Gedankensprung … mit Waldemar Pöchhacker
Warum es für uns Österreicher gerade am Meer so schön ist, ob sein Job und das Jägerdasein einander ähneln, was genau denn ein Luxusprodukt ausmacht: Darüber sprechen wir mit Waldemar Pöchhacker. Er hat über 25 Jahre Berufserfahrung und ist seit 2019 Head of Marketing and Sales des Unternehmens Belassi, das in Leiben in Niederösterreich hochklassige Wassersportfahrzeuge herstellt – mit denen in Österreich gar nicht
gefahren werden darf.
Ansichts.Sache
Was prädestiniert Österreich als Produktionsstandort für Belassi – obwohl Ihre Produkte hierzulande gar nicht für den Gebrauch zugelassen sind?
PÖCHHACKERDie Vision bei der Gründung unseres Unternehmens war, ein extrem hochwertiges und performantes Wassersportfahrzeug herzustellen, das es in dieser Form noch nie gegeben hat. Es war relativ schnell klar, dass sich so ein Produkt an einen internationalen Markt richtet. Da ist die geografische Lage der Produktion eigentlich egal. Unser Gründer ist Österreicher, und angesichts des immensen technischen Know-hows, das in Österreich vorhanden ist, lag diese Wahl recht nahe.
Ihr Produkt richtet sich ausschließlich an Abnehmer im Ausland – welche Herausforderungen ergeben sich durch diese starke Exportorientierung?
PÖCHHACKEREs ist sehr anspruchsvoll, die Regularien in verschiedenen Ländern und Regionen zu erfüllen, weil sie sich teilweise sehr stark unterscheiden. Es gibt zahlreiche Bestimmungen zum Aufbau der Elektronik, zu den erlaubten Geschwindigkeiten, den Sicherheitsvorkehrungen und so weiter. Die müssen wir alle unter einen Hut bringen. Auch die Märkte und das Verständnis für ein Markenprodukt sind verschieden, das gilt es zu berücksichtigen. Dazu kommen die Lieferkosten, die uns immer wieder herausfordern. Weil wir eben in die ganze Welt verkaufen, müssen wir enorme Distanzen einkalkulieren. Da müssen wir sehr darauf achten, die Kosten zu optimieren.
Inwiefern findet sich dieses Lebensgefühl in Ihrem Produkt wieder? Was sind die technischen Besonderheiten der Wassersportfahrzeuge von Belassi?
PÖCHHACKEREinzigartig ist sicher, dass bei uns der komplette Fertigungsprozess von Hand abläuft. Das funktioniert nach dem Prinzip „One man, one machine“, einer unserer Mitarbeiter baut das ganze Fahrzeug zusammen. Das heißt, jeder Einzelne ist wirklich gut mit dem Produkt vertraut und kennt jedes Detail. Dadurch wollen wir die hohe Qualität sicherstellen, die wir uns auf die Fahnen geheftet haben. Aber besonders sind sicher auch die technischen Daten, unsere Fahrzeuge haben zum Beispiel weltweit serienmäßig die höchste Geschwindigkeit und die meisten PS im Vergleich mit ähnlichen Massenprodukten.
Erfahrungs.Schatz
Sie sind schon seit Jahren im Bereich Marketing and Sales tätig. Was waren die wichtigsten Schritte für Ihre professionelle Entwicklung?
PÖCHHACKERIch weiß nicht, ob ich das auf einzelne Schritte herunterbrechen kann, das war ein sehr kontinuierlicher Prozess. Ich habe auf jeden Fall immer versucht, dort anzufangen, wo noch nichts da ist oder wo sich etwas weiterentwickeln muss. Strukturen, die schon gut funktionieren, sollte man nicht aus Experimentierfreude aus dem Gleichgewicht bringen. Ich konzentriere meine Kräfte lieber auf die Bereiche, wo sie auch wirklich gebraucht werden und wo ich noch etwas erreichen und bewegen kann – und dann bleibe ich dran, bis es klappt. In diesen Situationen kann ich mich auch am besten weiterentwickeln.
Was war bisher die größte Herausforderung Ihrer Karriere? Was haben Sie daraus gelernt?
PÖCHHACKERIch habe eine Zeit lang in einem Unternehmen gearbeitet, das sich vom Mittelstand in Richtung Konzern entwickelt hat. Ich habe es nicht so gut geschafft, mein Denken an den Konzern anzupassen – also immer nur einen notwendigen Teil der Arbeit abzuliefern und Entscheidungen nicht nur anhand der Markt- und Kundenanforderungen, sonder immer auch nach konzernpolitischen Gesichtspunkten zu treffen. Irgendwann hat mir mein Job schlichtweg keinen Spaß mehr gemacht, weil sich auch meine Werte nicht mit der sich breitmachenden Konzernpolitik gedeckt haben. Das Learning daraus war, dass man zu gewissen Dingen Nein sagen und dann etwas Anderes machen muss.
Was ist das Besondere an Ihren momentanen Aufgaben im Vergleich zu Ihren früheren Jobs?
PÖCHHACKERWir sind vom Mindset her ein Startup, es geht immer wieder in neuen Bereichen von null auf hundert. In meinen früheren Aufgaben hatte ich selbst dann, wenn etwas Neues aufzubauen war, fast immer Strukturen im Unternehmen, auf die ich zurückgreifen konnte, und Kollegen, mit denen ich mich beraten konnte. Jetzt muss ich sehr viel davon wirklich selbst machen, und zwar so, dass es auch nachhaltig funktioniert. Das ist natürlich eine schwierige Arbeit, aber sie macht mir sehr großen Spaß, weil ich aktiv mitgestalten kann.
Eine Ihrer Hauptaufgaben bei Belassi ist der Aufbau des Händlernetzwerks. Wie sind Sie diese Aufgabe angegangen und was haben Sie dabei gelernt?
PÖCHHACKERDer Lernprozess ist da nie abgeschlossen, weil sich der Markt ständig verändert. Vielleicht eine der wichtigsten Erkenntnisse ist, dass es letztlich auf klassische, harte Vertriebsarbeit ankommt. Ich muss mir die Frage stellen, wer meine Zielgruppe ist, dann schauen, welche Händler diese Zielgruppe am besten bedienen, und dann: hartnäckig sein, Händler anrufen, das Produkt vorstellen und intensiv das Marketing in allen Facetten vorantreiben. Anders geht es nicht, zumindest in unserem Bereich.
Sinn.Fragen
Sie sind leidenschaftlicher Jäger. Was verbindet Ihr Hobby und Ihren Beruf?
PÖCHHACKERGar nichts, das ist ja gerade das Spannende daran. Viele sehen darin nur das Jagen von Tieren, darum geht es aber nur zwei bis drei Mal im Jahr. Die restliche Zeit ist man draußen in der Natur, achtet darauf, dass die Bedingungen für die Tiere passen, und muss sehr viel beobachten – all das kann ich im Beruf nicht wirklich machen, da geht es sehr oft um Agilität und Geschwindigkeit. Die Jagd ist für mich wirklich der Ausgleich zu meinem Job.
Was ist der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?
PÖCHHACKER„Tu das, was du willst.“ Natürlich sind wir im Leben immer wieder von gewissen Dingen abhängig. Man muss beim Job die finanzielle Lage im Auge behalten, hat Verantwortung und so weiter. Aber letztlich sollte schon das Ziel sein, sich mit den Dingen zu beschäftigen, die einem wirklich Freude machen.
Worin wären Sie gerne besser?
PÖCHHACKERIn allem eigentlich, weil ich immer wieder merke, dass ich nicht ausgelernt habe. Es gibt nichts, bei dem ich mir denke, dass mir keiner mehr etwas dazu erzählen kann. Und eigentlich will ich gerade in den Dingen, die ich ohnehin schon gut kann, immer noch besser werden.
Woran arbeiten Sie im Moment am intensivsten?
PÖCHHACKERIch habe so viele Aufgaben, dass ich mich eigentlich nicht auf eine Sache versteifen kann. Besonders am Herzen liegt mir aber die Markenführung. Dieses Thema durch die Händler am Ende des Tages in die Märkte zu tragen ist auch die größte Herausforderung.
Entscheidungs.Frage
Autoritärer oder egalitärer Führungsstil?
PÖCHHACKERWeder noch. Es heißt immer, Mitarbeiter wollen geführt werden, da bin ich nicht ganz an Bord. Ich glaube, wichtiger ist die Vorbildfunktion, an der sich die Mitarbeiter dann orientieren können. Natürlich müssen gewisse Dinge eingefordert werden, aber ich würde mich nicht als autoritär bezeichnen. Die Mitarbeiter müssen wissen, was sie tun, aber dann muss ich sie auch arbeiten lassen und manchmal Entscheidungen mittragen, von denen ich nicht zu 100 Prozent überzeugt bin. So funktioniert nunmal ein Team.
Urlaub am Meer oder in den Bergen?
PÖCHHACKERPrinzipiell finde ich, dass es nirgends so schön ist wie in Österreich. Ich finde, die Natur hat bei uns schon etwas sehr Erhabenes. Aber wir haben als Binnenland eben kein Meer, das weckt natürlich schon besondere Sehnsüchte.
Qualität oder Quantität?
PÖCHHACKERBei mir hat immer die Qualität die oberste Priorität, ganz klar.
Stich.Wort
Luxus – welche Extravaganzen gönnen Sie sich persönlich?
PÖCHHACKERIch habe eine Schwäche für Uhren, besonders für Armbanduhren.
Import – ohne welches importierte Produkt könnten Sie nicht ?
PÖCHHACKERSicher mein Handy. Ich glaube, das nennt man Nomophobie, ich bin gerne immer erreichbar. In den letzten eineinhalb Jahren ist einfach auch ein riesengroßer Teil meines Privatlebens aufs Handy gewandert.
Export – welches Bild haben ausländische Unternehmen von der österreichischen Wirtschaft?
PÖCHHACKERWir sind als hochpreisiges und innovatives Land bekannt. „Made in Austria“ hat Relevanz, auch wenn die deutsche Ingenieurskunst vielleicht noch etwas mehr zieht. Aber das internationale Image ist sicher von Innovation und hoher Qualität geprägt._
Unsere Produkte sollen die schnellsten und hochwertigsten ihrer Klasse sein.
Waldemar Pöchhacker
Head of Marketing and Sales, Belassi
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