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Nur Zahlen im Kopf?

Sie sind rar. Sie sind begehrt. Sie sind mit viel Verantwortung verbunden. Jobs wie diese: Finanzvorstand eines börsennotierten Unternehmens. Viktor Sigl hat einen davon. Seit zweieinhalb Jahren ist er Finanzvorstand von KTM in Mattighofen.

Einen Finanzvorstand stellt man sich anders vor. Graue Haare, rahmenlose Brille, keine Spur von Lachfältchen um den Mund, Denkermiene und tiefe Stirnfalten. Und dann kommt da plötzlich ein junger, dunkelhaariger Mann (das eine oder andere vielleicht schon vorhandene graue Härchen mit freiem Auge nicht erkennbar), bestens gelaunt im schicken Trachtenanzug hereingeschneit und verwirft dieses Bild augenblicklich. Was? Ist es denn nur ein Klischee, dass Finanzvorstände großer Firmen alt und ernst sind und nur Zahlen im Kopf haben?

Von Zahlenmenschen erwartet man sich, dass sie kühle Denker sind. Treffen Sie Ihre Entscheidungen tatsächlich immer rational oder redet manchmal auch der Bauch mit?

Ja, es stimmt schon, dass rationale Entscheidungen im Finanzraum sicher stärker ausgeprägt sind. Aber ich bin auch überzeugt, dass es wichtig ist, dass man ein natürliches Empfinden dafür hat, ob die Entscheidung richtig oder falsch ist.

Studien behaupten, dass wir unsere Entscheidungen zu 70 bis 80 Prozent mit dem Bauch treffen.

Ob es tatsächlich 80 Prozent bei mir sind, da bin ich mir nicht sicher. Aber ich glaube, dass es wichtig ist, dass man mit gesundem Hausverstand entscheidet. Und nachdem in meinen Bereich auch das Thema Personal fällt, darf eine gute Portion Menschenkenntnis natürlich nicht fehlen. Als Finanzer hat man auch immer wieder unangenehme Nachrichten zu überbringen. Da stellt sich die Frage: Wie geht man damit um? Unangenehme Nachrichten sind zum Beispiel Budgetabweichungen oder der Umgang mit lokalen Geschäftsführern in Märkten, die rückläufig sind und nicht nach Plan laufen. Hier ist es wichtig, mit sehr viel Fingerspitzengefühl zu arbeiten.

Wie kommen Sie zu KTM? Hat Sie das Produkt oder die Aufgabe gereizt?

Durch Zufall. Ich kannte meinen Vorgänger sehr gut. Deshalb wusste ich, dass es eine Veränderung geben wird im Finanzbereich bei KTM. Der Kontakt ist dann über mein Netzwerk entstanden. Das Unternehmen KTM mit einer globalen Marke hat mich extrem gereizt. Und die Möglichkeit, Finanzvorstand im Raum Oberösterreich zu werden, allein das war sehr spannend für mich. Aber natürlich interessieren mich auch die Produkte.

Der Gesamtmotorradmarkt ist rückläufig. Warum gibt es bei KTM eine Steigerung im letzten Geschäftsjahr?

Das liegt ganz klar an der Marke und am Produkt. KTM ist in einem Luxussegment tätig, in dem seit der Krise der Trend erkennbar ist, dass sich Konsumenten an Marken orientieren. Natürlich muss die Produktqualität die Marke unterstützen. Was bei uns dazukommt ist, dass wir technologisch sehr weit vorne sind. Wir sind nie stehengeblieben – auch in Zeiten der Krise haben wir stark in Forschung und Entwicklung investiert.

Wie gehen Sie mit der Schwierigkeit eines börsennotierten Unternehmens um – einerseits die Aktionäre mit möglichst hohen Gewinnen zu befriedigen, andererseits den langfristigen Unternehmenserfolg durch Investitionen in Forschung und Entwicklung zu sichern?

Da haben wir Gott sei Dank ein starkes Kommitment zu Forschung und Entwicklung mit unseren Kernaktionären Cross Industries und Bajaj. Der Druck, Dividenden auszuschütten war in Zeiten der Krise Gott zum Glück nicht groß.

Wie stehen Sie selbst zu Innovationen?

Es gibt immer wieder neue Anforderungen am Kapitalmarkt oder Veränderungen im rechtlichen Rahmen. Der Spruch ‚Das haben wir immer schon so gemacht’ geht gar nicht für mich. So kann man sich nicht aktiv am Markt weiterentwickeln.

A propos „weiterentwickeln“. Wie wird die Mobilität in 20 Jahren aussehen?

Das kann ich nicht beantworten, weil sich gerade in diesem Bereich in den letzten drei bis fünf Jahren extrem viel verändert hat. Zum Beispiel sehen Elektroautokonzepte von vor fünf Jahren heute ganz anders aus und das zeigt sich auch beim Zweirad. Die künftigen Märkte konzentrieren sich eher auf den städtischen Raum. Großer Hubraum ist daher rückläufig, die Konzepte gehen Richtung Leichtbau.

Wird es ein Elektromotorrad von KTM geben?

Das Elektromotorrad von KTM ist gerade in einer Vorstufe und auf jeden Fall ein Zukunftsthema. Ich würde es glatt selbst kaufen, es ist leiser als ein Fön! Allerdings muss immer die Frage gestellt werden ‚Passt das zur Marke KTM der Zukunft oder nicht?’.

Leben Sie selbst die Produkte von KTM?

Ich habe einen A-Führerschein. Aber nachdem ich drei Kinder habe, fahre ich kein Motorrad. Ich bin begeisterter Cross-Bo-Fahrer – da fahren meine beiden älteren Töchter auch gerne mit.

Dass Sie nicht nur ein Herz für Ihre drei Töchter, sondern für Kinder allgemein haben, beweist die betriebsinterne Krabbelstube bei KTM, die es seit Februar 2012 gibt. Warum haben auch Sie sich dafür eingesetzt?

KTM war gezwungen, in der Hochblüte der Krise etwa ein Drittel der Mitarbeiter abzubauen. Solche Maßnahmen sind nicht populär, aber in der Situation waren sie leider notwendig. Der Motorradmarkt ist nach wie vor auf Krisenniveau – es ist aber im letzten Jahr gelungen, in den Prozessen etwas zu verändern und Produkte weiterzuentwickeln. Und da wollte man auch in Richtung Mitarbeiter ein Zeichen setzen. Diese Krabbelstube ist ein tolles Projekt, gerade auch weil der Frauenanteil bei KTM sehr hoch ist. Der Vorstand hat dann auf einen Teil der Prämien verzichtet, um die Krabbelstube umzusetzen.

Sie sind der Sohn von Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl und einer der jüngsten Finanzvorstände eines börsennotierten Unternehmens. Gibt es da auch Neider, die Ihnen manchmal Fragen stellen wie „Haben Sie den Job nur aus Qualifikation oder durch Protektion?“?

Vielleicht dann, wenn ich als Zweitsatz bei der Begrüßung sagen würde ‚Ich bin der Sohn von ...’. Aber die Abgrenzung zu meinem Vater im Berufsleben war mir immer schon wichtig – um genau das zu vermeiden. Natürlich gibt’s immer wieder Neider. Aber wenn man sich meinen Lebenslauf ansieht, dann erkennt man, dass das überhaupt keine Rolle gespielt hat. Wichtig war sicher auch meine Zeit bei der KPMG. Der Einstieg über ein Beratungsunternehmen ist sehr empfehlenswert – man lernt sehr viele Unternehmen, Strukturen und Arbeitsweisen kennen. Ich hatte auch einen sehr guten Mentor, sowohl bei der KPMG als auch später in der Voestalpine. Dabei wurde ich sehr gefördert und vom Betätigungsfeld nicht eingeschränkt. Durch die Bewegung in diesem Kreis und die Tatsache, dass man sich mit vielen Leuten trifft und austauscht, ergeben sich solche Chancen. Wobei man auch sagen muss: Es kostet einem Unternehmen schon sehr viel Mut – gerade im Finanzbereich – einen jungen Mitarbeiter in so wichtigen Schlüsselpositionen einzusetzen. Man muss sich ein gewisses Standing erarbeiten, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute treffen und über die richtigen Themen sprechen.

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