„Es gibt kein Patentrezept“
Bernhard Aichinger ist Landesvorsitzender der Jungen Wirtschaft Oberösterreich und selbst Gründer und Geschäftsführer einer Internetagentur. Wie sieht er die Rahmenbedingungen für Gründungen – und welche Forderungen stellt die JW als Interessensvertretung?
Wirtschafts-Landesrat Michael Strugl spricht davon, dass es gelungen sei, eine Aufbruchstimmung für Start-ups im Land zu erzeugen. Haben Sie einen ähnlichen Eindruck?
AichingerEs ist gut, dass die Politik die Wichtigkeit dieses Themas erkannt hat und dass der Boden für erfolgreiche Gründungen geschaffen wird. Man darf sich aber nicht erwarten, von einigen Maßnahmen gleich 300 neue Runtastics zu bekommen. Es geht um den gesamten Nährboden für Unternehmen. Stichwort hohe Lohnnebenkosten: Gerade für hochtechnologische Start-ups kann es schnell verlockend sein, gewisse Arbeitsplätze ins Ausland zu verlegen.
Wie sind die aktuellen Entwicklungen, wie etwa das Start-up-Paket der Bundesregierung oder die neue Gründungsstrategie, zu bewerten?
AichingerDer Gedanke, dass Start-ups und junge Unternehmen wesentliche Wirtschaftsfaktoren sind, ist endlich angekommen. Wir haben gerade in Oberösterreich extrem viel Potential, mit guten Ausbildungen sowie einer guten Infrastruktur und innovativen Universitäten. Allerdings muss man beachten, dass es nicht nur Highflyer-Start-ups gibt. Ich habe das Gefühl, dass Start-ups der Politik lange Zeit null Begriff waren, nun ist es ins andere Extrem gekippt. Insgesamt gibt es immer noch zu wenig Unterstützung allgemein für Jungunternehmer, die ja nicht immer Start-up-Gründer sind.
Welche Unterstützung wünschen Sie sich?
AichingerDie Gründung selbst ist die leichteste Übung. Aber es gibt bei der Buchhaltung, der Arbeitszeitaufzeichnung oder etwa der Einkommenssteuererklärung so viele zusätzliche Belastungen, die auf Jungunternehmer hereinprasseln, dass es wichtig wäre, die allgemeinen Rahmenbedingungen zu verbessern. Es geht nicht immer nur um die finanzielle Unterstützung. Wenn ich mir Ärger mit dem Arbeitsinspektorat sparen würde, könnte ich die Zeit viel effektiver und nützlicher in andere Dinge investieren.
Strugl erwähnt oft die fehlende Kultur des Scheiterns, bei der man ansetzen müsste. Stimmen Sie zu?
AichingerJa, mir geht es um die Wertschätzung, die Jungunternehmer verdient haben. Jeder Unternehmer ist bereit, über seine eigenen Grenzen hinaus zu arbeiten. Wenn ich dann scheitere, kann es nicht sein, dass wer sagt „Ha, ich habe es eh gewusst.“ Mehr Wertschätzung wäre wichtig. In den USA wird gerade in Gescheiterte investiert, weil sie oft aus ihren Fehlern gelernt haben. Insgesamt muss man sagen, dass es wohl kein Patentrezept für den Gründerstandort Oberösterreich geben kann. Man kann kein bestehendes Patentrezept übernehmen, man muss eine eigene Dynamik entwickeln und auf aktuelle Gegebenheiten reagieren. Da kann man auch für die nächsten zehn Jahre nur schwer eine Strategie entwickeln, weil man nie weiß, was dann die neuen Probleme sein werden. Ich finde es aber wahnsinnig gut, dass der Gründergeist in Oberösterreich weiter gestärkt wird._
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