Wer wird mich eines Tages betreuen?
Auch wenn das jetzige System funktioniert: Die aktuellen Modelle zur Betreuung alter Menschen werden irgendwann nicht mehr ausreichen. Der demografische Wandel fordert innovative Lösungen von der Gesellschaft und Politik – aber auch mehr Eigeninitiative von den Bürgern.
Die Zahl der Personenbetreuer in Oberösterreich steigt weiter. „Wir haben derzeit ein Wachstum von fünf bis zehn Prozent an Betreuern, 90 Prozent davon sind Frauen“, sagt Bernhard Eckmayr von der Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung der Wirtschafskammer Oberösterreich. Pro Jahr bedeutet das in absoluten Zahlen 300 bis 500 Pflegekräfte mehr. Tendenz steigend. Denn die Alterung der Gesellschaft ist keine Bedrohung mehr, sie ist ein Faktum geworden: 2030 werden die Über-50-Jährigen in Österreich mehr als 43 Prozent der Bevölkerung stellen, und die Über-60-Jährigen mehr als 30 Prozent.
Eigeninitiative gefordert
Auch wenn er die aktuelle Lösung der 24-Stunden-Pflege mit selbständigen Pflegekräften als gut und altenfreundlich erachtet, müsse sich etwas ändern, sagt Eckmayr. „Denn wir wissen natürlich nicht, ob es dauerhaft ausreichend Personen für die Pflege gibt, und das auch mit staatlichen Förderungen finanzierbar ist“, sagt er und fordert ein Umdenken. „Ich glaube aber, dass von Seiten der Politik dazu momentan nicht das Interesse da ist, weil die klassischen Varianten noch ganz gut funktionieren“, erklärt er. Auch in der Bevölkerung sei kein Bewusstsein vorhanden – das müsse sich ändern. „Altersvorsorge ist oft ein Tabuthema, es bringt nichts, wenn ich mir erst mit 80 Jahren Gedanken darüber mache, dann kann es schon zu spät sein.“ Wolle man einen alternativen Weg einschlagen, gelte es, selbst aktiv zu werden.
Eine Tendenz in diese Richtung kann David Mock, Trendanalyst des Zukunftsinstituts in Wien schon erkennen. „Die neue silberne Generation lässt sich nicht mehr mit Senioren-Produkten und Senioren-Angeboten bedienen, das gilt auch für das Wohnen“, sagt er. Nachbarschaftliches, generationsübergreifendes Zusammenleben führe zu neuen selbstgewählten „Großfamilien“ außerhalb von traditionellen Strukturen, die nicht miteinander verwandt sein müssen. „Dazu passt, dass der Megatrend der Individualisierung sich zu einer neuen Wir-Kultur entwickelt – man sucht wieder die Gemeinschaft, unterstützt durch die neuen technischen Möglichkeiten der Vernetzung. Generell würde die Veränderung der demografischen Mehrheiten auf dem Markt auch die Wirtschaft verändern. „Getragen wird dieser Wandel von älteren Menschen, die aus ihrem Leben mit all seinen Krisen gestärkt hervorgegangen sind und als Freeager ihr Leben gestalten“, sagt er. „Die neuen Alten trauen sich also auch mehr zu als Seniorenreisen und die treue Abnehmerschaft für Schmerzmittel, hautverjüngende Cremes und Haftcreme für die dritten Zähne“.
Neue Möglichkeiten durch Digitalisierung
Lösungsmöglichkeiten könnten auch die zukünftige Digitalisierung und der technische Fortschritt liefern. „Ein zukünftiger Trend wird sein, dass die eigene Wohnung stark elektronisch mobilisiert wird, ich denke da an die Entwicklungen im Smart-Home-Bereich“, sagt Viktoria Tischler, Geschäftsführerin des Oberösterreichischen Hilfswerks. „Aus der Ferne bedienbare Lifte, höhere Barrierefreiheit und andere vereinfachte Prozesse könnten entlasten“, sagt sie. Das Hilfswerk bietet fachkräftige Unterstützung für pflegebedürftige Menschen zu Hause – auch hier merke man eine steigende Zahl der Anfragen. Auch Tischler sieht einen Trend zur Entwicklung von neuen Formen der Betreuung. „Bereits jetzt gibt es Generationenhäuser, in denen betreutes Wohnen für ältere Menschen, aber auch normale Wohnungen für Familien angeboten werden“, sagt sie. Ein erfolgreiches Modell ist etwa das Lebenshaus Oberneukirchen – schon seit 2003 leben dort Jung und Alt unter einem Dach. Vorstellbar seien auch Senioren-WGs, in denen sich alte Menschen gegenseitig unterstützen.
„Wir leben in einer einsamen Singlegesellschaft, solche neuen Lebensformen können älteren Menschen Familienersatz bieten“, sagt Eckmayr. Unabhängig von der Wohn- und Betreuungsform rät er allen älteren Menschen dazu, rechtzeitig eine Vorsorgevollmacht zu errichten. „So kann ich mit Hilfe eines Notars relativ genau festlegen, wer mich einmal betreuen soll, und wie sich um mein Einkommen gekümmert werden soll“, meint er. _
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David denkt … bunt statt schwarz-weiß, bitte!
Klimaschutz. Im Moment scheidet kaum ein Thema so sehr die Geister wie die
Diskussion um eine nachhaltige Lebensweise und auch daru?ber, was sie wirklich
bedeutet. Im Großen, auf der internationalen politischen Bu?hne. Wie auch im Kleinen,
wenn verschiedene Meinungen im Alltag aufeinander krachen. Etwa wenn Menschen,
die im Auto auf dem Weg zur Arbeit sind, schnell rotsehen, wenn „Klimakleber:innen“
mit ihrem gru?nen Ansinnen die Straße blockieren. Zu ernsthaften Kollisionen kam es
zum Glu?ck (noch) nicht – liegt wohl an den orangen Warnwesten –, dennoch sind sie
nur eine Frage der Zeit.
Doch eine lebenswerte Welt fu?r morgen entsteht nur dann, wenn entlang verhärteter
Konfliktlinien die Positionen verhandelbar bleiben – und zwar auf beiden Seiten. Wie
viele bunte Akzente wir in diesem schwarz-weißen Denken setzen wollen und können,
muss jede:r fu?r sich entscheiden. Statt uns selbst gru?n und blau zu ärgern, haben wir
uns dazu entschieden, genau dafu?r in diesem Kapitel einige Farbtupfen in Form von
Vorbildern, Meinungen und neuen Trends fu?r euch einzufangen. Viel Spaß beim Lesen!
Susanna sagt … Bewegung
Ich schreibe gerade im Stehen. Das liegt an meiner Uhr. Die piepst und vibriert, wenn
ich zu lange in Sitzposition verweile. Eigentlich sollte ich im Gehen schreiben, denn von
den 10.000 Schritten bin ich wortwörtlich meilenweit entfernt. Super, dass uns die
Digitalisierung nun so wunderbare Innovationen gebracht hat, damit wir uns gesu?nder
verhalten. Oder? Physiotherapeut Gernot Schweizer sieht das nicht ganz so super. „Wir
werden immer digital dementer und digital gefu?hlloser“, warnt er. Und meint damit, dass
wir verlernt haben, auf unseren Körper zu hören. Dabei wu?sste der sehr genau, was wir
brauchen. Ja, das wu?ssten wir generell. Wir wu?ssten auch, dass unser Gesundheits- und
Pflegesystem dringend Veränderungen brauchen. An Konzepten wu?rde es auch gar nicht
mangeln. Aber solange es uns selbst nicht betrifft, bleiben wir mal lieber sitzen. Okay.
Fangen wir bei uns selbst an. Ich geh dann mal ein paar Schritte – bis zur Kaffeemaschine
(Die Uhr schweigt. Und meinen Körper bringe ich selbst zum Schweigen – denn der sagt
mir eigentlich, dass ich schon genug Tassen fu?r heute hatte.)
Melanie meint .. es soll „menscheln“
New Work – ein Buzzword, das mittlerweile fast
schon abgedroschen wirkt. Meint es nur Homeoffice
und neuartige Bu?rokonzepte, verfehlt es auch
seine eigentliche Intention: Die Arbeitswelten fu?r
alle so gestalten, dass wir uns entfalten können,
gleichberechtigte Teilhabemöglichkeiten haben
und den Puls der Zukunft fu?hlen. Ich persönlich
wu?nsche mir, dass es dabei „menschelt“ und wir
unsere individuellen Bedu?rfnisse an unsere Jobs
mit all dem in Einklang bringen können, was uns
als Gesellschaft voranbringt. Inspirationen gefällig?
Einfach weiterblättern und staunen!
Valentin vertieft: Karrierefaktor Grillabend
Achtung, dieses Gedankenspiel du?rfte wohl vielen nicht gefallen: Schon bald
könnte es sein, dass viele hochqualifizierte Akademiker:innen umschulen mu?ssen
– um in Fabrikhallen oder handwerklichen Betrieben zu schuften. Denn während
Juraexamen und medizinische Zulassungspru?fungen fu?r ChatGPT schon jetzt kaum
noch ein Problem sind und die KI auch beim Erschaffen von kreativen Texten und
Kunstwerken den Menschen längst Konkurrenz macht, werden komplexe physische
Arbeiten auf absehbare Zeit unersetzbar bleiben. Die Entwicklung entsprechender
Roboter kommt der ständig steigenden Leistungsfähigkeit der KI nicht hinterher.
Möglicherweise werden geschickte Handwerker also bald die besten Karriere– und
Aufstiegsmöglichkeiten haben. Wer weiß?
Sicher ist hingegen, dass menschliche Interaktion und direkter Kundenkontakt in
Zukunft noch wichtiger werden. Dort kann die KI nicht mit uns mithalten. Soziale
Kompetenzen und menschliches Gespu?r gewinnen also an Bedeutung und
entwickeln sich zu den wichtigsten Skills. Und die lassen sich bekanntlich am besten
schulen, indem man Zeit mit seinen Mitmenschen verbringt, zuhört, plaudert, streitet,
diskutiert, flirtet. Ein Faktor, den es zu bedenken gilt, wenn du das nächste Mal vor
der Entscheidung stehst, einen lauen Sommerabend lieber weiterbildend vor dem
Bildschirm oder mit Freund:innen bei einem gemu?tlichen Grillabend im Garten zu
verbringen. Fu?r die Karriere könnte langfristig zweiteres förderlicher sein.
Melanie meint … manchmal wäre ich gerne ein Drogenboss!
Denn dann hätte ich ein exaktes Verständnis davon, wie ich erfolgreich führe, dabei agil und flexibel bleibe und meine Netzwerke ständig innoviere und vorantreibe. Klingt komisch? Ist natürlich auch nur mit einem Augenzwinkern zu betrachten, aber mal ganz ehrlich – es gibt vieles, was wir von ungewöhnlichen Vorbildern für unseren Export und die Logistik lernen können. Neugierig geworden?
NICOLE, wie erreichen wir unsere Ziele?
Es sind die letzten 200 Meter beim Ironman. Dann spürt Nicole Hinum das, wofür sie so brennt: „Da läuft alles wie in Zeitlupe ab. Der Gedanke: Ich hab das jetzt wirklich geschafft! Da ist es nun, das große Ziel. Und der Beweis, dass ich alles schaffen kann, wenn ich es wirklich will.“ Ihr Antrieb? Ihre Leidenschaft. Mit genau dieser begleitet sie auch Unternehmen dabei, ihre Ziele mit einem klaren, starken Markenkern zu erreichen.
BETTINA, wie erfinden wir das Rad neu?
Der Arbeitsmarkt hat sich gedreht. Hin zum Arbeitnehmermarkt. Vor allem in der Technik- und IT-Branche können sich die Talente heute aussuchen, wo und auch wie sie arbeiten möchten. Mit alten Methoden gewinnt man diese Menschen daher nicht mehr. Bettina Kern, Gründerin und Geschäftsführerin von KERN engineering careers, weiß, wie sich das Rad trotz Fachkräftemangels weiterdreht und vor allem, wie es sich in Richtung Zukunft dreht. So viel vorweg: „Um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, müssen wir ordentlich in die Pedale treten!“
GERNOT, was bewegt uns (vorwärts)?
Die schlechte Nachricht zuerst: „Wir bewegen uns auf ein gesellschaftliches Desaster zu, weil wir so viel sitzen“, warnt Gernot Schweizer, Physiotherapeut, Fitness- und Konditionstrainer. Die gute Nachricht: „Es ist nie zu spät, um in Bewegung zu kommen.“
MICHI, was lernen wir vom Spitzensport?
Einen Plan B hatte sie nie. Brauchte sie auch nicht. Die Karriere von Ex-Skirennläuferin Michaela Kirchgasser ging stetig bergauf. 2018 beendete sie ihre Rennkarriere. Gewinnen kann sie seither aber immer noch, und zwar nicht nur bei Dancing Stars. Als Speakerin beim ersten Zauchensee-Summit gewinnt sie die Aufmerksamkeit der Teilnehmer:innen, wenn sie davon erzählt, worauf es ankommt, um die eigenen Ziele zu erreichen.
Auf den Punkt gebracht
Wie kann die Lehre gefördert werden? Für welche Personen ist es sinnvoll, eine Lehre zu machen? Und was möchte Monika Sandberger in ihrer neuen Führungsposition verändern? Wir haben die neue Geschäftsführerin der Initiative „zukunft.lehre.österreich.“ zum Karrieregedankensprung gebeten.
Schon mal was von „Perheystävällisyys“ gehört?
Ein Tipp: Es handelt sich dabei um etwas, das in Finnland besonders gelebt wird. Richtig, es ist die Familienfreundlichkeit! Was machen die Finn:innen denn besser, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht? Und was müsste sich in Österreich am Status quo verändern? Wir haben bei Eva-Maria Schmidt, Soziologin und Ethnologin am Österreichischen Institut für Familienforschung, nachgefragt.
Geschäftsidee gesucht, Sucht gefunden
Biobrote mit kreativen Namen wie Roger Roggen oder Krustav verbunden mit aufwendiger Handwerksarbeit sind in der heimischen Handelslandschaft nicht üblich. Ein IT-Experte und ein Projektmanager in der Backstube eigentlich auch nicht, doch für die verschwägerten Unternehmer Oliver Raferzeder und Stefan Faschinger ist das ihr täglich Brot. Nachdem die Anfangszeit von Brotsüchtig nahezu so hart war wie altes Gebäck, schnuppern sie momentan am Erfolgsduft, der ähnlich süß riecht wie frische Christine Croissants aus dem Ofen.
Niemals „business as usual“
In fünfzehn Jahren hat sich Feel Events von einem Studentenparty-Veranstalter zu einer großen Eventagentur und einem Lokalbetreiber mit vier Standorten in Linz entwickelt. Mittlerweile kann man mit dem hauseigenen Catering Good Karma Gastro große Events vollständig abdecken, dabei ist man immer auf der Suche nach dem besonderen Etwas. Das Motto der Gründer hat sich nie verändert: Alles, nur nicht normal.
„Ich habe schätzen gelernt, was Eltern alles leisten“
83 Prozent aller Kinder in Österreich werden in der Karenz nur von Frauen betreut. Was wäre ein möglicher Hebel, dies zu ändern? Ganz eindeutig: Es braucht Vorbilder. Und zwar Väter, die in Karenz gehen und selbst miterleben, welche Herausforderungen dies mit sich bringt und wie wertvoll die Zeit mit den eigenen Kindern ist. Einer davon teilt seine Erfahrungen mit uns.