
Ideen, die die Welt verändern
Vor rund zwei Jahren wurde sein Konzept fertiggestellt. Trotz seiner bisherigen kurzen Lebensdauer kann er bereits auf ein beachtliches Wissen zurückgreifen: der Patent Butler, den das Unternehmen ABP Patent Network aus Windischgarsten gemeinsam mit IBM entwickelt. Wir haben die spezialisierte Anwendung für den IP-Bereich zum Interview gebeten.
„Hallo, mein Name ist patentbutler.AI und ich begleite Unternehmen bei ihren Herausforderungen im IP-Wesen.“ Vielleicht würde er sich uns so vorstellen. Und so weit hergeholt ist dieses Szenario gar nicht, immerhin ist die patentbutler.AI eine KI-Anwendung, mit der man seit Kurzem auch über eine Oberfläche kommunizieren kann. Um ihn näher kennenzulernen, vertrauen wir trotzdem auf die menschliche Intelligenz. Daniel Holzner, Geschäftsführer von ABP Patent Network, schlüpft kurzerhand in die Rolle des digitalen Produkts und nimmt uns auf eine Reise durch seine Geschichte mit.
Lieber Patent Butler, beschreib doch mal deine Entstehungsgeschichte!
patentbutler.AI: Meine Ideengeber haben früh erkannt, dass Künstliche Intelligenz ein großes Potential in sich birgt und es für das IP-Wesen viele mögliche Anwendungsfälle gibt. Denn besonders in diesem Bereich müssen riesige Mengen an Informationen verarbeitet werden. Bei der Suche danach, wie dieses fachliche Know-how am besten implementiert werden kann, sind meine Entwickler auf IBM als Partner gestoßen. Die letzten 18 Monate bin ich stetig gewachsen. Vom Verständnis der fachspezifischen Sprache über Analyseaufgaben bis hin zur semantischen Suche und Verarbeitung von Millionen von Daten ist meine Entwicklung mittlerweile so fortgeschritten, dass ich nun auch klassische KI-Funktionalitäten wie Übersetzungen und Chataktivitäten anbieten kann. Alles natürlich umgelegt auf die fachspezifische Domäne des geistigen Eigentums.
Was waren die Visionen hinter deiner Gründung?
patentbutler.AI: Meine Gründer sind erfahrene Personen aus der IP-Domäne, vor allem aus dem Schutzrechtswesen. Sie haben erkannt, dass die Informationsflut in diesem Bereich rasant zugenommen hat und dass manche Arbeiten viel Zeit verschlingen, aber gleichzeitig wenig Beitrag zur Qualität des Ergebnisses liefern. Die Vision war, den Trend der Künstlichen Intelligenz bestmöglich zu nutzen und eine in Österreich entwickelte KI-Applikation für das IP-Wesen zu schaffen.
Was sind deine wichtigsten Fähigkeiten und Aufgaben?
patentbutler.AI: Ich leiste eine wichtige Übersetzungsarbeit für Entwickler, die sich in Unternehmen mit Forschung beschäftigen, aber keine Patentexperten sind. Für sie wandle ich Zeichnungen und Bilder in einen Text um, der der Patentsprache entspricht. Meine Fähigkeiten können im Austausch mit dem Wissen der Person, die mich bedient, immer weiter ausgebaut werden. Dieses Wissen vergleiche ich mit allen Patentveröffentlichungen weltweit. Ich kümmere mich einerseits um die Auffindung von relevanten Daten und andererseits darum, diese Daten noch schneller verarbeitbar zu machen und auf Relevanz zu prüfen. Ich bin also ein Full-Stack-Produkt, das R&D-, IP- und Rechtsabteilungen unterstützen kann.
Was zeichnet ein digitales Produkt wie dich aus?
patentbutler.AI: Auf jeden Fall die Datensouveränität. Meine Daten werden in eigenen Rechenzentren der ABP in Österreich verarbeitet und nicht weitergegeben. Dennoch besteht die Möglichkeit, mich in andere Systemlandschaften zu
integrieren.
Wer hat den größten Nutzen von deiner Verwendung?
patentbutler.AI: Philosophisch betrachtet all jene Personen, die Erfindungen oder Entwicklungen machen. Meine Endausbaustufe wäre, dass eine Erfinderpersönlichkeit mir von seiner oder ihrer Idee erzählt und ich prüfe, ob es bestehende Patente dazu gibt, und ein neues Patent für die Idee formuliere. Momentan profitiert aber jeder von mir, der eine große Menge an Daten, wie in einer Patentrecherche, verarbeiten muss.
Wie machst du das Leben deiner Nutzerinnen und Nutzer besser?
patentbutler.AI: Indem ich sehr umfangreiche und teilweise langatmige Aufgaben bei der Verarbeitung von Informationen abnehme oder diese schlichtweg reduziere. Dadurch kann ich meinen Nutzerinnen und Nutzern teilweise Tage oder Wochen an Arbeit ersparen.
Was war die größte Herausforderung in deiner bisherigen Laufbahn?
patentbutler.AI: Die größte Herausforderung war, dass mit meiner Entwicklung gestartet wurde, als sich die KI-Technologie noch am Beginn befand. Die Skalierung einer KI auf die Datenverarbeitung in einem sicheren Umfeld war eine Challenge. Immer am Puls der Entwicklungen zu bleiben, habe ich mir auf jeden Fall fest vorgenommen.
Was unterscheidet dich von anderen Produkten deiner Art?
patentbutler.AI: Die vertrauenswürdige Umgebung, in der ich laufe, und dass ich speziell auf einen Fachbereich ausgerichtet bin. Das unterscheidet mich von allgemeinen und öffentlich zugänglichen KI-Anwendungen.
Kannst du dich selbst in drei Worten beschreiben?
patentbutler.AI: Sicher, effizient, vertrauenswürdig.
Wie fühlt es sich an, so eine wichtige Rolle innerhalb von ABP Patent Network einzunehmen?
patentbutler.AI: Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die mir großen Spaß bereitet. Vor allem deshalb, weil es noch so großes Potential gibt und ich in der Produktlebenskurve erst am Anfang stehe. In den kommenden Jahren wird zum Beispiel die Multimodalität noch einiges an Möglichkeiten mit sich bringen. Deswegen blicke ich gespannt in die Zukunft.
Warum sollten die Menschen künftig auf dich setzen?
patentbutler.AI: Einerseits, weil wir speziell im deutschsprachigen Raum mit einem Fachkräftemangel konfrontiert sind, dem ich gezielt durch Steigerung der Effizienz entgegenwirken kann. Andererseits, weil die Informationsflut seit Jahrzehnten steigt. Ich kann helfen, Ressourcenengpässe in beiden Bereichen zu überwinden.
Was wünscht du dir für deine weitere Reise?
patentbutler.AI: Ich wünsche mir, dass ich weiterwachse und immer wieder die neuesten technologischen Möglichkeiten zur Verfügung gestellt bekomme. Der nächste Schritt wird das Angebot einer kombinierten Variante von mir. Das heißt, dass ich zwar im Rechenzentrum bleibe, aber in den Unternehmen in die eigene IT-Infrastruktur eingebaut werde und die Daten nur intern verarbeitet werden._
Redaktion
- Melanie Kashofer
Fotos
Gettyimages / Anna Dabranskaya;
Mario Riener