Einmal auftanken, bitte!
200 Kilo schwer, Baujahr 1960, Zweizylinder Viertakt-Boxer-Motor, fussgeschaltetes Vierganggetriebe, den Besitzer sechs mal gewechselt. Die Rede ist von der BMW R50. Oder anders ausgedrückt: ES geht um die große Leidenschaft von Landesrat Manfred Haimbuchner.
Darf man als Politiker am Pressefoto ein Glas Wein in der Hand halten? Darf man als Politiker Jäger sein? Darf man als Politiker Motorrad fahren? Darf man dieses oder jenes? Alles Fragen, die sich Oberösterreichs Landesrat Manfred Haimbuchner nicht stellt. „Das Wichtigste ist mir, dass ich authentisch bin und den Leuten nichts vorspiele, sondern offen und ehrlich zeige, was mich ausmacht“, erzählt der 35-Jährige. Dazu zählt auch seine Leidenschaft, Oldtimer- Motorräder. Als wir bei seinem Elternhaus in Steinhaus bei Wels ankommen, steht eines seiner beiden Oldtimer-Motorräder in der Einfahrt, die BMW R50. „Ich hatte immer schon ein Faible für alte Dinge. Früher waren es Uhren, 2000 habe ich mir meinen ersten Oldtimer angeschafft“, erzählt er.
Natur erleben
Das Fahrgefühl auf einem Oldtimer sei unvergleichlich. „Die Technik ist eine ganz andere, es gibt keine Elektronik. Sowohl beim Gas-Geben als auch beim Bremsen reagiert so ein Motorrad an- ders.“ Wer sich einmal in das Fahrgefühl verliebt hat, der komme nicht mehr los davon. Man bekommt den Kopf frei, man fühlt die Natur hautnah und riecht das Heu der frisch gemähten Wiese“, schwärmt er und zeigt uns die Gegend, in der er aufgewachsen ist. Diese schöne Umwelt zu schützen, zählt zu seinen Aufgaben als Landesrat für Natur- und Landschaftsschutz. Vor einigen Wochen wurde die Naturschutzgesetzesnovel- le beschlossen. Aber das alleine reiche nicht, es gehe vor allem um die Bewusst- seinsbildung. „Gesetze und Richtlinien sind geduldig, aber nur wer die Natur und deren Schönheit bewusst erlebt hat, will sie schützen“, ist er überzeugt. Initiativen wie das Naturschauspiel, bei dem Führungen durch die Schutzgebiete gemacht werden, sollen zu dieser Bewusstseinsbildung beitragen. Ein großes Anliegen ist ihm auch die Arbeit in den Schulen. „Wenn man die Kinder erreicht, erreicht man auch die Eltern und dann ist man auf dem richtigen Weg, was den Schutzgedanken betrifft.“ Etwa zehn Prozent der oberösterreichischen Landesflächen sind unter Schutz gestellt.
„Man bekommt den Kopf frei und fühlt die Natur hautnah“
Manfred Haimbuchner
Die Gegend um Steinhaus bei Wels gehört zwar nicht dazu, idyllisch schön ist es hier trotzdem. „Wir bemühen uns sehr darum, die schöne Kulturlandschaft trotz der Veränderungen, die es in Wirtschaft und Umwelt gibt, erhalten zu können.“ Das gelinge aber nur durch gute Zusammenarbeit, vor allem mit den Landwirten. Apropos Landwirte. Einer davon fährt gerade auf seinem Traktor an uns vorbei, während Manfred Haimbuchner uns stolz sein Motorrad zeigt. Die beiden grüßen sich freundlich. So wie eigentlich alle Passanten, die am Einfamilienhaus mit dem schönen Gar- ten und Schwimmteich vorbeikommen. Dass der Garten so gepflegt aussieht, dafür trägt auch der Herr Landesrat per- sönlich einiges bei. Obwohl er auch eine Wohnung in Linz besitzt („Das macht mir meinen beruflichen Alltag leichter.“), hat er seinen Hauptwohnsitz in Steinhaus und versucht, jede freie Minute hier zu verbringen. „Das Arbeiten im Garten macht mir Spaß! Außerdem bin ich hier sehr ins Vereinsleben integriert – ich bin Mitglied bei den Steinhauser-Oldtimer- Freunden, beim Schützenverein, beim Tennisverein und im Gemeinderat.“
Zurück zur Tradition
Obwohl es den Anschein macht, dass viele junge Menschen vom Land in die Stadt ziehen, ist Haimbuchner überzeugt, dass der Trend in eine andere Richtung geht. „Ich glaube, die meisten Menschen sehnen sich danach, im Grünen zu leben. Feste am Land boomen, man ist in Vereinen integriert, das Traditionsbewusstsein ist groß – das sind Zeichen, dass sich die Menschen wohl fühlen in einer ländlichen Gemeinschaft.“ Wobei eine Gemeinde nur dann überleben könne, wenn sie auch Arbeitsplätze zu bieten hat. „Und deshalb sind Betriebsansiedelungen in den Gemeinden wichtig. In Steinhaus haben wir Arbeitsplätze, ein funktionierendes Vereinsleben, eine gute Lebensqualität und natürlich die Nähe zu Wels – darum fühle ich mich hier so wohl.“ Auf Betriebsansiedelungen hat er als Wohnbau-Landesrat keinen Einfluss, sehr wohl legt er jedoch großen Wert darauf, leistbare Wohnungen am Land zu errichten. „Da hat es mit meiner Tä- tigkeit schon einen gewissen Wandel gegeben – wir konzentrieren uns nicht nur auf die größeren Städte, sondern auch auf Gemeinden, wo es Wohnbedarf gibt.“
Manfred Haimbuchner ist bereit. Er setzt seinen Helm auf und startet die BMW R50. Vor ihm eine kurvige Straße inmitten von grünen Feldern und Wiesen. Kurvig und mit Steinen im Weg, das könnte auch eine Metapher für eine Politikerkarriere sein. „Ja, das stimmt. In der Politik gibt’s oft Hindernisse, die man erst aus dem Weg räumen muss. Die Budgetnöte, die wir derzeit in Österreich haben, werden bald zu einem riesigen Hindernis für die Wirtschaft werden, wenn das so weiter- geht. Auch im Bereich des Wohnbaus hat man natürlich immer zu kämpfen, um leistbaren Wohnraum zu schaffen, Woh- nen ist sehr teuer geworden. Da hat man es mit dem einen oder anderen Hindernis zu tun. Das alles kostet Kraft, aber die hab ich.“ Das sei wie beim Motorradfahren nach einem Gewitter. „Wenn da etwas auf der Straße liegt, muss man es auch aus dem Weg räumen. Wichtig ist, immer vorausschauend zu fahren und mitzudenken.“_
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