Wenn der CEO mit dem Rad kommt

Die Suche nach der perfekten grünen Mobilität für das 21. Jahrhundert gleicht der Suche nach dem heiligen Gral. Sagen die einen. Währenddessen rollen immer mehr Autoflotten der heimischen Firmen abgasfrei durch Österreich. Im Gespräch mit Mobilitätsprofis zeigt sich, dass es die machbaren Lösungen schon gibt. Aber es ist nicht „die eine“ Maßnahme, die den Umstieg bringt.

Helmut Koch klickt auf „Beenden“ und lächelt. Das Onlinemeeting war ein voller Erfolg. „Das war ein Betrieb, der seine Mobilität umstellen will“, erzählt er. Der Begründer von Komobile, einem Büro für Verkehrsplanung und nachhaltige Mobilitätskonzepte, hat viel zu tun. Zu ihm und seinem Team kommen Gemeinden, Betriebe und Tourismusregionen. Welche Motivation treibt sie an?

Vom Müssen und Wollen

„Da gibt es drei Hauptgründe“, so Helmut Koch. „Betriebe kommen, wenn sie ein praktisches Problem haben. Zum Beispiel, wenn sie merken, dass der Parkplatz zu klein wird. Oder wenn sich der Betrieb vergrößern will und dafür auch die Parkplatzfläche braucht.“ Auflagen von Gemeinden oder Behörden sind ein weiterer Grund. „Unglaublich, aber wahr – dieser Ansatz kommt aus den USA, wo man frühzeitig erkannt hat, dass mehr Parkplätze noch mehr Verkehr verursachen. Hier ist es besser, den Anteil der ‚Alleinautofahrer:innen‘ zu reduzieren.“ Und dann gibt es noch jene, die etwas für den Klimaschutz tun wollen.

Im Rahmen der Weltklimakonferenz in Glasgow im Herbst 2021 haben über 30 Länder, sechs große Autobauer und weitere Partner gemeinsam erklärt, den Verbrennungsmotor bis 2040 durch fossilfreie Antriebstechnik zu ersetzen. Da die Klimaerwärmung unaufhaltsam voranschreitet, peilen viele Player das Jahr 2030 an. Doch wo beginnen? Betriebe, die ihren eigenen Fuhrpark umstellen wollen, stehen gefühlt vor einem Maßnahmenberg, der sich vor ihnen auftürmt. Doch es gibt professionelle Hilfe. Leasingfirmen wie die Firma LeasePlan stellen die maßgeschneiderte E-Wagenflotte flexibel und für jede Betriebsgröße zur Verfügung und für das staatlich geförderte Dienstrad gibt es Büros wie Bikeleasing, die die organisatorische Abwicklung übernehmen.

Zurück zum Mobilitätsplaner. Helmut Koch ist vor Ort beim Betrieb, die wichtigsten Akteur:innen sitzen gemeinsam an einem Tisch. In den kommenden sechs Monaten wird sein Team die Angestellten befragen, Wagenflotten analysieren, Daten sammeln. „Vom täglichen Arbeitsweg bis zur Dienstreise wird alles durchleuchtet.“ Und es wird einige Überraschungen geben, wenn die Ergebnisse auf dem Tisch liegen. So hat man etwa gesehen, dass Dienstreisen in manchen Branchen mehr Emissionen verursachen als der klassische Arbeitsweg. Und durch Corona weiß man jetzt, wie effektiv Homeoffice und Onlinemeetings für den Klimaschutz und die Verkehrsplanung sind.

Wie reagieren die Beteiligten auf die Analyse und den Maßnahmenkatalog der Mobilitätsexpert:innen? „Sehr unterschiedlich. Die Erfahrung zeigt, dass das persönliche Mobilitätsverhalten stark mit der Parkmöglichkeit zusammenhängt. Je einfacher und günstiger es ist, bei der Firma zu parken, desto schwerer haben es die klimafreundlichen Alternativen. Doch genau hier lässt sich gut ansetzen. Theoretisch könnte der Autoanteil um 50 Prozent reduziert werden, wenn mehr Menschen das Rad oder die Öffis benutzen würden.“ Bleibt die Frage, wie man das Umsteigen schmackhafter machen kann. Mit diesen drei Strategien gelingt die klimafreundliche Mobilität um ein Vielfaches leichter: 1. Mit Belohnungen, 2. Mit klaren Rahmenbedingungen und 3. Möglichst ohne Aufwand.

Zuerst die Belohnung

Als echtes Erfolgsmodell hat sich schon jetzt das „Jobrad“ herauskristallisiert. Beim Jobrad suchen sich die Mitarbeiter:innen das Rad ihrer Wahl aus, die Firmen kaufen es an und über die nächsten Jahre zahlen die Mitarbeiter:innen den Kaufbetrag zurück. Da der Sachbezug auch bei E-Bikes lohnsteuerfrei ist und die Rate vom Gehalt abgezogen wird, kostet das Jobrad die Beschäftigten um 30 Prozent weniger. „Auch die Firma profitiert dabei“, erklärt Nele Blümke von Bikeleasing: „Diese Aktion kostet sie in Summe kein Geld, ist aber ein schönes Zuckerl für die Belegschaft, was die Firma zu einem attraktiven Arbeitsplatz macht.“ Spielerische Programme rund um Gesundheit, Fitness und Mobilität kommen ebenfalls gut an. „Alles, was sich nach einem persönlichen Gewinn anfühlt, wird gerne angenommen“, bestätigt Helmut Koch.

Klare Rahmenbedingungen mit den richtigen Hebeln

Wie kann ein Betrieb seine Mitarbeiter:innen auf sanfte Weise in eine klimafreundlichere Richtung bewegen? Indem man die Alternativen zum Auto attraktiver macht. Wer etwa nur die Dienstfahrten mit dem Auto, aber nicht die Fahrten mit dem Zug als Arbeitszeit anrechnet, schafft ungewollte Anreizsysteme. Besser sind der finanzielle Beitrag zum Klimaticket, das Dienstrad oder das Fördern von Fahrgemeinschaften. Eine Abstimmung der Arbeitszeit mit den Abfahrtszeiten von Zug und Bus wäre ebenfalls hilfreich.

Die interne Mobilität ist das eine, doch was braucht ein Betrieb, um die eigene Wagenflotte umzustellen? Eine angemessene Infrastruktur und attraktive Angebote. „Wenn es in Österreich genug E-Ladestationen gibt, wird der Umstieg schneller vonstatten gehen“, bestätigt Lorenz Loidl, der Commercial Director von LeasePlan. Denn durch die staatlichen Förderungen und steuerlichen Vorteile liegen die Gesamtbetriebskosten von E-Fahrzeugen in der Klein- und Mittelklasse bereits deutlich unter jenen von Benzinern oder Dieselfahrzeugen. Das Angebot bestimmt hier die Nachfrage – auch beim Fahrrad. Für Bikeleasing war die günstige Fördersituation in Österreich ein Beweggrund, um ihren Service an den Start zu bringen. Die staatliche Förderung von klimafreundlichen Maßnahmen zeigt Wirkung.

Mit möglichst wenig Aufwand

Was zum dritten wichtigen Erfolgsfaktor für eine grünere Mobilität führt – der Einfachheit. Der Umstieg muss so unkompliziert wie möglich sein. Mit dem Klimaticket beispielsweise kann man mit nur einer Karte durch ganz Österreich fahren. Und was ist einfacher, als wenn einem ein Profi die Umstellung abnimmt? So verwundert es nicht, dass der Trend bei den firmeneigenen Wagenflotten in Richtung Leasing geht. LeasePlan zum Beispiel sorgt für den gesamten Transformationsprozess – vom Fördermanagement über die Fahrzeugauswahl bis zur Ladeinfrastruktur. Zu ihren Kunden zählen Unternehmen jeder Größe – von kleineren Betrieben bis hin zu Konzernen. Als erstes Unternehmen im Bereich Fuhrparkmanagement, das seiner Kundschaft in Österreich E-Fahrzeuge angeboten hat, verfügt LeasePlan über die nötige Erfahrung. Auch die eigene Wagenflotte des weltweit agierenden Unternehmens ist mittlerweile auf elektrisch umgestellt.

Und das Jobrad? Auch das gibt es fast per Knopfdruck. Die Mitarbeiter:innen von Bikeleasing kommen österreichweit in die Betriebe, informieren die Belegschaft und bringen das Unternehmen mit regionalen Fahrradgeschäften zusammen. „Die Firma hat keine Arbeit damit“, erklärt Nele Blümke. Und wie erwachen die ausgefeilten Maßnahmenkataloge von Komobile zum Leben? „Auch bei unseren Konzepten ist es wichtig, dass sich jemand der Umsetzung der Maßnahmen annimmt.“ Was sehr gut ankommt, sind Mitarbeiter:innen als „Fahrradguides“, die mit ihren radinteressierten Kolleg:innen die Arbeitswege abfahren.

Wenn die Vorgesetzten mit dem Rad in die Arbeit kommen

Macht es einen Unterschied, ob Chef und Chefin mit dem Rad, dem großen SUV oder dem E-Auto kommen? „Es macht einen Unterschied“, bekräftigt Helmut Koch. „Die Vorbildwirkung der Firmenleitung spielt eine große Rolle. Wie die Leitung unterwegs ist, bildet den unausgesprochenen Rahmen dafür, was für die Firma der ‚State of the Art‘ ist. Und wenn das Rad ein gerne genutztes Gefährt des Chefs oder der Chefin ist, dann fällt auch der Belegschaft der Umstieg auf zwei Räder um vieles leichter.“_

Wenn man wirklich Verhaltensänderungen erreichen will, muss man wissen, wie wir Menschen ticken.

Helmut Koch Mobilitätsexperte, Komobile

Der Umstieg auf nachhaltige Mobilität zählt sicherlich zum absoluten Megatrend des Jahrzehnts.

Lorenz Loidl Commercial Director, LeasePlan

Man kriegt sein Traumrad und den Betrieb kostet es keinen Cent – ein besseres Goodie gibt es nicht.

Nele Blümke Teamleitung, Bikeleasing

Umstellung mit Mehrwert

# Homeoffice spart Fahrtwege

# Jobrad anbieten

# Onlinemeetings statt Dienstreisen

# Förderung des Klimatickets

#Ähnliche Artikel

Leichte Formeln für mehr Lebensfreude

Werkzeuge für einen besseren Schlaf, deutlich weniger Anfälligkeit für ein Burn-out, mehr psychische Resilienz oder ein gestärktes Herz klingen nicht nur gut, sondern heben auch die tatsächliche Lebensqualität. Dass das mit einer optimalen Nährstoffversorgung möglich sein kann, wollte das Gesundheitsunternehmen Biogena mit seiner Good-Health-Study aufzeigen, denn „Mängeldenken war gestern, Potentialentwicklung ist heute“.

Exportschlager Punkrock

Gründer:innen, die auf Schritt und Tritt für eine geplante Netflix-Doku begleitet werden, ein Recycling-Startup mit idealem Timing und eine Plattform, die Erlebnisse mit einem digitalen Ansatz noch interessanter gestalten will: Drei der spannendsten Jungunternehmen des Landes im Überblick.

„Alle sollen Spaß bei der Arbeit haben“

Veränderung: Diese zeigt sich bei Sirocco, Teil der SCHAKO Group, nicht nur durch den Wechsel in der Geschäftsleitung. Die neue Führungskraft, Roger Hafenscherer, möchte die Vielfalt und Buntheit seines Teams am Standort Wien-Liesing weiterhin ausbauen. Dass seine Sparte als männlich dominiert gilt, hindert ihn nicht daran. Mit sozial kompetentem Auftreten, wechselseitiger Wertschätzung und Freude am Job möchte er schneller an dieses Ziel.

Was fehlt uns denn?

Am Anfang ist es vielleicht nur ein Kopfschmerz. Oder Gedanken, die so wild im Kopf herumwirbeln, dass wir nicht schlafen können. Oder eine Müdigkeit, die schon am Vormittag angeschlichen kommt. Oder es ist nichts. Nichts, das wir bemerken, jedenfalls noch nicht. Beim Besuch in der neuen Biogena Plaza in der Wiener Operngasse erfahren wir, wie wir erkennen, was unserem Körper fehlt, und was wir brauchen, um uns zu wappnen: gegen Erschöpfung und gegen Krankheiten, die sich vorbeugen lassen. Denn der beste Zeitpunkt, uns um unsere Gesundheit zu kümmern, ist: jetzt.

Eine Prise Lombardei

Eine 404 Kilometer lange Landesgrenze verbindet Österreich und Italien miteinander. Was die beiden Alpenrepubliken wirklich vereint, ist dabei mehr als die Liebe zur Kulinarik, gutem Kaffee und den umliegenden Berglandschaften. Zwei Nationen, eine Erfolgsgeschichte und wie sie diese weiterschreiben möchten.

„Stehen erst am Anfang der Herausforderungen“

Die Zahl der Cybersecurity-Vorfälle steigt Jahr für Jahr an – der globale Schaden soll bis 2025 auf 10,5 Billionen Dollar steigen. Immer mehr Unternehmen werden mit Verschlüsselungstrojanern erpresst, durch die der Zugriff auf die eigene IT-Infrastruktur verloren geht. Für KMU kann der Schaden schnell sechsstellige Summen erreichen. Ebenfalls problematisch: Raubkopien und Reengineering. In Zukunft dürfte sich die Lage laut Expert:innen weiter verschärfen.

Wie ein kleiner Ort zum Innovations-Hotspot wird

Vielleicht liegt es an der frischen Luft oder an der Mühl, dass hier alles so schön (am) und im Fluss ist. Oder einfach an den Menschen, die an einem Ort mit reicher Geschichte leben und dennoch oder gerade deshalb so gern an die Zukunft denken. An der Größe liegt es jedenfalls nicht (Neufelden hat knapp 1.300 Einwohner:innen). Doch hier im oberen Mühlviertel beweist man einmal mehr: Es kommt eben nicht auf die Größe an …

„Wenn wir das Rad neu erfinden, muss auch jemand damit fahren wollen“

Manchmal reicht es einfach nicht, innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Vielmehr muss man auch die Kund:innen begeistern, den Weg der Innovation mitzugehen. Wir zeigen, wie das bodenständige Mühlviertler Unternehmen E+E Elektronik diese Herausforderung täglich meistert und was es als Innovationstreiber tatsächlich braucht.

Carsharing – tim schaltet in den nächsten Gang

Für viele Menschen ist Carsharing eine nicht mehr wegzudenkende Ergänzung zum Bus- oder Straßenbahnnetz. Deshalb bastelt auch der Linzer Anbieter tim ständig an Innovationen für seine Kund:innen. So wird auch die nächste Übersiedelung zum Kinderspiel.

Mit Caesar die große Werbebühne erobern

Schon seit 30 Jahren werden beim Caesar Werbepreis die **lustigsten und kreativsten Einreichungen** ausgezeichnet. Obmann Christoph Schumacher erklärt uns, warum Unternehmen mit dem Siegerprojekt rasch über Oberösterreichs Grenzen hinaus bekannt werden können.

„Die Leute brauchen Brot und Spiele“

Er ist der Mastermind der weltweit bekannten Motocross-Freestyle-Show „Masters of Dirt“ und organisiert noch zahlreiche andere Veranstaltungen. Georg Fechter setzt bei seinen Events immer mehr auf Nachhaltigkeit und will künftig pro verkauftem VIP-Ticket einen Baum pflanzen.

„Innovationen kommen nicht über Zoom“

Für innovative Ideen müssen sich die Menschen spüren. Vor Ort. Nicht digital. Davon ist Andreas Fill, Geschäftsführer des Maschinenbauunternehmens Fill, überzeugt. Und das, obwohl (oder vielleicht gerade weil) er mit dem Future Lab Europas die wohl coolste Wissensfabrik für digitale Talente und innovative Geister geschaffen hat. Das ist jedenfalls die Vision.

Der gute Stoff für die mobile Zeitenwende

Was tut ein großer Fahrzeuglogistiker in Zeiten des Klimawandels? Er sieht nach vorne und rüstet das Unternehmen um. Spätestens ab 2026 rollen die ersten wasserstoffbetriebenen Autotransporter von Hödlmayr International über unsere Straßen. Und man baut an einem zweiten großen Standbein. Wir haben mit CFO Robert Horvath über den neuen Kurs des Europakonzerns und den guten Stoff, aus dem unsere mobile Zukunft ist, gesprochen.

Regionen lebenswerter machen

Das [Regionalmanagement OÖ](https://www.rmooe.at/) (RMOÖ) ist als Regionalentwicklungsagentur Schnittstelle zwischen Landespolitik und Gemeindeebene. Das Fachteam Raum- und Regionsentwicklung berät und unterstützt 16 Stadtregionen und entwickelt Strategien mit.

„Am liebsten gebe ich Begeisterung und Know-how weiter“

Das Unternehmen Habra vertreibt Softwareprodukte für Architekten, Baufirmen, Bauträger und Wohnungsgenossenschaften. Und bietet neben der individuellen Optimierung von Programmen auch Weiter- und Ausbildungskurse dafür an. Gründer und Geschäftsführer Reinhard Brandstetter-Haslinger hat seine Leidenschaft für die BIM-Software Archicad zu seinem Beruf gemacht.

Mit Kompass durch die Marketingwelt

Übersättigte Märkte, kritische Kunden, viele Kommunikationskanäle, Effizienzdruck – das sind nur einige Herausforderungen, mit denen Marketingverantwortliche konfrontiert sind. So auch die beiden Marketingexperten Markus Eiselsberg und Michael Ehrengruber. Sie haben nun ihr Know-how in einem Buch zusammengefasst: „#Marketinginsights“ ist ein Reiseführer, der Marketingverantwortliche mit praxiserprobten Tipps, Toolempfehlungen und Checklisten auf der Reise begleitet.

Diversität: Keine Frage der Moral

Dass Diversität einen positiven Effekt auf den Unternehmenserfolg hat, belegen zahlreiche Studien. Ein Blick in die Führungsetagen Österreichs zeigt allerdings, dass dieser Wettbewerbsvorteil kaum genutzt wird. Wieso das so ist? Die beiden BDO Führungskräfte Petra Lahofer und Julia Leeb sind sich einig: Es braucht einen gesellschaftlichen Wandel. Bei BDO ist Diversität schon seit Längerem Teil der Unternehmensstrategie. Wie sich dadurch die Zusammenarbeit im Team verändert hat und welche Fragen sie zu dem Thema nicht mehr hören wollen, erzählen die beiden im Interview.