Von Mut, Begeisterung und Respekt
Die Arbeitswelt verändert sich aktuell so rasch wie noch nie. Das stellt auch Führungskräfte vor völlig neue Herausforderungen. Wir fragen in unserer Serie „Wohin führt das?“ junge Führungskräfte, wie sie diese meistern und worauf es in ihrem Job wirklich ankommt.
„Frauen brauchen mehr Mut, sich Dinge zuzutrauen“
„Einfach geil“ “ mit diesen Worten kommentierte eine sichtlich bewegte Doris Hummer im Herbst 2015 die Bekanntgabe ihrer neuen Funktion als Chefin des oberösterreichischen Wirtschaftsbundes und nächste oberösterreichische Wirtschaftskammer-Präsidentin. Zwei Jahre später und ein halbes Jahr im Amt als WKOß-Präsidentin ist sie nach wie vor „sehr glücklich“. Es sei ihr „Traumjob“, das eigene Unternehmen zu führen, gleichzeitig interessenspolitisch tätig sein und dabei auf das Wissen und Netzwerk aus der Spitzenpolitik zurückgreifen zu können. Hummer war die erste Frau, die von der OßVP in die Regierung geschickt wurde und ist nun die erste Frau an der Spitze der 150-jährigen WKOß-Geschichte. Dazu sagt Hummer: „Natürlich hat man als Frau zu gewissen Dingen andere Zugänge, aber Personen und deren Persönlichkeit, Führungsstil und Ziele, und nicht Geschlechter, ändern Systeme.“ Hummer selbst hatte nie das Gefühl, es als Frau schwerer gehabt zu haben und ist überzeugt, dass wir auf einem guten Weg in Bezug auf die Gleichbehandlung von Männern und Frauen in Führungspositionen sind. Gleichzeitig gebe es aber noch einiges zu tun. Erst kürzlich wurde Hummer von einem Unternehmer in Bezug auf ihre Firmenübernahme vom Vater gefragt: „Habt ihr in der Familie leicht keinen Buben gehabt?“ Ihre Antwort: „Natürlich, aber ich wurde ausgewählt, weil man es mir am besten zutraute.“
Frauen in Spitzenpositionen würden noch immer kritischer betrachtet werden und dementsprechend mehr Leistung und Erfolg vorweisen müssen. Viele Netzwerke und Seilschaften bevorzugen Männer, die Kinder- und Familienplanung sei nach wie vor meist überwiegend Aufgabe der Frauen. „Ich wurde in Diskussionsrunden von Männern oft angesprochen „
manchmal auch wenig freundlich „, dass ich keine gescheite Mutter sein kann“, sagt Hummer, die als erste Landesrätin in ßsterreich während ihrer Amtszeit Mutter wurde. Sohn Felix ist mittlerweile fünf Jahre alt. Die Betreuung bewerkstelligt Hummer gemeinsam mit ihrem Partner und ihrer Familie: „Alleine würde ich es nicht schaffen. Wir Frauen müssen das aber auch nicht alleine schaffen “ so ist und war das nie gedacht.“ Ein großer Nachteil für Frauen sei auch, dass sie sich stärker als Männer hinterfragen: „Frauen brauchen mehr Mut, sich Dinge zuzutrauen.“ Hummer habe sich selbst immer gut genug gekannt, um zu wissen, dass sie sich den neuen Job zutraut und dann die notwendige Portion Mut aufgebracht, diesen auch anzunehmen.
Als ihre wesentliche Aufgabe als Führungskraft nennt Hummer „voranzugehen, Ziele zu formulieren und dann ermöglichen, diese gemeinsam umzusetzen“. Hummer formuliere gerne „ehrgeizige und zeitlich befristete Ziele“ um zu erkennen, ob man auch vorwärts kommt. Dementsprechend wurde für die WKOß ein Masterplan mit den Ziel ausgearbeitet, die Organisation schlanker und effizienter zu machen und zu hinterfragen, was die Unternehmen als Kunden tatsächlich erwarten. „Um den Weg zu den Zielen zu finden, gehört das ganze Team ins Boot. Die Entscheidung, welcher der Vorschläge umgesetzt wird, muss die Führungskraft treffen.“ Aus der Vergangenheit lernte Hummer, dass man das eigene Tempo nicht immer auf seine Mitarbeiter umlegen dürfe: „Ich habe Menschen damit überfordert.“ Als junge Führungskraft stehe man immer auf den Schultern und Erfolgen der Vorgänger und müsse dann entsprechend den aktuellen Situationen und deren Herausforderungen seinen eigenen Weg finden.
Steckbrief
- Geboren am _9. August 1973 in Grieskirchen
- Wohnort _Grieskirchen
- Ausbildung _1992 Matura an der HAK Wels / 1997 Abschluss des Volkswirtschafts-Studiums an der JKU Linz
- Karriere _Seit Juni 2017 WKOß-Präsidentin / Seit April 2016 Landesobfrau Wirtschaftsbund Oß / 2015 “ 2017 Abgeordnete im Oß Landtag / 2009 “ 2015 VP-Landesrätin für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Frauen und Jugend / 2006 “ 2009 JW Oß-Vorsitzende / 2002 Gründung der Firma Whitebox für Marktforschung und Mystery Shopping mit einer Studienkollegin / Nach dem Studium im elterlichen Betrieb Domico tätig, Wiedereinstieg in den Dach- und Fassadenhersteller in Vöcklamarkt nach der Landesrätinnen-Tätigkeit.
Gedanken
- 3 Eigenschaften, die eine Führungskraft haben sollte _konsequent, innovativ, überzeugend
- 3 Eigenschaften, die eine Führungskraft nicht haben sollte _ungerecht, unnahbar, ziellos
- Laut werde ich _wenn ich mich ärgere
- Das Schwierigste an meinem Job _ist Zeit
- Was soll Ihnen später einmal nachgesagt werden? _Schade, dass sie schon aufhört
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