„Wir wollen die Großen ein bisschen ärgern“
„Unsere Mitarbeiter sind der Schlüsselfaktor im Wettbewerb mit Billiglohnländern“, sagt Geschäftsführer Günter Benninger über die Technologieführerschaft des Automobilzulieferers Promotech. Mit der Spezialisierung auf die Fertigung hochpräziser Kontaktbauteile für Sicherheits- und Assistenzsysteme hat das Unternehmen eine Nische gefunden, in der es stark wachsen konnte. 1995 mit Kleinserien für die Unterhaltungselektronik begonnen, hat Promotech heute 300 Mitarbeiter und produziert für Marken wie Porsche, Ferrari und Lamborghini.
„Wir haben in den 90er Jahren mit einer Handvoll Leuten begonnen, Kontaktbauteile für die Konsumelektronik herzustellen, haben dann aber gemerkt, dass dieses Geschäft aus Europa verschwinden und nach Asien abwandern wird“, erzählt Günter Benninger über die Anfänge der Firma. Änderungen mussten also her. Seine Chance sieht das Unternehmen in einer Nische: Der Marktbeobachtung folgend beginnt Promotech, erste Aufträge der Automobilindustrie anzunehmen. „Das waren jährlich kleine Mengen. Damals alles noch aus Handarbeit hergestellt, aber trotzdem schon für Konzerne“, so Benninger. „Wir dachten uns, dass Qualitätshandarbeit aus Österreich ein Teil unseres Nischenangebots ist. Bereits im Jahr 2000 wussten wir aber, dass auch diese Arbeit nicht in Österreich bleiben wird, wenn wir nicht entsprechende Stückzahlen zu einem entsprechenden Preis liefern können.“ Deshalb beginnt Promotech mit der Vollautomatisierung der Fertigung. Die ersten Anlagen werden bestellt und gemeinsam mit den Lieferanten entwickelt. „Mit einem fleißigen Team und viel Hartnäckigkeit haben wir die Fertigungsanlagen immer weiterentwickelt“, erinnert sich der Gründer an diese Zeit. „Und das ist bis heute so. Wir haben ja nicht direkt ein eigenes Produkt, sondern fertigen die Kontaktbauteile nach vorgegebenen Anforderungen für unsere Auftraggeber. Wir überzeugen also mit unserer Produktionstechnologie, in der wir führend sind. Und das ist der Verdienst unserer 300 Mitarbeiter.“
Generationswechsel hat begonnen
Für die ist Günter Benninger mittlerweile nicht mehr alleine verantwortlich. Seit Ende 2018 ist auch sein Sohn Michael Benninger in die Geschäftsführung vorgerückt, der bereits davor als Abteilungsleiter, Bereichsleiter und Prokurist verschiedene Stationen im Unternehmen durchlaufen hat. „Besonders die Anfangsjahre waren ein Kraftakt. Sechs bis sieben Arbeitstage pro Woche waren Standard für mich. Jetzt bin ich 60 Jahre und möchte anfangen, etwas kürzer zu treten und meine Stunden zu reduzieren“, so der Senior. „Michael kennt den Betrieb von klein auf und hat die nötigen Ausbildungen sowie ausreichend Berufserfahrung als Entscheidungsträger, um das Unternehmen zu führen.“ Entscheidungen treffen die beiden Geschäftsführer gleichberechtigt. „Mein Vater hat die Firma aufgebaut und ist dafür verantwortlich, dass wir eine gute Basis und gefestigte Arbeitsplätze haben – mit dem Potential, noch größer zu werden“, zeigt sich Michael Benninger stolz auf das Familienunternehmen. „Und ich habe die große Ehre, dass ich die Firma fortführen und weiterentwickeln darf“, so der 30-Jährige.
Dabei kann er nicht nur auf die Unterstützung des Senior-Geschäftsführers bauen, auch mit langjährigen Mitarbeitern und Führungskräften hält er regelmäßig Rücksprache: „Teilweise sind unsere Mitarbeiter seit über 20 Jahren im Unternehmen und haben es mitaufgebaut. Als 30-jähriger Geschäftsführer kann man da schon auf zusätzliches Know-how zurückgreifen. Wir haben die Verantwortung für 300 Mitarbeiter, 300 Arbeitsplätze und somit 300 Familien – das kann man nicht allein schultern, dazu braucht es Teamwork.“ Der Senior wirft ein: „Auch gegenüber der Region haben wir eine Verantwortung. Wir sind hier in Schalchen tief verwurzelt. Wir werden von lokalen Wirten, Bäckern und Metzgern beliefert und machen auch diverse Sponsorings für Sportvereine und Feste. Wir sind gerne hier und sehen es als unsere Pflicht, dass die regionalen Betriebe und die Menschen in Schalchen auch ein bisschen was von uns haben.“
Probleme selbst anpacken
Ein Engagement, dass Promotech auch bei der eigenen Nachwuchsförderung verfolgt. In Österreich gibt es derzeit rund 10.000 offene Lehrstellen. Neben der demografischen Entwicklung scheint die Lehre auch ein Imageproblem zu haben. Den Fachkräftemangel merkt man auch bei Promotech. Sich über die Lage zu beschweren oder mangelnde Maßnahmen politischer Entscheidungsträger zu beklagen, entspricht aber nicht der Unternehmensphilosophie: „Man muss halt als Betrieb nach Lösungen suchen und schauen, wie man Lehrstellen attraktiver gestalten kann“, ist Michael Benninger überzeugt. „Wir arbeiten von der Mittelschule bis zum Poly mit verschiedenen Bildungseinrichtungen zusammen und bieten Praktika an oder stellen etwa unser Equipment zum Kunststoffschweißen für Ausbildungszwecke zur Verfügung.“ Nachwuchsförderung bedeutet für die beiden Geschäftsführer, sich aktiv um die Jugend zu bemühen. „Bei uns werden Leistungen und Engagement honoriert: In jedem Lehrlingsjahr gibt es für gute und ausgezeichnete Erfolge einen finanziellen Bonus von uns. Außerdem vergeben wir unsere Lehrstellen mit anschließenden Jobgarantien. Wir machen Persönlichkeitstrainings, Präsentations- und Kommunikationstechniken sowie viele weitere Fachkurse mit unseren Lehrlingen“, erklärt Günter Benninger. „Wir finanzieren all diese Ausbildungen und bieten Perspektiven sowie sichere Arbeitsplätze in unserem Unternehmen. Wir können nur weiterwachsen, wenn wir uns auch dementsprechend um unseren Nachwuchs kümmern“, ergänzt Michael Benninger. Und die Bemühungen scheinen Früchte zu tragen: Mit September dieses Jahres beginnen neun neue Lehrlinge im Unternehmen. Weitere sind in Aussicht. „Damit sind wir mehr als zufrieden. Bezogen auf unsere Größe, haben wir unser Soll damit auf jeden Fall erfüllt.“
Team als Wettbewerbsvorteil
Zufrieden ist Promotech auch mit dem Wachstum der Firma: Die Zeiten, in denen Kleinserien das Tagesgeschäft bestimmt haben, sind längst vorbei. Mittlerweile werden 160 Millionen Werkstücke pro Jahr gefertigt. Eine Stückzahl, die ohne Automatisierung nicht möglich wäre: „In Hochpreisländern wie Österreich und Deutschland kann man im Wettbewerb mit Billiglohnländern nur durch Automatisierung und ständige Prozessoptimierung punkten“, so Benninger senior. „Und zugute kommt uns auch, dass wir in einem Wachstumsmarkt agieren. Der Anteil an Parksensoren, Abstandstempomaten und jeglicher sonstiger Elektronik in Autos wird immer mehr.“ Die Vollautomatisierung der Produktion und der Markt seien also die Basis für den Unternehmenserfolg. „Der ausschlaggebende Erfolgsfaktor sind aber unsere Mitarbeiter“, weiß Günter Benninger über die Bedeutung eines motivierten Teams. „Uns zeichnet nicht ein eigenes Produkt aus, sondern das Know-how, mit dem unsere Mitarbeiter die Produktionsprozesse gestalten. Die Kosten für das Material und den Betrieb der Maschinen sind in Asien und Europa vergleichbar. Das heißt, es sind unsere Mitarbeiter, die den entscheidenden Unterschied machen. Wir müssen immer effizienter werden und permanent an unseren Prozessen feilen, um weiterhin die Oberhand im Wettbewerb mit den Billiglohnländern zu behalten. Stillstand bedeutet automatisch Rückschritt.“ Michael Benninger bestätigt seinen Vater: „Wir sind als Unternehmen in einem Hochpreisland in unserer Nische weltweit federführend, weil wir engagierte und gut ausgebildete Mitarbeiter haben, die diese hochtechnologischen Anlagen besser bedienen, optimieren und weiterentwickeln können als Arbeitskräfte in Niedriglohnländern. Unser Team ist eindeutig unser Wettbewerbsvorteil.“
Und was das Team von Promotech auch ein bisschen cooler macht als andere? „Wir sind eine junge Truppe. In einer alternden Gesellschaft liegt das Durchschnittsalter bei uns bei rund 36 Jahren. Wir sind jung und hungrig und das motiviert auch unsere Führungskräfte“, so der Geschäftsführer in zweiter Generation. „Bei uns gibt es wenig Konzerndenken, sodass wir kurze Entscheidungswege haben und unsere Mitarbeiter Ideen schnell umsetzen können. Diese Entfaltungsmöglichkeiten motivieren unsere Leute, gemeinsam mit dem Unternehmen zu wachsen. Das treibt uns an“, sagt Benninger junior euphorisch. „Wir möchten als kleiner Nischenplayer die Großen ein bisschen ärgern.“_
Unser Team ist eindeutig unser Wettbewerbsvorteil.
Michael Benninger
Geschäftsführer, Promotech
Wir müssen permanent an unseren Prozessen feilen. Stillstand bedeutet automatisch Rückschritt.
Günter Benninger
Geschäftsführer, Promotech
Promotech in Zahlen
1995_gegründet
160.000.000_Werkstücke pro Jahr
300_Mitarbeiter gesamt
30_Lehrlinge
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