Wie man der Konkurrenz davonfährt
Der Wind pfeift durch die Baumwipfel. Die Vögel zwitschern. Und ein Motorrad fliegt durch die Luft. Aber warum gerade in einem Wald hinter einem alten Bauernhaus? Wir sind zu Gast in Kefermarkt bei Helmut Bodingbauer, Geschäftsführer und Inhaber von BGtech Metallbau, dem oberösterreichischen Experten für Sonderschaltschränke. Seine Technikaffinität lebt er auch in der Freizeit aus. Dafür hat er sich sogar im Wald eine eigene Motorradstrecke gebaut.
Der Sprung ist perfekt gestanden. Bodingbauer nimmt sich den Helm vom Kopf, wischt sich Schweiß und Dreck aus dem Gesicht und blickt freudestrahlend in den Wald. Seinen Wald wohlgemerkt. Auf dem Grundstück hat er sich vor zehn Jahren eine knapp ein Hektar große Motorradstrecke mit Sprungschanze und allerlei Hindernissen aufgebaut, auf der er sich regelmäßig jeden Samstag austobt.
Jetzt oder nie
Er wirkt geerdet und bodenständig, liebt das Leben am Land, muss sich aber von Zeit zu Zeit auch mal so richtig auspowern. Das Motorradfahren und die hauseigene Strecke sind verwirklichte Jugendträume. „Ich dachte mir, wenn ich es jetzt mit 40 Jahren nicht mehr angehe, dann mache ich es gar nicht mehr. Es war höchste Zeit“, sagt Bodingbauer und lacht herzhaft. Da durfte eine coole, herausfordernde Strecke natürlich nicht fehlen. „Nachdem ich hier den Wald habe, dachte ich mir, die Fläche sollte man ein bisschen besser nutzen als nur für Brennholz“, erzählt er augenzwinkernd. Das Fahren sei ein perfekter Ausgleich und ein gutes Training gleichermaßen. Denn während des Fahrens könne man nicht den Bruchteil einer Sekunde lang an etwas Anderes denken. Zudem müsse man nicht nur die entsprechende körperliche Fitness mitbringen, sondern auch eine gute Reaktionsgeschwindigkeit und einen ausgewogenen Gleichgewichtssinn haben. „Im Prinzip ist es Ausdauersport und Intervalltraining“, so Bodingbauer. Wie sehr inspiriert das Herumkurven im Wald und wie sehr ist es eine Art „Reboot-Knopf“-Drücken zum Abschalten von der Hektik und dem Stress des Berufsalltags? „Wenn ich einen dicken Kopf von der Arbeit habe, fahre ich ein paar Runden und powere mich richtig aus. Das brauche ich regelmäßig. Wenn ich ein oder zwei Wochenenden nicht fahre, dann fragt mich meine Frau schon, ob ich nicht vielleicht wieder mal Motorrad fahren könnte“, schmunzelt er.
Das Ziel vor Augen
Würde man ein Gedankenexperiment anstrengen und das Motorradfahren mit dem Leben eines Unternehmers verknüpfen, was ist dann die Strategie von BGtech, um der Konkurrenz davonzufahren? „Unser Rezept ist, dass wir mit Industriedesignern den Kunden ein Produkt anbieten, bei dem wir für das Design, für die technische Umsetzbarkeit und für die Kosten verantwortlich sind. In diesem Bereich gibt es keinen, der das so macht wie wir. Oft muss der Kunde dafür zu drei oder vier unterschiedlichen Anbietern gehen, bei uns kriegt er alles aus einer Hand. Ebenso kommt die Erfahrung, die wir aus jahrelanger Arbeit mit Blech und Design gesammelt haben, beim Kunden sehr gut an.“ Eine Parallele sei auf jeden Fall, eine – vielleicht anfangs zu groß wirkende – Aufgabe am Ende des Tages trotzdem erfolgreich zu bewältigen. „Wenn ein Kunde eine sehr herausfordernde Aufgabe für uns hat, kann man das mit dem Motorradfahren vergleichen. Das ist so, als ob du vor einem sehr steilen Berg stehst, den du hinauffahren willst. Dann musst du fokussiert an die Sache herangehen, mit dem Gefühl, dass du sie schaffen kannst. Vielleicht braucht man drei oder vier Anläufe beziehungsweise Verbesserungen an seinem Produkt, wo einem schon das Herz in den Ohren klopft. Aber dann schaut man sich das Ziel genau an, hat es vor Augen und auf einmal denkt man sich: „Das geht ja viel leichter als gedacht.“ Alleine daran merke man, wieviel von der mentalen Einstellung abhänge. Das Ziel vor Augen zu haben sieht Bodingbauer als eine Gemeinsamkeit zwischen der Arbeit, dem täglichen Leben und dem Motorradfahren: „Es gibt aber trotzdem immer wieder Situationen, wo du das Ziel aus den Augen verlierst oder vielleicht gar kein richtiges Ziel hast. Das hat mir das Motorradfahren sehr schnell klargemacht und war für mich ein Schlüsselerlebnis.“ Das Ziel vor Augen zu haben und sich auch im entscheidenden Moment zu überwinden sei essentiell, denn „wenn man sich denkt, man schafft diesen Berg nicht oder der Auftrag ist eigentlich zu groß, um ihn zu bewältigen, braucht es schon eine große Portion Überwindung. Auch in der Firma haben wir in der Anfangszeit mit etwas Überwindung sicher mehr Risiko genommen, weil wir uns Maschinen angeschafft haben, die uns ein wenig überdimensioniert vorkamen.“
„Wir fangen nicht zu schreien an“
Das sei aber so ziemlich das einzige Risikobehaftete, das Bodingbauer in seiner Rolle als Unternehmer gemacht habe, denn beim Motorradfahren könne er maximal sich selbst Schaden zufügen, bei einem Unternehmen müsse man vorsichtiger fahren. Immerhin hängen hier Arbeitsplätze und andere Menschen dran. „Wenn ich die Firma so führen würde, wie ich Motorrad fahre, dann wäre das ein bisschen gefährlich“, sagt er und lacht. Die vorausschauende, etwas konservative Art der Unternehmensführung passe gut zu BGtech und sei verantwortlich für den Unternehmenserfolg. Das Resultat des risikoreichen Motorradfahrens wiederum hat Bodingbauer auch schon mit einem gebrochenen Schlüsselbein und Schulterblatt bezahlt. Das nimmt er aber mit einer gehörigen Prise Humor: „Was man lernt, ist das richtige Abrollen und dass man sich dem Sturz hingibt. Bei den Motorradfahrern ist es nicht so wie bei den Fußballern, dass man liegen bleibt und zu schreien anfängt. Wir springen auf und schauen, dass wir schnellstmöglich weiterfahren. Außerdem lernt man auch sehr viel über die Anatomie des menschlichen Körpers“, schmunzelt er, setzt sich seinen Helm wieder auf und brettert über Stock und Stein seine Forststrecke zum nächsten Sprung.
Gedanken
Motorradfahren bedeutet für michEntspannung, Reset-Knopf drücken, die Geschwindigkeit genießen.
Glücklich bin ich, wennich mit meiner Frau Doris eine Runde spazieren gehen kann, meine Fische füttere oder eine Runde mit dem Motorrad fahre.
Das finde ich in der heimischen Wirtschaft gutdie sehr hohe Handschlagqualität der österreichischen Unternehmen.
BGtech steht fürDesign und Qualität.
Mein Führungsstil istkollegial.
Da will ich unbedingt noch hin reisenIch möchte unbedingt auf den Südpol, allerdings ohne Motorrad (lacht).
„Wenn uns ein Kunde eine herausfordende Aufgabe stellt, ist es oft so, als ob man mit dem Motorrad einen Berg bezwingen will. Man braucht vielleicht mehrere Anläufe, aber am Ende geht es leichter als gedacht.“
Helmut BodingbauerGeschäftsführer und Inhaber, BGtech Metallbau
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