Ein Fonds für die Zukunft
Innovative Ideen gibt es genug in Oberösterreich – quer durch die verschiedensten Branchen. Der OÖ Hightechfonds unterstützt heimische, hochtechnologische Unternehmen dabei, sie auch umzusetzen. Seit Ende 2011 wurden vier vielversprechende Projekte unterstützt, weitere sollen folgen. Das Ziel: Entwicklungsmöglichkeiten für die möglichen Wirtschaftsmotoren von morgen bieten.
Lisi wird krank. Sie hat den Appetit verloren, seit einigen Stunden bewegt sie sich viel langsamer als sonst durch ihren Stall. Stall? Ja – denn Lisi ist eine Milchkuh. Was hat nun der Gesundheitszustand eines weiblichen Rinds, eines gewöhnlichen Bos primigenius taurus mit dem OÖ HightechFonds zu tun? mkw electronics produziert Navigationssysteme für Nutztiere, durch die der Bauer die Tiere beobachten und so Krankheiten oder Geschlechtsreife früher erkennen kann. Der Chip wird unkompliziert ins Ohr des Tieres getackert, per Smartphone und am PC können in Echtzeit Daten wie Standort des Tiers im Stall, Bewegungsmuster oder sogar Kaugeschwindigkeit abgerufen werden. Das Unternehmen gehört zu jenen, an denen sich der Hightechfond bisher beteiligte. „Vor zwei Jahren waren wir auf Investorensuche, unser Geschäftsmodell hat eine Vorlaufzeit“, sagt Jörg Schlipfinger. Gemeinsam mit Geschäftsführer und Gründer Wolfgang Auer sucht er nach Kapitalgebern, sie wollen dabei verhindern, dass potentielle Investoren ihr Unternehmen nach kurzer Zeit teuer an Konkurrenten weiterverkaufen. „Der Vorteil des Hightechfonds war, dass wir einen Standortfokus gesehen haben“, sagt er. Ein dreiviertel Jahr nach dem Erstkontakt beteiligt sich der Fonds dann im Zuge einer größeren Finanzierungsrunde mit einer Million Euro an mkwe.
„Auf diese Art und Weise sind bereits 3,5 Millionen Euro in vier heimische Unternehmen geflossen“, sagt Christian Matzinger vom OÖ HightechFonds. Ins- gesamt war der Fonds mit elf Millionen Euro dotiert, die Mittel stammen zur einen Hälfte von oberösterreichischen Banken, zur anderen aus Mitteln des Landes Oberösterreich und der Europäischen Union.
Externe Gutachter überprüfen Marktfähigkeit
Zielunternehmen des oö. Hightechfonds sind KMUs und Start-Ups, die patentfähige hochtechnologische Produkte und Dienstleistungen entwickeln. „Als wir 2011 gegründet worden sind, haben zahlreiche Unternehmer geglaubt, sie kommen jetzt leicht an Geld“, erinnert sich Matzinger. Bei der genauen Prüfung stellte sich oftmals heraus, dass viele Antragsteller wirtschaftliche Schwierigkeiten hatten. „In diesem Fall beteiligen wir uns nicht, wir betreiben keine Sanierungsfinanzierungen.“ Im Auswahlverfahren werden die Unternehmen und ihre Ideen akribisch überprüft. Externe Gutachter beurteilen die Produkte auf ihre Markttauglickeit. Entscheidet sich das Gremium bestehend aus oberösterreichischen Investoren dafür, dass man sich bei einem Unternehmen beteiligen will, geht es dafür relativ schnell. „Die Durchlaufphase von der Antragsstellung bis zur Bewilligung ist mittlerweile sehr kurz, im Bereich von vier bis sechs Monaten“, sagt Matzinger. Die Beteiligungssumme wird verteilt auf mehrere Tranchen ausgezahlt, verbindliche Meilensteine müssen eingehalten werden. Betreut werden die Unternehmen bei ihrem Prozess von tech2b, dem Inkubator für innovative High-Tech-Gründungen. „Wir stehen in regelmäßigem Austausch mit den Unternehmen, loten die Möglichkeiten aus, und helfen durch unser Netzwerk“, sagt Horst Gaisbauer von tech2b. Wie intensiv der Austausch ist, hängt von der Entwicklung des Unternehmens ab.
„3,5 Millionen Euro sind bereits in vier heimische Unternehmen geflossen“
Christian Matzinger
Zurück zu Lisi. Sie ist mittlerweile wieder gesund – durch die Technologie von mkwe konnte der Bauer frühzeitig ihre Krankheit erkennen. Mittlerweile hat sich mkwe besonders auf Milchkühe spezialisiert, angeboten wird auch eine Fruchtbarkeitserkennung. Nur alle 21 Tage ist eine Kuh vier bis zehn Stunden brünstig, verpasst der Bauer diesen Zeitpunkt dann kostet das Geld und er erwirtschaftet weniger Milch. Seit Herbst wird das Produkt vertrieben, bisher wurden 25 Betriebe in Österreich, Schweden, Deutschland, Dänemark, der Türkei und den USA ausgestattet. „Wir bekommen ständig neue Anfragen“, sagt Auer. 21 Milli- onen Milchkühe gibt es europaweit, weltweit sogar mehr als 100 Millionen. Bei 150 Euro pro Chip ergibt das ein gewaltiges Potential. Die beiden Ge- schäftsführer bereuen nicht, dass sie sich für die oö. Hightech-Fonds ent- schieden haben. „Die Entscheidung war ideal“, sagt Schlipfinger.
„Wir stehen in regelmäßigem Austausch mit den Unternehmen, loten die Möglichkeiten aus und helfen durch unser Netzwerk“
Horst Gaisbauer
OÖ Hightechfonds
Beteiligungsformen
Direktbeteiligung in einer GmbH
Atypisch Stille – oder Kommanditbeteiligung
Umfang pro Unternehmen
Mindestens 250.000 Euro bei Gründung, in weiteren Tranchen bis zu 1,0 Mio. maximal 1,5 Millionen Euro.
Dauer der Beteiligung
Je nach Art der Beteiligung bis zu 10 Jahre
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