Industrie nimmt Startup-Szene ins Visier
Seit rund drei Jahren ist das akademische Startup-Netzwerk Akostart OÖ aktiv und hat gemeinsam mit tech2b und weiteren Institutionen eine sehr dynamische Szene in Oberösterreich etablieren können. Jetzt wurden im Softwarepark Hagenberg die Brücken zur Industrie gebaut, was sowohl für die Startup-Szene, als auch den Industriestandort interessante Potentiale eröffnen könnte.
Sie nennen sich ganz informell mal „Gründer-Roundtable“ mal „Plattform Gründen“, die Rede ist von den Baumeistern der oberösterreichischen Startup-Szene, die sich in den vergangenen drei Jahren zur dynamischsten in ganz Österreich entwickelt hat. Unter der Führung von Peter Polgar, dem Leiter des Gründerservice der Wirtschaftskammer OÖ, den Vertretern der oö Hochschulen Gerold Weisz und Professor Norbert Kailer, die auch akostart oö initiiert und aufgebaut haben, und tech2b-Geschäftsführer Markus Manz, wurden die Kräfte in Oberösterreich gebündelt und klare Strukturen geschaffen. Bei laufenden Meetings werden die Projekte und Maßnahmen zumindest quartalsweise besprochen und abgestimmt.
Pierer investiert 5 Millionen
Die gemeinsame, koordinierte Vorgehensweise und die im Hochschulbereich durch akostart oö und tech2b belebte Szene, ist auch den Industriekapitänen nicht verborgen geblieben. Mit Stefan Pierer (KTM-Eigentümer), Axel Greiner (IV Präsident und Greiner Holding Miteigentümer), Gerhard Kürner (voestalpine) und Gert Reichetseder (Wacker Neuson) wurde der Dialog gestartet, um in der nahen Zukunft gemeinsame Maßnahmen zu setzen, die sowohl für die Industrie als auch die Startup-Szene positive Impulse bringen. Den konkreten Startschuss setzt Pierer selbst mit seiner CROSS Industries AG, mit der er einen fünf Millionen schweren Startup-Fonds für Oberösterreich mit Sitz in Wels aufstellt. „Die richtigen Ansprechpartner bei Industrieunternehmen zu finden ist oft nicht leicht für Startups. Das ändere ich jetzt – alle können direkt zu mir kommen. Es werden zwar von 200 Projekten vielleicht nur 5 zum Zug kommen, aber nicht weil es am Kapital mangelt, sondern weil dann das Projekt nicht gut genug ist, oder nicht ins Portfolio passt.“, betont Stefan Pierer. Von allen vier Industrie-Granden wird hervorgestrichen, dass kleine und dynamische Einheiten außerhalb von Konzernstrukturen oft schneller und mit anderen Lösungsansätzen einen inno- vativen Mehrwert schaffen können. Die Kombination dieser Startup-Einheiten mit der Kraft der Industriekonzerne soll positive Wachstumsimpulse und Innova- tionen hervorbringen. Das Konzept für eine optimale Nutzung der Synergien zwischen Startups und der Industrie hat tech2b-Geschäftsführer Markus Manz entwickelt. Vor allem sogenannte „Gazellen“ – schnell wachsende, innovative Unternehmen, die durch neue Tech- nologien Leitbetriebe von Morgen sein können – müssen identifiziert und mit der Industrie zusammengebracht werden. Wenn es nach Manz geht, sollten die Zugänge koordiniert über die Intermediäre (tech2b, akostartoö, WKOÖ) auf persönlicher Ebene hergestellt werden. Eine breite Umsetzung des Konzepts im Rahmen des österreichweiten AplusB- Programms strebt er an. IV-Präsident Axel Greiner ist davon überzeugt: „Oberösterreich ist DAS Industrieland – damit haben wir auch eine gewisse Vorbildfunktion. Wenn es in Oberösterreich funktioniert, wird es auch in anderen Bundesländern gemacht.“
„Einer der wichtigsten Faktoren für die weitere Entwicklung der Startup-Szene ist, dass das nunmehr etablierte Netzwerk weiter Fahrt aufnimmt und als Kreislauf funktioniert“, betont Gerold Weisz von akostart oö. „Erfolgreiche Projekte, die im Umfeld groß werden, müssen wieder zurück zu den Wurzeln und dort die jungen Projekte unterstützen und mitbegleiten. Ein System, das sich selbst finanziert und ein unglaublicher Wachstumsmotor ist.“ akostart hat diesen Kreislauf durch ein Advisory Board institutionalisiert: Größen der Szene, die selbst im akostart- und Hochschul-Umfeld groß geworden sind, wie Bernhard Lehner und Stefan Kalteis (123people), Klaus Hofbauer, Jürgen Smid und Olivver Sonnleithner (alle Karriere.at), oder Alfred Luger und Florian Gschwandtner (beide runtastic), stehen den jungen Gründern ehrenamtlich mit Rat und Tat zur Seite. „Wir wollen damit der Szene etwas zurückgeben, Feedback geben und Kontakte herstellen. Natürlich auch die Startups vor Fehlern bewahren, die wir selbst damals gemacht haben. In manchen Fällen sind auch Projekte dabei, wo es Synergien gibt und man sich in weiterer Folge beteiligen kann, wodurch das Wachstum wiederum beschleunigt wird.“ erklärt runtastic-Gründer Alfred Luger seine Motive, warum er sich trotz vollem Kalender für die Projekte Zeit nimmt.
Hochschulen als Treiber
Im Hintergrund aktiv ist mit Norbert Kailer ein international anerkannter Wissenschaftler im Bereich Entrepreneurship, der an der Johannes Kepler Universität das Institut für Unterneh- mensgründung und Unternehmens- entwicklung leitet. Seit elf Jahren setzt er sich intensiv für die Forcierung der Gründungsthematik in den oberösterreichischen Hochschulen und in der öffentlichen Wahrnehmung ein. An der Gründung von akostart oö war er gemeinsam mit Gerold Weisz als Ideengeber und Architekt wesentlich beteiligt. Die Forderung nach einem derartigen Prä-Inkubator und das entsprechende Konzept, hat er schon vor Jahren in wissenschaftlichen Publikationen untermauert. Die erfolgreiche Umsetzung war dann ein Zusammenspiel von vielen konstruktiven Kräften im Land, betont er: „Gerold Weisz ist in Oberösterreich ein ganz wesentlicher Aktivposten und der Dreh- und Angelpunkt der Szene, nur gemeinsam durch den Schulterschluss der Fachhochschule Oberösterreich, der Johannes Kepler Universität und der Kunstuniversität Linz konnten wir diese Dynamik aufbauen. Zusätzlich gibt es sehr viele wesentliche Partner, die das Projekt von Anfang an unterstützt haben.“ Konkret nennt er die Sparkasse Oberösterreich, die Wirtschaftskammer Oberösterreich und den Hightech-Inkubator tech2b, sowie mit Landesrätin Doris Hummer und Landesrat Michael Strugl auch politische Vertreter, die sich für die Szene und den Prä-Inkubator stark gemacht haben. Diesen Vorreitern folgen nun weitere oberösterreichische Leitbetriebe und Institutionen – die Dynamik könnte Oberösterreich beflügeln._
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