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Zukunftsmarkt Vietnam

Bereits seit einigen Jahren wird Vietnam als das neue China mit niedrigen Löhnen und einer aufstrebenden Mittelschicht bezeichnet. Investoren aus Österreich sind den Lockrufen in den langgestreckten südostasiatischen Küstenstaat bisher aber nur zaghaft gefolgt. Nun ist mit dem Backgrundstoffhersteller Backaldrin ein großes oberösterreichisches Unternehmen mit einer Produktion auf dem Sprung nach Fernost. Die Erwartungen sind groß. Ein Überblick über den Zukunftsmarkt Vietnam.

Rund 30 österreichische Unternehmen haben eine Niederlassung in Vietnam, teilweise in Form von Vertriebsbüros oder Produktionsstätten. Letztere könnten bald um eine mehr werden: Der Backgrundstoffhersteller Backaldrin mit Firmensitz in Asten plant den Bau einer Produktion in Vietnam. „Vietnam scheint für uns als Basis für den asiatischen Markt perfekt“, sagt Harald Deller, Geschäftsführer von Backaldrin International The Kornspitz Company, über die Pläne.

Günther Sucher, seit über zwei Jahren Wirtschaftsdelegierter in Bangkok und auch zuständig für den Vietnam, bezeichnet das Timing von Backaldrin als genau richtig: „Auf Grund der aktuellen Wachstumsdynamik und der damit steigenden Mittelschicht ist es ein guter Zeitpunkt für Unternehmen, sich den Markt für Konsumgüter anzuschauen.“ Vietnam ist schon seit einigen Jahren ein sehr dynamischer und damit zukunftsträchtiger Markt, in den vergangenen fünfzehn Jahren gab es ein jährliches Wirtschaftswachstum von rund sechs Prozent und mehr. Die Kaufkraft von den über 93 Millionen Einwohnern steigt laufend. 2016 etwa ist der Wert der im Inland konsumierten Güter und Dienstleistungen um fast sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Bisher dominiert der Maschinenbau mit fast einem Drittel aller österreichischen Lieferungen. Viele Exportaufträge seien laut Sucher auch von öffentlichen Auftraggebern geprägt. Die Beteiligung von Österreich an zinsbegünstigten Krediten an Schwellenländern mit sehr langen zahlungsfreien Perioden und Kreditlaufzeiten hätten dazu beigetragen, dass einige österreichische Firmen – darunter vor allem Spitalsaufträge – gut ins Geschäft gekommen sind. „Das Abkommen wird noch in den nächsten zwei Jahren abgewickelt, was danach passiert, wissen wir noch nicht“, so Sucher.

„Vietnam scheint für uns als Basis für den asiatischen Markt perfekt und daher planen wir den Bau einer Produktionsstätte.“

Harald DellerGeschäftsführer, Backaldrin

Neben dem Konsumgüterbereich sieht Sucher gute Chancen für österreichische Unternehmen besonders in den Bereichen Infrastruktur, Energie und Umwelt. Österreichische Exporte sind mit knapp 180 Millionen Euro im Jahr 2016 insgesamt noch recht niedrig. Vietnam ist damit nur der 58. wichtigste Warenexportmarkt für Österreich. Die Exporte sind aber im Laufe der vergangenen Jahre enorm gestiegen und werden weiter steigen, ist Sucher überzeugt: „Ich bekomme immer mehr Anfragen von Firmen aus Österreich, die Interesse am vietnamesischen Markt haben.“ Und genau deswegen ist für Backaldrin jetzt die richtige Zeit, eine Produktion in Vietnam zu bauen: „Jetzt hält sich der Mitbewerb noch in Grenzen. Die kommunistische Regierung hat sich in den vergangenen Jahren extrem weiterentwickelt und den Wirtschaftsmarkt für ausländische Firmen geöffnet. Wenn man jetzt warten würde, kommen andere und dann ist es zu spät.“ Backaldrin ist bereits seit zwei Jahren mit einem Partner in Vietnam tätig, die Produkte dafür kommen aus der Produktion in Jordanien. Nun plant man eine Produktion in Form eines Joint-Ventures mit dem Partner. Die Produktionsstätte in Jordanien wird zu klein. Aufgrund der geopolitischen Ereignisse in den arabischen Ländern, wo der Umsatz in Ländern wie dem Jemen oder Syrien auf null gefallen ist, müsse Backaldrin die Strategie ändern: Mittlerweile werden von Jordanien aus knapp 40 Märkte betreut und man will nun auch eine Produktionsstätte in Asien. Für das oberösterreichische Unternehmen wäre es der weltweit achte Produktionsstandort. Erst im Herbst 2017 eröffnete der Kornspitz-Produzent seinen siebenten und gleichzeitig drittgrößten im Firmenimperium in Moskau. Weiters produziert Backaldrin neben dem Firmensitz in Asten und den bereits erwähnten Werken in Jordanien und Moskau noch in Kapstadt, Kiew, Toluca in Mexiko und Winterthur in der Schweiz. Das Familienunternehmen beschäftigt weltweit rund 870 Mitarbeiter.

Anreize für Investoren

Agrarlandesrat Max Hiegelsberger begrüßt die Entscheidung von Backaldrin, die Fühler nach Fernost weiter auszustrecken: „Backaldrin war in der Vergangenheit schon öfters Türöffner für neue Märkte. Wenn jemand vor Ort zu produzieren anfängt, dann wird der Markt meist auch für andere interessant.“ Exportfirmen im Agrarbereich beobachten den Vietnam ständig. Inzwischen hätten 24 österreichische Unternehmen aus dem Agrarbereich das Veterinärprotokoll vollzogen, um nach Vietnam liefern zu können. „Sehr oft scheitert es aber noch am Preis“, weiß Hiegelsberger. Mit den aktuellen Produktionsmengen könnten die Unternehmen im Agrarbereich auch nicht wirklich intensiver in neue Märkte gehen, aber Firmen müssten für Veränderungen vorbereitet sein: „Es fallen immer wieder Märkte weg und daher müssen sich Unternehmen im Export breit aufstellen und stets nach neuen Ländern Ausschau halten.“ So hätte man etwa auch für den ausgefallenen russischen Markt Ersatzländer, gefunden wie zum Beispiel China im Milchbereich oder Südkorea im Schweinefleischbereich. Vietnam ist laut Sucher neben dem guten Wirtschaftswachstum auch ein günstiger Standort wegen seiner stabilen politischen Rahmenbedingungen. Das Land ist mittlerweile sehr gut vernetzt durch Handelsabkommen – im Laufe des Jahres 2018 wird auch ein Freihandelsabkommen mit der EU in Kraft treten. Es sei das umfassendste Freihandelsabkommen, das die EU jemals mit einem Entwicklungsland abgeschlossen hat. Das kommunistische Land hat sich für den Weltmarkt geöffnet. Für ausländische Investoren gibt es nun Anreize in Form von Sonderwirtschaftszonen mit steuerlichen Begünstigungen. Backaldrin hat sich in solch einer Sonderwirtschaftszone im Norden des Landes in der Nähe des Flughafens mit einer guten Infrastruktur ein Grundstück mit 15.000 Quadratmetern ausgesucht. Die Zeichen stehen auf dem baldigen Bau der Produktion – eine letzte Sondierungsreise fand bereits statt, die weitere Planung läuft.

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