Wenn es läuft, dann läuft es
Stark angefangen, stark weitergemacht – so lassen sich die vergangenen drei Jahre von Franz Tretter zusammenfassen. Sein Start-up Hello Again geht seit der Gründung 2017 durch die Decke – dank einem Produkt, das den Nerv
der Zeit getroffen hat, guter Vernetzung und einem soliden Team.
„Zuerst dachten wir, die Leitung sei defekt“, sagt Franz Tretter. Für vier Wochen blieben zu Beginn der Coronakrise die Telefone bei Hello Again stumm. „Wir haben die Zeit genutzt, um unseren bestehenden Kunden zu helfen, sich an die Krise anzupassen. Wir haben zum Beispiel Onlineshops und Bestellformulare in die App eingebaut. Aber wenn man drei Jahre lang gewohnt war, jede Woche einen neuen Kunden an Land zu ziehen, dann ist das schon komisch“, sagt Tretter. Schon bald erkannten aber viele Unternehmen, was in Krisenzeiten das Wertvollste ist: loyale Kunden. Und die sind Franz Tretters Geschäft.
Sein Unternehmen Hello Again baut Apps, die Unternehmen bei der Kundenbindung unterstützen. Im Gegensatz etwa zum Kundenbindungsprogramm Jö Bonus Club, bei dem sich mehrere Unternehmen wie die Rewe Gruppe und die OMV zusammengeschlossen haben, setzen Tretter und sein Team auf individuelle Lösungen. Sie programmieren für jeden ihrer Kunden eine eigene White-Label-App, also eine App im Corporate Design, mit der dieser wiederum mit seinen eigenen Kunden in Kontakt treten kann. „Ein Grundgedanke bei der Gründung war für uns, dass Massenkommunikation immer mehr verschwindet. Die Unternehmen wollen direkter auf die Konsumenten zugehen können“, sagt Tretter. Deshalb können in den Apps von Hello Again die Inhalte an den Kunden angepasst werden: Einem Studenten werden andere Inhalte angezeigt als einer dreifachen Mutter. Einem Vegetarier werden andere Rabatte angeboten als jemandem, der Fleisch isst.
Wer kann, der kann
Dank der bestehenden Kunden ging es Hello Again nie schlecht, aber jetzt brummt das Geschäft wieder. „Traditionell ist der Sommer in unserer Branche eher ruhiger, heuer war der August aber unser zweitbester Monat. Jetzt können wir das Gaspedal voll durchdrücken.“ Nach dem erfolgreichen Einstieg in den deutschen Markt im Vorjahr bahnt sich nun der Start in der Schweiz an. „Eigentlich ist das ganz natürlich passiert, einige unserer Kunden haben unsere Lösung in Österreich verwendet und wollten sie dann auch für andere Länder übernehmen“, sagt Tretter. Dieses organische Wachstum passt gut in seine Philosophie: „Wir wollen die Erweiterung wirklich Schritt für Schritt machen. Uns war es wichtig, dass wir in Österreich eine solide Basis haben, bevor wir Deutschland erobern.“ Dennoch geht es schnell vorwärts. „Wir wachsen jedes Jahr um mehr als 100 Prozent, in Österreich sind wir hinter dem Jö Bonus Club auf Platz zwei. Langfristig wollen wir Marktführer in der gesamten EU werden.“
Der nötige Treibstoff für diese Expansion ist schon gesichert: Anfang des Jahres investierten die deutsche Fentus Gruppe und Business Angel Hansi Hansmann in Hello Again. Damit schlossen sie sich Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner an, der von Anfang an mit im Boot war. Tretter war neben der Arbeit an der von ihm mitgegründeten Social-Media-Plattform Szene 1 auch mehrere Jahre Produktentwickler bei Runtastic. Dort arbeitete er direkt mit Gschwandtner zusammen, und als Tretter diesem von seiner Idee für Hello Again erzählte, war der erste Investor gewonnen „Eigentlich wollte ich Florian bei einem Essen sanft darauf vorbereiten, dass ich nicht mehr lange bei Runtastic dabei sein werde und etwas Eigenes machen will. Da hat er gleich gesagt, er ist dabei.“
Wer HAT, der HAT
Auch die restlichen Investoren und Geschäftspartner ergaben sich aus Tretters Netzwerk: Für die Managementerfahrung holte er von Anfang an seinen Onkel und Ex-Pago-CEO Hubert Tretter mit ins Boot. Mitgründer Mario Pecile brachte als ehemaliger Marketing- und Werbungsleiter von REWE Know-how in der Kundenbindung mit. „Da sind eine unglaubliche Erfahrung und viel Gespür ins Unternehmen gekommen“, sagt Tretter. Auch Tretter selbst war als Mitgründer von Szene 1 kein Neuling in der Start-up-Branche. „Da habe ich schon einige Ups und Downs miterlebt, mit diesen Erfahrungen geht man natürlich etwas anders an eine Gründung heran“, sagt er. Von Anfang an war ihm wichtig, dass Hello Again sich aus dem eigenen Cashflow finanziert. Dazu gehörte auch, dass er schon beim Start wusste, dass seine Idee sich verkaufen lässt – schon vor der Gründung hatte er den ersten Kunden gesichert. „Wir haben uns im Vorfeld den Markt genau angeschaut. Da war schon abzusehen, dass Kundenbindung ein großes Thema sein wird“, sagt Tretter.
Das solide Fundament hat sich für Hello Again bezahlt gemacht. „Wir haben jetzt ein erprobtes Konzept. Außerdem zeigt die gute Zusammenarbeit mit unseren ursprünglichen Investoren, dass wir verlässlich sind. Ich glaube, das war einer der Hauptgründe dafür, dass wir noch mehr Investoren angezogen haben. Wenn die Grundlagen stimmen, ergibt sich vieles von selbst.“ Vielleicht war auch das Herzblut von Franz Tretter nicht unwesentlich für den Erfolg. Denn am meisten Freude bereitet ihm immer noch sein Produkt: „Wenn man eine tolle App programmiert, die nicht hundert halbherzige Features hat, sondern fünf, die ihre Funktion perfekt erfüllen, dann macht einen das richtig zufrieden.“_
„Wenn die Grundlagen stimmen, ergibt sich vieles von selbst.“
Franz Tretter
Gründer, Hello Again
# Gedanken von Franz Tretter
Der beste berufliche Ratschlag, den ich je bekommen habeSuch dir ein starkes Team!
Talent oder Fleiß – ich entscheide mich fürFleiß, denn ohne vollen Einsatz baut man keine Firma auf
Hätte ich kein Start-Up gegründet, wäre ichMaschinenbauer geworden, auf jeden Fall hätte ich irgendetwas bauen wollen
Wenn ich mir eine Sache wünschen könnte, wäre dasein topmodernes, für alle zugängliches Bildungssystem in Österreich
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