×


Wir wollen dir schreiben ...

... und zwar pünktlich donnerstags.


Der Newsletter ist kostenfrei und kann jederzeit abbestellt werden.

„Wir wollen online und offline die gleichen hohen Standards“

Mit dem Digital Services Act und dem Digital Markets Act der EU soll das Internet zu einem sicheren und vertrauenswürdigen Ort werden, der den Gesetzen einer freien Marktwirtschaft folgt. Welche Rolle dabei die Vormachtstellung der US-amerikanischen Internetkonzerne spielt, wo die Grenzen zwischen Fake News und Meinungsfreiheit liegen und was das alles für ein digitales Europa bedeutet? Margrethe Vestager, Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission sowie Kommissarin für Digitales und Wettbewerb, im Gespräch.

In Australien hat sich zuletzt die Diskussion um ein neues Mediengesetz zugespitzt. Während Google Druck auf die Regierung aufbauen möchte, stellt Premierminister Scott Morrison klar, dass man nicht auf Drohungen reagiere. Der Einfluss der amerikanischen Internetriesen lässt sich dennoch nicht wegdiskutieren. Wie stehen Sie zu dieser Marktmacht?

VESTAGEREine Studie der australischen Wettbewerbsbehörde vor ein paar Jahren hat gezeigt, dass von 100 Dollar, die für Onlinewerbung ausgegeben werden, 47 Dollar an Google, 21 an Facebook und nur 32 an alle übrigen Websites gingen. Eine solche Konzentration ist natürlich eine Gefahr für die Medienpluralität und den Qualitätsjournalismus. Daher halte ich es für normal, dass Australien Regeln aufstellt, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und die Medienvielfalt zu wahren.

Was bedeutet diese Marktmacht für die Entwicklung der Digitalisierung in der EU?

VESTAGERDieses Ungleichgewicht ist nichts Neues für uns. Uns erreichen immer wieder Beschwerden, in denen gefordert wird, das Verhältnis zwischen Tech-Giganten und den Unternehmen, mit denen sie geschäftlich verkehren, ins Gleichgewicht zu bringen. Das wollen wir mit dem Digital Markets Act erreichen. Er legt gemeinsame Regeln fest, die Plattformen mit großer Marktmacht einhalten müssen. Die Regeln sollen Unternehmen, die auf solche Plattformen angewiesen sind, vor unlauteren Praktiken schützen und sicherstellen, dass europäische Konsumenten eine große Auswahl an Produkten und Dienstleistungen vorfinden.

Die EU-Kommission hat im Dezember ein Paket für die Reform des digitalen Raums vorschlagen. Was sind die wichtigsten Maßnahmen?

VESTAGERWir wollen online wie offline die gleichen hohen Standards für Konsumentenschutz und wirtschaftliche Fairness. Das reicht von der Frage, wie wir die Vertrauenswürdigkeit von Inhalten sicherstellen, bis hin zu fairen Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmen. Der Digital Markets Act schafft neue Regeln für große Plattformen, die als Gatekeeper fungieren. Sie dürfen ihre eigenen Dienstleistungen zum Beispiel nicht bevorzugt in Suchergebnissen und anderen Rankings listen. Zudem haben wir den Digital Services Act vorgeschlagen, um die Onlinewelt zu einem sicheren, transparenten Ort zu machen. Digitale Plattformen müssen illegale Inhalte entfernen und den betroffenen Nutzern eine Beschwerdemöglichkeit einräumen. Sie müssen auch viel transparenter über die Funktionsweise ihrer Ranking-Algorithmen informieren.

Inwiefern könnte es sich für große Internetkonzerne unter Umständen rentieren, sich über die Maßnahmen hinwegzusetzen und dafür eine Strafe in Kauf zu nehmen?

VESTAGERWenn wir sehen, dass große Plattformen die Regeln missachten , werden wir Geldbußen verhängen. In letzter Konsequenz können wir bei wiederholten Verstößen gegen den Digital Markets Act strukturelle Maßnahmen auferlegen, wie die Veräußerung von Geschäftsbereichen. Das Gesetz geht also Hand in Hand mit der Durchsetzung des Wettbewerbsrechts.

Zuletzt löschten diverse Plattformen auch Inhalte von Politikern mit dem Verweis auf Falschinformation. Was entgegnen Sie Menschen, die demokratiepolitische Bedenken darüber äußern, dass diese Entscheidungshoheit bei den Unternehmen liegt?

VESTAGERPlattformen, die zu primären Informationsquellen für viele Menschen geworden sind, haben eine Verantwortung für ihre Inhalte. Deshalb verpflichtet sie der Digital Services Act , illegale Inhalte schnell zu entfernen, aber den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, solche Entscheidungen anzufechten. Damit wollen wir den Spagat schaffen, vor illegalen Inhalten zu schützen und gleichzeitig zu vermeiden, dass Plattformen über die Meinungsfreiheit im Internet bestimmen. Bei Fake News sieht es etwas anders aus, da solche Inhalte oft schädlich für die Gesellschaft, aber nicht unbedingt illegal sind. Eine gesetzlich vorgeschriebene Löschung solcher Inhalte hätte eindeutige Folgen für die Meinungsfreiheit. Deshalb führen wir Transparenzverpflichtungen ein und fördern gleichzeitig die Selbstregulierung.

Sie sind für die strategische Richtung verantwortlich, um „Europe fit for the Digital Age“ zu machen. Was sind Ihre drei wichtigsten Ziele für ein digitales Europa?

VESTAGERWir haben in Europa Werte, auf die wir stolz sein können, wie Freiheit, Fairness und Demokratie. Diese Werte sollten sich in allem widerspiegeln, was wir tun. Ich setze mich dafür ein, dass es bis zum Ende der Amtszeit dieser Kommission einen europäischen „Digitalen Deal“ gibt, welcher der Achtung unserer Werte Priorität einräumt. Wir wollen dafür sorgen, dass alle Menschen online genauso geschützt sind wie offline und dass faire Wettbewerbsbedingungen herrschen. Und schließlich wollen wir sicherstellen, dass digitale Technologien so eingesetzt werden, dass sie Fortschritte zum Wohle der Menschheit bringen._

Wir wollen vor illegalen Inhalten schützen und gleichzeitig vermeiden, dass Plattformen über die Meinungsfreiheit im Internet bestimmen.

Margrethe Vestager Exekutiv-Vizepräsidentin und EU-Kommissarin für Digitales und Wettbewerb

#Ähnliche Artikel

Duell im Cyberspace

Tennis und Cyber-Resilienz, wie passt das zusammen? Auf den ersten Blick eher weniger. Das „AKARION Cyber Resilienz Forum“ belehrte eines Besseren. Als Organisator des Events lud der Softwarelösungsanbieter Akarion Interessierte, Unternehmen sowie Expert:innen zu einer Networkingveranstaltung rund um das Thema Cyber- und Informationssicherheit ein – als eines der Sideevents des Tennisturniers Upper Austria Ladies 2024. Am Programm: spannende Vorträge, reges Netzwerken, und als überraschender Abschluss ein Meet & Greet mit Tennis-Weltstar Barbara Schett. Ein würdiger Opening Act für das folgende Qualifikationsspiel zwischen Angelique Kerber und Lucia Bronzetti.

E = L x K²

Oder anders ausgedrückt: Erfolg ist das Ergebnis von Leistung mal Kommunikation zum Quadrat. Warum unsere ureigenen menschlichen Fähigkeiten wie etwa Kommunikationsstärke uns dabei helfen werden, trotz Aufschwung der Künstlichen Intelligenz relevant zu bleiben, und warum die KI im Grunde eine Chance ist, uns neu zu erfinden, erzählt Life- und Businesscoach Roman Braun im Interview.

Was wir einen B2B Storyteller immer schon mal fragen wollten

Früher haben Menschen ihre Geschichten am Lagerfeuer ausgetauscht. Während das Lagerfeuer heute längst der digitalen Welt gewichen ist, ist eine Sache gleich geblieben: die Freude an gut erzählten Geschichten. Aber was macht gelungenes Storytelling aus? Und wie geht echte „B2Begeisterung“? Das verrät uns Andi Schwantner – er schult und begleitet Unternehmen sowie Führungskräfte strategisch und hilft bei ihren Auftritten in der digitalen Öffentlichkeit mit individuellen Markenbotschafterprogrammen und Corporate-Influencer-Initiativen. Ein Experte, zehn Fragen.

Einmal entspannt zurücklehnen, bitte!

Was würde passieren, wenn wir Digitalisierung nicht nur um der Digitalisierung willen betreiben? Der Ansatz des IT-Dienstleisters NTS zeigt, warum es so wichtig ist, dieses Konzept holistisch zu denken. Helmut Hödl, Product and Technology Director, und Daniel Knauer, Territory Manager Oberösterreich, sprechen mit uns darüber, was Digitalisierung aus ihrer Sicht bedeutet und wie sie bei ihnen gelebt wird.

Wenn die Fabrik ihr „Hirn“ einschaltet

16.000 Tonnen Stahl, Edelstahl und Aluminium werden hier durch die Synergie aus Mensch und Maschine jährlich verarbeitet. Wo? Im Mekka der Stahlbranche: Oberösterreich. Genauer gesagt bei AHZ Components. Seit der Gründung im Jahr 1999 setzt der Lohnfertigungsbetrieb aus Sipbachzell auf Maschinen des Schweizer Herstellers Bystronic. Über eine außergewöhnliche Zusammenarbeit zwischen Hemdsärmeligkeit, Präzision und Serviceorientierung.

Wir fragen, die KI antwortet

Unternehmen, die neue Talente für sich gewinnen wollen, sowie Menschen auf Jobsuche wissen genau: Der Weg zum Perfect Match ist meist kein entspannter Spaziergang, sondern gleicht eher einer Achterbahnfahrt. Welche Abkürzungen helfen, dass beide Seiten schneller zueinander finden? Wir fragen zwei „Experten“ – im „Interview“ mit Google Bard und ChatGPT.

Was du heute kannst besorgen …

… das digitalisiere nicht erst morgen! Denn wenn es darum geht, bestehende Mitarbeitende zu binden und auch in Zukunft neue Talente für sich zu gewinnen, ist ein modernes Recruiting schon heute unerlässlich. Mit Vortura Solutions fokussieren sich Geschäftsführer Joachim Ortner und sein Team daher auf die digitale Mitarbeitergewinnung, die weit über klassische Stellenanzeigen hinausreicht.

Wie die KI Patentspezialisten unterstützt

Den Kopf angesichts der rasanten Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz in den Sand zu stecken, das war für ABP aus Windischgarsten nie eine Option. Da im Patentwesen hohe Sicherheitsansprüche herrschen, boten herkömmliche Large Language Models keine Anwendungsmöglichkeit. Deswegen haben die beiden Unternehmen ABP Patent Network und Anwälte Burger und Partner die Sache selbst in die Hand genommen und gemeinsam mit IBM eine eigene KI-Anwendung entwickelt, die ein echter Gamechanger für den Intellectual-Property-Bereich sein wird.

„Ohne Mensch keine Automatisierung“

Warum spielt der Faktor Mensch in Automatisierungsprozessen eine so große Rolle? Was ist der aktuelle Stand zum Einsatz von Robotern in der Industrie? Und welche Veränderungen der bisherigen Arbeitswelt werden dadurch künftig auf uns zukommen? Wir diskutieren mit drei Experten.

KIss it? KIck it? KIll it? - Der richtige Umgang mit einem ständig ausbrechenden Vulkan

Vor wenigen Monaten für viele noch eine abstrakte Zukunftsvision, mittlerweile längst in vielen Unternehmen etabliert: Künstliche Intelligenz hat sich in der Arbeitswelt im Eiltempo durchgesetzt – dabei hat der Wandel gerade erst so richtig begonnen. Warum es bei der Umsetzung vor allem auch auf das richtige Mindset ankommt, weiß Albert Ortig. Der Digitalisierungspionier unterstützt mit Netural Unternehmen bei der Implementation der Technologie und kennt klassische Fehler und Irrtümer. Ortig selbst hat sich als Teil des Startups NXAI kein geringeres Ziel gesetzt, als ein Large Language Model zu etablieren, das GPT und Co. in den Schatten stellen könnte.

Auf Mission in „Europas Hauptstadt“

„CommunalAudit ist ein Benchmarking- und Management-Werkzeug für Gemeinden. Mit Newsadoo ermöglichen wir Unternehmen und Organisationen, Zielgruppen in ihren Webseiten, Apps oder im Intranet komplett automatisch mit relevanten Inhalten versorgen – ein Anwendungsbereich davon sind vollautomatische Gemeinde-News-Plattformen.“ Beide oberösterreichischen Projekte zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung haben das Interesse in Brüssel geweckt, weshalb Ramsauer & Stürmer CommunalAudit-Geschäftsführer Georg Platzer gemeinsam mit Newsadoo-Geschäftsführer David Böhm zu einer Präsentation ins Europäische Parlament eingeladen wurde.

Wie ein Ransomware-Angriff abläuft - und überstanden wird

Das Innviertler Kunststoff- und Metallverarbeitungsunternehmen Promotech verlor durch einen Hackerangriff vorübergehend sämtlichen Zugriff auf die eigene IT. Durch umfassende Vorbereitung, schnelles Handeln und die Unterstützung der TEMS Security konnte man die Krise überstehen – und sogar gestärkt aus ihr gehen.

„Vertrauenswürdige KI ist ein wichtiger Erfolgsfaktor“

Oberösterreich soll bis 2030 zu einer Modellregion für Human-Centered Artificial Intelligence werden. Welche Zutat für Landeshauptmann Thomas Stelzer im Erfolgsrezept dieser KI-Hochburg auf keinen Fall fehlen darf? Ethische Standards, die die nötige Sicherheit und einen vertrauenswürdigen Umgang mit dieser Zukunftstechnologie gewährleisten.

The Power of Podcasts

Podcasts gehen ins Ohr – persönlich, ohne Umwege und ganz nah. Das machen sich auch Unternehmen vermehrt zu Nutze, indem sie ihre interne oder externe Kommunikation um einen Corporate Podcast erweitern. Die Podcastagentur wepodit unterstützt dabei und Geschäftsführerin Eva Langmayrs Begeisterung für das noch vergleichsweise junge Medium steckt nicht nur ihre Kund:innen an.

Covershooting: Ines und die Sache mit der KI

Okay, wir brauchen eine Fotolocation, die irgendwie nach Zukunft aussieht. Immerhin reden wir über Zukunft. Roger Hafenscherer, Eva-Maria Pürmayer und Anita Thallinger erzählen in unserer Coverstory, wie sie sich diese vorstellen. Und wie sie ihr Mindset schon jetzt dafür programmiert haben. Anstatt einer Location haben wir Ines Thomsen gefunden – eine Pionierin beim Ausprobieren von Künstlicher Intelligenz in der Fotografie.

„Fehler haben wir bei uns in Fuck-up-Stories umbenannt“

Die gesamten Hierarchieebenen abschaffen, eine neue Meetingkultur etablieren und, statt Fehler zu rügen, gemeinsam in Fuck-up-Stories über sich selbst lachen – klingt nach ganz schön großen Veränderungen, oder? Für Roger Hafenscherer stand gleich zu Beginn seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Luft- und Umwelttechnikunternehmens Sirocco fest, dass er keinen Stein auf dem anderen lassen würde. Und nach zwei Jahren zeigt sich: Sein empathischer und authentischer Führungsstil trägt Früchte.

(In) Zukunft studieren

Bereits ab diesem Herbst nutzen erste Studierende das zukunftsgerichtete Angebot des neuen Institute of Digital Sciences Austria in Linz. So zumindest der Plan. Internationales Publikum, auch unter den Forschenden, ist dabei ausdrücklich erwünscht, wenn es nach Landeshauptmann Thomas Stelzer geht. Wir schreiben mit ihm auf WhatsApp, denn was passt zu einer Digital-Uni besser als ein digitales Interview?