Industrieland Steiermark 3
Digitalisierung: Wie geht das?
Dass Digitalisierung wichtig ist, ist irgendwie allen klar. Wie der Prozess aber in der Praxis aussieht, ist weniger eindeutig: „Digitalisierung“ bedeutet alles und nichts. Der Werkzeughersteller Boehlerit aus Kapfenberg macht gerade vor, wie es funktionieren kann: Er holt momentan die Industrie 4.0 in seine Werke.
Am Anfang von Boehlerits Digitalisierungsprozess stand, wie so oft, eine Analysephase. Der Werkzeughersteller holte das Smart Production Lab der FH Joanneum Kapfenberg mit ins Boot. Das dortige Team sucht Möglichkeiten, digitale Transformationsprozesse in mittelständischen Betrieben zu beschleunigen. Die Forscher beschäftigten sich mit den Produktionsabläufen der Boehlerit-Werke. „Wir wollen unsere Produkte technisch so weit vorantreiben, dass unsere Kunden sie problemlos in ihre Systeme einbinden können“, sagt Vertriebsleiter Gerhard Melcher. Die Rolle von Boehlerit sei es, die notwendigen Voraussetzungen und Schnittstellen zu schaffen. In der Praxis heißt das, dass Boehlerit etwa alle seine Produkte mit sogenannten RFID-Tags ausrüstet. Diese „digitalen Etiketten“ liefern dann über ein Lesegerät alle Informationen zu dem Produkt und seiner Anwendung “ so können zum Beispiel Fehler bei der Benutzung vermieden werden.
Das Optimum
Digitalisierung fängt aber nicht beim Kunden an. Ziel des Prozesses von Boehlerit ist es, die drei Standorte in ßsterreich, Deutschland und der Türkei besser zu vernetzen. Bisher wurden Daten über Produktionsprozesse teilweise digital, teilweise analog gemessen. Diese Aufgabe übernehmen jetzt sechs Messstationen, die nach einheitlichen Standards ihre Messwerte auf eine Datenbank ablegen. So können die Daten besser ausgewertet werden und helfen bei der weiteren Effizienzsteigerung.
Auch in der Produktion selbst werden neue Wege gegangen. „In Kapfenberg sind etwa 4.000 Presswerkzeuge im Einsatz. Unser Ziel ist es, jede Komponente eindeutig identifizierbar zu machen“, sagt Erhard Sattler, Leiter des Boehlerit-Technologiezentrums. So können, wenn eine Maschine einen neuen Auftrag erhält, automatisch nur die Teile aktiviert werden, die für den Herstellungsprozess notwendig sind. Damit würden langwierige Einstellungsarbeiten wegfallen.
Melcher erkennt bei den Kunden von Boehlerit einen Trend: „Je größer und je näher an der Automobilindustrie ein Unternehmen ist, desto höher ist der derzeitige Digitalisierungsgrad.“ Als Bindeglied könne Boehlerit helfen, „Nachzüglern“ beim Aufholen zu helfen. „Da wir selbst im Vergleich zu anderen mittelständischen Unternehmen der Branche schon sehr weit in Sachen Digitalisierung sind, können wir mittlere und kleinere Unternehmen aus anderen Branchen an das Thema heranführen “ und ihnen den „Respekt“ vor der Digitalisierung nehmen.
Wir wollen unsere Produkte technisch so weit vorantreiben, dass unsere Kunden sie problemlos in ihre Systeme einbinden können.
Gerhard Melcher
Vertriebsleiter, Boehlerit
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