Treffpunkt Intuo Küchenstudio in Pasching. Wow. Die Küche aller Küchen. Ein Arbeitsplatz, wo sich ein Hobbykoch sofort wohlfühlt. Gut gelaunt und ebenso gut organisiert machen sich BFI-Geschäftsführer Christoph Jungwirth und BFI-Salzkammergut-Regionalleiter Gunter Derflinger sogleich ans Werk und schneiden Knollensellerie, Kartoffeln, Frühlingszwiebeln und eine Mango klein. Und zwar so flink und geschickt, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Dabei ist für gewöhnlich nicht die Küche, sondern das Berufsförderungsinstitut Oberösterreich, kurz BFI, ihr Schauplatz. Dort werden zwar auch Kurse für Profiköche abgehalten, allerdings ist dies nur ein sehr kleiner Teil des gesamten Bildungsangebotes. „Wir sind die Bildungseinrichtung des zweiten Bildungsweges“,erklärtJungwirth. „Wir bieten eine Berufsreifeprüfung ebenso wie Lehrabschlussprüfungen oder das Nachholen von Hauptschulabschlüssen. Wir haben aber auch ein großes Angebot für Berufstätige, die schon im Berufsleben stehen und sich weiterbilden möchten – zum Beispiel in Form eines Fernstudiums gemeinsam mit der Hamburger Fernhochschule.“ Wichtig sei, so der Geschäftsführer, das Anpassen des Angebotes an aktuelle Gegebenheiten.
Learning by doing
Eine dieser Gegebenheiten ist der Fachkräftemangel. „Besonders betroffen sind der Technik-, Gastronomie- und Gesundheitsbereich. Wir haben zum Beispiel ein Metallbildungszentrum und Gastro-Ausbildungszentren, wo es um das Nachholen von Facharbeiterabschlüssen geht oder auch um Höherqualifizierung“, so Gunter Derflinger. Der Zuspruch der Wirtschaft sei extrem positiv. „Man hat längst erkannt, dass am BFI gute, qualitätsvolle Arbeit geleistet wird und unsere Absolventen hervorragend in der Wirtschaft einsetzbar sind“, sagt Derflinger, während er das Kalbsfilet kurz und scharf von allen Seiten in Olivenöl anbrät. Christoph Jungwirth kümmert sich in der Zwischenzeit um den Spargel. Schön langsam wird klar, dass die beiden wohl schon des Öfteren miteinander die Küche geteilt haben. „Ja, das stimmt“, sagt Derflinger und lacht. „Vor kurzem haben wir für 25 unserer Mitarbeiter in unserer Schulungsküche gekocht.“ Und das mit großer Begeisterung. „Kochen ist die beste Entspannung!“ Christoph Jungwirth pflichtet ihm bei: „Es macht mir auch Spaß für Freunde und Familie zu kochen. Wobei – das muss man schon sagen – Gunter Derflinger ist ein Profi im Gegensatz zu mir, ich habe viel gelernt bei ihm“, erzählt der Vater von zwei Söhnen. Er würzt das Sellerie-Kokos-Püree noch kräftig mit frischem Pfeffer, denn, so Derflinger: „Oft wird viel zu wenig gewürzt.“
Frisches Angebot
Zwei begnadete Köche also, die Spaß daran haben, aus frischen Zutaten und Gewürzen etwas Besonderes zu zau- bern. Nur das Aufräumen in der Küche hinterher, das liege ihnen beiden nicht, verrät Derflinger. „Aber so ist es ja auch im Unternehmen. Man kann sich nicht um alles kümmern, sonst verliert man den Überblick. Man braucht ein Team, auf das man sich zu 100 Prozent verlassen kann. Und das ist, glaube ich, die Stärke des BFI. Wir sind eine große Familie, wo jeder seine Stärken einbringt.“ Geschäftsführer Christoph Jungwirth nickt zustimmend. „Ich sehe es als meine Aufgabe, einen Rahmen zu schaffen, in dem Menschen kreativ sein können und etwas weiterbringen.“ Und das scheint ihm zu gelingen, sieht man sich zum Beispiel die erfolgreiche Entwicklung des Bereiches „Firmenservice“ an. „Seit 2011 konnten wir jährlich ein Umsatzplus von rund elf Prozent erzielen“, erzählt Derflinger. Nach Rücksprache mit den Firmen bietet das BFI individuelle Lösungen für den nachhaltigen Firmenerfolg an. Besonders gefragt seien zur Zeit Förder- und Weiterbildungsangebote für ältere Menschen, um diese samt ihrem Erfahrungsschatz im Betrieb halten zu können. Nicht ohne Grund. Laut Statistik Austria nimmt bis 2020 die Zahl der Erwerbstätigen zwischen fünfzehn und 45 Jahren um 240.000 ab. Für Unternehmen wird es also zunehmend schwieriger, junge Arbeitskräfte zu bekommen, während die „Best Ager“ zur wichtigsten Mitarbeitergruppe werden. Im Trend sind auch Ausbildungen im Bereich der „Green Jobs“. „Einerseits erwarten Kunden verstärkt sogenannte grüne Produkte, andererseits profitiert bei hohen Energiekosten jeder Betrieb, der weiß, wie ressourcenschonendes Arbeiten funk- tioniert“, so Jungwirth. Der Markt reagiert bereits darauf. „Wir verzeichnen bei unseren Lehrgängen im Bereich Öko-Energietechnik, klima:aktiv und Green IT eine stark steigende Nachfrage.“ Ebenso aktuell ist auch das Thema „Internationalisierung“. Jedes zweite Unternehmen in Österreich pflegt Geschäftsbeziehungen mit dem Ausland – dementsprechend gefragt sind Mitarbeiter, die internationale Kompetenzen aufweisen können.
Zurück zum Ursprung
Weniger international, mehr regional sind hingegen die Produkte, die Jungwirth und Derflinger für gewöhnlich in der Küche verwenden. „Ich bin gerade wieder am Trip des Einfachen, nur Exotisches ist auf Dauer langweilig. Der Trend geht ohnehin zu „back to the roots“, sagt Derflinger. Heimische Produkte finden die beiden aber nicht nur am Bauernmarkt, sondern auch im eigenen Keller. Jungwirth produ- ziert neuerdings Käse selbst, Derflinger hat sich der hausgemachten Wurst verschrieben. Damit gehen sie ganz mit dem Trend „lebenslanges Lernen“.
„Die Zyklen, in denen man etwas Neues lernen muss, werden kürzer – immer mehr Menschen, vorwiegend Frauen, sind mittlerweile längst bereit für diese permanente Weiterbildung“, weiß Jungwirth. Die Wirtschaftskrise habe vor allem das Bewusstsein geschaffen, Weiterbildungen zu erwerben, die nicht nur im aktuellen Betrieb von Bedeutung sind, sondern auch wertvoll für einen anderen Arbeitsplatz sein könnten.
Nach einer Stunde Niedrigtemperatur ist das Fleisch zart durchgegart, der Spargel bissfest, die Teller liebevoll angerichtet. „Mahlzeit!“ sagen die beiden nicht ohne Stolz. Zu Recht, denn es schmeckt einfach köstlich! Und gelingt ganz leicht, verspricht Derflinger: „Learning by doing ist schließlich die beste Schule – auch beim Kochen!“_
"Die Zyklen, in denen man etwas neues lernen muss, werden kürzer"
Christoph Jungwirth
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