In Neufelden daheim, am Weltmarkt an der Spitze
Von Ankara und Bagdad in ganz jungen Jahren ist der heutige Biohort-Geschäftsführer Maximilian Priglinger über Linz in Neufelden gelandet. Seinen Status im elterlichen Unternehmen wollte er sich ohne Vorschusslorbeeren mit Ehrgeiz und Fleiß erarbeiten, was ihm auch gelungen zu sein scheint. Das Biohort-Rekordergebnis im Jahr 2021 spornt ihn an, weiterhin alle Register zu ziehen.
Nicht selten wird in der eigenen Heimat gar nicht so sehr geschätzt, was man macht. Wie ist das bei Ihnen? Ist man hier in Neufelden stolz auf den europäischen Marktführer für hochwertige Aufbewahrungslösungen aus Metall für den Garten?
Maximilian Priglinger: Ich glaube schon, dass die meisten Leute – soweit ich es zumindest mitbekomme – sehr stolz sind, dass Biohort in Neufelden seine Wurzeln hat. Genauso wie die Neufeldner:innen stolz sind, dass Spitzenkoch Philip Rachinger da ist, oder auch die Rohrbacher:innen stolz sind, dass die Feuerwehrweltmeister aus ihrem Bezirk kommen. Aber natürlich wird der Erfolg des Unternehmens sehr genau beobachtet, die Leute interessieren sich für das Unternehmen und dafür, wie die Entwicklung vorangeht.
Auch für Ihre Firma Ascendor haben Sie als Standort das Mühlviertel gewählt und entwickeln hier seit 2006 innovative Liftsysteme. Inwiefern ist das Mühlviertel ein guter Boden für innovative Unternehmen?
Maximilian Priglinger: Was die Mitarbeiter:innen betrifft, ist es super, weil die Mühlviertler:innen ehrgeizig sind, ehrlich und auch eine sehr ausgeprägte Handschlagqualität haben. Das ist auf jeden Fall positiv. Was den Bezirk etwas unattraktiv macht, ist die Topografie. Vergebens sucht man eine aufgeschlossene und ebene Fläche, wie man sie aus Linz oder von anderswo kennt. Für uns war es schwierig, eine Baufläche zu finden, als wir den dritten Standort eröffnet haben. Wir wollten nicht acht kleine Standorte haben, sondern komprimieren. Man nimmt dadurch weniger Fläche in Anspruch und kann die Prozesse effizienter gestalten. Deshalb sind wir auch froh, dass wir alle drei Standorte relativ nahe beisammen haben.
Welche Vor- und Nachteile hat der Standort Neufelden? Wäre es woanders vielleicht einfacher gewesen?
Maximilian Priglinger: Eine ebene Fläche zu finden wäre vielleicht in Linz einfacher, aber was die Mitarbeiter:innen angeht, wäre es dort sicher schwieriger für uns. Wir wollen die Arbeit zu den Mitarbeiter:innen bringen und ihnen das lange Pendeln in den Zentralraum ersparen. Daher ist es nicht schlecht, dass wir hier auf drei große Standorte aufgeteilt sind. Weil das Einzugsgebiet für Biohort damit insgesamt größer wird.
Während in fast allen Branchen ein Arbeitskräftemangel herrscht, hat Ihr Unternehmen Biohort von Juni 2021 bis jetzt circa 200 Mitarbeiter:innen dazugewonnen. Bitte, wie gelingt das?
Maximilian Priglinger: Wir tun nach innen wie außen sehr viel für eine gute Arbeitgebermarke. Und ja, wir können behaupten, ein guter Arbeitgeber zu sein. Wichtig ist, dass genau das die Mitarbeiter:innen ehrlich nach außen tragen können. Dafür machen wir sehr viel. Wir wissen, dass Human Resources unser wertvollstes Kapital sind. Das Zweite ist, dass wir die Mitarbeiter:innen zu Beteiligten machen. Wir wollen, dass sich die Mitarbeiter:innen selbst der Rekrutierung annehmen und haben das „Mitarbeiter:innen-werben-Mitarbeiter:innen-Modell“ eingeführt, und das wirkt sehr gut.
Ihr seid von einer unabhängigen Fachjury zum besten Familienunternehmen Österreichs gekürt worden. Wie wird man zum besten Familienunternehmen Österreichs?
Maximilian Priglinger: Genau wissen wir es auch nicht, aber wir wissen, welche Unternehmen sich noch beworben haben, und da waren schon sehr gute Unternehmen aus den anderen Bundesländern dabei. Ich glaube, dass bei uns sicher die Kennzahlen, die Eigenkapitalquote und auch das organische Wachstum über die letzten Jahre die Jury beeindruckt haben. Was in dem Zusammenhang sicher auch eine Rolle spielt: Nachhaltigkeit heißt bei uns, dass das Familienunternehmen weiterhin ein Familienunternehmen bleibt. Wir haben uns daher bewusst für die Privatstiftung entschieden.
Nicht viele können von sich behaupten, dass 2021 ein erfolgreiches Jahr für sie war – für Biohort war es das erfolgreichste der Unternehmens-geschichte: Der Gesamtumsatz ist im vergangenen Jahr um 40 Prozent gestiegen.
Maximilian Priglinger: Vor zwei Jahren hatten wir 100 Millionen Euro Umsatz, letztes Jahr 140 Millionen Euro und dieses Jahr peilen wir eine Betriebsleistung von beinahe 200 Millionen Euro Umsatz an. Das heißt, wir haben uns in zwei Jahren fast verdoppelt. Das hat die Organisation extrem gefordert und fordert sie nach wie vor. Ich bin froh, dass wir materialseitig eigentlich keine unlösbaren Probleme hatten. Das lässt sich vielleicht darauf zurückführen, dass wir schon länger gute Beziehungen zu unseren Lieferant:innen haben. Die haben uns auch in dieser Zeit die Treue gehalten. Wie es jetzt die nächsten Jahre weitergeht – da sind wir vorsichtig mit Inflation, Rezession und einbrechendem Konsum.
Was ist die Herausforderung daran, einen Familienbetrieb, der Tradition hat, zu führen?
Maximilian Priglinger: Traditionell wird eigentlich immer gern mit dem Begriff „alt“ in einen Topf geworfen – wenn man zum Beispiel ein Startup mit drei jungen Gründer:innen und einen Familienbetrieb vergleicht. Startups sind meiner Meinung nach darauf ausgerichtet, in kurzer Zeit so teuer wie möglich wieder verkauft zu werden. Bei uns werden alle Entscheidungen mit einer langfristigen Perspektive getroffen. Also wirklich über Generationen hinweg, sodass wir auch einen kurzfristigen Profit auslassen und sagen: Kurzfristig wäre es schon richtig, aber langfristig eben nicht. Wenn ein CEO in einen Konzern gewählt wird, schaut der natürlich, dass er wieder bestellt wird. Ich arbeite für die Familie und für die nächsten Generationen. Das ist schon etwas, das bei Entscheidungen einen großen Unterschied macht. Bin ich auf einen kurzfristigen Profit oder auf eine langfristige, stabile Weiterentwicklung aus?
Der Blick in die Zukunft scheint so ungewiss wie lange nicht. Herausforderungen wie die hohe Inflation, eine immer noch andauernde Pandemie und der Krieg in der Ukraine bringen viele Unsicherheiten mit sich. Wie optimistisch blicken Sie in die Zukunft?
Maximilian Priglinger: Wenn wir nichts machen würden, dann wäre ich nervös, aber wir haben sehr viele Ideen, was das Produktportfolio anbelangt. Wir haben auch noch sehr viel Potential in gewissen Ländern. Ich bin optimistisch, dass der Kurs weiter bergauf geht. Wir ziehen alle Register._
Handschlagqualität, Ehrlichkeit und Ehrgeiz – das macht die Menschen im Mühlviertel aus.
Maximilian Priglinger
Geschäftsführer, Biohort und Ascendor
#Weitere Artikel
„Wir haben eine besonders hohe Verantwortung“
Der Fleischverarbeiter Gourmetfein stellt Leberkäse, Wurst und Fleischwaren her – und setzt dabei sowohl beim Fleisch als auch bei den Futtermitteln zu 100 Prozent auf Regionalität. Garantiert wird dieser Ansatz mit einer eidesstattlichen Erklärung. Fleisch und Nachhaltigkeit – passt das zusammen?
„Es tut weh, wenn Lebensmittel weggeschmissen werden“
Der Lebensmittelkonzern Vivatis verarbeitet mehr als 100 Millionen Kilo Fleisch, Obst, Gemüse und Milch aus Österreich. Ein besonderes Anliegen ist dem Konzern und dem Vorstandsvorsitzenden Gerald Hackl eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung. Im Interview erzählt Hackl, welche Missverständnisse es bei den Konsument:innen gibt, welche Maßnahmen er sich wünscht – und warum das Thema für ihn persönlich besonders emotional ist.
Afrikanischer Wels statt Schwein
Wetterextreme, Preisschwankungen und hoher Investitionsbedarf: Die Rahmenbedingungen für Landwirt:innen werden schwieriger, die Zahl der Betriebe sinkt stetig. Andere reagieren mit kreativen und innovativen Projekten auf die neuen Gegebenheiten. Unterstützung gibt es durch Startups wie AgroBiogel, die mit ihren Produkten die negativen Folgen des Klimawandels zumindest abschwächen können.
„Gewürze kennen keine Grenzen“
„Weil es einfach geile Gewürze sind!“ Damit ist eigentlich alles gesagt. Das Erfolgsrezept ist erklärt. Die Geschichte der Zusammenarbeit zwischen dem Linzer Restaurant Rossbarth und den Grazer Gewürzexperten von Van den Berg ist erzählt. Aber wie kam das alles zustande?
PR
„Die Identifikation mit Bier in Österreich ist großartig“
Hans Böhm ist neuer Vorstandsvorsitzender der Brau Union. Im Interview erzählt er über seinen Bezug zu Österreich, die Unterschiede zur Bierkultur in den Niederlanden – und davon, womit er seine Freizeit am liebsten verbringt.
Geschäftsidee gesucht, Sucht gefunden
Biobrote mit kreativen Namen wie Roger Roggen oder Krustav verbunden mit aufwendiger Handwerksarbeit sind in der heimischen Handelslandschaft nicht üblich. Ein IT-Experte und ein Projektmanager in der Backstube eigentlich auch nicht, doch für die verschwägerten Unternehmer Oliver Raferzeder und Stefan Faschinger ist das ihr täglich Brot. Nachdem die Anfangszeit von Brotsüchtig nahezu so hart war wie altes Gebäck, schnuppern sie momentan am Erfolgsduft, der ähnlich süß riecht wie frische Christine Croissants aus dem Ofen.
Gelebte Regio-genial-ität
Sei es dank der traditionellen Brettl-jausen auf der Alm, der modernen Gastrokonzepte mit internationalen Einflüssen oder der klassischen Haubenküche – durch sie wird Öster-reich zu einem echten Genussland. Was dabei nicht fehlen darf, sind hochwertige Zutaten und Lebensmittel, am besten aus heimischer Herstellung. Und wo sind diese zu finden? Wir haben uns umgesehen und festgestellt: Geniale
und regionale Konzepte lebt man …
Wenn Duroc-Schweine Yoga-Chill-out-Musik lauschen
Mit dem Musterhof in Rüstorf wollen Philipp und Daniela Hütthaler auf insgesamt 37 Hektar ihre Vision vom Bauernhof der Zukunft zeigen – mit einer neuen Herangehensweise an die Landwirtschaft. Die konventionelle Mast soll auf einen neuen Standard gehoben werden, der Hof ist als ein Bindeglied zwischen Landwirtschaft und Produktion ein Leuchtturm für „Hütthalers Hofkultur“ – den Qualitätsgrundsatz des Fleischverarbeiters Hütthaler. Mittlerweile haben 38 Partnerhöfe das Konzept übernommen – und die Warteliste für weitere ist lang.
Datenanalyse statt Bauchgefühl
Die Digitalisierung hat längst in die Landwirtschaft Einzug gehalten: Satellitenbilder werden zur Analyse der Ackerflächen verwendet, Traktoren fahren mit Spurenlenksystemen automatisch und zentimetergenau über das Feld, Künstliche Intelligenzen prognostizieren den Ernteerfolg. Für die Landwirt:innen sind die neuen Technologien eine Chance, um besser mit volatilen Produktionsbedingungen zurechtzukommen; für Österreich sind sie essenziell, um langfristig die Versorgung zu sichern.
PR
In Asten schmeckt die Zukunft zum Anbeißen
Von Asten in die weite Welt hinaus! Das internationale Unternehmen backaldrin entwickelt seit über 50 Jahren Brotideen und hochwertige Backgrundstoffe. Neben dem in vielen Ländern bekannten Kornspitz sind auch noch einige andere Brot- und Gebäckvariationen zum Anbeißen.
Sprint oder Marathon? Wie schnell Bio die Welt ernähren kann
Kann man die Landwirtschaft von heute auf morgen auf Bio umstellen und die Weltbevölkerung satt machen? „Ja, aber nicht aus dem Stand heraus“, sagt die Geschäftsführerin von Bio Austria, Susanne Maier. Über die Vision einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion, die machbarer ist, als sie auf den ersten Blick erscheint.
Die Zukunft beginnt am Land
Von Klima über Krieg bis Teuerung – wie geht die Landwirtschaft mit den aktuellen Veränderungen um? Im Gespräch mit Oberösterreichs Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger über eine herausfordernde Realität, der sich die Bäuerinnen und Bauern gerade stellen müssen. Die – trotz aller Schwere – völlig neue Zukunftschancen in sich birgt. In denen die Akteur:innen auf dem Feld eine noch wichtigere Versorgungsrolle in der Gesellschaft einnehmen werden.
Mit neuen Strategien zum Erfolg
In der heimischen, kleinstrukturierten Landwirtschaft kommen viele Landwirt:innen finanziell immer stärker unter Druck. Direktvermarktung und neue Vertriebsstrategien helfen ihnen, ihre Produkte ohne Zwischenhändler:innen direkt und damit profitabler zu den Konsument:innen zu bringen. Unterstützt werden sie dabei von jungen Unternehmen mit innovativen Konzepten. Die Endverbraucher:innen freuen sich über die Entwicklung.
„Nachhaltigkeit ist eine Herzensangelegenheit“
Das Brauen von Bier ist zentraler Bestandteil unserer Kultur – daran hat sich seit hunderten, ja tausenden von Jahren nichts geändert. Immer wichtiger werden bei dem traditionellen Prozess für Brauereien die Rohstoffauswahl und die Kernthemen Nachhaltigkeit sowie Klimaschutz. Die Brau Union Österreich zeigt vor, was es bedeutet, sich als Brauereiunternehmen der sozialen Verantwortung bewusst zu sein.
PR
Gelebte Nachhaltigkeit bei Backaldrin
Das Familienunternehmen [backaldrin](https://www.backaldrin.com/de-at/) setzt seit vielen Jahren auf langfristige Partnerschaften, nachhaltiges Wirtschaften und verbindet die traditionelle Welt des Backens mit modernster Technik, steht für Qualität und Innovation und verliert dabei niemals die Natur aus den Augen.
Hungrig auf ein gutes Gefühl
Muss man eigentlich ein schlechtes Gewissen haben, wenn man noch Fleisch isst? Die Menschen sind hierzulande bekanntlich genüssliche Fleischtiger. Warum das mit dem schlechten Gewissen trotzdem nicht sein müsse, beweist ein Pionierbetrieb in Oberösterreich: [Hütthaler](https://huetthaler.at/) ist Europas erster Betrieb, der Tierwohl über die gesamte Wertschöpfungskette abbildet.
Hungrig auf echt!
Wie entdeckt man eigentlich ein Land? Am besten wohl mit allen Sinnen: Man riecht die Natur, sieht sich die Landschaft, die Gebäude, die Dörfer und Städte an. Man hört den Menschen zu, die dort leben. Schmeckt, was sie gerne essen. Und spürt (im besten Fall), dass das alles echt ist. Und nicht inszeniert. Gott sei Dank (oder passend zum Herbst: Ernte sei Dank) hat sich Oberösterreich genau das zum Motto gemacht: „Hungrig auf echt.“ Hungrig auf echten Genuss, auf echte Erlebnisse, auf echte Begegnungen. Wo man das alles am besten erleben kann? Bitteschön: eine Landkarte, eine Speisekarte, eine Schatzkarte (kann man nehmen, wie man möchte) für die Zeit der Ernte in Oberösterreich.
Genussland pur
„Den echten Geschmack einer Region zu erkosten und zu genießen, wird immer mehr zu einem Leitmotiv im Tourismus“, sagt Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. Auch Oberösterreich soll sich deshalb durch ein Zusammenwirken der regionalen Betriebe mit dem heimischen Tourismus eine Sonderstellung bei Genusstouristen erarbeiten. Die Voraussetzungen dafür wären jedenfalls gut.