„Wir wollen einfach dazugehören“

Neue Maßstäbe setzen. Der Anspruch von Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer ist gewiss kein geringer. Gemeinsam mit der Lebenshilfe OÖ und pro mente OÖ ist ihm genau das für die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen in unserer Gesellschaft gelungen: Linz-Wegscheid erwacht als erster inklusiver Stadtteil Oberösterreichs zum Leben.

„Beginne jeden Tag mit einem Lächeln.“ Der Kreideschriftzug auf einer kleinen Tafel am Eingang des Lebenshilfe OÖ Wohnhauses und des pro mente OÖ Wohnhauses Linz-Süd springt beim ersten Betreten sofort ins Auge. Und siehe da, Vanessa Geissler und Andreas Hammerl beherzigen den von Herzen kommenden Reminder geradezu vorbildlich. Als sie uns in ihrem neuen Zuhause begrüßen, strahlen die beiden Bewohner:innen über das ganze Gesicht. Vanessa, die zuvor bei ihrer Mutter, und Andreas, der bei seinen Großeltern gewohnt hat, kommen aus eingespielten Abläufen im „Team Familie“. Doch worauf sich beide nun am meisten freuen: ihre eigenen Schritte in Richtung Selbstständigkeit in einem inklusiven Stadtviertel zu gehen. Unweit der Haustüre liegt eine Bushaltestelle, wenige Fußminuten entfernt der Wegscheider Bahnhof. Rundherum lebendige Wohnsiedlungen, Gasthäuser und Möglichkeiten zur Nahversorgung. Es macht sich das Gefühl breit, mittendrin zu sein. Eine Entscheidung, die ganz bewusst getroffen wurde.

Getreu dem Motto „Miteinander wohnen und leben“ setzt das Land Oberösterreich mit 58 Wohnplätzen das größte Projekt seines Ausbauprogramms um. „In Linz-Wegscheid erwacht Oberösterreichs größtes inklusives Wohnprojekt zum Leben. Das Einzigartige an diesem Projekt ist das Modell der Teilhabe, das hier gelebt wird: Wohnen, Leben und in einem nächsten Schritt auch Arbeiten gehen in diesem Stadtteil Hand in Hand.“ Der zufriedene Blick von Sozial-Landesrat Hattmannsdorfer zeigt: Hier entsteht etwas Besonderes. „Mich macht die gesamte Entwicklung einfach stolz. Die Ziele unserer Politik sind keine leeren Ankündigungen. Im Gegenteil. Wo Menschen mit und ohne Beeinträchtigung Tür an Tür miteinander leben, schaffen wir ein echtes Vorzeigebeispiel für die ganze Republik.“

„Nicht nur reden, sondern auch handeln“

Das Projekt ist ein zentraler Meilenstein des Oberösterreich-Plans von Landeshauptmann Thomas Stelzer. Gemäß diesem soll der Ausbau von Wohnplätzen für Menschen mit Beeinträchtigungen um rund 100 Plätze jährlich bis 2025 konsequent voranschreiten. Das Ziel: Alternative Wohnformen in der Mitte statt am Rand der Gesellschaft zu schaffen, die die Selbstständigkeit von Menschen mit Beeinträchtigung formen und steigern. Eine zentrale Rolle spielt hierfür die geographische Lage. „In der Gesellschaft gibt es leider immer noch Berührungsängste im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung. Mit dem neuen Wohnprojekt in diesem inklusiven Stadtteil hoffen wir, diese wieder ein Stück weit abbauen zu können“, erklärt Kurosch Yazdi-Zorn, Vorstandsvorsitzender von pro mente OÖ, die Grundidee.

Damit das gelingt, wurden unter anderem auch zwei Trainingswohnungen geschaffen. Diese ermöglichen den Schritt in die Selbstständigkeit der Wohn-, Alltags- und Freizeitgestaltung aktiv. „Ich kann mit Unterstützung das Kochen und Einkaufen gut erlernen.“ Welche bemerkenswerten Entwicklungsschritte Bewohner Andreas in den vergangenen Jahren bereits gemacht hat, zeigt seine Vollzeitanstellung in Form der inte-

grativen Beschäftigung bei einem Modehändler in der Linzer Plus City. Eine Fixanstellung am ersten Arbeitsmarkt ist inzwischen fest geplant. Auch seinen täglichen Arbeitsweg meistert der 25-Jährige eigenständig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

So frei und selbstständig wie möglich …

… und so viel Unterstützung wie notwendig. So lautet das Credo – egal ob voll- oder teilbetreut. Bei allen Formen stehen die Bedürfnisse der Menschen im Vordergrund. Pflegebadewannen, Hebelifte, zeitgenössische Medikamentenschranksysteme und weitere Ausstattung erleichtern den Alltag und ermöglichen ergonomisches Arbeiten für das rund 20-köpfige Team. Mit der Zunahme der Fähigkeiten und der Steigerung der Eigenverantwortung nimmt das Ausmaß der Begleitung ab. In weiterer Folge und im Rahmen der inte-

grativen Beschäftigung sollen dann sogar Einstiege ins Berufsleben im unmittelbaren Umfeld möglich sein. „Wie komme ich zurecht? Schaffe ich es allein? Die Menschen können sich hier ausprobieren und praxisnah Antworten auf diese Fragen finden.“ Für Hattmannsdorfer ist das der große Mehrwert der Inklusionsarbeit, die hier gemeinsam mit der Organisation pro mente OÖ und der Lebenshilfe OÖ geleistet wird.

Für die Bewohner:innen selbst wird der Sprung ins kalte Wasser durch das stufenweise Ankommen eher lauwarm. „Schon im Vorfeld war ich geraume Zeit für einen Wohnplatz angemeldet.“ Vanessa erinnert sich an eine Mischung aus Vorfreude und Aufregung, aber auch an ein wenig Angst vor der Veränderung, als sie die Zusage bekam. Etwas Unbehagen vor dem Neuen gehöre wohl dazu. Und das Zusammenleben werde schließlich immer besser. „Ich freue mich schon darauf, wenn wir so eine richtige Familie sind.“_

Wir leben soziale
Verantwortung, indem wir Menschen mit Behinderungen
in die Mitte unserer
Gesellschaft holen.

Wolfgang Hattmannsdorfer Oö. Sozial-Landesrat

der neue Stadtteil

in Zahlen

217 _geförderte Mietwohnungen dank sozialem Wohnungsbau

32 _Wohnplätze für Menschen mit einer psychiatrischen Diagnose & Pflegebedarf

15 _vollbetreute Wohnplätze für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung + 1 Kurzzeitwohnplatz

6 _teilbetreute Wohnplätze

2 _Trainingswohnungen

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