Wie ein digitales Herz eine ganze Region belebt
Babumm, babumm, babumm. Wäre die Digitalisierung in Oberösterreich ein menschlicher Körper, wäre Linz wohl in der linken Brust angesiedelt – denn dort pocht die Landeshauptstadt als Herz der gesamten Region. Und das nicht ohne Grund. Im Gespräch mit Bürgermeister Klaus Luger über die Initiative „Digitales Linz“ und darüber, warum man auf den Zug der Digitalisierung unbedingt aufspringen sollte und wie an einer Innovationsdrehscheibe die Zukunft Oberösterreichs entsteht.
„Bitte einsteigen, der Zug fährt ab!“, hallt es tausende Male am Tag durch die unzähligen Bahnhöfe in Österreich. Für gewöhnlich nimmt man es gedankenverloren einfach so hin, weil es einen nicht betrifft oder man ohnehin schon längst Platz genommen hat. Im übertragenen Sinne begleitet der Warnhinweis aber auch unseren Umgang mit der Digitalisierung – streng genommen sogar, seit diese auf den Plan getreten ist. Und hier wäre „einfach hinnehmen“ der falsche Ratschlag. Denn so viel steht fest: Seit jeher führt dieser Zug all jene in die Zukunft, die ihren Fahrschein rechtzeitig gelöst haben. Erst als zentrales Zukunftsthema, das ungeahnte Chancen ermöglichte. Kurze Zeit später als Massenphänomen, das unseren Alltag neu definierte und weiterhin prägen wird. Sowie zuletzt während der Pandemie – zwischen der hin und wieder bitteren Einsicht unserer Grenzen und den Weichen, die noch gestellt werden müssen.
Weichen, die man in der oberösterreichischen Landeshauptstadt aus einer Verantwortung für die Region heraus früh gestellt hat. Und spätestens mit dem Projekt „Digitales Linz“ zündete man 2021 zusätzlich den Turbo. „Linz ist heute die Digitalisierungs- und IT-Hochburg Österreichs“, sagt Bürgermeister Klaus Luger voller Überzeugung. Spürbar sei dieser Boom mitunter daran, dass IT-Unternehmen großflächig und vor allem ganz bewusst in der einstige Stahlstadt expandieren. „Ausgangspunkt und Innovationstreiber war stets die starke Industrie unserer Region, mittlerweile zieht sich die Digitalisierung aber wie ein roter Faden durch unsere gesamte Wirtschaft sowie unseren Alltag – Stichwort Smart Living. Vieles davon entsteht in Kooperation mit den in Linz ansässigen IT-Unternehmen“, beschreibt Luger die Entwicklungen.
Das richtige Rüstzeug
Sage und schreibe 110 Digitalisierungsunternehmen bilden als gemeinschaftlich denkende IT-Community die „Digital Mile“ der Stadt, von der Donaulände bis in den Linzer Hafen. Neben zahlreichen innovativen Zukunftslösungen entstanden dort rund 1.400 neue Arbeitsplätze, von denen es einige bis heute zu decken gilt. Das macht den Standort attraktiver für sein Umfeld und über die Grenzen Oberösterreichs hinaus – sowohl in Richtung Wien als auch bis nach Bayern. Ein Stück weit hat die Digitalisierung allerdings das Angebot an Fachkräften überholt. Die große Herausforderung sieht der Bürgermeister dennoch in anderen Schattenseiten dieses Zeitalters. „Wie der Vorfall in Kärnten zeigt, können Hackerangriffe auf Datenbanken unserer Regierungen verheerende Folgen haben. Wir müssen uns daher im Klaren darüber sein, wie anfällig manche Systeme für die Risiken der Digitalisierung sind“, betont Luger.
Umso mehr solle man die eigene IT-Infrastruktur kritisch hinterfragen, um sich angemessen schützen zu können. In Zeiten, in denen Großbetriebe attackiert werden, ist die öffentliche Hand gefordert. „Cyberkriminalität zählt zu den großen Gefahren. Gemeinsam mit der Polizei müssen wir uns der Sache annehmen und insbesondere qualifiziertes Personal aufstocken“, ist sich Luger bewusst. Denn ohne Expertise kommt selbst der schnellste Digitalisierungszug ins Stocken.
Die Spur halten
Um ein Entgleisen erst gar nicht zu riskieren, wird das digitale Herz der Region durch das Zusammenspiel von Forschung und Wirtschaft versorgt. „Wir profitieren hier von den Schnittstellen entlang der verschiedenen Plattformen“, erklärt Luger. So treffen in der Innovationsdrehscheibe der Tabakfabrik große Finanzinstitute sowie die Industrie auf kreative Startups, die wiederum von etablierten Unternehmen profitieren. „Diese Symbiosen entstehen nahezu organisch“, zeigt sich Luger erfreut. Für die zudem enge Zusammenarbeit mit den Fachhochschulen und Universitäten laute das Erfolgskonzept, dass es sich weder um rein staatliche noch um rein gewinnorientierte Interessen handle. „Dieses Ökosystem befruchtet sich gegenseitig und bedarf weder finanziell noch politisch besonderer Lenkungsmaßnahmen“, so Luger. Und am Ende des Tages ist das genau das, was ein gesundes digitales Herz auszeichnet: Es schlägt von selbst, um so die gesamte Region zu beleben._
Linz ist die Digitalisierungs- und IT-Hochburg Österreichs.
Klaus Luger
Bürgermeister, Stadt Linz
# 3 Digitale Impulse
#1 Ein Beratungsmodul zur Umsetzung digitaler Strategien, das vor allem kleine und mittlere Unternehmen bei der Weiterentwicklung unterstützen soll (z. B. durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz).
#2 Data Governance und Management: Die breit angelegte Digitalisierung der Stadtverwaltung vereinfacht viele Prozesse für Menschen und Betriebe der Region (z. B. Baugenehmigungen und Bürgerservices werden zeitnah rein digital abgewickelt).
#3 Linz bietet als einzige Stadt in Oberösterreich den Volksschulkindern der dritten und vierten Klassen flächendeckend ein digitales Grundausbildungsangebot.
#Weitere Artikel
Duell im Cyberspace
Tennis und Cyber-Resilienz, wie passt das zusammen? Auf den ersten Blick eher weniger. Das „AKARION Cyber Resilienz Forum“ belehrte eines Besseren. Als Organisator des Events lud der Softwarelösungsanbieter Akarion Interessierte, Unternehmen sowie Expert:innen zu einer Networkingveranstaltung rund um das Thema Cyber- und Informationssicherheit ein – als eines der Sideevents des Tennisturniers Upper Austria Ladies 2024. Am Programm: spannende Vorträge, reges Netzwerken, und als überraschender Abschluss ein Meet & Greet mit Tennis-Weltstar Barbara Schett. Ein würdiger Opening Act für das folgende Qualifikationsspiel zwischen Angelique Kerber und Lucia Bronzetti.
E = L x K²
Oder anders ausgedrückt: Erfolg ist das Ergebnis von Leistung mal Kommunikation zum Quadrat. Warum unsere ureigenen menschlichen Fähigkeiten wie etwa Kommunikationsstärke uns dabei helfen werden, trotz Aufschwung der Künstlichen Intelligenz relevant zu bleiben, und warum die KI im Grunde eine Chance ist, uns neu zu erfinden, erzählt Life- und Businesscoach Roman Braun im Interview.
Was wir einen B2B Storyteller immer schon mal fragen wollten
Früher haben Menschen ihre Geschichten am Lagerfeuer ausgetauscht. Während das Lagerfeuer heute längst der digitalen Welt gewichen ist, ist eine Sache gleich geblieben: die Freude an gut erzählten Geschichten. Aber was macht gelungenes Storytelling aus? Und wie geht echte „B2Begeisterung“? Das verrät uns Andi Schwantner – er schult und begleitet Unternehmen sowie Führungskräfte strategisch und hilft bei ihren Auftritten in der digitalen Öffentlichkeit mit individuellen Markenbotschafterprogrammen und Corporate-Influencer-Initiativen. Ein Experte, zehn Fragen.
Einmal entspannt zurücklehnen, bitte!
Was würde passieren, wenn wir Digitalisierung nicht nur um der Digitalisierung willen betreiben? Der Ansatz des IT-Dienstleisters NTS zeigt, warum es so wichtig ist, dieses Konzept holistisch zu denken. Helmut Hödl, Product and Technology Director, und Daniel Knauer, Territory Manager Oberösterreich, sprechen mit uns darüber, was Digitalisierung aus ihrer Sicht bedeutet und wie sie bei ihnen gelebt wird.
Wenn die Fabrik ihr „Hirn“ einschaltet
16.000 Tonnen Stahl, Edelstahl und Aluminium werden hier durch die Synergie aus Mensch und Maschine jährlich verarbeitet. Wo? Im Mekka der Stahlbranche: Oberösterreich. Genauer gesagt bei AHZ Components. Seit der Gründung im Jahr 1999 setzt der Lohnfertigungsbetrieb aus Sipbachzell auf Maschinen des Schweizer Herstellers Bystronic. Über eine außergewöhnliche Zusammenarbeit zwischen Hemdsärmeligkeit, Präzision und Serviceorientierung.
Wir fragen, die KI antwortet
Unternehmen, die neue Talente für sich gewinnen wollen, sowie Menschen auf Jobsuche wissen genau: Der Weg zum Perfect Match ist meist kein entspannter Spaziergang, sondern gleicht eher einer Achterbahnfahrt. Welche Abkürzungen helfen, dass beide Seiten schneller zueinander finden? Wir fragen zwei „Experten“ – im „Interview“ mit Google Bard und ChatGPT.
„Wir sind digitaler Wegbegleiter für das Gemeindeleben“
Die optimierte Version der „GEM2GO APP“ soll Gemeinden eine 360°-Kommunikation mit den Bürger:innen ermöglichen. Das Update will mehr Individualität bringen und den Umgang für die Nutzer:innen intuitiver machen.
Was du heute kannst besorgen …
… das digitalisiere nicht erst morgen! Denn wenn es darum geht, bestehende Mitarbeitende zu binden und auch in Zukunft neue Talente für sich zu gewinnen, ist ein modernes Recruiting schon heute unerlässlich. Mit Vortura Solutions fokussieren sich Geschäftsführer Joachim Ortner und sein Team daher auf die digitale Mitarbeitergewinnung, die weit über klassische Stellenanzeigen hinausreicht.
Wie die KI Patentspezialisten unterstützt
Den Kopf angesichts der rasanten Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz in den Sand zu stecken, das war für ABP aus Windischgarsten nie eine Option. Da im Patentwesen hohe Sicherheitsansprüche herrschen, boten herkömmliche Large Language Models keine Anwendungsmöglichkeit. Deswegen haben die beiden Unternehmen ABP Patent Network und Anwälte Burger und Partner die Sache selbst in die Hand genommen und gemeinsam mit IBM eine eigene KI-Anwendung entwickelt, die ein echter Gamechanger für den Intellectual-Property-Bereich sein wird.
„Ohne Mensch keine Automatisierung“
Warum spielt der Faktor Mensch in Automatisierungsprozessen eine so große Rolle? Was ist der aktuelle Stand zum Einsatz von Robotern in der Industrie? Und welche Veränderungen der bisherigen Arbeitswelt werden dadurch künftig auf uns zukommen? Wir diskutieren mit drei Experten.
KIss it? KIck it? KIll it? – Der richtige Umgang mit einem ständig ausbrechenden Vulkan
Vor wenigen Monaten für viele noch eine abstrakte Zukunftsvision, mittlerweile längst in vielen Unternehmen etabliert: Künstliche Intelligenz hat sich in der Arbeitswelt im Eiltempo durchgesetzt – dabei hat der Wandel gerade erst so richtig begonnen. Warum es bei der Umsetzung vor allem auch auf das richtige Mindset ankommt, weiß Albert Ortig. Der Digitalisierungspionier unterstützt mit Netural Unternehmen bei der Implementation der Technologie und kennt klassische Fehler und Irrtümer. Ortig selbst hat sich als Teil des Startups NXAI kein geringeres Ziel gesetzt, als ein Large Language Model zu etablieren, das GPT und Co. in den Schatten stellen könnte.
Auf Mission in „Europas Hauptstadt“
„CommunalAudit ist ein Benchmarking- und Management-Werkzeug für Gemeinden. Mit Newsadoo ermöglichen wir Unternehmen und Organisationen, Zielgruppen in ihren Webseiten, Apps oder im Intranet komplett automatisch mit relevanten Inhalten versorgen – ein Anwendungsbereich davon sind vollautomatische Gemeinde-News-Plattformen.“ Beide oberösterreichischen Projekte zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung haben das Interesse in Brüssel geweckt, weshalb Ramsauer & Stürmer CommunalAudit-Geschäftsführer Georg Platzer gemeinsam mit Newsadoo-Geschäftsführer David Böhm zu einer Präsentation ins Europäische Parlament eingeladen wurde.
Wie ein Ransomware-Angriff abläuft – und überstanden wird
Das Innviertler Kunststoff- und Metallverarbeitungsunternehmen Promotech verlor durch einen Hackerangriff vorübergehend sämtlichen Zugriff auf die eigene IT. Durch umfassende Vorbereitung, schnelles Handeln und die Unterstützung der TEMS Security konnte man die Krise überstehen – und sogar gestärkt aus ihr gehen.
„Vertrauenswürdige KI ist ein wichtiger Erfolgsfaktor“
Oberösterreich soll bis 2030 zu einer Modellregion für Human-Centered Artificial Intelligence werden. Welche Zutat für Landeshauptmann Thomas Stelzer im Erfolgsrezept dieser KI-Hochburg auf keinen Fall fehlen darf? Ethische Standards, die die nötige Sicherheit und einen vertrauenswürdigen Umgang mit dieser Zukunftstechnologie gewährleisten.
„Fehler haben wir bei uns in Fuck-up-Stories umbenannt“
Die gesamten Hierarchieebenen abschaffen, eine neue Meetingkultur etablieren und, statt Fehler zu rügen, gemeinsam in Fuck-up-Stories über sich selbst lachen – klingt nach ganz schön großen Veränderungen, oder? Für Roger Hafenscherer stand gleich zu Beginn seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Luft- und Umwelttechnikunternehmens Sirocco fest, dass er keinen Stein auf dem anderen lassen würde. Und nach zwei Jahren zeigt sich: Sein empathischer und authentischer Führungsstil trägt Früchte.
Covershooting: Ines und die Sache mit der KI
Okay, wir brauchen eine Fotolocation, die irgendwie nach Zukunft aussieht. Immerhin reden wir über Zukunft. Roger Hafenscherer, Eva-Maria Pürmayer und Anita Thallinger erzählen in unserer Coverstory, wie sie sich diese vorstellen. Und wie sie ihr Mindset schon jetzt dafür programmiert haben. Anstatt einer Location haben wir Ines Thomsen gefunden – eine Pionierin beim Ausprobieren von Künstlicher Intelligenz in der Fotografie.
The Power of Podcasts
Podcasts gehen ins Ohr – persönlich, ohne Umwege und ganz nah. Das machen sich auch Unternehmen vermehrt zu Nutze, indem sie ihre interne oder externe Kommunikation um einen Corporate Podcast erweitern. Die Podcastagentur wepodit unterstützt dabei und Geschäftsführerin Eva Langmayrs Begeisterung für das noch vergleichsweise junge Medium steckt nicht nur ihre Kund:innen an.
Gemeindewebseiten werden zu zentralen Nachrichtenplattformen
Die Webseiten und Apps aller oberösterreichischen Gemeinden sollen noch stärker als bisher zur zentralen Anlaufstelle für alle Bürger:innen werden – durch die automatische und KI-gesteuerte Einbindung aller relevanten Nachrichten aus der Region. Das ist das ambitionierte Ziel eines landesweiten Digitalisierungsprojekts, das vom Linzer Techunternehmen Newsadoo, den IT-Servicepartnern „GEM2GO“ und Gemdat OÖ mit Unterstützung von Raiffeisen Oberösterreich und dem OÖ Gemeindebund auf die Beine gestellt wurde.