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„Wir können nicht auf die Kompetenz von Frauen verzichten“

Gestalten und bewegen, damit sich Unternehmen gut entwickeln können – das ist der Antrieb von Edeltraud Stiftinger als Geschäftsführerin und Tanja Spennlingwimmer als neue Geschäftsfeldleiterin bei der Austria Wirtschaftsservice (aws), der Förderbank für die Wirtschaft. Vor allem Frauen möchten sie Mut zum Gründen machen. Und das tun sie auch mit ihren eigenen Lebensläufen, denn die beweisen: Es ist keine Frage des Geschlechts, mutige Entscheidungen zu treffen.

Eigentlich wollte Tanja Spennlingwimmer Vorstand der voestalpine werden. Jedenfalls zu Beginn ihrer Schulzeit – die Themen Industrie, Technologie und Innovation interessierten sie schon immer. Und ja, vielleicht hätte sich auch dann ihr Karriereweg mit jenem von Edeltraud Stiftinger gekreuzt. „Ich hab im Gegensatz zu Tanja wirklich mal in der voestalpine gearbeitet“, erzählt diese. Und schmunzelt. Damals war Stiftinger 17. „Ja, mein Lebensweg ist ein bisschen ungewöhnlich.“ Nach der Handelsschule arbeitete sie zunächst fünf Jahre lang im Stahl- und Technologiekonzern als Sekretärin. Bis zu jenem entscheidenden Moment an der Kaffeemaschine. „Ich dachte mir: Das kann es doch nicht gewesen sein – dass ich die ganze Zeit für Männer Kaffee koche und hier mein Dasein friste.“ Gedacht, getan: Nach der Studienberechtigungsprüfung in Linz begann sie in Wien zu studieren und arbeitete dann im Umfeld der Wirtschaftspolitik, bevor sie schließlich bei Siemens den Innovationsbereich zunächst für Österreich und dann für Zentralosteuropa leitete.

Schon damals ging es der gebürtigen Oberösterreicherin vor allem um eines: „Ich wollte etwas bewegen. Und ich hab mich gefragt: Ist es überhaupt möglich, in einem so großen Konzern auch nur irgendetwas zu bewegen? Oder sind die Strukturen so stark und so eng, dass man nicht gestalten kann?“ Doch sie konnte. „Es ist durchaus mit vielen Herausforderungen verbunden, aber es geht.“

Die Frage nach dem Sinn

Nach ihrer Zeit in der Industrie war für Stiftinger aber klar: „Mich reizt im Besonderen die Gestaltung von Rahmenbedingungen im wirtschaftspolitischen Bereich. Und hier bei der aws kann ich Unternehmen ein Stück des Weges begleiten, sie wirklich unterstützen – das ist schon sehr, sehr sinnstiftend.“ Genau das reizt auch Tanja Spennlingwimmer in ihrer neuen Funktion als Geschäftsfeldleiterin für Entrepreneurship, IP-Management und Deep Technology bei der aws. Ganz oben auf ihrer To-do-Liste daher: „Weitere Potentiale finden. Einerseits die Kompetenzen, die in meinem fast 60-köpfigen Team mit großer Expertise vorhanden sind. Und andererseits zu schauen, wie man diese Expertise noch besser zu den Gründer:innen bringen kann. Etwa durch weiter entwickelte Beratungsprogramme, damit diese noch effektiver wirken können.“

Sie werde sicher Schwung reinbringen, antwortet Spennlingwimmer auf die Frage, was sich nun mit ihr als neue Führungskraft bei der aws ändern werde. „Ich möchte bestehende Dinge noch besser und kundenorientierter gestalten. Das Schöne an der täglichen Arbeit hier ist ja: Was wir tun, das hilft anderen und das befriedigt unglaublich“, erzählt Spennlingwimmer über ihre erste Zeit bei der aws. Zuvor war die Doktorin des Wirtschaftsrechts bei der oberösterreichischen Wirtschaftsagentur Business Upper Austria für das Investoren- und Standortmanagement zuständig. Ausschlaggebend für den Wechsel nach Wien? Ihr persönlicher Wunsch, sich weiterzuentwickeln. „Wenn man einen längeren Zeitraum wo gearbeitet hat, viele Erfahrungen sammeln konnte, ein gutes Netzwerk und Kompetenzen erworben hat, dann möchte man das auch wieder woanders einbringen“, erzählt sie.

Geistiges Know-how schützen

Diese Kompetenzen kann sie bei der aws gleich in mehreren Bereichen einbringen. Zu Spennlingwimmers Verantwortungen zählen nicht nur Förderungsprogramme, wie etwa „aws Seedfinancing“ zur Frühphasenfinanzierung von hochtechnologischen und innovativen Unternehmen, sondern auch die aws-Initiativen im Bereich des Innovationsschutzes. „Der Schutzrechtsbereich ist einer, der immer wieder unterschätzt wird. Das ist ein europäisches, nicht nur ein österreichisches Phänomen“, erklärt Edeltraud Stiftinger. „Wir sehen, dass sich nur ganz wenige Unternehmen wirklich strategisch mit dieser Fragestellung auseinandersetzen. Mit ihrem Team hat Tanja hier eine große Expertise und da kriegen wir auch immer sehr positives Feedback von den Unternehmen selbst, weil sie dann sehen, welch ein wertvolles Instrument Patente sind. Gerade bei Internationalisierungsschritten ist der Schutz des geistigen Know-hows nicht wegzudenken. Sonst wird man keinen Wettbewerb gewinnen können und ist sehr stark der Nachahmung ausgesetzt.“

Das größte Potential für Gründungen in Österreich sieht die Geschäftsführerin in den Bereichen Life-Science, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. „Nahezu die Hälfte aller Einreichungen für die Investitionsprämie haben in diesen drei Bereichen stattgefunden.“ Auch soziale Innovationen würden eine große Rolle spielen. „Gerade bei den jüngeren Generationen steht der Social Impact stark im Vordergrund. Man möchte Wert mit einem gesellschaftlichen Sinn dahinter schaffen.“

Unternehmen unterstützen – das ist schon sehr, sehr sinnstiftend.

Edeltraud Stiftinger Geschäftsführerin, aws

Startups auf dem Vormarsch

Mittlerweile sind es zehn Jahre, die Edeltraud Stiftinger Geschäftsführerin der aws ist. In der Zeit habe sich die Gründerszene in Österreich sehr dynamisch entwickelt. „Das liegt sicherlich auch an der Wirtschaftspolitik, die einen starken Fokus darauf gelegt hat“, so Stiftinger. „Hinzu kommt viel Motivation von unserer Seite, indem wir das Risiko mit den Gründer:innen teilen. Das ist es ja, was Österreich immer wieder vorgeworfen wird: Dass wir zu risikoavers sind. Und ja, da gibt es viel zu tun.“ Nachholbedarf gebe auch etwa beim Thema Ausbildung. Aber es sei viel passiert, die Gründungsdynamik ist deutlich gestiegen. „Mittlerweile machen ein Drittel unserer Finanzierungen Startup-Finanzierungen aus. Alleine im letzten Jahr wurden über 380 Millionen Euro in Startups und Juniorunternehmen transferiert“, sagt Stiftinger.

Verbesserungsbedarf gebe es auch beim Thema Frauen in Gründungen. „Wir haben da selbst schon viel gemacht und Programme angelegt, die mehr Frauen zu Gründungen ermutigen sollen.“ Man merke ein bisschen etwas, aber das gehe ihr viel zu langsam. „Ein Wirtschaftsstandort ist auf die Intelligenz von Menschen angewiesen. Und den Wettbewerb werden wir nur mit den besten Köpfen gewinnen – da können wir schlicht auf die Kompetenz der Frauen nicht verzichten.“ Ein Blick auf den Startup-Monitor zeigt, dass kaum 20 Prozent der Gründer:innen weiblich sind. Auf die Frage, wie man diese Zahl steigern könne, antwortet Stiftinger: „Ein wichtiger Punkt ist sicher der Umgang mit Risiken. Da sind Frauen tendenziell einfach noch zurückhaltender als Männer. Das ist das eine. Und der zweite wichtige Punkt ist aus meiner Perspektive immer die Frage, wie man mit Kinderbetreuung umgeht. Das ist ein altes, ungelöstes Thema.“

Führen, aber wie?

Für das Lösen von Problemen ist ja nun auch Tanja Spennlingwimmer mit an Bord. Welchen Führungsstil sie dazu einsetzen möchte? „Ich versuche wirklich jedem im Team jene Aufgaben zuzuordnen, mit denen er oder sie den meisten Effekt erzielen kann, sich wohlfühlt und wovon am Ende die Kund:innen profitieren“, so die Oberösterreicherin, die jetzt in Wien lebt. Wenn es dem Team gut geht, dann seien auch die Leistungen gut und da müsse man als Führungskraft einfach gut zuhören. Sie überlegt kurz. „Ich glaube schon, dass Frauen da einen gewissen Vorteil haben. Weil wir sehr intuitiv reagieren können und manche Dinge spüren, die man nicht gleich sieht oder aus Zahlen ablesen kann.“_

Manche Dinge muss man als Führungskraft spüren, die kann man nicht aus Zahlen ablesen.

Tanja Spennlingwimmer Geschäftsfeldleiterin für Entrepreneurship, IP-Management und Deep Technology, aws

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