eine Generationenfrage?

„Eines Morgens rief mich meine Mutter an, völlig schockiert über die Nachricht, dass mir ein abgetrennter Pferdekopf in mein Bett gelegt wurde“, erzählt Klenk. Seine Mutter, eine Ärztin, habe dies auf Facebook gelesen. „Das Problem ist, dass sich manche Meldungen in sozialen Plattformen nicht mehr von seriösen Informationen oder, wie in diesem Fall, satirischen Beiträgen unterscheiden, da sie oft den gleichen Auftritt haben“, sagt Klenk. Vor 30 Jahren wären Nachrichten und Botschaften noch durch TV-Ausstrahlungen und wenige Tageszeitungen verbreitet worden. „Und zwar aufbereitet von Journalisten, die bestimmte Prinzipien einhalten mussten und das auch heute noch müssen, wenn sie seriös arbeiten wollen“, erklärt Mandlbauer. Heute könne jeder Einzelne auf alles reagieren, alles posten. Fake News, Alternative Facts und gezielt gestreute Desinformationen inklusive. Eine Herausforderung, die vielen spätestens seit dem US-Präsidentschaftswahlkampf von Donald Trump bewusst wurde. Die größten Sorgenkinder der neuen Medienwelt? Generation 50 plus, sind sich beide Chefredakteure einig. Diese Altersgruppe sei darauf konditioniert, dass alles, was auf Bildschirmen zu sehen ist, verlässlich ist und verifiziert wurde. Und Generation Smartphone? „Ich trage an vielen Schulen vor und glaube, dass Kinder und Jugendliche besser zwischen wahren und falschen Nachrichten unterscheiden können. Sie wurden im digitalen Zeitalter geboren“, meint Klenk. Und Mandlbauer ergänzt: „Um heute seriöse von unseriösen Nachrichten unterscheiden zu können, muss man das Handwerk des Journalisten kennen und anwenden. Medienkompetenz wird an vielen Schulen bereits erfolgreich vermittelt, besitzen sollte sie wirklich jeder.“ Checks, Re-checks und kritisches Hinterfragen von Meldungen und Inhalten auf sozialen Plattformen seien hier nur ein, wenn auch der wesentlichste Teil davon, um an vertrauenswürdige Infos zu kommen.

Es gibt national und international ein großes Bedürfnis nach Überprüfung, ob etwas Fake oder Fakt ist.

Florian Klenk Chefredakteur, Falter

Und dann konnte plötzlich jeder alles schreiben.

Früher war doch immer schon alles besser. Ruhiger. Und einfach ehrlicher. Echt jetzt? „Wie im Journalismus ist es auch im Marketing: Wir müssen eine relevante Botschaft finden, die wahr ist und Sinn macht. Wenn Botschaften nicht wahr sind, bekommt man in beiden Bereichen den Zorn der Gesellschaft zu spüren“, sagt Kriegner. Und Wahrheit sei Qualität und koste Zeit, ist sich Klenk sicher: Daran werde sich auch zukünftig nichts ändern. „Ich habe 1991 meinen ersten Artikel geschrieben. Wie arbeitsintensiv dieser Prozess war, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, sagt Klenk. „Journalismus beinhaltete viele Kontrollschleifen. Man hat den einzelnen Journalisten und den Medien vertraut, weil sie Informationen gesammelt, bewertet und analysiert haben.“ Und ja, dieses Vertrauen in die Medienlandschaft habe sich mit dem Beginn von Social Media in den 2000er Jahren geändert. Plötzlich konnte doch jeder alles schreiben. Alles kommentieren. Und das nicht nur wie früher durch einen Leserbrief. Der dann mit hoher Wahrscheinlichkeit ja doch wieder nicht abgedruckt wurde. Es wird nun Raum für die Veröffentlichung der eigenen Meinung gegeben. Viel Raum. Unendlich viel. Klingt doch vernünftig, also wo liegt hier das Problem? Klenk nennt dieses Phänomen den Bürgerjournalismus. Und Mandlbauer sagt: „Klar kann es auch als Vorteil gesehen werden, dass Leser und User nun auf Inhalte und Informationen replizieren können. Oder über Missstände berichten und sich auf digitalen Stammtischen austauschen können. Doch viele, die sich äußern, bedenken nicht, dass ihre Äußerungen meistens von Emotionalität getragen sind. Nicht von Rationalität.“ Auch Klenk meint: „Es gibt viele bekannte positive Beispiele dieser neuen Wirkmacht. Leider haben aber auch viele radikale Gruppierungen und Bewegungen dieses Feld sehr schnell entdeckt. Und erfolgreich genutzt.“

Das Echo in der eigenen Kammer

Und dann befindet man sich auf einmal mittendrin. In dieser Blase. Aus Inhalten und Meinungen, die intern einen Wettkampf mit emotionalen Höchstleistungen veranstalten. Und sich dabei pushen. Höher, weiter, tiefer. Doch wie ist man nur dorthin gekommen? Und: Wie findet man wieder raus? „Filterblasen sind natürlich eine Gefahr des Internets. Ein geschlossenes Weltbild durch einseitiges Informieren und Algorithmen abonniert zu haben und darin zu leben, ist fatal“, meint Mandlbauer.

Die größte Gefahr von Echokammern und Filterblasen gehe hier von Facebook aus, denn wenn beispielsweise „lauter Radikale lauter radikale Seiten abonnieren, kommen sie da nicht mehr raus“, sagt Klenk. Und Informationen, die wirklich für die Gesellschaft relevant seien, finden in so mancher persönlichen Weltanschauung keinen Platz mehr. Doch wer oder was bestimmt gesellschaftliche oder gesellschaftspolitische Relevanz? „Sicher nicht, wer im Netz besonders laut ist“, sagt Klenk. Er wünsche sich von Journalisten wieder mehr Selbstbewusstsein. Es sei der falsche Weg, sich ständig an der Masse, an Klickzahlen und Likes zu orientieren. „Wir sind Experten. Wir sind politisch und gesellschaftlich verschieden und haben durch unser Netzwerk, unsere Erfahrung und Expertise Fühler und ein Radar, das uns sagt, was für unsere Gesellschaft wichtig ist und was nicht“, meint Klenk dazu. Und egal ob es sich hier um Printprodukte oder digitale Berichterstattung handle, „wenn man den journalistischen Prinzipien treu bleibt, dann bleibt man glaubwürdig“, sagt Mandlbauer. Er sehe den großen Vorteil von Printprodukten im „Überraschungseffekt“: „Ich lese auf einmal etwas, von dem ich vorher noch nicht einmal wusste, dass es mich interessieren könnte. Werde dadurch offener und kann mich weiterentwickeln.“ Intelligent genutzt, so Klenk, können aber natürlich auch soziale Plattformen einen großen Mehrwert bringen. „Ich liebe Twitter. Hier werden mir in meiner Timeline jene Informationen von Tageszeitungen zugespielt, die mich wirklich interessieren. Ich nutze es als Informationskanal.“ Als Diskussionskanal verwendet, könne Twitter ebenfalls gewinnbringend sein. Aber eben nur manchmal. Sehr oft werde mit rechthaberischen Leuten diskutiert, die immer Streit provozieren oder „jemandem einfach ins Haxl beißen wollen“. Hier ende die Sinnhaftigkeit dieser Infrastruktur.

#Ähnliche Artikel

Social Media

Social Media ist für Firmen nicht mehr wegzudenken. Die meisten Unternehmer haben das zwar verstanden, oft aber nicht den richtigen Umgang mit den sozialen Netzwerken. Wir haben mit dem Gründer der Facebook-Seite „Unnützes Wissen“, Johannes Skrivanek von der Linzer Online-Marketing Agentur Pulpmedia, über das Thema gesprochen. Was es zu beachten gilt, lesen Sie hier.

Musterschüler Oberösterreich?

In welchen Bereichen ist der oberösterreichische Wirtschaftsstandort Klassenprimus, wo braucht er noch Förderunterricht? Das haben wir Produktionsunternehmen in ganz Oberösterreich gefragt. Landeshauptmann Thomas Stelzer und Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Strugl nehmen zu den Kritikpunkten von Unternehmen und Interessensvertretungen Stellung, zeigen Stärken und Schwächen des Standortes auf und argumentieren die Notwendigkeit des potentiellen Standortentwicklungsgesetzes.

Die Chancen der Zukunft

Wie arbeiten wir im Jahr 2030? Zwölf Jahre sind nicht die Welt. Stimmt. Was soll 2030 also schon großartig anders sein als heute? Aber denken wir mal zwölf Jahre zurück. Hätten wir damals gedacht, dass Facebook, Google, Amazon und Co plötzlich die Welt regieren werden? Dass wir unser komplettes Leben auf einem sieben mal vierzehn Zentimeter (mehr oder weniger) großen Ding organisieren und permanent mit uns herumschleppen werden? Gar nicht so unwahrscheinlich also, dass wir 2030 ganz anders leben werden als heute.

Innovation aus Oberösterreich: Die digitale Gemeindezeitung

Bürgermeister. Fußballverein. Trachtenmusikkapelle. Pfarre. Täglich gibt es von örtlichen Institutionen und Vereinen Updates für die Leute in der Gemeinde. Als gedruckte Gemeindezeitung, auf verschiedenen Webseiten, auf amerikanischen Social-Media-Plattformen – verstreut und schwierig zu überblicken. Die Digitalisierung in den Regionen ist eine der aktuell größten und wichtigsten Herausforderungen. Newsadoo prescht mit einer digitalen Lösung für die Kommunikation und Information innerhalb der 438 oberösterreichischen Gemeinden vor – Restösterreich soll bald folgen.

Was wäre, wenn …

"Kanzlergattin geht gar nicht“, stellte Eveline Steinberger-Kern fest, als ihr Mann Christian Kern im Mai 2016 Bundeskanzler wurde. Sie wolle sich nicht über den Beruf ihres Mannes definieren. Zwar wurde sie damals der breiten Öffentlichkeit erst so richtig bekannt, aber die beeindruckende Karriere hatte sie auch davor schon gemacht. Was anders gewesen wäre, wenn sie den Karriereweg als Mann gegangen wäre und wie sie auf ein Ibiza-Video mit ihrem Mann reagiert hätte, verrät die 47-jährige Unternehmerin und Mutter bei einer Reihe von „Was wäre, wenn“-Fragen.

Abgefahren abheben

Mit dem Lufttaxi zum Flughafen oder eine Expresslieferung per Drohne: Mit Jahreswechsel startet in der Steiermark das Projekt AIRlabs, das mehrere Teststrecken für autonome Fluggeräte bereitstellt. Vernetzt durch den Mobilitätscluster ACstyria, tüfteln 300 Unternehmen, wie wir in Zukunft unterwegs sein werden – auf der Straße, auf Schienen und in der Luft.

Wie das österreichische Internet entstand

1988 bekam Österreich seine Heimat im Internet. Was sich seither verändert hat und welche Technologiesprünge in den nächsten Jahren zu erwarten sind, weiß Richard Wein. Er ist Geschäftsführer des Salzburger Unternehmens nic.at, das in Österreich als zentrale Registrierungs- und Verwaltungsstelle für .at-Domains zuständig ist.

„Wir sind Handwerker, keine Künstler“

Markus Reiter und Jürgen Steyer helfen Unternehmen dabei, Geschichten zu erzählen. Mit Worten, bewegten Bildern und Musik. Das Unternehmen der beiden, die Sky Music Group, gibt es seit mittlerweile zwölf Jahren. Für DIE MACHER haben Reiter und Steyer ihre Musik- und Filmstudiotür geöffnet, uns einen Einblick in ihre Arbeit gewährt und verraten, was man bei Imagefilmen und Onlinevideos beachten sollte.

PR

Wie sich die Sabine vom Manfred unterscheidet

Facebook, Instagram und Co. sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Linzer Onlinemarketing-Agentur Pulpmedia kreiert für Unternehmen wie Hofer, Hervis oder Husqvarna digitale Kampagnen und Strategien. Gründer und Geschäftsführer Paul Lanzerstorfer über die Bedeutung von Social-Media-Marketing und welche Fehler dabei häufig gemacht werden.

America First. Austria Second.

Es sind nicht viele Österreicher, die die weite Reise zum „South by Southwest“ (SXSW) Mitte März in Austin, Texas, auf sich genommen haben. Schade eigentlich. Die Veranstaltung ist jedes Jahr für zwei Wochen das weltweite Zentrum der Kreativwirtschaft, Digitalisierung und Innovation. Hunderttausende Menschen kommen aus der ganzen Welt. Darunter: die drei österreichischen Start-ups Butleroy, Fretello und Newsadoo.

Wie lesen wir News morgen?

Das ist die Frage, die sich das Start-up Newsadoo ganz am Anfang gestellt hat. Das war vor zwei Jahren. Heute sind drei weitere Investoren eingestiegen, und um die ambitionierten Ziele zu erreichen, passiert gerade viel. In Linz. Und auf der ganzen Welt: Ein Erfahrungsbericht über den nicht ganz normalen Alltag eines Start-ups, das eine ziemlich große Vision hat. Nämlich die Vision, das Zukunftsproblem der Verlagsszene zu lösen.

„Es gibt zu viele falsch qualifizierte Leute“

Der Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich, Axel Greiner, sowie der Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch, über falsche, traditionelle Rollenbilder, der „Kostenlos-und-Umsonst-Mentalität“ und dem Fortschritt beim Lösen des Fachkräftemangels in Österreich.

Am Ende der Welt? Im Zentrum der Innovationen!

Wer schon mal mit einem Airbus A380 oder einer Boeing 747 geflogen respektive mit einem Audi, BMW oder Mercedes gefahren ist, hatte bereits Kontakt mit dem größten Aluminiumhersteller Österreichs: Der Amag Austria Metall. Am Standort im oberösterreichischen Ranshofen spricht CEO Helmut Wieser über innovative Ideen, schöpferische Zerstörung und sein großes Vorbild, die Formel 1.

„Wir müssen uns eine eigene Ausbildungs-Academy leisten“

Das Wort „Fachkräftemangel“ kann schon niemand mehr hören, sind sich die drei Eigentümer Johannes Grabner, Gerhard Kornfelder und Alfred Griesbaum sowie der Geschäftsführer Markus Nuspl der Firma Rico einig. Zu Besuch bei einem der weltweit führenden Technologieanbieter in der Herstellung von Spritzgusswerkzeugen sowie Automatisierungskomponenten für Elastomere und Kunststoffprodukte in Thalheim bei Wels erzählen die vier, warum man das Thema aber trotzdem immer wieder ansprechen muss und was die interne „Rico Academy“ damit zu tun hat.

Das Ende der Mediaagenturen?

Programmatic Advertising, Content Marketing, Virtual Reality oder Big Data: Alle Werbemacht den Algorithmen? Wohl nicht! Die digitale Welt folgt zwar ihrer eigenen inneren Logik, doch die neuen Trends der Werbebranche werden sich auch in Zukunft nur mithilfe von kreativen Köpfen und ihren Ideen durchsetzen können, sind sich Branchenexperten einig. Um mit der Schnelligkeit der Digitalisierung Schritt halten zu können, müssen die Agenturen auf neue Strategien wie mehr Beratung, neue Geschäftsfelder und weitere massive Investitionen in IT setzen. Sieben Thesen zur Entwicklung von Media- und Werbeagenturen im digitalen Zeitalter und die Statements von denen, die es wissen müssen: die Geschäftsführer Joachim Krügel von Media 1, Tina Kasperer von Allmediabizz, Rainer Reichl von Reichl und Partner und Klaus Lindinger von Conquest.

Abflug!

Die weltweite Anzahl der Flugzeuge wird in den nächsten Jahren stark zunehmen, die zwei großen Flugzeugbauer Airbus und Boeing wollen ihre jährliche Stückzahl von 1.500 auf bis zu 2.300 erhöhen. Gute Aussichten für den Flugzeugzulieferer FACC mit Sitz in Ried im Innkreis, der zu den 20 größten der Welt gehört und bei allen neuen Flugzeugmodellen vertreten ist. Vorstandschef Robert Machtlinger über die dafür notwendigen Vorbereitungen und warum das Staustehen in Großstädten vielleicht schon bald der Vergangenheit angehören könnte.

Und ab!

Ein Hippie im Geiste, der mit Ende 40 Brillen designt, eine Oberösterreicherin, die das It-Starlet Kim Kardashian und die Oscar-Prominenz mit falschen Wimpern versorgt und zwei junge Architekturstudenten, die einen mit Virtual Reality durch das zukünftige Zuhause führen. Wir haben wieder spannende Start-ups unter die Lupe genommen.