Wo neue Heimat entsteht
1987 entstand in der Fertigungshalle von Genböck das erste Fertighaus – 30 Jahre später sind es mehr als 3.000. Das Bauunternehmen in Haag am Hausruck zeigt, wie Anpassung an die schnelllebige Zeit und an Kundenbedürfnisse funktioniert. Mittlerweile können die Häuser sogar mit den Besitzern mitübersiedeln.
Am Tisch steht eine Vase mit Blumen, die Sofaecke vor dem Fernseher wirkt einladend, in den Kinderzimmern liegen Stofftiere am Boden und an den Wänden hängen Poster. In dem Haus, durch das wir gerade spazieren, fehlt nur eines: die Bewohner. Und dabei wird es auch bleiben. Denn im Musterhaus von Genböck Haus in Haag am Hausruck finden Informationsveranstaltungen und Beratungstermine von Verkäufern statt, potentielle Kunden können sich ein Bild von ihrem möglichen zukünftigen Zuhause machen. Vom Montagebeginn bis zur Schlüsselübergabe dauert es etwa drei Monate, bis so ein Fertighaus bezugsfertig ist. Für die Produktion der Einzelteile braucht man bei Genböck Haus etwa eine Woche. „Wir produzieren zwei bis drei Fertighäuser parallel in Serienfertigung pro Woche“, sagt Helmut Möseneder, der gemeinsam mit Franz und Martin Genböck das Unternehmen leitet.
Heuer feiert man das 30-jährige Jubiläum, seit der Gründung 1987 wurden etwa 3.000 Häuser gebaut. Möseneder erinnert sich noch an das erste davon, als sei es gestern gewesen. „Natürlich sind mir die ersten Kunden besonders in Erinnerung geblieben“, sagt er. Damals gab es noch keinen Produzenten für maßgeschneiderte Fertighäuser in Österreich. „Wir waren trotzdem überrascht, wie gut alles angelaufen ist, nach zwei Jahren hatten wir schon 70 Häuser verkauft“, erinnert sich Möseneder. Mittlerweile werden bis zu 90 Häuser pro Jahr gebaut. Eines hat sich aber verändert. „Sie sind heute deutlich größer, besser ausgestattet und komplexer, der Durchschnittsumsatz pro Haus ist also gestiegen“, sagt Möseneder. Auch die Ausstattung hat sich verändert. „Heute verwenden wir die fünfte Generation von Bauteilen. Unsere Produktionsmaterialien kommen aber – wie damals – großteils aus Österreich“, sagt der Geschäftsleiter.
Termin- und Fixpreisgarantie
Die Einzelteile entstehen in der Fertigungshalle. 8.000 Quadratmeter ist sie groß – zu Gründungszeiten waren es noch 2.000. Es riecht nach Holz – dem bevorzugten Werkstoff für die Genböck-Häuser. Ein Arbeiter bringt gerade den Putz an einer späteren Außenwand an, daneben wird mit einem Vakuumheber ein Fenster eingesetzt. „Das ist Millimeterarbeit, dabei ist Genauigkeit gefragt“, sagt Möseneder. Viele Arbeiten in der Fertigung werden ohnehin automatisch erledigt. „Die komplette Erstellung der Bauteile funktioniert digital, die Daten der fertigen Modelle werden dann direkt an die Maschinen übermittelt“, erklärt der Geschäftsführer. In vielen Fällen überwachen die Mitarbeiter nur die Prozesse.
Die rasche Bauweise gehört zu den Stärken der Fertighäuser. „Unsere Kunden bekommen eine Fixpreisgarantie und eine Termingarantie, Verzögerungen kommen nur sehr selten vor“, erklärt Möseneder. Durch die exakte Fertigung kann besonders dicht und damit energiesparend gebaut werden. „Unsere Kunden sind oft erstaunt darüber, wie niedrig die Energiekosten tatsächlich sind“, sagt er. Ein Unternehmer, der sein 450 Quadratmeter großes Firmengebäude von Genböck errichten ließ, zahlt etwa 400 Euro im Jahr dafür. 2000 wurde ein von Genböck errichtetes Jugendhaus des SOS Kinderdorfes aufgrund der Klimakennzahlen mit dem EnergyGlobe ausgezeichnet, im selben Jahr errichtete man auch das erste Passivfertighaus. Sieben Jahre später folgte dann das erste Plusenergiehaus – dabei wird vom Haus mehr Energie produziert als verbraucht.
Technische Vorreiter
Nicht nur bei Energieeffizienz will man zu den Vorreitern der Branche gehören. „Die Technik ist unsere große Stärke“, sagt Möseneder stolz. Als erster Fertighausproduzent hat man 1991 moderne Beschattungssysteme in die Wand eingebaut, 1995 erstmals Komfortlüfungsanlagen, die im Haus permanent die Luftqualität überwachen und bei Bedarf reagieren. Vor fünfzehn Jahren installierte man die ersten Bus-Systeme für Smart-Homes. „Außerdem können wir seit mehr als 20 Jahren Betonfertigteiltreppen in unsere Projekte integrieren“, sagt Möseneder. Auch in den vergangenen Jahren brachte man zahlreiche Neuheiten auf den Markt. Derzeit beschäftige man sich mit Wohnformen, erklärt der Geschäftsführer. 2011 wurde der erste barrierefreie Bungalow entwickelt,in dem Menschen bis ins hohe Alter komfortabel leben können. 2014 wurde dann das „mitwachsende“ Haus entworfen, das die Besitzer bei Bedarf zurückbauen oder erweitern können. „Damit liefern wir Antworten auf die neuen Lebensgewohnheiten der Menschen und erhöhte Mobilität“, erklärt Möseneder. Für diese schnelllebige Zeit wurde auch das Microhome entworfen: Es ist ein Haus „to go“ und wohl das spannendste Projekt von Genböck. Die zwischen 45 und 70 Quadratmeter großen Gebäude können an nur einem Tag errichtet werden und sind etwa ideale Erweiterungen bei Familienzuwachs, können aber auch einfach mitübersiedelt werden. „Genauso schnell wie es aufgebaut ist, kann es auch wieder rückgebaut und mithilfe eines Tiefladers an einen neuen Ort gebracht werden“, erklärt Möseneder. Aber nicht alle Trends – wie etwa hohe Mobilität – kommen Genböck Haus zugute. Weil das Unternehmen vorwiegend im ländlichen Raum aktiv ist, leidet man etwas unter der zunehmenden Urbanisierung und Landflucht. „Allerdings gibt es nach wie vor viele Menschen, die auch gerne im Grünen wohnen – hier eine Verbindung zu schaffen, wird in Zukunft spannend“, sagt Möseneder. Die Hauptabsatzgebiete des Bauunternehmens sind in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien, dort sind auch die Vertriebsstellen. „Am aktivsten sind wir quasi entlang der A1“, sagt Möseneder. Weniger bekannt ist sein Unternehmen für Umsetzungen im Gewerbebereich, doch auch Bürogebäude werden nach dem Fertigprinzip gebaut. Hier würden auch im urbanen Raum Aufstockungen und Umbauten immer beliebter.
Häuser für die eigenen Mitarbeiter
Woher nimmt man eigentlich die Ideen für neue Projekte, wie bleibt man innovativ? „Wir halten immer die Augen und Ohren offen und greifen neue Trends auf“, sagt Möseneder. Oft würden neue Produkte auch erst durch Nachfragen von Kunden entstehen. Um diese Nachfragen kümmert sich ein eigenes Serviceteam. Wenn das Fertighaus einmal steht, ist die Kundendatei damit noch lange nicht geschlossen, im Gegenteil. Mit Wartungsverträgen sollen die Kunden langfristig betreut und gebunden werden. Alle zwei Jahre können bei Bedarf die Häuser kontrolliert und gewartet werden. „Dabei werden etwa Fenster neu eingestellt, Silikonfugen nachgebessert, das Dach kontrolliert oder die Regenrinne gereinigt“, sagt Möseneder. In einer Checkliste werden alle Änderungen vermerkt. „Unsere wichtigsten Werte sind Ehrlichkeit in der Beratung und Abwicklung, saubere Arbeit und Qualität, das geht über den Verkauf des Hauses hinaus’“, erklärt der Geschäftsführer. Man habe eine große Verantwortung. „Schließlich verwirklichen wir Träume, die oft mit viel Geld verbunden sind. Wir schaffen ein neues Zuhause für die Zukunft.“
Schlüssel dafür sind die Mitarbeiter. 90 bis 95 beschäftigt man im Jahresschnitt, Fachkräftemangel gibt es keinen. Das hat einen einfachen Grund: „Wir bilden unsere Fachkräfte selbst aus, jedes Jahr beginnen zwei bis drei Lehrlinge in der Produktion“, sagt Möseneder. Wie sehr die Mitarbeiter sich mit dem Unternehmen identifizieren, zeigt eine Zahl: Mehr als 40 Häuser wurden bisher direkt an die eigenen Mitarbeiter verkauft, die dann in der Halle gemeinsam mit den Kollegen am eigenen Heim arbeiteten. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten._
„Wir müssen Antworten liefern auf die neuen Lebensgewohnheiten der Menschen und die erhöhte Mobilität“
Helmut MösenederGeschäftsleitung, Genböck Haus
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