Alter! Wie sind wir gepflegt?
Die Pflege ist eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft. Im Jahr 2080 werden laut Prognosen der Statistik Austria 2,9 Millionen Personen der Generation 65 plus leben “ um 79 Prozent mehr als 2016. Dementsprechend steigt die Zahl der pflegebedürftigen Menschen. Aktuell gibt es 460.000 Pflegegeldbezieher in ßsterreich. Doch wo und von wem sollen diese zukünftig betreut werden? Experten aus sämtlichen Bereichen des großen Bereichs der Pflege liefern Antworten auf diese und viele andere Fragen.
Es steht und fällt alles mit dem Personal
Alten- und Pflegeheime haben nicht den besten Ruf. Brigitte Wiesinger ist seit 20 Jahren Heimleiterin. Dazu sagt sie: „Ich weiß nicht, woher der schlechte Ruf kommt. Bei uns in Kallham und in vielen anderen Heimen funktioniert es sehr gut.“ Sie ist überzeugt, dass alles mit einem gut ausgebildeten Personal steht und fällt. Daher habe sie ihr Heim gerade mit dem nationalen Qualitätszertifikat auszeichnen lassen und sei wenn möglich über dem gesetzlich vorgeschriebenen Personalschlüssel des Landes. „Laut Oß Heimverordnung ist ein Plus von zehn Prozent erlaubt, wir haben rund 106 Prozent “ das deckt auch Ausfälle wie Krankenstände oder Kuren ab“, sagt Wiesinger. In Kallheim gibt es 84 Pflegeplätze und insgesamt 90 Mitarbeiter, wovon 70 und davon sehr viele in Teilzeit in der Pflege arbeiten. In der Zukunft gelte die Pflegekräftesuche als die große Herausforderung. Der Umgang mit den Bewohnern werde schwieriger, psychische Erkrankungen und Demenz nehmen zu. Ein Grund dafür ist auch die Regelung, wonach seit Anfang 2018 nur mehr Leute mit mindestens Pflegestufe vier einen Heimplatz bekommen. Man müsse sich daher neue Betreuungswege und Wohnformen für Menschen mit niedriger Pflegestufe überlegen. Von der Gesellschaft wünscht sich Wiesinger ein Umdenken. Viele Menschen würden Alten- und Pflegeheime nur als letzte Lebensstation vor dem Tod sehen, man höre immer wieder von „ins Heim abgeschobenen Leuten“. „Das stimmt aber nicht. Wir müssen der Realität ins Auge schauen und können der Pflegebedürftigkeit und dem Tod in unserem Leben nicht ausweichen. In den Heimen geht es aber nicht nur um den Tod, sondern um die gute menschliche Begleitung davor und wir sind stolz, diesen Bedarf abdecken zu können.“
24h-Pflege gut etabliert
Wolfgang Schüssels Schwiegermutter war 2007 der Auslöser, dass die 24-Stunden-Betreuung aus der Illegalität geholt wurde. Mittlerweile habe sich die Form der Betreuung gut etabliert, sagt Viktoria Tischler, Fachgruppenobfrau Personenberatung und Personenbetreuung der WKOß sowie Oß. Hilfswerk-Geschäftsführerin: „Die Form wurde zu einer wichtigen Säule für die Betreuung zu Hause und funktioniert sehr gut.“ Die Zahlen sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Die Betreuungskräfte sind fast ausschließlich Frauen aus dem Ausland, die meisten kommen aus der Slowakei, Ungarn und Rumänien und sind in ßsterreich Selbstständige mit einem Gewerbeschein. Das Herkunftsgebiet der Betreuungskräfte werde durch das steigende Lohnniveau in den Oststaaten und dem höheren Bedarf in ßsterreich größer. In den Ländern hätten sich aber gute Netzwerke entwickelt und die Frauen würden sich auch zunehmend selbst gegenseitig vermitteln.
Der Bedarf an 24h-Betreuungskräften könne gut abgedeckt werden. Die Fachgruppenobfrau geht davon aus, dass dies auch zukünftig trotz der steigenden Anzahl an pflegebedürftigen Menschen so bleiben werde und die Kürzung der Familienbeihilfe für im Ausland lebende Kinder keine große Auswirkung haben werde. Als eine Veränderung bei der 24h-Betreuung nennt Tischler die stark gestiegene Anzahl an Agenturen: „Es gibt mittlerweile sehr viele kleine Agenturen, die Personenbetreuung vermitteln.“ Um die Qualität sicherzustellen arbeite die Wirtschaftskammer daher gemeinsam mit dem Sozialministerium an einem Qualitätssiegel für 24h-Betreuungsagenturen.
„Die Gesellschaft muss umdenken und darf Alten- und Pflegeheime nicht nur als letzte Station vor dem Tod sehen.“
Brigitte Wiesinger
Heimleiterin, Bezirksalten- und Pflegeheim Kallham
„Die Anzahl der Agenturen, die 24h-Betreuungskräfte vermitteln, ist stark gestiegen.“
Viktoria Tischler
Fachgruppenobfrau Personenberatung und -betreuung der WKOß, Geschäftsführerin Oß. Hilfswerk
ßberblick
Pflegeroboter Alle Interviewpartner sind sich einig, dass der Einzug der Technik überall dort sinnvoll ist, wo sie Pflegekräfte entlasten kann. Den menschenähnlichen Roboter für die Pflege am Menschen werde es nie geben.
Pflegekräftemangel 54 Heimplätze in acht Heimen in Oß konnten zuletzt wegen fehlendem Personal nicht belegt werden. Bis zum Jahr 2025 werden in Oß rund 1.600 zusätzliche Personen in der Altenpflege und -betreuung gebraucht. Die Pflegekräftesuche gilt als die große Herausforderung der Zukunft. „Das Personal ist überaltert, in den nächsten Jahren rollt eine Pensionierungswelle auf uns zu“, sagt Heimleiterin Brigitte Wiesinger.
Ausbildung Wiesinger sieht auch die letzten ßnderungen im Ausbildungsbereich mit ßbergangsfrist bis 2020 skeptisch. Pflegekräfte machen künftig statt einem Diplom an den Krankenpflegeschulen einen FH-Bachelor. An den jetzigen Krankenpflegeschulen werden sogenannte „Pflegeassistenzen“ mit der Möglichkeit der Weiterqualifizierung zur Pflegefachassistenz ausgebildet. Wiesinger befürchtet, dass Bachelorabsolventen überwiegend in den Leitungsbereich möchten und man die Pflegefachassistenzen an das Krankenhaus verlieren werde: „Wir brauchen ganz viele Pflegekräfte im Einsatz bei den Bewohnern.“
Fachkräftestipendium Ein Grund für den aktuellen Fachkräftemangel ist laut Soziallandesrätin Gerstorfer, dass es 2018 keine Absolventen aus dem Fachkräftestipendium gibt und das AMS wegen Budgetkürzungen weniger Leuten die Ausbildung zahle. Schuld an den zurückgehenden Bewerberzahlen seien die fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten des Lebensunterhalts während der Ausbildung. Es müsse das Fachkräftestipendium für Altenfachbetreuer wieder unbefristet eingeführt werden, weiters fordert Gerstorfer ein „Landespflegestipendium“. Man müsse am Image der Betreuungsberufe arbeiten: „Durch den permanenten Spardruck im Sozialbereich wird den Menschen eine starke Arbeitsverdichtung suggeriert.“
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