„Wir betrachten Familie und Unternehmen gesamtheitlich“
Welche steuerlichen und rechtlichen Fragen beschäftigen Familienunternehmen aktuell? Wie kann man gemeinsam mit der Familie den Betrieb nachhaltig in die Zukunft führen? Und was zeichnet gute Beratung aus? Darüber haben wir mit Florian Meindl, Steuerberater und Partner bei BDO Austria, gesprochen.
Die Reise bei BDO beginnt für Florian Meindl im Jahr 2011, als er während seines Bachelorstudiums auf Empfehlung eines Familienfreundes bei der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft BDO erste Arbeitserfahrungen sammelt. Um sich möglichst breit aufzustellen und herauszufinden, welche Gebiete ihm am meisten liegen, taucht der studierte BWLer und Wirtschaftsrechtler daraufhin noch bei Banken und einer Rechtsanwaltskanzlei in andere Themenbereiche ein, bevor er sich 2015 endgültig entscheidet, zu BDO zurückzukehren, bei der er seine Stärken und Qualifikationen am besten entfalten kann.
„Warum: Im Vergleich zu anderen Unternehmen“, betont Meindl, „übernimmt man bei BDO verhältnismäßig früh viel Verantwortung. Somit kann man recht schnell zeigen, was die eigenen Stärken sind. Aus diesem Grund hatte ich die Möglichkeit, rasch die Karriereleiter zu erklimmen, und gleichzeitig einen sehr engen Kontakt zu unseren Kund:innen aufzubauen.“ Im September dieses Jahres wurde Meindl Partner bei BDO und leitet mit seinem Kollegen Berndt Zinnöcker den Bereich Private Clients. Darunter sind Familienunternehmen, Privatstiftungen und High-Net-Worth-Individuals, also wohlhabende Einzelpersonen, zu verstehen. „BDO“, erklärt Meindl, „ist auf österreichische mittelständische Unternehmen spezialisiert, deswegen standen Familienunternehmen schon immer im Fokus unserer Beratung.“
Großer Impact
Meindl selbst hat bei BDO vielseitige Erfahrungen gesammelt, spezialisiert sich aber auf die Steuerberatung, in deren Rahmen er den Schwerpunkt seiner Arbeit auf eigentümergeführte Unternehmen setzt. Wieso ihm das besonderen Spaß macht? „Bei diesen Kund:innen sind unsere direkten Sparringspartner:innen in der Regel die Geschäftsführer:innen, die zugleich auch Eigentümer:innen sind. Man kann hier wirklich gestalten und die Unternehmer:innen sehen die Auswirkungen auch direkt – unser pragmatischer Beratungsansatz wird in diesen Kreisen sehr geschätzt.“ Wenn sein Team ein Konzept erarbeitet, das der Geschäftsführung gefällt, wird dieses sehr schnell umgesetzt und der Impact, den man dadurch als Berater:in erzielt, ist unmittelbar spürbar.
Ein großer Vorteil, den Meindl in seiner Beratung für seine Kund:innen sieht: BDO tritt nach außen hin wie eine kleine Kanzlei auf, das heißt, alle Themen, die seine Kund:innen einbringen möchten, gehen direkt an ihn. Im Hintergrund kann er aber auf ein Netzwerk aus über 1.000 Kolleg:innen und Expert:innen zurückgreifen. In seiner Funktion kümmert sich Meindl darum, dass alle Anfragen intern zu den richtigen Spezialist:innen gelangen. Er selbst kommuniziert die Lösungen dann wiederum im Vier-Augen-Gespräch an die Kund:innen. Auf diese Art und Weise ist gewährleistet, dass der oder die Kund:in die besten Lösungen erhält. „Wir nennen dies ‚Single Point of Contact‘“, führt Meindl aus. Darüber hinaus bietet BDO als „Full-Service-Provider“ neben den klassischen Feldern der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung auch Unterstützung in vielen weiteren Spezialgebieten wie Consulting, HR-Beratung oder auch Corporate Finance Dienstleistungen an. Gerade Familienunternehmen schätzen es laut Meindl, wenn sie diese Rundum-Leistungen aus einer Hand erhalten und trotzdem nur mit ihren Vertrauensberater:innen in Kontakt sind, die den Gesamtüberblick bewahren.
The Next Gen
Eine Besonderheit an Familienunternehmen sei, so Meindl, dass man die Familie und das Unternehmen immer als eine Einheit betrachten muss. Für sie spielt Stabilität eine große Rolle, die Familie ist ein zentraler Ankerpunkt für die Belegschaft. Oftmals zeichnen sich Familienunternehmen durch schnelle Entscheidungsfindung und eine hohe Treue der Mitarbeitenden aus. Gerade auch weil BDO in der Regel nicht nur das Unternehmen, sondern die gesamte Familie und regelmäßig auch die (Familien-)Privatstiftungen im Hintergrund betreut, erhalten die Berater:innen einen profunden Einblick in das Unternehmen und können so optimale Lösungen bieten. Daher begleitet BDO Bestandskund:innen oft über mehrere Generationen.
Meindls Steckenpferd ist die Betreuung der Next Generation, also der nächsten Generation der Familienunternehmer:innen. Diese Nachfolger:innen sind meist zwischen 25 und 40 Jahre alt und bevorzugen Berater:innen, die ungefähr im selben Alter sind und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Er merkt in seiner Arbeit: Die neue Generation befasst sich sehr stark mit Fragen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes. Regelmäßig veranstaltet BDO eigene Next-Gen-Events, wo sich die Nachfolger:innen untereinander austauschen und vernetzen können.
Nachfolgemanagement ist generell ein Thema, das viele Familienunternehmen beschäftigt. Vor allem im Hinblick auf eine eventuell kommende Erbschaftssteuer legt Meindl seinen Kund:innen nahe, sich frühzeitig mit einer möglichen Nachfolge auseinanderzusetzen. Die Expert:innen von BDO empfehlen dabei, die steuerlichen und rechtlichen Fragen zuerst nicht in den Vordergrund zu stellen. Die Familienmitglieder sollten im ersten Schritt in Gesprächen gemeinsam klären, wie sie sich die Zukunft vorstellen, eventuell auch mit Hilfe der Vertrauensberater:innen oder von externen Mentor:innen. Erst wenn klar ist, wie die Nachfolge aussehen soll, wird in einem gemeinsamen Workshop der steuerliche und rechtliche Rahmen festgelegt. So kann vermieden werden, dass man in einer Struktur gefangen wird, die nicht den Vorstellungen der Familie und des Familienunternehmens entspricht.
In die Zukunft führen
Eine potentielle Besteuerung von Vermögen, sei es im Rahmen von Erbschaften, Schenkungen oder einer laufenden Besteuerung, birgt im Moment einiges an Unsicherheiten. Gerade für Familienunternehmen sind diese Themen ein wesentlicher Faktor, weil das Unternehmen an sich oftmals der größte Vermögensgegenstand einer Familie ist. Meindl gibt Folgendes zu bedenken: „Sollte eine Erbschaftssteuer eingeführt werden, stellt sich natürlich die Frage, wie diese ausgestaltet ist. Wie hoch wird diese ausfallen? Gibt es dann Freigrenzen? Macht es einen Unterschied, wenn ich an die eigenen Kinder vererbe? Gibt es Ausnahmen für Unternehmensübergaben? Im Moment lassen sich dazu nur schwer Prognosen abgeben.“ Meindl empfiehlt daher seinen Kund:innen bereits jetzt rechtzeitig die Nachfolge vorzubereiten, um Nachteile aus einer etwaigen Besteuerung möglichst hintanzuhalten.
Wie sind die aktuellen Rahmenbedingungen für Unternehmen? „Generell muss man sagen, dass die Zeiten immer herausfordernder werden und die Unternehmer:innen einen immer größer werdenden Dschungel an Normen und Vorschriften zu berücksichtigen haben. Gefühlt halbjährlich kommen neue Gesetzesnovellen und EU-Regulierungen und neben dem Steuerrecht müssen auch immer mehr rechtliche Rahmenbedingungen mitbedacht werden. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, auf die richtigen Berater:innen zu setzen.“
Und was ist für Florian Meindl selbst essenziell? Er möchte seinen Kund:innen weiterhin eine große Stütze in diesem herausfordernden Umfeld sein und gleichzeitig seinen Mitarbeitenden die Möglichkeit bieten, sich im beruflichen Kontext fachlich und persönlich weiterzuentwickeln, so wie auch er es erleben durfte._
aktuelle Herausforderungen
für (Familien-)Unternehmen
- 1 Megatrends wie New Work
- 2 die Arbeitsbereitschaft der Mitarbeitenden
- 3 die Silver Society , also die demografische Entwicklung
- 4 das Nachfolgemanagement
- 5 die eventuell kommende Erbschaftssteuer
Familienunternehmen sind das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft.
Florian Meindl
Steuerberater und Partner, BDO Austria
Wie können Familienunternehmen nachhaltig und innovativ in die Zukunft gehen?
Florian Meindl: „Wichtig ist immer, im Unternehmen auf die richtigen Personen zu setzen. Das heißt, sich als Unternehmen selbst nach der Zukunft auszurichten, gegenüber allen Trends die Augen offen zu halten, sich nicht zu verschließen und auch außerhalb des Unternehmens auf die richtigen Berater:innen zu setzen . Und die Ressource Mensch, also die Mitarbeitenden, sind dabei ein wesentlicher Faktor.“
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