Businessanzug statt Fußballdress
Seit gut einem Jahr ist Wolfgang Greil neuer Direktor des Wirtschaftsbundes Oberösterreich. Daneben ist der 46-Jährige in seiner Heimatgemeinde Katsdorf politisch tätig. 70-Stunden-Arbeitswochen sind keine Seltenheit. Und das, obwohl Greil in Jugendtagen ursprünglich einen ganz anderen Berufsweg einschlagen wollte: Er wollte Profisportler werden.
Die Leidenschaft zum Sport hat sich Wolfgang Greil erhalten. Es kann schon mal vorkommen, dass er sein Büro in der Linzer Altstadt im Laufdress verlässt und vor einem Abendtermin eine Stunde an der Donaulände läuft. Dabei kann der 46-Jährige ein wenig abschalten und seine arbeitsreichen Tage aufarbeiten. Denn Arbeit hat Wolfgang Greil genug: Seit gut einem Jahr ist er neuer Direktor des VP-Wirtschaftsbundes Oberösterreich. Daneben ist Greil seit fünfzehn Jahren in seiner Heimatgemeinde Katsdorf kommunalpolitisch tätig und seit 2009 Vizebürgermeister. Seine selbständige Unternehmertätigkeit als Organisator und Veranstalter von Seminaren ist aus Zeitgründen in den Hintergrund getreten.
Entscheidung mit 16 Jahren
In seiner Kindheit und Jugendzeit hatte Greil noch ganz andere Pläne. Vier bis fünf Mal in der Woche war er auf dem Fußballplatz und trainierte für eine angehende Fußballerkarriere. Mit 16 Jahren stand er dann vor der Entscheidung: schulischer Weg oder Leistungszentrum für Sport. Die Wahl fiel auf den schulischen Weg. Greil machte am Khevenhüller Gymnasium in Linz Matura: „Meinen Eltern war diese Entscheidung nicht unrecht, aber ich habe sie schon selbst getroffen.“ Nach zehn Jahren in der Privatwirtschaft kam es zum Wechsel in die Politik, die dem Katsdorfer mittlerweile häufig eine 70-Stunden-Arbeits- woche beschert. Im ersten Jahr als Wirtschaftsbund-Direktor gab es als große Herausforderungen die Nationalratswahl 2013 und die Europa-Wahl 2014 beim Laufen zu analysieren. Und der Stoff zum Nachdenken wird auch im nächsten Jahr nicht ausgehen: Es folgen die Wirtschaftskammerwahlen im Frühjahr 2015 und es stehen die Bereiche Arbeitszeitflexibilisierung, Entbürokratisierung, Senkung der Steuern und Abgaben und drohender Fachkräftemangel für die Stärkung des Wirtschaftsstandortes im Fokus. „Unternehmen brauchen eine starke Stimme wie den Wirtschaftsbund, denn einzeln werden sie nicht gehört“, so Greil.
Starke Stimme
Als Beispiel dafür nennt der Wirtschaftsbund-Direktor die Aussage vom Generaldirektor des oberösterreichischen Leitbetriebes voestalpine, Wolfgang Eder, der die Zukunft des Standortes Österreich langfristig in Frage stellte: „Wenn ein Großer etwas sagt, kommt er auf die Titelseiten der Zeitungen. Die Kleinen haben dieselben Probleme, werden aber nicht gehört.“ In Oberösterreich sind 97 Prozent der rund 80.000 Unternehmen Klein- und Mittelbetriebe (KMU) mit bis zu 250 Mitarbeitern. 60 Prozent aller Unternehmen in Oberösterreich sind Ein-Personen- Unternehmen (EPU). Der oberösterreichische VP-Wirtschaftsbund hat aktuell rund 17.100 Mitglieder.
Dass sich Leute über die Politik beschweren und das Gefühl haben, nichts würde weitergehen, kann Greil in gewissem Maße verstehen. Er möchte selbst gerne mehr Bewegung und Veränderung haben. Gleichzeitig hat ihm der Aufstieg vom Stellvertreter zum Direktor des oberösterreichischen Wirtschaftsbundes eine neue Sichtweise verschafft: „Ich habe erst jetzt gesehen, wie komplex manche Dinge sind.“ Schnell Reformen zu verlangen sei leicht. Wenn man sich aber die Dinge im Detail ansehe, zeigen sich verschiedene Interessen. Daher sei es nicht immer möglich Veränderungen so rasch durchzuführen. „Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille“, erklärt Greil.
Persönliche Bilanz
Dementsprechend hat ihn das erste Jahr in seiner Funktion auch persönlich verändert. Er trete jetzt selbstbewusster auf, habe viel in der Kommunikation gelernt und sei diplomatischer geworden: „Als Geschäftsführer sind viele Entscheidungen zu treffen.“ Überrascht haben Greil die vielen anstehenden Personalentscheidungen. Der Wirtschaftsbund entsendet die Funktionäre in die Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ) und bei rund 1.000 aktiven Unternehmern in der WKOÖ kommt es mehrmals wöchentlich zu Veränderungen. Aber mit Veränderungen kann Greil umgehen: Trotz der angestrebten Fußballerkarriere spielt diese Sportart nun keine Rolle mehr in seinem Leben und er trauert dem auch nicht nach: „Ich bin sehr konsequent. Wenn, dann Vollgas in eine Richtung.“
gedanken.
Wolfgang Greil
Motto Lieber selbst (mit)gestalten, als von anderen gestaltet werden
Kindheitstraum Fußballprofi.
Arbeitsstil teamorientiert, Betroffene zu Beteiligten machen.
Stärken sehr genau, kompromissbereit, Meinungen anderer anhören und dementsprechend entscheiden ,verlässlich, loyal
Schwächen zu genau bis hin zu pedantisch, ungeduldig
Stadt oder Land Ich lebe am Land und arbeite in der Stadt – die perfekte Kombination
Steckbrief
Geboren 5. September 1968
Wohnort Katsdorf
Familie Ehefrau Waltraud
Sport Laufen&Golf
Ausbildung AHS-Matura, HAK-Kolleg, MBA-Studium
Berufsweg 10 Jahre in der Privatwirtschaft, ÖVP-Bezirksgeschäftsführer in Perg, 2006 Wechsel in den Wirtschaftsbund Oberösterreich, seit August 2013 Wirtschaftsbund-Direktor
#Weitere Artikel
Das Erfolgsrezept für Recruiting
Während Iris Schmidt als AMS-OÖ-Landesgeschäftsführerin Unternehmen aufklären will, warum Pre- und Onboardingprozesse sowie Zwischenmenschliches bei der Suche nach Fachkräften entscheidend sein können, ist Elina Koran das beste Beispiel dafür. Sie ist Industriekauffrau-Lehrling bei TRUMPF Maschinen Austria und hat sich wegen des wertschätzenden Umgangs für ihren jetzigen Arbeitgeber und gegen sechs andere Zusagen entschieden. Ein Gespräch über die Arbeitgebermarke – bei Thunfischsteak mit Erbsenpüree und Wokgemüse.
„Transformation hat keinen Anfang und kein Ende“
Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und was macht unsere Einzigartigkeit aus? Beim Spezialprofilehersteller Welser Profile aus Niederösterreich hat man sich vor einigen Jahren auf eine Reise begeben. Auf eine Transformationsreise, die ganz stark auf dem aufbaut, was vergangene Generationen bereits geleistet haben, und darüber reflektiert, wie ein attraktives Zukunftsbild für die kommenden Generationen aussehen kann.
Worüber ich gerade nachdenke …
Carolin Anne Schiebel ist Speakerin, Coach, Netzwerkerin und Fotografin. Aktuell drehen sich die meisten ihrer Gedanken um die Organisation des Female Empowerment Festivals, das am 10. November in der Linzer Tabakfabrik stattfinden wird.
Melanie meint … manchmal wäre ich gerne ein Drogenboss!
Denn dann hätte ich ein exaktes Verständnis davon, wie ich erfolgreich führe, dabei agil und flexibel bleibe und meine Netzwerke ständig innoviere und vorantreibe. Klingt komisch? Ist natürlich auch nur mit einem Augenzwinkern zu betrachten, aber mal ganz ehrlich – es gibt vieles, was wir von ungewöhnlichen Vorbildern für unseren Export und die Logistik lernen können. Neugierig geworden?
Susanna sagt … Bewegung
Ich schreibe gerade im Stehen. Das liegt an meiner Uhr. Die piepst und vibriert, wenn
ich zu lange in Sitzposition verweile. Eigentlich sollte ich im Gehen schreiben, denn von
den 10.000 Schritten bin ich wortwörtlich meilenweit entfernt. Super, dass uns die
Digitalisierung nun so wunderbare Innovationen gebracht hat, damit wir uns gesu?nder
verhalten. Oder? Physiotherapeut Gernot Schweizer sieht das nicht ganz so super. „Wir
werden immer digital dementer und digital gefu?hlloser“, warnt er. Und meint damit, dass
wir verlernt haben, auf unseren Körper zu hören. Dabei wu?sste der sehr genau, was wir
brauchen. Ja, das wu?ssten wir generell. Wir wu?ssten auch, dass unser Gesundheits- und
Pflegesystem dringend Veränderungen brauchen. An Konzepten wu?rde es auch gar nicht
mangeln. Aber solange es uns selbst nicht betrifft, bleiben wir mal lieber sitzen. Okay.
Fangen wir bei uns selbst an. Ich geh dann mal ein paar Schritte – bis zur Kaffeemaschine
(Die Uhr schweigt. Und meinen Körper bringe ich selbst zum Schweigen – denn der sagt
mir eigentlich, dass ich schon genug Tassen fu?r heute hatte.)
Melanie meint .. es soll „menscheln“
New Work – ein Buzzword, das mittlerweile fast
schon abgedroschen wirkt. Meint es nur Homeoffice
und neuartige Bu?rokonzepte, verfehlt es auch
seine eigentliche Intention: Die Arbeitswelten fu?r
alle so gestalten, dass wir uns entfalten können,
gleichberechtigte Teilhabemöglichkeiten haben
und den Puls der Zukunft fu?hlen. Ich persönlich
wu?nsche mir, dass es dabei „menschelt“ und wir
unsere individuellen Bedu?rfnisse an unsere Jobs
mit all dem in Einklang bringen können, was uns
als Gesellschaft voranbringt. Inspirationen gefällig?
Einfach weiterblättern und staunen!
David denkt … bunt statt schwarz-weiß, bitte!
Klimaschutz. Im Moment scheidet kaum ein Thema so sehr die Geister wie die
Diskussion um eine nachhaltige Lebensweise und auch daru?ber, was sie wirklich
bedeutet. Im Großen, auf der internationalen politischen Bu?hne. Wie auch im Kleinen,
wenn verschiedene Meinungen im Alltag aufeinander krachen. Etwa wenn Menschen,
die im Auto auf dem Weg zur Arbeit sind, schnell rotsehen, wenn „Klimakleber:innen“
mit ihrem gru?nen Ansinnen die Straße blockieren. Zu ernsthaften Kollisionen kam es
zum Glu?ck (noch) nicht – liegt wohl an den orangen Warnwesten –, dennoch sind sie
nur eine Frage der Zeit.
Doch eine lebenswerte Welt fu?r morgen entsteht nur dann, wenn entlang verhärteter
Konfliktlinien die Positionen verhandelbar bleiben – und zwar auf beiden Seiten. Wie
viele bunte Akzente wir in diesem schwarz-weißen Denken setzen wollen und können,
muss jede:r fu?r sich entscheiden. Statt uns selbst gru?n und blau zu ärgern, haben wir
uns dazu entschieden, genau dafu?r in diesem Kapitel einige Farbtupfen in Form von
Vorbildern, Meinungen und neuen Trends fu?r euch einzufangen. Viel Spaß beim Lesen!
Valentin vertieft: Karrierefaktor Grillabend
Achtung, dieses Gedankenspiel du?rfte wohl vielen nicht gefallen: Schon bald
könnte es sein, dass viele hochqualifizierte Akademiker:innen umschulen mu?ssen
– um in Fabrikhallen oder handwerklichen Betrieben zu schuften. Denn während
Juraexamen und medizinische Zulassungspru?fungen fu?r ChatGPT schon jetzt kaum
noch ein Problem sind und die KI auch beim Erschaffen von kreativen Texten und
Kunstwerken den Menschen längst Konkurrenz macht, werden komplexe physische
Arbeiten auf absehbare Zeit unersetzbar bleiben. Die Entwicklung entsprechender
Roboter kommt der ständig steigenden Leistungsfähigkeit der KI nicht hinterher.
Möglicherweise werden geschickte Handwerker also bald die besten Karriere– und
Aufstiegsmöglichkeiten haben. Wer weiß?
Sicher ist hingegen, dass menschliche Interaktion und direkter Kundenkontakt in
Zukunft noch wichtiger werden. Dort kann die KI nicht mit uns mithalten. Soziale
Kompetenzen und menschliches Gespu?r gewinnen also an Bedeutung und
entwickeln sich zu den wichtigsten Skills. Und die lassen sich bekanntlich am besten
schulen, indem man Zeit mit seinen Mitmenschen verbringt, zuhört, plaudert, streitet,
diskutiert, flirtet. Ein Faktor, den es zu bedenken gilt, wenn du das nächste Mal vor
der Entscheidung stehst, einen lauen Sommerabend lieber weiterbildend vor dem
Bildschirm oder mit Freund:innen bei einem gemu?tlichen Grillabend im Garten zu
verbringen. Fu?r die Karriere könnte langfristig zweiteres förderlicher sein.
BETTINA, wie erfinden wir das Rad neu?
Der Arbeitsmarkt hat sich gedreht. Hin zum Arbeitnehmermarkt. Vor allem in der Technik- und IT-Branche können sich die Talente heute aussuchen, wo und auch wie sie arbeiten möchten. Mit alten Methoden gewinnt man diese Menschen daher nicht mehr. Bettina Kern, Gründerin und Geschäftsführerin von KERN engineering careers, weiß, wie sich das Rad trotz Fachkräftemangels weiterdreht und vor allem, wie es sich in Richtung Zukunft dreht. So viel vorweg: „Um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, müssen wir ordentlich in die Pedale treten!“
NICOLE, wie erreichen wir unsere Ziele?
Es sind die letzten 200 Meter beim Ironman. Dann spürt Nicole Hinum das, wofür sie so brennt: „Da läuft alles wie in Zeitlupe ab. Der Gedanke: Ich hab das jetzt wirklich geschafft! Da ist es nun, das große Ziel. Und der Beweis, dass ich alles schaffen kann, wenn ich es wirklich will.“ Ihr Antrieb? Ihre Leidenschaft. Mit genau dieser begleitet sie auch Unternehmen dabei, ihre Ziele mit einem klaren, starken Markenkern zu erreichen.
GERNOT, was bewegt uns (vorwärts)?
Die schlechte Nachricht zuerst: „Wir bewegen uns auf ein gesellschaftliches Desaster zu, weil wir so viel sitzen“, warnt Gernot Schweizer, Physiotherapeut, Fitness- und Konditionstrainer. Die gute Nachricht: „Es ist nie zu spät, um in Bewegung zu kommen.“
MICHI, was lernen wir vom Spitzensport?
Einen Plan B hatte sie nie. Brauchte sie auch nicht. Die Karriere von Ex-Skirennläuferin Michaela Kirchgasser ging stetig bergauf. 2018 beendete sie ihre Rennkarriere. Gewinnen kann sie seither aber immer noch, und zwar nicht nur bei Dancing Stars. Als Speakerin beim ersten Zauchensee-Summit gewinnt sie die Aufmerksamkeit der Teilnehmer:innen, wenn sie davon erzählt, worauf es ankommt, um die eigenen Ziele zu erreichen.
Auf den Punkt gebracht
Wie kann die Lehre gefördert werden? Für welche Personen ist es sinnvoll, eine Lehre zu machen? Und was möchte Monika Sandberger in ihrer neuen Führungsposition verändern? Wir haben die neue Geschäftsführerin der Initiative „zukunft.lehre.österreich.“ zum Karrieregedankensprung gebeten.
Schon mal was von „Perheystävällisyys“ gehört?
Ein Tipp: Es handelt sich dabei um etwas, das in Finnland besonders gelebt wird. Richtig, es ist die Familienfreundlichkeit! Was machen die Finn:innen denn besser, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht? Und was müsste sich in Österreich am Status quo verändern? Wir haben bei Eva-Maria Schmidt, Soziologin und Ethnologin am Österreichischen Institut für Familienforschung, nachgefragt.
Geschäftsidee gesucht, Sucht gefunden
Biobrote mit kreativen Namen wie Roger Roggen oder Krustav verbunden mit aufwendiger Handwerksarbeit sind in der heimischen Handelslandschaft nicht üblich. Ein IT-Experte und ein Projektmanager in der Backstube eigentlich auch nicht, doch für die verschwägerten Unternehmer Oliver Raferzeder und Stefan Faschinger ist das ihr täglich Brot. Nachdem die Anfangszeit von Brotsüchtig nahezu so hart war wie altes Gebäck, schnuppern sie momentan am Erfolgsduft, der ähnlich süß riecht wie frische Christine Croissants aus dem Ofen.
Niemals „business as usual“
In fünfzehn Jahren hat sich Feel Events von einem Studentenparty-Veranstalter zu einer großen Eventagentur und einem Lokalbetreiber mit vier Standorten in Linz entwickelt. Mittlerweile kann man mit dem hauseigenen Catering Good Karma Gastro große Events vollständig abdecken, dabei ist man immer auf der Suche nach dem besonderen Etwas. Das Motto der Gründer hat sich nie verändert: Alles, nur nicht normal.
„Ich habe schätzen gelernt, was Eltern alles leisten“
83 Prozent aller Kinder in Österreich werden in der Karenz nur von Frauen betreut. Was wäre ein möglicher Hebel, dies zu ändern? Ganz eindeutig: Es braucht Vorbilder. Und zwar Väter, die in Karenz gehen und selbst miterleben, welche Herausforderungen dies mit sich bringt und wie wertvoll die Zeit mit den eigenen Kindern ist. Einer davon teilt seine Erfahrungen mit uns.
J&B und ihre Geschichte bei W&H
Familie und Karriere im selben Unternehmen miteinander vereinbaren? Ja, das kann klappen! Johannes und Bettina Felber haben sich beim Medizintechnikhersteller W&H kennengelernt und vor Kurzem eine Familie gegründet. Wir wollen von ihnen wissen, wie sie ihren neuen Alltag beruflich und privat managen.