Abheben, um am Boden zu bleiben
Beruflich bestimmt Michael Kräftner den Kurs des Softwareunternehmens Celum, privat navigiert er einmotorige Propellerflugzeuge durch die Lüfte. Seine große Leidenschaft ist das Fliegen. Ein Gespräch über Gemeinsamkeiten von Geschäftsführern und Piloten, das Leben im Moment – und einer überraschenden Begegnung mit einer Herkulus-Maschine des Bundesheers in niedriger Flughöhe.
„Wenn man sich im Landeanflug befindet, ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich Gedanken zu machen, was man später am Nachmittag zur Jause isst“, sagt Kräftner, während er seine Pilotentasche mit Kopfhörern, Flugkarte und Navigationsgerät neben einer zweisitzigen Diamond Katana abstellt. „Im Hier und Jetzt zu sein ist unerlässlich für einen Piloten, in der Businesswelt ist das ähnlich.“ Wir befinden uns im Hangar des Flugplatzes in Wels, in dem Dutzende Flugzeuge stehen. Seit seiner ersten Flugstunde ist Kräftner nun in seiner Freizeit regelmäßig hier. „Das war der Moment, in dem ich mit dem Flugvirus infiziert wurde. Das Gefühl war einfach überwältigend“, erinnert er sich. Mehr als 20 Flugstunden im Jahr gehen sich trotzdem kaum aus für ihn, Kräftner sieht sich als „Casual Flyer“. Also kein Luftsport bis zur Perfektion, dafür mal eben zur Entspannung nach Klagenfurt fliegen, im Wörthersee baden und am Abend wieder heim. Dass er nicht öfter abheben kann, hat zwei Gründe. Erstens die zeitintensive Aufgabe als Geschäftsführer eines rapide wachsenden Software-Unternehmens, zweitens die klimatischen Bedingungen in Oberösterreich. „Ich betreibe Sichtflug, dabei ist man komplett vom Wetter abhängig, das ist die freieste Art zu fliegen“, sagt Kräftner. Besonders im Zentralraum macht der Nebel öfters einen Strich durch die Rechnung. Auch heute: Eigentlich wollten wir das Interview über den Wolken führen, stattdessen bleiben wir im Hangar. Aber Österreich hat auch viele Vorteile für Piloten. „Fliegerisch gesehen ist das eine der schönsten Gegenden der Welt, von Wels aus fliegst du ein paar Minuten und kannst um den Traunstein touren“, sagt Kräftner. Das erfordert besonderes Können: Deutsche Piloten müssen sich dafür separat ausbilden lassen, im österreichischen Flugschein ist die Alpineinweisung schon integriert.
Fliegen – mehr als nur Hobby
Wie viele Parallelen es zwischen dem Aufgabenbereich von Piloten und Geschäftsführern gibt, wurde Kräftner erst nach einigen Flugstunden bewusst. „Besonders in Krisensituationen agiert man ähnlich“, sagt der CEO. Oberstes Gebot bei einem Notfall in der Luft: Avigate, navigate, communicate. Also zuerst das Flugzeug weiter steuern, dann Kurs bestimmen und im dritten Schritt Hilfe anfordern. „Auch im Geschäftsleben muss man zuerst tun, was zu tun ist, dann eine Strategie ausarbeiten und danach kommunizieren“, sagt Kräftner. Und wie auch in einem Unternehmen macht Planung vor der Umsetzung einen großen Anteil der Zeit aus.
Kräftner ist eines von mehr als 600 Mitgliedern, die der Verein „Weiße Möwe“ hat, der sich um die Leitung des Flughafens kümmert. 365 Tage im Jahr ist hier geöffnet, die Mitglieder können aus einem großen Pool an Flugzeugen auswählen. „Das Ganze funktioniert wie bei dem Car2Go-Konzept, man kann online reservieren, das Konzept ist modern und unkompliziert“, schwärmt Kräftner. Bedingung natürlich: die nötige Ausbildung und Erfahrung mit dem Fluggerät. Der Flugplatz ist der größte öffentliche Zivilflugplatz Europas in Vereinshalterschaft und hätte fast einer neuen Flächenwidmung weichen müssen. Nur weil seltene Wiesenvögel am Gelände brüteten und Teile des Flugplatzgeländes zum EU-Vogelschutzgebiet erklärt wurden, blieb der Flugplatz letztendlich erhalten. Für Kräftner ein Glücksfall. „Für mich ist in dieser Diskussion die wirtschaftliche Relevanz des Standortes immer zu kurz gekommen“, sagt er, „ein Flugplatz ist als Entwicklungsstandort nicht zu unterschätzen.“ Motorenhersteller Rotax testet hier Motoren, der Feuerwehrautohersteller Rosenbauer nutzt das Gelände für Vorführungen, regelmäßig steigen hier Corporate-Flieger von Unternehmen in den Himmel. „Manchmal wird die Fliegerei wie ein Hobby von ein paar Trotteln dargestellt, dabei ist sie als Wirtschaftsfaktor gerade in Oberösterreich von Bedeutung.“
Celum hebt ab
Wäre Kräftner nicht so intensiv mit seiner Tätigkeit als Geschäftsführer von Celum beschäftigt, wäre er vermutlich jedes Wochenende hier am Hangar. Sein Softwareunternehmen wächst schnell: „Wir haben mittlerweile mehr als 100 Mitarbeiter“, sagt der CEO, „das vergangene Jahr war sehr erfolgreich für uns.“ 30 Prozent konnte man beim Umsatz zulegen, der Lizenzumsatz wurde beinahe verdoppelt. „In den vergangenen Jahren sind wir in Prozent und in absoluten Zahlen nie stärker gewachsen als jetzt, auf dieses gesteigerte Wachstum trotz zunehmender Größe sind wir stolz“, sagt Kräftner. Und in diesem Tempo soll es weitergehen. Dafür müssen neue, qualifizierte Mitarbeiter gefunden werden. Bis Ende 2017 soll die Belegschaft abermals um 20 Prozent mehr werden. „Technische Fachkräfte sind nach wie vor sehr schwierig zu bekommen“, erzählt der Geschäftsführer. Um einen Vorteil zu haben, sucht Celum mittlerweile intensiven Kontakt zu Universitäten, unterstützt Kooperationsprojekte und ist auf Schülerebene tätig, wo in Projekten Kindern das Programmieren schmackhaft gemacht werden soll. Ein Hindernis weniger bei der Mitarbeitersuche ist, dass IT-Berufe mittlerweile wieder auf der Liste der Mangelberufe stehen, so können relativ unkompliziert Menschen aus Drittstaaten angestellt werden. Um den Fachkräftemangel insgesamt in der Branche zu beheben, wird das aber nicht reichen, sagt Kräftner. „Es ist eine Herausforderung für die Politik, dass technische Berufe attraktiver dargestellt werden und junge Menschen bei ihrer Berufswahl unterstützt und beraten werden“.
Der Nebel hat sich immer noch nicht verzogen, an ein Abheben ist also auch jetzt noch nicht zu denken. Aber Risiko will Kräftner keines eingehen. „Respekt ist in der Fliegerei wichtig und auch, für andere mitzudenken.“ Ob er schon einmal Angst als Pilot hatte? „Nein, das nicht, aber kuriose Überraschungen hat es schon gegeben“, erinnert er sich und schmunzelt. Etwa das eine Mal, als er bei einem Rundflug von der Fluginformation kontaktiert wurde, einer Art Verkehrsfunk. „Sie haben mich gewarnt, dass von rechts auf meiner Flughöhe ein schweres Flugzeug auf mich zukommt“, sagt Kräftner, „ich habe das zuerst gar nicht glauben können, weil so große Flieger in der Flughöhe normal nicht anzutreffen sind.“ In dem Fall war es eine gewaltige Herkules-Maschine des Österreichischen Bundesheers, die Piloten trainierten wohl gerade Tiefflug-Manöver. „Zum Glück waren sie doch relativ weit weg, wirkliche Gefahr bestand keine.“_
„Im Hier und Jetzt zu sein ist unerlässlich für einen Piloten, in der Businesswelt ist das ähnlich.“
Michael KräftnerGeschäftsführer, Celum
#Weitere Artikel
Wenn Entspannung zur Herausforderung wird …
Was macht eigentlich ein Mensch, der beruflich täglich hochkomplexe Aufgaben lösen muss, in seiner Freizeit, um abzuschalten? Er begibt sich an einen Ort der Stille … und löst hochkomplexe Aufgaben. So macht es zumindest Stefan Zikeli, Geschäftsführer der one-A engineering Austria GmbH. Was auf den ersten Blick etwas verwunderlich wirken mag, macht auf den zweiten Blick umso mehr Sinn.
„Ein guter Steuerberater ist ein Art Co-PIlot“
500.000. So viele Skitourengeher sind in Österreich im Winter nach Schätzungen der alpinen Vereine unterwegs. Kurt Lassacher ist einer von ihnen. Das Bergaufgehen scheint ihm zu liegen. Auch beruflich hat er nun als Partner und Geschäftsführer der BDO Salzburg einen Gipfel erklommen.
„In der Natur bekommt man den Kopf frei“
Auf diesem Kleinod mit Wiesen und Wäldern, Bächen und Auen lässt es sich gut aushalten. Und auftanken. Für Herwig Mahr, FPÖ-Klubobmann und Unternehmer, ist sein Augrundstück Kraft- und Energiequelle für seinen politischen und unternehmerischen Alltag.
Die Musik der Zahlen
Als erste weibliche Vorstandsdirektorin in der 170-jährigen Geschichte der Sparkasse Oberösterreich hat Stefanie Christina Huber beruflich viel mit Zahlen zu tun. Was diese mit ihrer Leidenschaft für klassische Musik gemeinsam haben, wie sie für Harmonie in ihrem Team sorgt und welche Note sie in ihrer neuen Funktion hinterlassen will.
Das Hirn sitzt rechts
Im bürgerlichen Leben ist Johannes Keferböck bei der Deutschen Vermögensberatung tätig. So erfolgreich wie deren Aushängeschild – der siebenfache Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher – ist er zwar noch nicht, mit dem Sieg bei der Mühlviertler Jänner-Rallye 2018 setzte er aber ein Ausrufezeichen. Keferböck, der selbsternannte „Bauernbua“ im positiven Sinn, verrät, welche Gemeinsamkeiten es zwischen dem Rallyefahren und der Vermögensberatung gibt, warum das Hirn im Rallyeauto immer rechts sitzt und es keinen Sinn macht, ein arroganter „Hund“ zu sein.
„Quäl dich, du Sau!“
Während „normale“ Menschen nach dem Büro gerne mal am Sofa entspannen oder ihr Lieblingsrestaurant besuchen, ist die Freizeit von Johannes Pracher besonders während der Trainingssaison bis auf die letzte Minute verplant. Und Trainingssaison ist fast immer. Denn die große Leidenschaft des Kepler Society-Geschäftsführers und Ironmans ist der Triathlon.
„Give me fuel …
… give me fire, give me that, which I desire“ – Diese Textzeile der Rockband Metallica, die damit ihre Leidenschaft zu schnellen Autos ausdrückte, kommt einem in den Sinn, wenn man mit dem Autohausbesitzer Franz Reichhart aus Mauthausen in seinem 325i BMW Cabrio Oldtimer mitfährt. Dritter Gang, vierter Gang, fünfter Gang. Ein langer Tritt auf das Gaspedal. Man merkt förmlich, wie das Benzingemisch einfährt und die Schubkraft einen in den Sitz drückt. Ein schelmisches Grinsen breitet sich in seinem Gesicht aus: „Das ist pures Lebensgefühl.“
Wie man der Konkurrenz davonfährt
Der Wind pfeift durch die Baumwipfel. Die Vögel zwitschern. Und ein Motorrad fliegt durch die Luft. Aber warum gerade in einem Wald hinter einem alten Bauernhaus? Wir sind zu Gast in Kefermarkt bei Helmut Bodingbauer, Geschäftsführer und Inhaber von BGtech Metallbau, dem oberösterreichischen Experten für Sonderschaltschränke. Seine Technikaffinität lebt er auch in der Freizeit aus. Dafür hat er sich sogar im Wald eine eigene Motorradstrecke gebaut.
„Ich bin kein Streithansel“
Bei ihrem Job-Antritt im November 2016 wurde sie oft wenig charmant als „Quotenfrau“ und „Notlösung“ bezeichnet. Doch davon hat sich die 34-jährige Helena Kirchmayr nicht beirren lassen. Beim Treffen auf dem elterlichen Bauernhof in Pucking erzählt sie uns, was ihre ganz persönliche Inspirationsquelle ist, warum sie als Klubobfrau kein Streithansel ist und warum der Volkspartei ein Tritt in den Hintern nicht schadet.
Mit dem Oldtimer in Richtung Freiheit
Das gewohnte Umfeld verlassen, für ein paar Stunden abschalten und Kraft tanken:
Für USP Außenwerbung-Geschäftsführer Christian Urban gibt es nichts Schöneres, als sich gemeinsam mit Firmenhund Zookie in seinen Mercedes SL 280 zu setzen und neue Orte zu entdecken.
Zwischen den Zeilen lesen
Jahrelang leitete er als Obmann den ÖVP-Landtagsklub, seit Oktober 2015 ist Thomas Stelzer Landeshauptmann-Stellvertreter und in der Landesregierung für Bildung, Jugend, Frauen, Forschung und Personal zuständig. Viele sehen in ihm den zukünftigen Landeshauptmann Oberösterreichs. Wir haben uns mit ihm über seine größte Leidenschaft unterhalten: das Lesen. Stelzer gilt als fleißiger Macher und Musterschüler, Motivations- und Coachingbücher treiben ihn dazu aber nicht an. Vielmehr liebt er es, in Romanen in fremde Welten abzutauchen.
Immer am Ball
Das Motto von Johann F. Höfler: Wenn man etwas tut, dann aber richtig. Ob bei TTI, das sich unter seiner Führung von einer kleinen Zeitarbeitsfirma zu einem der größten Anbieter des Landes entwickelt hat, oder im Fußball als Präsident des Regionalligisten St. Florian. Und bei seiner Leidenschaft, dem Golfen. Sein Motto zieht sich durch.
Lieblingshobby: Welt erschaffen
Tagsüber leitet er ein Planungsbüro für Industrieanlagen. Abends ist er in einer Welt, die er sich selbst geschaffen hat – Thomas Füchsel schreibt und hat jetzt seinen ersten Kriminalroman veröffentlicht. Warum einer der Geschäftsführer von TBP fürs Romanschreiben anstatt fürs Lesen plädiert und andere damit völlig aus der Ruhe bringt.
Der an der Zeit dreht
Sein Vater erlaubte ihm nicht, Koch zu werden, also wurde er Uhrmachermeister. Und zwar der einzige in Oberösterreich mit allen Rolex-Zertifizierungen, die es gibt. Als Prokurist des Rolex-Fachhändlers Liedl in der Linzer Landstrasse hat Maximilian Carmann täglich mit wertvollen Uhren und Juwelen zu tun. Einer seiner größten Erfolge betrifft aber den Sport.
Planen, aufbauen, abschließen
Die meisten erfolgreichen Menschen schöpfen aus ihren Leidenschaften Kraft und Inspiration für die Arbeit. Bei Wolf-Dieter Holzhey ist das etwas anderes: Eine der größten Leidenschaften des gebürtigen Welsers ist die Arbeit selbst. Genauer gesagt das unermüdliche Planen und Durchführen von neuen Projekten – in der Medienbranche mit LT1, der Gastronomie und im Immobilienbereich. Bei der Rettung des Traditionsvereins LASK entwickelte sich aus der Leidenschaft sogar noch mehr.
Einmal auftanken, bitte!
200 Kilo schwer, Baujahr 1960, Zweizylinder Viertakt-Boxer-Motor, fussgeschaltetes Vierganggetriebe, den Besitzer sechs mal gewechselt. Die Rede ist von der BMW R50. Oder anders ausgedrückt: ES geht um die große Leidenschaft von Landesrat Manfred Haimbuchner.
„Das Limit in unserem Kopf ist nicht das Limit“
Warme 25 Grad, die brauchen Menschen für gewöhnlich, um ins Wasser zu gehen. Max Raber
tickt hier anders. Um im Alltag herunterzukommen, pflegt der Geschäftsbereichsleiter von ELO Digital Office AT ein Hobby, wovor fast jede:r instinktiv zurückschreckt: Baden in Wasser um
den Gefrierpunkt. Nicht für fünf Sekunden, sondern gerne für mindestens 20 Minuten.
Von Geldflüssen und anderen Gewässern
Kurze Hose, sommerliches T-Shirt, ein Kajak auf der Schulter und ein Paddel in der Hand … vielleicht ein etwas ungewöhnliches Bild eines Bankdirektors. Doch bei genauerem Hinsehen wird schnell klar: Es ist durchaus hilfreich,wenn sich ein Manager einer Bank mit wilden Gewässern auskennt.„Sowohl in der Finanzwelt als auch am Wasser geht’s darum, dass man weiß, wo die Grenzen sind – man muss sich intensiv damit auseinandersetzen, man muss vordenken und sich der Verantwortung bewusst sein“, sagt Christoph Wurm, Generaldirektor der VKB-Bank.