Ausschließlich regionale Produkte am Frühstückstisch. Geht das? Schmeckt das? Und wozu eigentlich? Wir frühstücken mit Oberösterreichs Landesrat für Ernährung und Landwirtschaft, Max Hiegelsberger, und mit dem Vordenker- Gastronomen Reinhold Baumschlager. Wir reden über regionales Superfood, wie die (neue) Nachfrage das Angebot neu regelt und warum es nicht nur für die regionale Kreislaufwirtschaft gut ist, heimische Lebensmittel zu wählen.
Heute haben wir ausschließlich regionale Produkte aufgetischt. Funktioniert das zuhause im Alltag auch?
HIEGELSBERGERBis auf die Bananen, ja. Für gewöhnlich gibt’s bei mir Naturjoghurt mit frischen Früchten und Tee. Beim Frühstück ist es sehr einfach möglich, sich regional zu versorgen, deshalb setzen wir heuer den Schwerpunkt mit dem Genussland Oberösterreich auf „Mein Frühstück – regional schmeckt’s am besten“: Brot in allen Varianten, Wurst- und Käsesorten, Marmelade, Joghurt, Obst, Eier – wir möchten zeigen, dass ein gelungener Start in den Tag mit einem regionalen Frühstück gut möglich ist.
Warum ist es Ihnen so wichtig, dieses Bewusstsein zu schaffen?
HIEGELSBERGERAus drei Gründen. Erstens wissen wir, dass es eine Qualitätsgrundlage ist, wenn ich mich dazu bekenne, regionale Lebensmittel zu konsumieren, und das, was vor der Haustüre wächst, schätze. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Geschmack deutlich besser ist. Zweitens: Damit werden auch die regionalen Wirtschaftskreisläufe gefördert. Und der dritte Punkt ist das Klimathema. Regionale Produkte bedeuten weniger Verpackung und kürzere Transportwege.
Spüren Sie dieses gesteigerte Bewusstsein in der Gastronomie? Hören Sie öfter die Frage: Woher kommt denn das?
BAUMSCHLAGERJa, auf jeden Fall. Und wenn wir dann zum Beispiel auf die Frage, woher denn der Honig komme, antworten: „Aus unserem Wald“, dann kommt das sehr gut an. Oder hier dieser Topfen, der ist mit Kernöl aus Sierning gemacht. Mittlerweile gibt’s eh überall alles, man muss es nur suchen.
Avocados, Quinoa, Granatäpfel und Co. findet man hierzulande allerdings nicht auf natürlichem Wege. Viele wollen aber genau diese Produkte essen, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie als gesundheitsförderndes „Superfood“ bekannt sind. Was hat die Region hier als Alternative zu bieten?
HIEGELSBERGERSehr viel! Aus wissenschaftlichen Untersuchungen weiß man, dass vor allem Gemüsesorten, die bei uns wachsen, genau jene Inhaltsstoffe haben, die wir hierzulande brauchen. Deshalb ist zum Beispiel Wintergemüse ein wichtiger Schwerpunkt bei uns. Außerdem hat Oberösterreich eine hervorragende Ölqualität in allen Bereichen zu bieten, egal ob Hanf-, Raps-, Distel-, Kürbiskern-, Sonnenblumen- oder Leinöl.
BAUMSCHLAGERDas Rapsöl ist kaltgepresst ja sogar gesünder als Olivenöl und man kann es in der Gastronomie sehr gut zum Braten und Frittieren verwenden.
Weil hier dieses Aroniagelee am Tisch steht – ist die Aroniabeere nicht auch ein regionales Superfood?
BAUMSCHLAGERJa, genau – ein wiederentdecktes Superfood. Mittlerweile spezialisieren sich immer mehr Landwirte auf zum Teil in Vergessenheitgeratene Produkte und so ist man auch wieder auf die Aroniabeere zurückgekommen – davon gibt’s Säfte, Gelee und sogar einen Schnaps von Hans Reisetbauer.
HIEGELSBERGERIn Vergessenheit geratene Produkte wiederzubeleben, ist ein großes Thema! Eingelegtes Gemüse, Tomatenraritäten, alte Apfelsorten oder die Vielfalt an Käsesorten – früher gab es einen Schaf- und einen Ziegenkäse, heute gibt es ganz viele verschiedene Sorten davon.
Was sind denn für Sie die typischen oberösterreichischen Genussprodukte?
HIEGELSBERGERGanz eindeutig die Knödel. Außerdem sind wir das Schweinebundesland Nummer eins, also zählt natürlich der Schweinsbraten dazu, das Schnitzel in allen Varianten. Nicht zu vergessen der Most und das Bier. In diesen Bereichen sind wir sehr stark und haben fast ein Alleinstellungsmerkmal in Österreich.
Oh, und was ist mit der steigenden Anzahl der Vegetarier?
HIEGELSBERGERDie sind genauso herzlich willkommen in Oberösterreich. Neben der Fleischproduktion wächst in Oberösterreich eine breite Vielfalt an Gemüsesorten und Obstkulturen – denken Sie an Spargel, Marillen, Nüsse, Wein. Diese Breite nimmt laufend zu, weil sie ja Gott sei Dank auch verlangt wird.
Setzen demnach immer mehr Landwirte auf Gemüseanbau anstelle der Viehzucht?
HIEGELSBERGERNein, das würde auch nicht funktionieren – es kann nicht in jeder Gemeinde fünf Gemüsebauern mit Direktvermarktung geben.
BAUMSCHLAGERDas regelt sich aber eh untereinander. In Sierning haben wir zum Beispiel zwei Jungbauern, die Kernöl erzeugen. Ich beziehe das Kernöl von beiden, einmal beliefert mich der eine, einmal der andere, die machen sich das selbst aus. Auch beim Spargel aus Eferding wechseln sich zwei Bauern ab.
HIEGELSBERGERWas man auch nicht ausblenden darf: Die Wertschöpfungskreisläufe müssen funktionieren. Es geht natürlich nicht, dass zehn Bauern nebeneinander Schweinefleischdirektvermarktung anbieten. Ich bin ein Verfechter davon, dass Orte ein gewisses Regionsgefüge brauchen, damit der Kreislauf zwischen Landwirtschaft und Gewerbe funktionieren kann.