Im Bewerbungsgespräch mit …
Gefinkelte Fragen stellen, Menschen in kurzer Zeit einschätzen und folgenschwere Personalentscheidungen treffen: Normalerweise haben Personalmanager beim Bewerbungsgespräch die Fäden in der Hand. Jetzt wird der Spieß umgedreht: Wir haben zwei Menschen in den Bewerbersessel gesetzt, die normalerweise selbst die Fragen stellen.
… Claudia Gerstl
Personalmanagerin, Banner Batterien
#Eigen.kapital
Welchen Nutzen haben Ihre Fähigkeiten und Ideen für die Firma Banner?
GERSTLIch denke, dass ich eine gute Kombination zwischen Tradition und Innovation schaffe. Das Bewährte soll erhalten bleiben, aber gleichzeitig wollen wir uns weiterentwickeln. Weiters zeichnen mich eine gewisse Empathie und Offenheit für Menschen aus, kombiniert mit einem organisierten Arbeitsstil.
Wo ziehen Sie im Arbeitsalltag persönlich Grenzen?
GERSTLMir ist Neutralität bei Entscheidungen sehr wichtig. Bei Gesprächen schätze ich, wenn wirklich zugehört und nicht ständig unterbrochen wird. In meinen Augen braucht es auch eine gewisse Toleranz, wenn mein Gegenüber andere Grenzen zieht als ich – und etwas Konfliktbereitschaft, um die eigenen Grenzen zu verteidigen.
An welchen Werten orientieren Sie sich im Alltag?
GERSTLWertschätzung ist ein sehr großes Thema –
bei freundschaftlichen Begegnungen, aber auch in heiklen Situationen. In der Zusammenarbeit sind mir Ehrlichkeit, Loyalität und Engagement für das gemeinsame Ziel sehr wichtig.
#Rück.blick
Welche Kindheitserinnerung hat Sie besonders geprägt?
GERSTLKonkret fällt mir da nichts ein, aber ich hatte immer viel mit älteren Kindern zu tun. Körperlich war ich unterlegen, was ich durch Raffinesse und den geschickten Umgang mit verschiedenen Charakteren und Personen sozusagen ausgleichen musste.
Mir ist Neutralität bei Entscheidungen sehr wichtig.
Claudia Gerstl
Personalmanagerin, Banner Batterien
Was hat Sie dazu bewegt, ins Personalmanagement zu gehen?
GERSTLSicher die Freude am Umgang mit Menschen und die Frage, wie man Personen bei ihrer Entwicklung begleiten kann. Das beginnt mit dem Eintritt ins Unternehmen und endet optimalerweise beim Pensionsantritt.
Auf welche Errungenschaft in Ihrem Job sind Sie besonders stolz?
GERSTL2011 haben wir unter dem Titel „Generationenmanagement“ ein eigenes Programm ins Leben gerufen, um Mitarbeiter beim Erhalten ihrer Arbeitsfähigkeit und ihrer Gesundheit zu unterstützen. Dafür wurden wir schon mehrfach ausgezeichnet. Erst kürzlich haben wir zum Beispiel das BGF-Gütesiegel bekommen, das für die betriebliche Gesundheitsförderung vergeben wird. Neben vielen anderen Maßnahmen in den Bereichen Arbeit, Wissen, Werte und Gesundheit evaluieren wir zum Beispiel die Belastung für die Mitarbeiter in der Produktion und wie wir sie unterstützen können, damit sie gesund bleiben.
#Arbeits.weise
Wie würden Ihre Mitarbeiter Ihren Führungsstil beschreiben?
GERSTLIch denke, dass ich sehr offen und wertschätzend bin – sowohl bei beruflichen als auch bei privaten Themen. Ich praktiziere eine ausgewogene Mischung zwischen Kontrolle und Vertrauen. Ich lobe und motiviere, kommuniziere auf Augenhöhe, auch wenn Unterschiede in der Hierarchie vorhanden sind.
Wie gehen Sie mit Stress und Misserfolg um?
GERSTLFür mich sind das zwei getrennte Punkte. Stress herrscht in Zeiten mit quantitativer und qualitativer Herausforderung. Da ich sehr organisiert bin, kann ich aber genau diesen Druck reduzieren. Wenn einmal etwas nicht so klappt, hole ich mir Feedback und versuche die Ursache zu erfragen, damit es beim nächsten Mal dann hoffentlich wieder gelingt.
Wie wichtig ist demokratische Entscheidungsfindung in einem professionellen Kontext?
GERSTLMir persönlich ist das sehr wichtig. Es mag zwar länger dauern, bis man alle ins Boot geholt hat, aber dafür tragen dann alle diese Entscheidung mit. Alleingänge bringen vielleicht anfangs eine schnellere Entscheidung, aber später benötigt man Zeit für Diskussionen über Einwände. In gewissen Situationen braucht es aber natürlich rasche Entscheidungen von Führungspersonen.
… Michael Hintenaus
Personalleiter, Hypo Oberösterreich
#Eigen.kapital
Was ist Ihre größte Schwäche und was Ihre größte Stärke?
HINTENAUSEine meiner größten Stärken ist, dass ich gut mit Menschen kann und gerne die Zusammenarbeit organisiere. Eine meiner größten Schwäche ist sicherlich die Kulinarik – ich esse gern und leider auch viel.
Glauben Sie an Wunder?
HINTENAUSJa. Es passieren Sachen, bei denen man sich denkt: ‚Wie gibt’s das jetzt, das kann doch nicht sein!‘ Natürlich kann das auch einfach Zufall sein, aber ich finde es irgendwie auch ganz schön, an Wunder zu glauben.
Waren Ihre Schulnoten ein guter Indikator für Ihren beruflichen Erfolg?
HINTENAUSMeine Noten waren in Ordnung, auch im Studium. In den Fächern, die mich weniger interessiert haben, war ich eher mittelmäßig. Alles, was mit Kommunikation zu tun hatte, mir Spaß machte – dementsprechend waren auch die Noten gut. Was man gerne macht, macht man bekanntlich auch gut. Und das führt letztendlich zum beruflichen Erfolg.
#Rückblick
Welchen Rat würden Sie Ihrem 5-jährigen Ich geben?
HINTENAUSIch habe einen 5-jährigen Sohn, das ist ja recht nahe dran. Mein Rat: Mache das, was du wirklich gerne machst! Was das ist, muss jeder für sich herausfinden. Sich jeden Tag in einem Job zu quälen, der dir zwar viel Geld bringt, in dem man keine Erfüllung findet und damit auch nicht gut ist, bringt nichts.
Haben Sie schon einmal Ihre Meinung gegen alle anderen durchgesetzt?
HINTENAUS2019 zu Weihnachten, vor der Pandemie. Da habe ich mich als Leiter des Krisenteams gemeinsam mit unserem Betriebsarzt dafür eingesetzt, dass wir uns vorbereiten. Allgemein herrschte noch die Meinung, dass das irgendwo in Italien und China passiert, aber uns nicht erreichen wird. Wir haben unseren Pandemieplan überarbeitet und zum Beispiel vorsorglich Desinfektionsmittel-Spender bekommen. Viele haben gelacht, drei Monate später sind wir dann alle im Homeoffice gesessen und waren froh, diesen Schritt gesetzt zu haben.
Erzählen Sie etwas von sich, das nicht in Ihrem Lebenslauf steht.
HINTENAUSIch bin großer Italien-Fan. Im Jahr 1992, also noch vor dem EU-Beitritt Österreichs, war ich als einer der ersten österreichischen Studierenden auf Erasmus-Austausch in Genua. Das war eines der lässigsten Jahre meines Lebens. Student sein, Wanderjahre, Freiheit – das war eine tolle Kombination.
#Arbeits.weise
Wie sieht die erste Stunde Ihres Tages aus?
HINTENAUSIch brauche in der Früh die Zeitung, einen Kaffee und ein bisschen Zeit für mich –
deshalb stehe ich schon um 5.45 Uhr auf. Dann kommt meine Familie nach und wir frühstücken gemeinsam. Danach geht‘s mit dem Fahrrad ins Büro, dort wird dann bei einem Kaffee mit dem Team der Tagesablauf besprochen. Und dann starten meine Termine.
Langfristig muss man sich einfach klar darüber werden, welche Dinge einem wirklich wichtig sind und diese Dinge fix in den Alltag einbauen.
Michael Hintenaus
Personalleiter, Hypo Oberösterreich
Worauf kommt es bei der Führung in Krisensituationen an?
HINTENAUSFührung in der Krise heißt, dass ich mich mit der momentanen Situation beschäftigen muss: Was sind die wirklich wichtigen Themen? Welche Punkte sind jetzt relevant? Und dann muss ich Mut zeigen. Ich kann in der Krise keine Studie in Auftrag geben, die zwei Wochen dauert, ich muss unter Unsicherheit rasche Entscheidungen treffen. Außerdem muss ich diese Entscheidungen dann gut und „eng“ kommunizieren und die Mitarbeiter informieren.
Wie halten Sie Ihre gute Work-Life Balance aufrecht?
HINTENAUSEine gute Work Life-Balance bedeutet für mich: Arbeit hat einen sehr wichtigen Stellenwert, ist aber nicht alles. Eigentlich ist sie eine Voraussetzung, um im Job richtig gut sein zu können. Mir ist es wichtig, Zeit für meinen Sohn zu haben, für meine Familie, für meinen Sport. Langfristig muss man sich einfach klar darüber werden, welche Dinge einem wirklich wichtig sind und diese Dinge fix in den Alltag einbauen. Wer nur auf einem Bein steht, steht instabil und fällt um!_
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